Aufgrund seiner voll von deutsch-nationalem Pathos (feierliche Ergriffenheit, zur Schau getragenes Gefühl) gehaltenen Gedächtnisrede zu Richard Wagners Totenfeier in Wien wurde er von der Universität Wien ausgeschlossen. Auch an den Universitäten von Graz und Czernovitz (Stadt in der Ukraine) erging es ihm ähnlich.
Sein erstes literarisches Werk wurde 1883 am Linzer Landestheater aufgeführt.
Von 1884 bis 87 lebte er in Berlin, wo er sich an der Universität mit Philologie und Volkswirtschaft befasste. Hier wendete er sich endgültig von den Studien ab und begann seine literarische, theatralische Laufbahn.
1888 fand sein einjähriger Aufenthalt in Paris statt, wo er stark prägende Einflüsse der französischen Literaten, insbesondere Barrès und Bourget, erhielt.
1894 ließ sich Bahr in Wien nieder und arbeitete als Journalist und Bühnenschriftsteller.
Ein Jahr später heiratete er die Schauspielerin Rosa Jokl und wurde ihr zuliebe konfessionslos. (Konfession ist die Gemeinschaft der in einem Bekenntnis Verbundenen. Bekenntnis ist die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft.)
1904 erlitt Bahr eine schwere Krankheit, bei der er nur knapp dem Tod entging. Dadurch vollzog sich in ihm eine grundlegende Wende – Änderung seiner Ideologie und Hinwendung zum Katholizismus. (seit dem 18 Jahrhundert übliche Bezeichnung der Gesamtheit der von der katholischen Kirche und ihrer Lehre im jeweiligen geschichtlichen Zusammenhang inspirierten Anschauungen und Aktivitäten).
1906 wurde er als Regisseur zu Max Reinhardt nach Berlin ans „Deutsche Theater" berufen. Die Premiere seiner Komödie „Ringelspiel" wurde ein großer Erfolg. Die Zusammenarbeit mit Max Reinhardt war für Bahr nicht unproblematisch; er kehrte nach einem Jahr wieder nach Wien zurück und zog sich auf seine Kritikertätigkeit und journalistische Arbeit zurück.
In Wien band sich Bahr stark an den Malerkreis um Gustav Klimt, der den Weg vom Impressionismus und Expressionismus entwickelte.
Bahr war häufig zu Gast am Semmering bei seinem Freund Kolo Moser, der nach seiner Heirat mit der Industriellentochter Editha Mautner-Markhof über eine mondäne Villa im Wolfsberghotel-Viertel verfügte. Einen ausführlichen Aufsatz über den Semmering zu allen Jahreszeiten kann man in Hermann Bahrs „Tagebuch" nachlesen.
In diesem Jahr schrieb er seine Komödie „Das Konzert", von dem ihr später mehr erfahren werdet, und widmete sie Richard Strauß. Drei Jahre später übersiedelte er in die Barockstadt Salzburg.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde Bahr 1918 als Chefdramaturg (wirkt vor allem an der Spielplangestaltung am Theater mit, berät den Regisseur, die Bühnen- und Kostümbildner) und Mitglied einer Dreier-Direktion an das Wiener Burgtheater berufen, wo er ein Jahr blieb.
1919 zog er sich wieder nach Salzburg zurück. Drei Jahre darauf folgte er seiner Frau nach München, wo sie an die Musikakademie als Professorin berufen war. Bahr vervollständigte hier sein umfangreiches literarisches Werk in Zurückgezogenheit und enger geistiger Beziehung zu dem Franziskaner Heribert Holzapfel.
Am 15. Jänner 1934 starb Bahr nach qualvollem Leiden an einer Arteriosklerose (Arterienverkalkung; ein nach dem 40. Lebensjahr häufiges, chronisch verlaufendes Blutgefäßleiden, das heute in den entwickelten Ländern die häufigste Todesursache ist.) und wurde in Salzburg bestattet.
Bahr hat rund 40 Theaterstücke geschrieben, eines davon war „Das Konzert",
Weitere wichtige Werke Bahrs sind
Das Tschaperl (1897), Wienerinnen (1900), Der Krampus (1901), Der Meister (1903), Die Kinder (1910), Das Prinzip (1912)
Werk:
Das Lustspiel in drei Akten spielt in Wien (Salon Heink) und in einer Jagdhütte in der Klamm um 1900.
Pianist Gustav Heink
Marie, seine Frau
Dr. Franz Jura
Delfine, seine Frau
Eva Gerndl
Pollinger Frau Pollinger
Fräulein Wehner
Fräulein Selma Meier
Miss Garden
Frau Claire Floderer
Frau Fanny Mell
Frau Dr. Kann
Inhalt:
Der berühmte Pianist Gustav Heink, verheiratet mit der verständnisvollen und nachsichtigen Frau Marie, wird umschwärmt und angebetet von seinen Schülerinnen verschiedenen Alters. Ab und zu fährt der Schwerenöter mit einer Verehrerin zum so genannten „Konzert" in seine Gebirgshütte in der Klamm.
Jetzt hat auch seine in ihn verliebte Schülerin Eva Gerndl festgestellt, dass er vermutlich mit Delfine Jura, eine seiner Schülerinnen, auf so ein „Gastspiel" gefahren ist.
Eifersüchtig telegraphiert sie an Delfines großzügigen Mann, Herrn Doktor Franz Jura, der als Absender Heinks Frau vermutet und sich darum mit ihr berät.
Die zwei verbünden sich und beschließen in die Klamm zu fahren, um dort Heink und Delfine zu überraschen. Ihre Absicht ist es, die beiden, ohne Streit, zu fragen, wie ihre Gefühle zueinander sind. Entweder wird Heink ganz glücklich darüber sein, dass er Delfine haben kann oder er traut sich nicht seine Liebe zu Delfine zu gestehen, die dann auch nicht so groß sein kann.
Als Dr. Jura und Marie ebenfalls in der Waldhütte ankommen stellt Dr. Jura Heink zur Rede und verlangt dessen klares Bekenntnis, dass er Delfine liebe und schließlich heiraten würde. Heink aber läßt sich nicht festlegen und will sich auch nicht mit Juras „Geständnis" abfinden, dass dieser Marie zur Frau nehme wolle. Der turbulente Ausflugstag schließt mit einem vertrauten Schachspiel Heinks mit seiner Marie und Delfine kann nur enttäuscht von der verheißungsvollen Nacht träumen, die jetzt Damen und Herren getrennt in der Hütte verbringen.
Am nächsten Morgen treibt Marie das Spiel noch weiter und macht Delfine mit den zukünftigen Pflichten als Ehefrau Heinks vertraut, während sie selbst an der Idee festhält, Dr. Jura als künftigen Gatten zu sehen.
Auch Jura und Delfine finden wieder zueinander. Gemeinsam flüchten sie aus der Hütte, bevor die beiden erfahreneren Eheleute wieder zu ihrer Verunsicherung dazwischenkommen. In der Aussicht auf ein paar ruhige Tage „allein" in der Hütte, versichert Heink Marie, dass es mit seinen sogenannten „Konzerten" nun ein Ende haben werde.
Doch als die reumütige schöne Eva Gerndl, die den Brief an Dr. Jura geschrieben hatte, auftaucht, kann Heink ihren Schwärmereien erneut nicht widerstehen und verfällt in seine Verführer-Routine. Marie wird für den geliebten Gatten wohl noch weiterhin Verständnis und Geduld aufbringen müssen.
Deutung:
In den meisten von Bahrs Stücken dreht es sich um Liebesprobleme. In seinen Komödien gibt es immer den „fröhlichen Krieg", vor allem zwischen den Geschlechtern oder zwischen grundverschiedenen Männercharakteren im Angesicht der gleichen Frau.
Seine Entscheidungen sind nie rücksichtslos, bringen dem Unterlegenen Verständnis entgegen, verlangen eine großzügige Freiheitsauffassung – im Sozialgefüge und im Verhalten der Geschlechter.
Es ist Elastizität, von der jegliches Freiheitsbewusstsein, jegliches Wissen um Nichtbeengung so sehr abhängt. Jeder Versteifung gegenüber solcher Elastizität ist für Bahr ein Unheil.