Inhaltsverzeichnis:
1.) Industrialisierung Allgemein
2.) Soziale Frage in England
2.1) Was ist die Soziale Frage?
2.2) Woraus resultiert die Soziale Frage?
2.3) Die Situation der Arbeiter im 19. Jahrhundert
2.4) Der sozialistische Lösungsansatz
3.) Beispiele der Industrialisierung in Österreich
      3.1) Die Veränderung der Gesellschaft
      3.2) Industrielle Veränderung in Österreich

1. Industrialisierung Allgemein:
Als Industrialisierung bezeichnet man den Ausbau und die Zunahme der Industrie.
Im 18. Jahrhundert wurde die Dampfmaschine, und zahlreiche andere neue Maschinen erfunden. Im frühen 19. Jahrhundert gab es die erste Dampflokomotive.
Durch diese Entwicklungen konnte wesentlich mehr in wesentlich kürzerer Zeit erzeugt werden. Den Ausgangspunkt nahm die Industrialisierung in England. Dort waren v.a. genügend Erz und Kohle vorhanden, Baumwolle kam aus den Kolonien. In dieser Zeit der Industriellen Revolution
konnte ein großer wirtschaftlicher Fortschritt erzielt werden.

2. Soziale Frage in England:
2.1. Was ist die Soziale Frage (Arbeiterfrage, Lösungsansatz)?
Als Soziale Frage bezeichnet man die wirtschaftlichen und sozialen Fragen des Übergangs von der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft. Dieser Prozess setzt in England bereits um 1750 ein, in Deutschland erst um 1850. Jedoch wurden die sozialen Probleme von jeder Bevölkerungsgruppe anders bewertet. So meinten Teile des Besitzbürgertums, dass das Problem seine Ursprünge in der fehlenden Moral, Trunksucht und Faulheit der Arbeiter habe. Die Soziale Frage selbst war für sie die Frage danach, ob sich die Arbeiterschaft als in ihr Weltbild integrierbar erweisen würde.

Demgegenüber meinten Teile des Bildungsbürgertums mit sozialistischer politischer Orientierung, das Problem liege in der Klassenunterschieden zwischen Bildungsbürgertum und Arbeiterklasse.
Diese unterschiedlichen Anschauungen machten eine einheitliche Lösung, die alle Beteiligten zufrieden stellen würde, nicht möglich.

2.2. Woraus resultiert die soziale Frage?
Aus der Summe von Problemen, die durch den Industrialisierungsprozess hervorgerufen wurden. Die Industrialisierung selbst ist als der Wandel der Agrargesellschaft zur kapitalistischen Industriegesellschaft zu sehen, durch den es zu Veränderungen in den Familien- und in dem Zusammenhang auch in den Arbeitsverhältnissen kam.
Durch den Wegfall der Feudalherrlichkeit und der damit verbundenen Ehehemmnisse, konnte jeder, der Heiratsgelüste verspürte, diesen nachgehen, ohne dabei seine finanzielle Situation berücksichtigen zu müssen.
Die Folge war eine gewaltige Bevölkerungsexplosion, die nicht nur ihre Ursache in der Industrialisierung hatte, sondern auch deren Fortschreiten enorm vorantrieb.
Die ländlichen Gegenden boten der wachsenden Bevölkerung nicht mehr genug Verdienstmöglichkeiten und es kam zu einer Landflucht. Die Menschen strömten in die Städte, um hier Arbeit zu finden und ihre Familien ernähren zu können.

Tauschhandel war in den Städten nicht möglich, also musste Geld verdient werden. Auch musste man eine Unterkunft bezahlen, da nun die Arbeitsstätte nicht mehr gleich Wohnstätte war, wie es größtenteils in der Agrargesellschaft der Fall gewesen war.
Da die Bevölkerungsexplosion jedoch sehr viele Menschen in sehr kurzer Zeit in die Städte auswandern ließ, kam es zu einem deutlichen Überangebot an Arbeitskräften, so dass die Arbeiter in ihrer Not auch schlecht bezahlte Arbeitsplätze unter schlechten Arbeitsbedingungen annahmen und somit gemeinsam mit dem gnadenlosen Konkurrenzkampf der Fabriken untereinander zu einer so rapiden Absenkung des Lohnniveaus beitrugen, dass die alleinige Arbeitsleistung des Familienvaters oft nicht ausreichte, um die Familie zu versorgen.
Der Grundstein zu einer Ära der Kinder- und Frauenarbeit war gelegt. Frauen und Kinder waren billigere Arbeitskräfte, denen trotz quantitativ und qualitativ gleichwertiger Arbeit häufig nur die Hälfte des Lohnes, den ein Mann dafür erhalten hätte, gezahlt werden musste.
Dies machten sich vor allem die Betriebe der Textilindustrie zunutze, die schon bald größtenteils schlecht bezahlte Frauen und Kinder beschäftigten. Der Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt stieg dadurch noch mehr, was zu noch stärkerem Absinken des Lohnniveaus führte.
Während die berufstätigen Frauen einer Doppelbelastung ausgesetzt waren, da sie noch immer die Verantwortung für Haushalt und Kinder hatten, ergaben sich viele der arbeitslosen Männer dem Alkoholismus.
Totale Verarmung, Krankheiten, die ihren Ursprung in Mangel- und Fehlernährung oder den katastrophalen hygienischen Verhältnissen hatten, Wohnungsnot, Familien- Strukturen, die sich langsam auflösten, psychische Probleme und häufig völlig fehlende Schulbildung waren die Folgen, die, mit dem stark verharmlosenden Begriff der „sozialen Frage“ umschrieben, das frühe 19. Jahrhundert prägten.

2.3. Die Situation der Arbeiter im 19. Jahrhundert:
Obwohl bei den meisten Unternehmer Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Wohltätigkeit zu ihren Wertvorstellung zählten und sie sicher weder Unmenschen noch Sklaventreiber sein wollten, zwang der unerbittliche Konkurrenzkampf der freien Wirtschaft sie doch dazu, das Lohnniveau extrem niedrig zu halten, da die Höhe der Löhne direkt die Höhe des Gewinnes und damit den Erfolg und Bestand des Betriebes bestimmte.
Damit brachten sie ohne dies zu wollen viele Menschen aus der Arbeiterschaft in große soziale Not.

Die Arbeiter, die in der glücklichen Situation waren, einen Arbeitsplatz zu haben, verbrachten oft bis zu 14 Stunden am Tag in der Fabrik, bekamen wenn überhaupt maximal eine Woche Urlaub im Jahr und das oft auch nur, wenn sie bereits 10 Jahre von der Volljährigkeit an in dem Betrieb gearbeitet hatten, ohne Ausfälle aufzuweisen. Aber auch dann konnten sie den Zeitpunkt des Urlaubes nicht selbst bestimmen.

Während der Arbeitszeit bestimmte der Takt der Maschinen den Arbeitsrhythmus der Arbeiter in der Fabrik. Ein Verlangsamen des Arbeitstempos oder gar eine individuelle Pause, um vielleicht eine Toilette aufzusuchen oder ähnliches, war nicht möglich. Zudem mussten sich die Arbeiter dem strengen Fabrikreglement unterwerfen, dass sowohl den Arbeitsablauf, als auch das Verhalten auf dem Gelände der Fabrik regelte, von den Arbeitern ein Höchstmaß an Disziplin einforderte und all das mittels harter Strafen durchsetzte.

Für die an Heimarbeit in der Großfamilie auf dem Lande oder Zünfte gewohnten Arbeiter war der Dienst in den großen Fabriken eine enorme Umstellung. Wenn auch die Fabriken der frühen Industrialisierung selten mehr als 300 Beschäftigte zählten, so war die Atmosphäre doch durch eine den Arbeitern unbekannte Anonymität geprägt. So war häufig sogar die unnötige Unterhaltung untereinander, genau wie alles andere von der Arbeit ablenkende, bei Strafe verboten.

Auch der unabänderlich gleiche Rhythmus der Maschinen war neu und unterschied sich deutlich von der bis dahin gekannten patriarchalischen Diktatur des Familienoberhauptes der Hausgemeinschaft in der Zeit der Agrargesellschaft.

Die sonstigen Arbeitsumstände waren für heutige Vorstellungen unhaltbar. Die Räume vieler Arbeitsstätten waren viel zu dunkel und schlecht beheizt. Die Luft war voll mit Abgasen und Staub. Es war zugig und schmutzig. Die Arbeiter und Arbeiterinnen mussten oftmals die vielen Stunden ihrer Dienstzeit in ein und derselben Körperhaltung verbringen, also entweder an Maschinen stehend oder zum Beispiel an einem Webstuhl in gebückter Haltung sitzend.

Diese Zustände führten nicht selten zu berufsspezifischen Krankheiten und einem schnellen Verschleiß der Arbeiter und Arbeiterinnen. So kam es zu chronischen Entzündungen von Augen, Nase, Rachen und Kehlkopf bei einem Großteil der Beschäftigten in der Ravensberger Spinnerei. Im gleichen Betrieb traten aber auch auffällig häufig Muskelschwächen und Geschwüre an den Beinen auf.
Dies betraf besonders die in den Fabriken beschäftigten Kinder, deren oft schwächliche, unterernährte Körper nicht für eine schwere körperliche Arbeit ausgestattet waren und somit sehr unter den Anstrengungen des Arbeitsalltags litten, der auch für die Jüngsten, die nicht selten erst sechs Jahre alt waren, nicht weniger und häufig sogar mehr als 11 Stunden Arbeit bedeutete. Die Kinder wurden damit nicht nur einer unbeschwerten Kindheit beraubt und in den physischen Ruin getrieben, sondern ihnen wurde auch jede Chance auf eine Schulbildung genommen. Nur wenige Fabrikbesitzer ließen Fabrikschulen einrichten und dies häufig auch nur deshalb, weil sie sonst mit dem Gesetz in Konflikt gekommen wären. Die Schulzeit addierte sich jedoch noch zur Arbeitszeit dazu und war den übermüdeten Kindern wohl eher eine Last, als ein Sprungbrett in eine bessere Zukunft.
Doch war ihr Arbeitseinsatz notwendig, um die Existenz der Familie zu sichern. Der Lebensstil der damaligen Arbeiterschaft ist sehr einfach. Das meiste Geld wird in Lebensmittel investiert. Diese Lebensmittel sind vor allem Schwarzbrot, Kartoffeln und Hülsenfrüchte. Der Konsum von Fleisch, Zucker, Weißmehlprodukten und Obst steigt erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wieder an. Genussmittel werden nur selten und wenig konsumiert. Eine Ausnahme stellt der von den zahlreichen Alkoholikern dieser Zeit sehr geschätzte (weil billige) Branntwein dar.

Erst die spätere Phase der Industrialisierung, die ja dann auch zu einer allgemeinen Verbesserung des Lebensstandards aller Bevölkerungsschichten führt, bringt auch eine Aufstockung des Nahrungsmittelsortimentes mit sich. Der zweitgrößte Teil des Einkommens wird in die Miete investiert, die aufgrund des Wohnungsmangels oft enorm hoch ist. Die durch die Bevölkerungsexplosion in die Städte strömenden Menschenmassen, sprengen anfänglich den Rahmen der Unterbringungsmöglichkeiten. Wohnungen bestehen häufig nur aus einem Zimmer, das zugleich Wohn-, Schlaf- und manchmal auch noch Arbeitsraum ist. Nicht selten teilen sich mehrere Personen ein Bett und viele Familien sind auf die Einnahmen durch die Unterbringung von Schlafleuten angewiesen. Schlafleute sind ledige Arbeiter, die sich keine eigene Wohnung leisten können und sich deshalb gegen Geld zum Schlafen bei einer Familie einmieten und sich meist auch nur zu diesem Zweck und zu einer bestimmten Uhrzeit in den Räumlichkeiten aufhalten dürfen. Es kam nicht selten vor, dass eine Familie über 30 Schlafleute beherbergte.

Da auch die Heizkosten für viele Arbeiterfamilien zu hoch waren, war die Küche mitunter der einzig richtig beheizte Raum, der Wohnraum hingegen blieb kühl. Sanitäranlagen waren entweder auf dem Treppenabsatz zwischen den Etagen oder gar nicht im Haus zu finden. Ein Bad in der Wohnung war nur ganz selten zu finden.
Die Wohnungen selbst waren nur spärlich eingerichtet und befanden sich zumeist in mehrstöckigen Mietskasernen. Dies und die mangelnde Hygiene erschwerten die Abwehr und die Bekämpfung von Seuchen und Krankheiten.

Dies war besonders schlimm, da das Gesundheitswesen nicht genug ausgeprägt war und ein normaler Arbeitnehmer und Lohnempfänger sich auch keinen Arzt hätte leisten können. Es war kaum möglich die ausgefallenen Verdienste im Krankheitsfall auszugleichen. Längere Krankheiten waren damit automatisch mit einem sozialen Abstieg und völliger Verarmung verbunden. Auch gab es erst sehr spät Kranken- und Unfallversicherungen, die jedoch kaum das Existenzminimum sicherten, geschweige denn eine Familie versorgten.

Hilfe von den verschiedenen karitativen Einrichtungen, oder auch von den kirchlichen Hilfsorganisationen anzunehmen, war immer mit einer gesellschaftlichen Schmach verbunden und wurde deshalb weitestgehend vermieden. Wer dennoch von diesen Gebrauch machen musste, hatte mit einem Entzug des Wahlrechts und ähnlichen Schikanen zu rechnen. Er war kein mündiger Bürger mehr.

Wer noch größeres Pech hatte, wurde in eines der Arbeitshäuser verbannt, um damit vor dem Herumlungern und der daraus folgenden Unmoral zu schützen.

2.4.Der sozialistische Lösungsansatz:
Das geringe Verständnis, das die Regierung für die materiellen Nöte der Arbeiter aufbrachte, hat viel zur Entstehung sozialistischer Bewegungen beigetragen. Aus der Arbeiterbewegung gingen verschiedene politisch und an der Verbesserung der Lage der Arbeiter interessiert Persönlichkeiten hervor. Sie wurden als Sozialisten bezeichnet und später auch als solche verfolgt. Sie sahen und sehen den Ursprung allen Übels in den Klassenunterschieden.

Mehrwerttheorie
In der kapitalistischen Wirtschaft wird menschliche Arbeitskraft als eine Ware betrachtet, deren Preis, wie auch bei jeder anderen Ware, sich nach den Herstellungskosten richtet. Der Preis menschlicher Arbeit entspricht also dem Wert jener Dinge, die der Arbeiter unbedingt braucht, um seine Arbeitskraft zu erhalten (Existenzminimum). Der Wert der geleisteten Arbeit übersteigt aber den Lohn, den er vom Unternehmer erhält.

Akkumulationstheorie
Diesen Mehrwert behält der Unternehmer als Gewinn für sich. Er vermehrt damit sein Kapital, das in den Betrieb investiert wird, um neue verbesserte Maschinen anzuschaffen und um die Güterproduktion auszuweiten. Durch den akkumulierten Mehrwert werden die Kapitalisten immer reicher.

Konzentrationstheorie
Die Anhäufung des Kapitals konzentriert sich immer mehr in den Großbetrieben, während die kleineren Betriebe zurückbleiben und ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Auch die Kapitalisten schalten sich durch die erbarmungslose Konkurrenz gegenseitig aus, um den Profit zu vergrößern. Am Ende befinden sich alle Produktionsmittel in den Händen Weniger.

Verelendungstheorie
Die Vervollkommnung der maschinellen Produktion erspart Arbeitskräfte. Viele Arbeiter werden arbeitslos und um nicht zu verhungern, müssen die Proletarier für weniger Lohn arbeiten, was zu einer Massenverarmung führt.

Krisentheorie:
Während durch den technischen Fortschritt die Produktion immer weiter steigt, sinkt die Kaufkraft der verelendeten Massen. Die allgemeine Überproduktion führt periodisch zu Krisen, die schließlich ein solches Ausmaß annehmen, dass die Möglichkeiten der kapitalistischen Produktionsweise erschöpft sind.
Die Gleichheit zielte darauf ab, dass jeder Mensch einen Sinn darin sehen konnte, für die Gemeinschaft zu handeln. Dabei sollte das Motto gelten, dass je mehr ich für die Gemeinschaft tue, desto mehr kann auch die Gemeinschaft für mich tun.

3. Beispiele der Industrialisierung in Österreich:
3.1. Die Veränderung der Gesellschaft:
In Österreich setzte sich die Industrialisierung ab etwa 1850 durch – zwei Jahre nachdem Kaiser Franz Joseph I. an die Macht gekommen war. Durch die zunehmende Verstädterung veränderte sich die Gesellschaft. Jahrhunderte lang hatte die Geburt über die Zugehörigkeit zu einer Gesellschaftsschicht entschieden: Adel, Bürgertum, Kleinbürgertum, Bauernstand. Zu einem Stand gehörte man von Geburt an. Er umfasste Menschen mit ähnlichen Berufen und bestimmten moralischen Anschauungen. Karl Marx teilte nun die menschliche Gesellschaft in soziale Klassen: Er verstand darunter eine Gruppe Menschen, die unter gleichen wirtschaftlichen Bedingungen lebte. So wurde z.B. ein verarmter Bauer, der in einer Fabrik arbeiten musste, zum Arbeiter.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in Österreich folgende soziale Klassen: 
1) Die Großgrundbesitzer, sie waren Adelige mit ausgedehnten Ländereien. Zu denen Großbürger erfolgreiche Unternehmer, Kaufleute, Bankiers, Ärzte und Rechtsanwälte zählten.
2) Das Kleinbürgertum, sie bestand aus Handwerkern, Kaufleuten, niederen Beamten und Angestellten.
3) Die Bauern bildeten noch immer einen großen Teil der Gesellschaft, die meisten von ihnen waren arme Kleinbauern.
4)Die Arbeiterklasse, sie waren die zahlenmäßig stärksten Bevölkerungsgruppe. Meist wohnten die Arbeiter in Stadtteilen, die in sich geschlossen waren, welche auch Arbeiterbezirke genannt wurden.
Verglichen mit England stand Österreich freilich noch ziemlich am Beginn des Industrialisierungsprozesses. Dort war die Zahl der Fabrikarbeiter acht Mal so hoch.
Max Weber hat das damalige Elend rückblickend als unvermeidbares Opfer betrachtet, wenn er schreibt, Pünktlichkeit, gleichmäßige Arbeitsleistung, angespannte Aufmerksamkeit usw. seien Erfordernisse gewesen, denen das für die Industrialisierung notwendige Arbeiterheer nur unter dem Zwang härtester Lebensbedingungen zu entsprechen gewillt war.
Bemerkenswert in seiner Offenheit ist ein Antrag des Vorarlbergers Kreisamtes an das Innsbrucker Gubernium von 1837 betreffs Abstellung angezeigter Missstände. In der Einleitung heißt es: „Der durch die Maschinenindustrie veränderte soziale Zustand macht es der Regierung zur Pflicht, ihre besondere Fürsorge jener neugeschaffenen Menschenklasse zuzuwenden, die in großen Haufen im Solde einzelner Unternehmer stehen und deren Schicksal tief unter der Mittelmäßigkeit steht. Man durchgehe nur die Säle dieser kolossalen Fabriken, betrachte darin die Scharen schlechtgenährter, schlechtgekleideter Menschen, die gegen einen lumpigen Lohn frühmorgens bis spätabends an die Arbeit gekettet, mit ihrem Fleiß fremde Taschen füllen. Man kann sich des Mitleids mit dieser Menschenklasse nicht erwehren.“
Es klingt wie schwarzer Humor, wenn man liest, dass einer der wichtigsten Exportartikel des österreichischen Textilgewerbes in türkischen Hüten und Kappen bestand. Sieben Fez-Fabriken versorgten den ehemaligen Feind mit dieser unentbehrlichen Kopfbedeckung.

3.2. Industrielle Veränderung in Österreich:
Man sagt, dass die erste Industrialisierungswelle Mitteleuropas von der Textilindustrie getragen wurde, das ist sicherlich korrekt, denn mit der Erfindung des automatischen Webstuhles wurde in Europa die Mode und Kleidungsindustrie rasant angetrieben. Kleidung konnte effizienter und günstiger produziert werden was das Wirtschaftswachstum stark förderte. Doch nicht der automatische Webstuhl war der Träger der Industrialisierung der 17. Jahrhunderts sondern die maschinelle Kraft die hinter den Maschinen steckte, die Dampfmaschine.

Doch um den Bezug zu Österreich nun herzustellen muss man leider bedauern, dass dieser Meilenstein der Technik in der Österreich-Ungarn Monarchie versäumt wurde. Die meisten andern europäischen Länder haben die Dampfkraft mit offenen Armen empfangen wie zum Beispiel, England, Belgien, Frankreich und Deutschland. Um einen Vergleich aufzustellen, hatte Belgien um 1850 eine fünfmal höhere Dampfkraftkapazität wie Österreich, was klar deutlich macht wie verspätet in der Monarchie die Technik ihren Einzug erhielt. Aber um die Tatsachen richtig darzustellen muss erwähnt werden, dass in der österreichischen-ungarischen Monarchie die erste europäische Bahnlinie entstand, sie war 127 km lang und führ zwischen Linz und Budweis. Allerdings wurde sie von Pferden gezogen und konnte später sichtlich nicht mehr konkurrieren.

Jedoch hatte Österreich im Vergleich zu Deutschland schwierige Startvoraussetzungen, die Rohstoffvorkommen lag meist weit entfernt von den Industriegebieten und somit vielen hohe Transportkosten an, mit denen andere Länder wie England, Belgien, Frankreich und Deutschland nicht zu kämpfen hatten. Diese hohen Transportkosten waren die große Behinderung für die Schwerindustrie, die zu dieser Zeit stark boomte, zu Hilfe kam hier eine staatliche Preisregelung die eine geringe Abhilfe schuf. Doch nicht nur die Rohstoffvorkommen waren ein Problem für die Industrialisierung in Österreich, sondern auch die wenig risikofreudigen Unternehmer. In Österreich lehnte man sich stark auf Agrarwirtschaft die allerdings nicht den ganzen Staatshaushalt tragen konnte. Erst 1816 wurde in der Brünner Feintuchfabrik eine Dampfmaschine eingesetzt, danach folgte 1823 Böhmen und 1826 Niederösterreich. Diese Fabriken und Unternehmen waren allerdings nur mit Dampfkraft unterstützt und trugen einen nicht all zu hohen Beitrag Landesweit bei. Die erste völlig mit Dampf betriebene Fabrik war somit die Krupp’sche Metallwarenfabrik 1843 in Berndorf. Alfred Krupp war jedoch ein deutscher Unternehmer der Dampfmaschinen deutschen Fabrikats verwendete. Auch hier sieht man wieder deutlich wie groß die ausländische Unterstützung war. Denn mit dieser Großinvestition hat Alfred Krupp in der Österreich wahrscheinlich einige Schranken gebrochen, somit war der Weg auch für österreichische Investoren offen. Denn nicht viel später baute Heinrich Lutz die erste inländische Dampfmaschine.

Als Österreich durch die Industrialisierung auch ins Rollen gekommen ist, wurde einige Pionierarbeit geleistet. Wie zu Beispiel die Erbauung der Semmeringbahn von Karl Ritter von Ghega und die Donaudampfschifffahrtsgesellschaft die sich im Laufe weniger Jahrzehnte zum größten Binnenschifffahrtsunternehmen der Welt entwickelte. Auch der Bau der ersten Wiener Hochquellwasserleitung 1870 war ein großer Erfolg. Dies sind einige Beispiele die sich auf die Industrialisierung in Österreich beziehen, jedoch gab es auch viele kleine Unternehmen die wachsen konnten und in der Monarchie einen wichtige Stellung eingenommen haben, zu Beispiel die Keramik Verarbeitung oder die Produktion von qualitativ hochwertigen Linsen.

Die k. k. Berndorfer Metallwarenfabrik, wie schon früher in meiner Ausarbeitung erwähnt, baute Alfred Krupp die erste vollkommen mit Dampf betriebene Fabrik in Berndorf auf. Doch dieses Industriegelände war mehr als nur eine Metallwarenverarbeitung, die Fabrik hatte eine ganze Kleinstadt im „Anbau“. Der Architekt Ludwig Baumann plante eine Wohn- Arbeit- und Lebens- Siedlung, denn die Berndorfer Metallwarenfabrik betete auch Schulen, Einkaufmöglichkeiten für Lebensmittel und Bekleidung so wie eine Kirche, Arbeiterwohnungen, Bäder, Gärten und Theater.
Mit dieser Industriestadt war Krupp wahrscheinlich nicht der einzige in Europa, da England Arbeiterunterkünfte auch schon mit den Fabriken zusammen legte, doch es war ein für die damalige Zeit ein sehr gutes und sicheres Arbeitsumfeld, was sich sicher von denen in England und Frankreich absetzte. Diese Berndorfer Metallwerke hatten auf die Industrialisierung in Österreich einen großen Einfluss der nicht zu unterschätzen gilt.

Die Semmeringbahn, als sie erbaut wurde von Carl Ritter von Ghega war es die erste und einzige Hochgebirgsbahn der Erde welches Pionierarbeit in vielen Gebieten erforderte. Der Tunnelbau so wie Brückenbau war damals wie heute eine Meisterkunst, die allerdings sehr stabil gemeistert wurde. Später wurde die Semmeringbahn als Weltkulturerbe erklärt, doch nicht nur die Tatsche eine schnelle Eisenbahnstrecke zuhaben war mitwirkend, auch der Aspekt des großen Wirtschaftswachstum ist nicht außer Betracht zu lassen. Nach den Plänen von Ritter von Ghega hätte die ganze Monarchie mit Schienen vernetzt werden sollen, doch das wurde nie verwirklich.

Hochquellwasserleitung, sie wurde auf Befehl vom Kaiser Franz Joseph 1870 errichtet und war sowie ist eine wichtiger Bestanteil der Wiener Wasserversorgung. Da dieser Bau vom Kaiserhaus aus ging konnten einige Kosten niedriger gehalten werden, wodurch der Bau erst möglich war. Schon drei Jahre nach Baubeginn floss das erste Wasser was eine große Leistung war.
Wiener Weltausstellung und der Bankenkrach, als 1873 für die geplante Weltausstellung gebaut wurde, boomte die Wirtschaft und das Bankenwesen in Österreich stark. Es wurden 10 Millionen Besucher erwartet und Grundstückpreise sowie Mieten schnellten in die Höhe. Doch Spekulationen mit Geldern aus ungedeckten Krediten wurden zu einem Fallstrick. Im April desselben Jahres musste die Kredit-Anstalt kurzfristig Kredite kündigen, dies wirkte sich fatal auf die Investoren aus. Viel waren plötzlich zahlungsunfähig und somit fielen in weitere Folge auch die Aktienkurse, wodurch viele Firmen Pleiten gingen. Außerdem kamen nur sieben Millionen Besucher zur Weltausstellung was die Situation kein wenig aufbesserte.

Literaturverzeichnis:
Internet:
Bücher:
  • Zeittafel der Weltgeschichte (Weltbild)
  • Durch die Vergangenheit zur Gegenwart VI (Veritas 2. Auflage – 2006

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