Der Roman ist in der Ich-Form aus der Sicht Herrn Walters geschrieben und erzählt dessen Lebensweg angefangen vom Fensterputzer über den kriminellen Börsenbroker bis hin zum Häftling.
Die Handlung gliedert sich in zwei zeitlich getrennte Erzählstränge: Zum Einen erzählt der Autor aus der Gegenwart, driftet jedoch immer wieder gedanklich ab, sodass der Leser auch über das bisher Geschehene unterrichtet wird und sich dadurch besser Überblick schaffen kann.
Gleich zu Beginn des Romans gibt der Erzähler zu, polizeilich gesucht zu werden und erklärt im weiteren Verlaufe des Buches, wie es überhaupt dazu gekommen sei: Nach verschiedenen Berufswechseln habe mit Dembrowski eine eigene Brokerfirma gegründet und habe sich auch fleißig darum gekümmert, dass die Warentermingeschäfte und Aktientransaktionen ordnungsgemäß ablaufen. Doch mit der Zeit habe er eingesehen, hiermit nicht das große Geld machen zu können und alles hat mit einem kleinen penetranten Handzeichen von seiten Dembrowskis seinen Lauf genommen. Von nun an haben die beiden nicht mehr im Sinn gehabt, mit dem Geld ihrer Klienten zu spekulieren, sondern es geheim auf ein ausländischen Konto überweisen zu lassen, bis der Schwindel schließlich eines Tages aufgeflogen ist. Bei der folgenden Gerichtsverhandlung haben die beiden jedoch die Flucht ergriffen und sich über Umwege nach Spanien abgesetzt – mit den veruntreuten Gelder im Reisegepäck.
In Spanien, wo der Autor die eigentliche Erzählung beginnen lässt, hat sich Walter vorsorglich ein schönes Landhaus gekauft, wo er jetzt mit seiner Frau Britt und seiner Tochter Lolo wohnt. Doch schon nach kurzer Zeit sieht er sich abermals zur Flucht gezwungen und reist nach Brasilien aus. Aber Dembrowski, dem die Ruhe in Spanien über den Kopf gewachsen ist und den es wieder hin zu geschäftlichen Kreisen zieht, lässt sich verhaften, um lächerliche elf Monate abzusitzen. Unterdessen fühlt sich Walter in Brasilien immer wieder von einem rothaarigen, jungen Mann verfolgt, den er zuvor schon in Spanien gesehen hat. Darum gelingt es ihm auch, in letzter Sekunde auf die Osterinsel zu flüchten, bevor Polizeibeamte seine Wohnung stürmen. Auf den Osterinseln angekommen, erfüllt sich Walter einen Lebenstraum und besichtigt die gigantischen Steinköpfe, die rund um die Insel postiert sind, bevor er hier am „Ende der Welt“ von der chilenischen Kripo gefasst wird.
Uwe Timm kritisiert in seinem Roman „Kopfjäger“ die Geldgier diverser Anlageberater, die nur mit dem Profitgedanken im Hinterkopf ihre Kunden solange zermürben, bis diejenigen bereitwillig ihr hart erspartes Geld in deren Hände legen. Doch all die Hoffnungen, über Nacht Millionär zu werden, platzen spätestens zu dem Zeitpunkt, als sie einsehen, ihre über viele Jahre lang angehäuftes Vermögen mit einem Schlag verloren zu haben.
Der Titel stammt vermutlich vom englischen Begriff „Head hunting“, bei dem es sich um die gezielte Abwerbung ausgewählter Personen für spezielle Positionen des höheren Managements in anderen Firmen handelt – dadurch wird auch Walters rasanter Aufstieg erst ermöglicht. Timm beschreibt die Anlageberater als skrupellose Kriminelle in teuren Sakkos und geht genau auf ihre Vorgehensweise ein, wie sie in die Psyche ihrer Klienten eindringen und bestimmte private Bereiche dementsprechend interessiert anschneiden (vergleichbar mit einem Seelenklempner), nur um sie zum Überlassen großer Geldbeträge zu bewegen. Dadurch bekommt der Kunde den Eindruck, der Anlageberater habe wirklich Interesse an seinen private Problemen und schenkt ihm dadurch auch mehr Vertrauen. Dieser jedoch ergreift die Möglichkeit beim Schopf und zieht sein Gegenüber kaltblütig über den Tisch.
Der Autor benützt zumeist einfache Satzbaukonstruktionen, was die Leseatmosphäre gemütlicher werden lässt und zugleich ermöglicht er der angenehme Stil dem Leser, sich voll und ganz auf den Inhalt zu konzentrieren. Der ganze Roman gliedert sich, wie schon oben angeführt, in zwei zeitlich getrennte Erzählstränge, zwischen denen der Erzähler immer wieder hin- und herspringt.
Insgesamt gesehen war ich von diesem Roman nicht besonders angetan. Einerseits werden manche Ideen und Handlungen äußerst unrealistisch dargestellt – beispielsweise die Flucht aus dem Gerichtssaal oder die Leichtigkeit, wie Herr Walter seinen Kunden erzählt, dass ihre investierten Millionen einfach verschwunden wären – andererseits weil das Buch stellenweise schlichtweg langweilig zu lesen war. Sicherlich, einige Dinge wie zum Beispiel die gemeinen Darstellungen von Walters reichen Kunden oder zum Beispiel Kubins (einer von Walters Nachbarn) Meinung zum Thema Kommunismus-Marktwirtschaft und dessen „Essenswahn“ ließen mich des öfteren laut auflachen – doch so humorvoll, wie die am Buchrücken angeführten Kritiken vermuten lassen, würde ich dieses Werk von Timm auch nicht bezeichnen.
- Buch: Kopfjäger
- Enzyklopädie: MS Encarta 2000
- Artikel Head hunting, Uwe Timm