Was ist Mastitis?
Die Mastitis ist eine Euterentzündung der Milchdrüse, die durch eine Verletzung, chemische Reizung oder, am häufigsten durch eine Infektion mit Mikroorganismen, meist Bakterien verursacht wird.
Die Entzündungsreaktion stellt eine Art Schutzmechanismus dar, der dazu dient, die an der Infektion beteiligten Mikroorganismen zu eliminieren, deren Toxine zu neutralisieren und dabei zu helfen, die beschädigte Milchdrüse möglichst wieder in ihre ursprüngliche Funktion zurückzursetzen.
Eine Infektion der Milchdrüse findet statt, nachdem mastitiserregende Mikroorganismen in den Strichkanal eingedrungen sind, sich in den Milchproduzierenden Zellen vermehrt haben und Toxine absondern. Die Gegenwart von Bakterien, Toxinen und anderen Komponenten löst eine Serie von immunologischen Reaktionen aus, in deren Folge Leukozyten (weiße Blutzellen) aus dem Blut in die Milch abgegeben werden, um dort die eingedrungenen Mikroorganismen zu zerstören. Flüssige Bestandteile, wie Blutserum oder Lymphe, sickern ebenfalls in das infizierte Viertel, um die toxischen Ausscheidungen der Bakterien zu verdünnen.
Grundsätzlich können die Infektionen in Abhängigkeit vom Grad der Entzündung als subklinisch oder klinisch eingestuft werden.

Subklinische Mastitis:
Dies ist die am häufigsten vorkommende Form von Euterentzündung. Sie kann jedoch nicht durch alleinige visuelle Kontrolle des Euters, oder der Milch erkannt werden, da beides unauffällig erscheint. Eine subklinische Mastitis ist eine versteckte Erkrankung, die normalerweise weder vom Herdenmanagment noch vom Melker erkannt wird. Sie kann jedoch mit Hilfe unterschiedlicher Untersuchungsmethoden nachgewiesen werden, bei denen entweder die verursachenden Mikroorganismen nachgewiesen oder die somatische Zellzahl ermittelt werden. Diese Form der Mastitis hat die größte Bedeutung, weil sie die größten ökonomischen Schäden verursacht, und zwar durch eine verminderte Milchproduktion, eine Verschlechterung der Milchqualität und monetäre Qualitätsabschläge.
Eine subklinische Mastitis birgt selten die Gefahr, der Zerstörung des Eutergewebes oder des Verlustes der Kuh. Aufgrund des latenten Verlaufs bemerken viele Milcherzeuger das Ausmaß des Milchverlustes genauso wenig wie den möglichen Umfang der Verbreitung der Infektion in der Herde.
Die Bakterienarten, die am häufigsten mit dieser Mastitisform einhergehen, sind Staphylokokken und Streptokokken.

Klinische Mastitis:
Diese Form ist gekennzeichnet durch sichtbare Veränderungen am Euter und/oder der Milch, welche im Verlauf der Erkrankung in ihrem Schweregrad stark variieren können. Die entsprechenden Euterviertels können gerötet und geschwollen sein, aber auch Verhärtungen zeigen, die durch abtasten des Euters zu erkennen sind. Veränderungen in der Milch können in sehr unterschiedlichen Formen, von Gerinnseln und Flocken bis hin zu klaren, serumgleichen oder blutigen Sekreten auftreten.
Die klinische Mastitis wird normalerweise durch Erreger mit hoher Pathogenität (Ansteckung) verursacht, das sind Staphylokokken, Streptokokken oder coliforme Keime.
In der Praxis können das Eindippen der Zitzen und medikamentöses Trockenstellen in diesem Zusammenhang einer Infektion und Verbreitung verringern, diese aber nicht ganz unterbinden.

Mastitisformen im Überblick
Mastitisform
Beschreibung
Subklinische Mastitis
  • sie kommt 15-40-mal häufiger vor als die klinische
  • tritt auf bevor klinische Symptome in Erscheinung treten
  • von langer Dauer
  • nicht immer leicht mit Antibiotika zu behandeln
  • schwer erkennbar
  • reduziert Milchleistung drastisch
  • beeinträchtigt Milchqualität
  • Infektionsquelle für andere Tiere
Subakute klinische Mastitis
  • geringe Veränderung in der Milch wie Flocken, Gerinnsel oder farbliche Veränderung
  • das betroffene Viertel kann leicht anschwellen und ist berührungsempfindlich
  • evtl. lokale Erwärmung
  • evtl. geringere Milchleistung
Akute klinische Mastitis
  • plötzliches Auftreten
  • Rötung, Schwellung und Verhärtung
  • sehr berührungsempfindlich
  • Milch mit stark verändertem Aussehen: eitrig, serumartig, wässrig oder blutig
  • Milchleistung sinkt schlagartig
  • weiter Symptome: Fieber, geringere Futteraufnahme, vermehrtes Liegen, verminderte Pansenfunktion, erhöhter Puls, Austrocknung, Schwäche, Körperzittern, Durchfall
Perakute klinische Mastitis
  • seltene Form
  • sehr schneller Ausbruch
  • gleiche Symptome wie bei der akuten klinischen Mastitis nur schwerwiegender
  • zusätzliche Symptome: Schock, Euterfibrose (krankhafte Vermehrung des Bindegewebes), Verlust der Muskelkoordination, kalte Gliedmaßen, verminderter Pupillenreflex, Septikämie (Gesamtinfektion des Organismus durch Bakterien oder Toxine im Blut )
Chronische Mastitis
  • länger andauernd
  • fortschreitende Vernarbung und Veränderung der Größe und Form des Viertels
  • abnehmende Milchleistung
  • kann als klinische oder subklinische Mastitis anfangen
Unspezifische Mastitis
  • auch aseptische oder nicht bakterielle Mastitis
  • erhöhte Zellzahl, aber Mikroorganismen können nicht als Verursacher nachgewiesen werden
  • kann klinisch oder subklinisch auftreten
  • Verletzungen
  • chemische Reize -> Melkanlage
Latente Mastitis
–          ein Erreger mit hoher Pathogenität wird nachgewiesen ohne das es zu einer Zellzahlerhöhung kommt


Ursachen für Mastitis:
  1. mangelnde Managementpraktiken
  2. unsachgemäßes Melken
  3. fehlerhafte Melktechnik
  4. ungünstige Haltungssysteme
  5. ungenügende Hygienebediengungen
  6. Nichteinbeziehen von bewährten Mastitisbekämpfungsmethoden

zu 1)
  • ungenügende Kontrolle von Euter und Tiergesundheit
  • eine hygienische stressfreien Umwelt sichern
  • Trockenstehermanagement
  • genaue Aufzeichnungen führen
  • Schulung der Mitarbeiter
  • Auswahl von Zukauftieren
  • Umgang mit Mastitismilch
  • as ansaugen durch andere Tiere -> Nasenringe einziehen oder Aussortieren der saugenden Tiere
  • Kontrolle der Tiere durch Milchkontrollergebnisse -> erhöhte Zellzahl deutet auf eine Eutererkrankung hin

 
Zellgehalt -Maßstab für die Eutergesundheit 
(Menge an somatischen Zellen pro ml)

Unter 125000 sehr gut
125000-250000 gut
250000-350000 unbefriedigend, eutererkrankte Tiere vorhanden, Leistungsdepression
350000-500000 Eutergesundheit des Bestandes gefährdet- vermehrte Kühe euterkrank,    
                          Eutergesundheitsdienst oder Tierarzt einschalten

zu 2)
  • Minimierung des Keimdrucks, durch Dippen, Desinfektionstücher und Euterdusche bei stark verschmutzten Eutern
  • darauf achten die Kühe gut auszumelken, aber mit dem Melkzeug nicht am Euter ziehen, etwas Restmilch ist ok
  • auf Anzeichen achten (Flocken, hartes Euterviertel)
  • gutes Anrüsten um das Euter zu stimulieren und ein schnelleres Melken zu begünstigen (ausnutzen der natürlichen Oxytocinausschüttung)
  • kein Stress im Melkstand durch Mensch oder Maschine (Lärm, rutschige Böden)
  • nach dem Melken den Filter kontrollieren
  • Melkreihenfolge -> Mastitistiere zuletzt melken

zu 3)
  • kein unnötiges Blindmelken -> Abnahmeautomatik
  • beim tauschen der Zitzengummis darauf achten sie nicht verdreht einzusetzen
  • Melkfrequenz, Flussrate für Abnahmeautomatic, Vakuumhöhe, Zitzengummis und Milchleistung müssen aufeinander abgestimmt sein
  • Wassertemperatur und Mittelverbrauch regelmäßig kontrollieren

zu 4)
  • sauberer Liegebereich
  • trockener Liegebereich
  • komfortables Umfeld (breite Laufgänge, keine Sackgassen, freier Futterzugang, große Tränken)
  • Boxen die an die durchschnittliche Herdengröße angepasst sind, d.h. etwas breitere im Trockensteherbereich

zu 5)
  • stark verschmutze Liegeboxen (Boxen sollten so sauber sein das ein reinigen des Euters beim Melken unnötig ist)
  • dreckige Laufgänge – Kot spritzt hoch an Euter und in die Liegeboxen, wenn die Kühe mal rennen
  • ungenügend gereinigte Melkzeuge

zu 6)
  • Mastitiskühe möglichst in einem separaten Bereich halten um einer Ansteckung vorzubeugen und sie getrennt am Ende der Melkschicht melken zu können
  • Trockensteller verwenden der dem Stallspezifischen Keimdruck am besten entgegenwirkt
  • Nur eutergesunde Kühe trockenstellen
Im Trockensteherbereich besonders auf saubere Liegeflächen achten

Behandlung von Mastitis:
Es gibt 4 Methoden die Mastitis zu bekämpfen, die erste ist die spontane Heilung. Von einer spontanen Heilung spricht man, wenn die Kuh eine Infektion aus eigener Kraft übersteht. Eine solche Selbstheilung von bestätigten Infektionen kommt in ca. 20% der Fälle vor. Sie kommen so gut wie nie bei chronischen Erkrankungen vor.

Der zweite Weg Mastitis zu bekämpfen ist das Ausmerzen von chronisch kranken Tieren. Chronisch kranke Tiere sind eine Infektionsgefahr für andere Tiere der Herde und sollten deshalb ausgemerzt werden.
Die dritte Möglichkeit ist das Behandeln einer Mastitis während der Laktation. Die medikamentöse Therapie ist in der Praxis ein unumgängliches Mittel. Antibiotika sind oft ein sinnvolles Hilfsmittel bei der Heilung bestehender Infektionen und sind ein Hilfsmittel bei der Bekämpfung von Infektionen zum Zeitpunkt des Trockenstellens. Klinische Fälle von Mastitis erfordern ein sofortiges und zielgerichtetes Eingreifen den jeder Fall muss gesondert betrachtet werden. Die Behandlung sollte mit betriebsspezifischen Mitteln erfolgen und gleichzeitig sollte ein Erregertest durchgeführt werden.

Die letzte Möglichkeit ist die Trockenstellertherapie. Die Behandlung aller Viertel von allen Kühen zum Zeitpunkt des Trockenstellens ist eine der wichtigsten Maßnahmen die zur Mastitisbekämpfung beiträgt. Das Medikamentelle Trockenstellen verhindert die Entwicklung neuer Infektionen. Vorteile sind z.Bsp. weniger Neuinfektionen in der Laktation und vorher erkranktes Gewebe kann sich währende des Trockenstehens erholen.

Behandlungsverfahren:
Das Verfahren bei der Anwendung von intramammär angewendeten Medikamenten ist maßgeblich am Erfolg der Therapie beteiligt. In der Regel wird sofort nach dem Abnehmen des Melkzeugs die Behandlung durchgeführt. Auch wenn das Euter sauber erscheint, sollten die Zitzen desinfiziert werden. Es sollte immer mit der Körperentferntesten Zitze begonnen werden um eine bereits gereinigte und behandelte Zitze nicht durch die Kleidung wieder zu verschmutzen. Die Desinfektion der Zitzen ist nötig um bei der Behandlung keine Keime in die Zitze einzubringen.

Mastitisbekämpfung auf dem Ausbildungsbetrieb:
Um der Mastitis vorzubeugen, werden dreimal täglich (wenn die Kühe zum Melken geholt werden) die Boxen gereinigt und regelmäßig neu eingestreut. Außerdem werden nach jedem Melkvorgang die Zitzen mit einem Desinfizierenden Mittel gedippt.
Wird bei einer Kuh Mastitis festgestellt, wird diese gleich über das Selektionstor aussortiert. Vor jeder Behandlung wird eine Milchprobe des betroffenen Viertels gezogen, um mit Hilfe eines Erregertests bzw. Resistenztests eine genaue Behandlung durchführen zu können. Der Tierarzt bringt das betreffende Medikament vorbei und gibt dem Betriebsleiter Anweisungen zur Behandlung.
Das betreffende Viertel wird dann 2mal am Tag nach dem Melken behandelt. Die Kuh bleibt solange in der Gruppe der behandelten Tiere bis die Behandlung abgeschlossen ist. Die Behandlung eines Tieres wird im PC vermerk umso festzustellen, ob es bei bestimmten Tieren vermehrt zu Erkrankungen kommt.
Vor dem Trockenstellen, werden die Euter der Kühe noch mal auf Auffälligkeiten und erhöhte Zellgehalte kontrolliert und gegebenenfalls behandelt. Nach Einbringen des Trockenstellers kommen die Kühe in ein separates Stallabteil.

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