Mehr als 4/5 der in Entwicklungsländer lebenden Menschheit verfügen über weniger als 1/5 der weltweit erzeugten Nahrungsmittel und Dienstleistungen.
Innerhalb dieser Länder verfügen 20 % der Bevölkerung über 70 % der Einkommen.
1,1 Mrd. Menschen sind obdachlos. 1,3 Mrd. haben keinen Zugang zu sauberen Trinkwasser, 2,3 Mrd. Menschen verfügen über keine sanitären Einrichtungen, etwa 1/3 der im ökonomisch aktiven Alter sind arbeitslos. 800 Mio. Menschen leiden unter Hunger.
 
Unterentwicklung ist gekennzeichnet durch:
  • hohes Bevölkerungswachstum
  • mangelnde Faktorausbildung, d.h. ungünstige ökologische Bedingungen (Klima, Wüstenbildung, Wassermangel;) oder Mangel an wirtschaftlich nutzbarem Land.
  • hohe Agrarquote, d.h. der größte Teil der Erwerbstätigen ist in der Landwirtschaft tätig (häufig zur Sicherung des eigenen Lebensunterhalts)
  • niedriger Industrialisierungsgrad
  • mangelnde Infrastruktur
  • hoher Exportanteil an Rohstoffen
  • starke Abhängigkeit der gesamten Wirtschaft vom Weltmarkt (Exporterlöse, Staats- einnahmen, Löhne, Beschäftigte)
  • geringe Vielfalt der Export- und Produktionsstruktur
Folgende Faktoren = Ursachen der Unterentwicklung – müssen bei Betrachtung der Entwicklungsländerproblematik unbedingt einbezogen werden. Will man an eine zielführende Lösung des "Problems Entwicklungsländer" gehen, muss in jedem dieser genannten Bereiche der Hebel angesetzt werden:
  • Bevölkerungswachstum
  • Ernährung
  • Kriege / Rüstung
  • Verschuldung
  • Migration / Wanderung
  • Umweltzerstörung
  • Ressourcen / Rohstoffe

Bevölkerungswachstum:

In den letzten 40 Jahren hat sich die Weltbevölkerung von ca. 2,6 Mrd. auf 5,8 Mrd. Menschen mehr als verdoppelt. Zwar hat sich die Geburtenrate (Anzahl der Geburten je 1.000 Menschen) seit den 70-Jahren allmählich verringert, doch die absolute Geburtenzahl steigt weiterhin, weil die Sterblichkeitsrate sinkt.
Von diesem übermäßigen Bevölkerungswachstum besonders betroffen sind jene Regionen, die schon jetzt unter schweren wirtschaftlichen und ökologischen Problemen leiden.
Bereits im Jahr 2025 dürften 85 % der Weltbevölkerung im Süden leben. In Südasien und Afrika wird das Bevölkerungswachstum am Höchsten sein.
 
Notwendige Maßnahmen zur Verminderung des Bevölkerungswachstums wären:
  • das Haushaltseinkommen erhöhen
  • die Kindersterblichkeit senken
  • mehr Bildung und Berufstätigkeit der Frauen
  • Zugang zu Verhütungsmittel und Beratung
Ernährung:
Es kann davon ausgegangen werden, dass im Jahr 2050 die Weltbevölkerung auf mehr als 10 Mrd. Menschen angestiegen sein wird. Bereits heute aber hungern schon etwa 800 Mio. Menschen.
Eine Ernährung all dieser Menschen erscheint mir als persönlich als Wunschtraum. Natürlich kann durch innovative Technologien (Gentechnologien) eine Verbesserung der Versorgungslage herbeigeführt werden. Dies würde aber wahrscheinlich wieder zu Lasten der bereits sehr mitgenommenen Umwelt gehen:
…. Contra Gentechnologie in der Landwirtschaft:
  • Schätzungen zufolgen können 20 % der gentechnischen veränderten Nutzpflanzen eigenständige Populationen außerhalb bewirtschafteter Gebiete aufbauen.
  • Folgen davon: verstärkte Unkrauteigenschaften, negative Effekte auf Lebensgemeinschaften wie z.B. auf Bestäuber, den Boden, Bodenprozesse.
  • die unkontrollierte Ausbreitung der Gen-Populationen bedeutet Gefährdung geschützter Arten;
  • Ergebnisse, welche mit Genpflanzen wie z.B. in der Gemäßigten Zone erzielt wurden, werden in einer anderen Klimazone wie z.B. den Tropen nicht erzielt werden können.
  • Über kurz oder lang werden sich auch gegen diese resistenten Genpflanzen Unkräuter und Schädlinge entwickelt haben. Neues Saatgut muss wieder entwickelt werden. Chemische Schädlingsbekämpfungsmittel sind in erhöhtem Ausmaß erforderlich.
  • Effektive, biologische Schädlingsbekämpfungsmittel können durch Gen-Einsatz vernichtet werden;
  • Es ist stark zu bezweifeln, ob vorrangiges Ziel des Einsatzes von Gen-Saatgut / Pflanzen die Eindämmung des Welthungers ist: Gentechnik wird von den Industrieländern gemacht. Dabei basieren die patentierten, gentechnisch veränderten Nutzpflanzen häufig auf biologischen Ressourcen, die aus den armen, südlichen Ländern stammen und bisher kostenlos zu Forschungs- und Züchtungszwecken an die Industrienationen abgegeben wurden.
 
Kriege / Rüstung:
Einen erheblichen Teil ihres Staatsbudgets stecken diese Länder in die Rüstung. Geld für Bildung, Gesundheit, soziale Versorgung ist nicht mehr vorhanden.
Aufgerüstet wird, um Kriege zu führen. Wird in diesen benachteiligten Ländern noch Krieg geführt, stehen mit einem Schlag Millionen Menschen vor dem Nichts.
Verantwortlich für die Hungerkatastrophen sind oft ständige Bürgerkriege.
 
Verschuldung:
Seit Beginn der 70iger Jahre traten in den Zahlungs- und Handelsbilanzen der Entwicklungsländer Defizite auf, die in den Folgejahren immer stärker anwuchsen. Allein für den Schuldendienst aus der Auslandsverschuldung der Entwicklungsländer sind nach Daten des IWF 1993 174,3 Mrd. US-$ abgeflossen, darunter etwa 75 Mrd. US-$ für Zinszahlungen.
Zur hohen Verschuldung der Entwicklungsländer haben die Industrienationen maßgeblich beigetragen:
Als Mitte der 70er Jahren die Konjunktur in den reichen Industrieländer erstmals seit dem Krieg einen spürbaren Rückgang erlebte, der sich besonders deutlich durch Einbußen bei den Exporten in andere Industrienationen bemerkbar machte, wurden verstärkt Export- anstrengungen in Länder der 3. Welt unternommen.
Dazu kam, dass das durch die wesentlich erhöhten Erdölpreise angesammelte Geld in den OPEC-Ländern von diesen bei europäischen Banken veranlagt wurde. Diese stellten den Entwicklungsländer dieses Geld (mit Zuschüssen von Entwicklungshilfegeldern) zu relativ günstigen Bedingungen zur Verfügung.
Als Auflage machten sie den Entwicklungsländern den Import von Waren und Technologien aus den Geberländern.
 
Gründe für die zunehmende Verschuldung:
  • Importe auf Kreditbasis
  • Abzug der Gewinne (anstatt Investitionen) durch transnationale Konzerne
  • Kapitalflucht (anstatt Investitionen) der vermögenden Schichten
  • Schwankungen der Rohstoffpreise
  • Zinsenexplosion in den 80er Jahren (Anstieg des Dollarkurses)
  • ständige Verschlechterung der "Terms of Trade" (= internationale Austauschverhältnis unter Einbeziehung von Import- und Exportpreisen von Waren und Dienstleistungen. Eine Verschlechterung tritt ein, wenn die Importpreise steigen oder die Exportpreise sinken.)
Migration / Wanderung:
In Ländern der 3. Welt herrscht extreme Landflucht. Die Menschen siedeln sich in der Stadt an, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Sie erwarten sich eine Wohnung und einen Arbeitsplatz. Oft bekommen sie keines von beiden. Am Stadtrand bilden sich Slums, die eine weitere Verstädterung bedeuten. Die Stadt ist nicht im Stande, die Infrastruktur der steigenden Bevölkerungszahl anzupassen – extremes Müllproblem, Seuchen entstehen, usw.
In 3.-Welt-Staaten, in denen Bürgerkriege oder Hunger- und Dürrekatastrophen herrschen, flüchten die Menschen massenweise in ein Nachbarland. Meist herrscht aber im Zufluchtsland auch Armut und Überbevölkerung. Die Folge sind dann auch wieder oft Bürgerkriege.
Wenige haben die Möglichkeit in ein Industrieland einzuwandern, da dort oft sehr strenge Einwanderungsbestimmungen vorherrschen. Dies ist sicher jedoch nur ein verschwindender Teil.
 
Umweltzerstörung:
Eine Folge der übermäßigen Verschuldung und der Bevölkerungsexplosion in den Entwicklungsländern ist die immer schneller fortschreitende Umweltzerstörung. Regenwälder werden abgeholzt, einerseits um das Tropenholz an die Industrienationen zu exportieren, andererseits um Ackerland (nur für 2-3 Jahre) zu gewinnen (-angebaut wird dann auch in erster Linie für den Export wie etwa Baumwolle – und nicht zur Versorgung der eigenen Bevölkerung) oder um Wohnraum für die Bevölkerung zu schaffen.
Durch die starke Verstädterung, die rücksichtslose Industrialisierung und Abholzung der Wälder ist es sehr wahrscheinlich, dass unser Weltklima aus dem Gleichgewicht kommen wird.
 
Ressourcen / Rohstoffe:
1/5 der Weltbevölkerung verbraucht ¾ aller Rohstoffe.
Die Industrienationen beziehen einen Großteil der Rohstoffe aus den Entwicklungsländern. Die reichen Industrienationen haben die Entwicklungsländer mit Gewährung von Krediten ab den 70er Jahren in ein extremes Abhängigkeitsverhältnis gebracht. Den Preis für die Rohstoffe bestimmen die Industrienationen – möglichst niedrig: Die Entwicklungsländer sind gezwungen, immer mehr Rohstoffe zu billigsten Preisen an die Industrienationen abzugeben. Auch im Gegenwert für importierte Technologie müssen diese Länder mehr Rohstoffe liefern.
Diese Rohstoffe werden in den Industrienationen verarbeitet und die gefertigten Produkte wieder möglichst teuer auch in die Entwicklungsländer exportiert.
 
Entwicklungspolitik und Entwicklungshilfe:
Entwicklungszusammenarbeit ist eine über bloße Geber- und Empfängerposition hinausgehende umfassende Kooperation, die zu einem späteren Zeitpunkt dann auch eine technologisch anspruchsvollere Wirtschaftskooperation zulässt.
Entwicklungspolitik bildet den theoretischen Hintergrund für konkrete Hilfsprojekte.
Entwickeln heißt: sich wandeln, Fortschritte machen, usw. In vielen Entwicklungsländern erfolgte anstelle einer "Entwicklung für alle" eine "Auseinander-Entwicklung", d.h. die Unterschiede zwischen den Reichen und die Armen nehmen verstärkt zu.
Der Großteil der Industrieländer hat sich der von der UNO vorgegebenen Entwicklungspolitik angeschlossen und sich zur jährlichen Zahlung von 0,7 % des Bruttonationalproduktes für Projekte der Entwicklungshilfe verpflichtet.(Österreich: 0,3 % der BNP, Schwerpunkthilfe in Ruanda, Äthiopien, Burkina Faso, Mosambik und Uganda, die Kap-Verde-Inseln, Bhutan und Nicaragua.)
 
Negative staatliche Entwicklungshilfe:
  • Hilfsgelder wurden / werden oft von Herrschern, korrupten Beamten und Militärs für Eigenzwecke verwendet.
  • Permanente Nahrungsmittelhilfe zerstörten die Subsistenzwirtschaft und förderten die Abhängigkeit. Die Bauern erzielten mit ihren eigenen Produkten auf den lokalen Märkten keine sinnvollen Preise mehr. Daher: Nahrungsmittelhilfen sind nur in Katastrophenfällen wirklich hilfreich!!!
  • Nicht abgestimmte Entwicklungsprojekte zerstörten traditionelle Krisenmechanismen. Bsp.: Nomaden reduzieren im Krisenfall ihre Bedürfnisse auf ein Minimum. In der Sahelzone wurde den Nomaden mit der Bohrung von Tiefbrunnen eine trügerische Sicherheit mit ewig verfügbarem Wasser signalisiert. Folge: Die Nomaden vergrößerten ihre Rinderherden. Viehverbiss an den wenigen Pflanzen verstärkte sich. Als die Brunnen versiegten, blieb nur die Abwanderung in bereits übervölkerte Regionen (=Wüstenbildungen); Weitere Folge: Bürgerkriege;
  • Entwicklungshilfe nutzte in erster Linie auch den Geberländern: Hilfsgelder als Kredite waren oft an den Einkauf von Waren im Geberland gebunden, und so diente der Warenexport der Arbeitsplatzsicherung in den Geberländern.
Mindestens so effizient als staatliche Entwicklungshilfe sind die nichtstaatlichen Institutionen, wie etwa Caritas, Rotes Kreuz, SOS-Kinderdörfer, amnesty-international und auch aktuell z.B. die Vereinigung der Ärzte! Weiters sind auch unbedingt kirchliche Institutionen zu erwähnen, welche sicher auch eine hervorragende Arbeit leisten.
Man sollte sich immer genau überlegen, welcher Institution man das Vertrauen schenkt, da eine etwaige Spende auch genau das Gegenteil berwirken könnte!!!

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