„Chemie für die Zukunft ist nur möglich, wenn wir klare Ziele haben, den Wandel um uns herum bejahen und bereit sind, ihn mitzugestalten. Mit der Internationalisierung im Denken und Handeln ist eine verlässliche Basis geschaffen, die den weiteren Ausbau der BASF in einem zunehmend globalen Wettbewerb ermöglichen wird. Die BASF stellt sich mit ihrer Präsenz in zukunftsträchtigen Märkten auf die Anforderungen des wachsenden und sich ändernden Bedarfs ein.
Dabei können wir auf unsere Mitarbeiter rund um den Globus bauen, die mit ihrer Motivation und ihrem Engagement der BASF eine Identität verleihen die sie jung hält und unverwechselbar macht.“
 
Auszug aus Hans Albers Ansprache anlässlich 125jähr. Bestehens der BASF. A. war VSV von 1983-1990. In seiner Rede nimmt er Bezug auf globalen Wettbewerb und zukunftsträchtige Märkte.
BASF hat also Einfluss auf der ganzen Welt. Sie hat jedoch nicht nur die Wirtschaft verändert und revolutioniert sondern auch unser Stadtbild geprägt. Ohne BASF wäre Lu jetzt nicht Lu. Um herauszufinden, wie sich BASF und BASF die Stadt entwickelt hat müssen wir einige Jahre zurückgehen nämlich in die Zeit der industriellen Revolution und uns die Fragen Wer?, Wann?, Warum? stellen.
Man fängt am Besten mit Warum? an.
Ungefähr zeitgleich mit der industr. Rev. Setzte ein starkes Bevölkerungswachstum in D ein.
Die Einwohnerzahl verdoppelte sich von1780-1870 von 21 auf 43 Millionen. Die vielen Menschen mussten nicht nur ernährt sd. Auch gekleidet werden.
Diese Entwicklung führte zur Entstehung der modernen chem. Industrie. Den Anstoß zur industr. Rev. gab die Baumwolle.
 Obwohl immer mehr davon verarbeitet werden musste waren alten Produktionsmittel viel zu zeitaufwendig. Baumwollproduktion in den USA stieg von 16 000t. im Jahr 1800 auf 1 500 000t im Jahr 1896.
 Da man zum Bleichen von 1t. Baumwolle damals noch 91kg Schwefelsäure, 47kg kalziniertes Soda und 5kg Chlorkalk benötigte, war der Anstoß zur Gründung einer rasch expandierenden chem. Schwerindustrie gegeben.
1856 erkannte man die Wichtigkeit von Teer, als William Perkin versuchte Chinin synthetisch herzustellen um den brit. Soldaten in den Kolonien bei Tropenkrankheiten zu helfen. Dies gelang ihm zwar nicht, aber es entstand bei seinen Experimenten eine violette Farbe, die auf Seide oder Baumwolle aufgetragen eine bis dahin ungeahnte Schönheit und Reinheit ergab.
 
Man nannte es: Mavein oder Anilinpurpur.
Somit war erster synthetischer Farbstoff entdeckt.
Die weitere Entwicklung war also nur noch eine Frage der Zeit. In dieser Phase wurden viele Chemiefabriken gegründet. Dazu zählten u.a. Hoechst AG, Bayer, AGFA.
Jetzt kommt eigentlich erst Friedrich Engelhorn ins Spiel; er war Besitzer einer Leuchtgasfabrik (Straßenbeleuchtung) in Mannheim.
 
Bereits 1861 stellte er seine Produktion auf Anilin und Fuchsin um. Doch er hatte größeres im Sinn.
Er plante eine Fusion mit dem Mannheimer Verein Chemischer Fabriken. Da die Aktionäre sich jedoch in letzter Sekunde zurückzogen, scheiterte der geplante Geländeerwerb in Mannheim. Dies hing damit zusammen, dass der Verein die Konkurrenz vor der eigenen Haustür fürchtete.
So suchte man sich einen Platz am damals noch bayrischen Rheinufer – nämlich in Lu.
 
Dies brachte weitere Vorteile mit sich. In Bayern wurde unter Maximilian II. die Ansiedlung von Industrieunternehmen subventioniert und eine königliche Verordnung erleichterte die Genehmigungsverfahren. Somit BASF 1865 geboren.
Die Gründerväter neben F. Engelhorn waren: Carl Clemm, August Clemm, sowie der Bankier Seligmann Ladenburg.
Bereits ein Jahr nach der Gründung der BASF beschäftigte man über 100 Mitarbeiter und Firmenleitung begann sich um Arbeitsschutz und Gesundheitsfürsorge zu kümmern was heute ja immer noch groß geschrieben wird. Der Ludwigshafener Arzt Dr. Ney übernimmt die Gesundheitliche Betreuung der Werksangehörigen.
Ludwigshafen ist in der zweiten Hälfte des 19.Jh. eine der am schnellsten wachsenden Städte. Die Wohnungsnot wird zu einem drängenden sozialen Problem. Deshalb baut die BASF bereits ein Jahr nach ihrer Gründung vier Wohnheime für Arbeiter.
 
Das war aber erst der Anfang:
Der Bau der Großen Hemshof-Kolonie mit insgesamt über 400 Wohnungen, in denen Werksangehörige zu günstigen Bedingungen wohnen können, beginnt1872. Weitere Wohnungen in unmittelbarer Nähe des Werkes folgen.
Im Jahr 1900 entsteht eine zweite große Werkskolonie. Im Geschäftsbericht heißt es dazu: „Die Landpreise in der unmittelbaren Nähe der Fabrik sind auf eine ungerechtfertigte Höhe getrieben worden und gestiegen. Dabei hat das Eingreifen von Speculanten es geradezu unmöglich gemacht große Komplexe zu erwerben. Wir haben einen Ausweg gesucht und auch gefunden. Unmittelbar am Bahnhof von Mutterstadt gelegen, welcher mit unserer Fabrik mit der Bahn verbunden und nur 8 Kilometer entfernt ist, haben wir ein größeres Gut (Limburger Hof) erworben, um auf demselben eine Arbeiterkolonie anzulegen, welche wir eine beliebige Ausdehnung geben können. Die Arbeiter können von dort durch besonders eingerichtete Bahnzüge direct nach der Fabrik gelangen.“
 
 
Die Gründe für den Wohnungsmangel liegen darin, dass der Durchbruch in der industr. Rev. einen dramatischen Wechsel aus Landwirtschaft in Industrie bedeutete.
Das bisher weit verstreut lebende ländliche Proletariat unzähliger Mägde, Knechte und Dorfarmer fand sich in der Stadt zusammengeballt wieder.
Es heißt sogar, dass es in Lu zeitweise drunter und drüber gegangen sei.
Es siedelten sich viele Firmen an, darunter viele Industrien und Handwerksbetriebe und deshalb ließen Lärm, Rauch, Gestank, Schmutz und eine ständig den Himmel verdeckende Dunstwolke kein gesundes Leben und wohnen zu.
Dessen ungeachtet strömten jedoch immer mehr Arbeitskräfte in die Stadt in der Hoffnung Arbeit zu finden.
Angeheizt durch Spekulationen waren die Preise für unbebautes Land von 5DM/m² um 1400% auf 70DM/m² gestiegen. Deshalb entschloss sich die BASF wie bereits vorher erwähnt zum Bau von Werkswohnungen. In der Zeit vor 1.WK wurden etwa 950 Werkswohnungen gebaut.
 
1873 fusionierte BASF mit den renomierten Farbenhandlungen Knosp und Siegle da diese bereits über weltweite Handelsbeziehungen verfügten. 1970 erwirbt BASF dann die komplette Siegle-Gruppe.
Die Firmenleitung der BASF entschließt sich dafür die Betriebskrankenkasse einzuführen, denn ein längeres Erkranken stellte eine existenzielle Bedrohung für die Arbeiter dar.
Diese wurde jedoch ohne einen Beitrag der Arbeite, sd. allein aus den Mitteln des Werkes gezahlt. So erfreute sich ein verheirateter einem täglichen Krankengeld von 0,9RM, ein lediger einem Krankengeld von 0,6RM. Das entsprach bei einem Durchschnittslohn von 2,50RM 36% bzw. 24% des Verdienstes.
 
Als am 1.12.1884 das Reichsgesetz über die Krankenkasse der Arbeiter in Kraft trat, löste BASF ihre alte Krankenkasse auf und schuf die neue Fabrikkrankenkasse. Krankengeld wurde nun für den Zeitraum von max. 26 Wochen gezahlt. Außerdem stockte die BASF die Höhe des Krankengeldes um ¼ auf 75% auf.
Somit wurde es den Arbeitern ermöglicht, längere Aufenthalte zur Verbesserung ihrer Gesundheit vorzunehmen (Kuren). 1892/93 erbaute BASF das Erholungsheim Dannenfels für Lungenkranke (dank der Luft in Lu bestimmt genug davon), und 1904 das Erholungsheim Kirchheimbolanden.
Zur Zeit des neuen Reichsgesetzes wurde auch die erste Werksküche eröffnet. Dort wurde für 20Pf. eine wärme Mahlzeit angeboten.
Ab 1886 waren zusätzlich zur Krankenversicherung alle Arbeiter gegen Unfälle versichert.
 
 
Ein Jahr darauf begann bereits das Zeitalter der Elektrizität auf dem Werksgelände. Bis 1938 war man bei der Stromerzeugung autark.
Außerdem richtete man in diesem Jahr das neue Hauptlaboratorium ein, um sich aufgrund des damals auf diesem Gebiet herrschenden Wettbewerbs besser der Forschung widmen zu können.
Um seine Mitarbeiter finanziell noch besser abzusichern, wird 1888 eine Pensionskasse gegründet und das Werk beginnt Dienstaltersprämien zu zahlen, die nach 10, 20, 25, 30, 35, bzw. 40 Dienstjahren ausgegeben werden.
Den Mitarbeitern kamen auch Sonderzahlungen zugute, sowie Bankdarlehen und vergünstigte Aktien.
Bereits 1908 wurde den Arbeitern eine Woche bezahlter Urlaub gewährt.
 
 
Als Vater dieser betrieblichen Sozialpolitik in der BASF gilt Heinrich v. Brunck der seit 1869 bei der BASF beschäftigt war.
Es gab jedoch noch viele andere Annehmlichkeiten für die Arbeiter: So wurden Arbeiterbäder und Turnhallen gebaut und erweitert, es wurde eine Werksbücherei eingerichtet, Treueprämien eingeführt, das Gesellschaftshaus gebaut, Schulen für die Arbeiterkinder unterhalten usw.
D.h. dass die BASF-Arbeiter im Verhältnis zu den anderen Firmen für ihre harte und unangenehme Arbeit reichlich belohnt.
 
 
Alleine in die Forschung und Entwicklung des Königs der Naturfarbstoffe (dem Indigo) steckte die BASF mehr als 18 Millionen Goldmark, das war mehr als das damalige Gründerkapital der BASF. Indigo wurde zwar nach einiger Zeit durch die wasch- und lichtechten Indanthrenfarben verdrängt.
Indigo erlebte jedoch in den 60er Jahren des 20.Jh. seine Renaissance als Jeans zur Kultbekleidung werden. So war Indigo zwei mal eine der tragenden Säulen des BASF-Farbstoffgeschäfts.
Die Fabrik hatte sich bis zum Ende des 19.Jh. an die Weltspitze katapultiert.
Im Katalog zur Weltausstellung in Paris 1900 heißt es auszugsweise:
„Die badische Anilin- & Soda-Fabrik ist unbestritten die größte chemische Fabrik der Welt. Sie beschäftigt allein in Ludwigshafen am Rhein 148 wissenschaftlich gebildete Chemiker, 75 Ingeneure und Techniker, 305 kaufmännische Beamte. Die Zahl der Arbeiter, welche im Gründungsjahre der Fabrik, 1865, 30 betrug, ist fortdauernd gestiegen, sie erreichte am 1.Januar 1900: 6207.“
 
 
Bereits 1873 gründete die BASF eine Zweigstelle in Butirki bei Moskau.
Das wäre jetzt eigentlich alles über BASF bis 1900.
Um noch etwas über Bevölkerungsentwicklung in Lu zu sagen: Wir haben im Gründungsjahr der BASF 1865 bei knapp 4000 Einwohnern begonnen, und haben 1900 aufgehört mit knapp 62 000 Einwohnern. In Mannheim betrugen diese Zahlen 31 000 im Jahr 65, bzw. über 141 000 im Jahr 1900.
Am 6.April 1990 dem 125 jährigen Bestehen der BASF beschäftigte man rund 150 000 Mitarbeiter weltweit.

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