Der Text „Heimkehr“ von Franz Kafka handelt von einem Mann, der nach vermutlich längerer Zeit wieder auf den Hof seines Vaters zurückkehrt und sich dort sehr fremd vorkommt.
Da der Text zwischen 1883 und 1924 entstanden ist, könnte es sich bei dem Mann um einen Heimkehrer aus dem ersten Weltkrieg handeln.
Die Parabel handelt von einem Mann, der nach sehr langer Zeit wieder zum alten Haus seines Vaters zurückkehrt. Nachdem er den Flur durchquert hat, schaut er sich um. Er sich ein „zerrissenes Tuch“, eine „lauernde Katze“ und „altes Gerümpel“, das den Weg verstellt. Der Sohn zögert in die Küche zu den Menschen zu gehen, die dort sitzen. Er hat Zweifel ob er willkommen sein wird. Deshalb bleibt er in einigem Abstand vor der Tür stehen und horcht.
Der Heimkehrer ist der personale Ich-Erzähler in diesem Text und gleichzeitig auch die Hauptperson. Der gesamte Text steht im Präsens, was den Leser zum Nachdenken anregen soll. Die Gliederung in Einleitung-Hauptteil-Schluss ist nicht vorhanden. Die Geschehnisse sind zeitlich angeordnet.
Von Zeile 1 bis 5 wird von der äußeren Heimkehr des Sohnes berichtet. Der Text besteht hier ausschließlich aus kurzen, klaren Parataxen. Durch diese Konstruktion wird ausgedrückt, wie entschlossen und sicher der Heimkehrer ist.
 
Er durchschreitet den Flur und schaut sich um. Seine Beobachtungen werden sachlich und ohne jeden zusätzlichen Kommentar geschildert, zum Beispiel „Die Katze lauert auf dem Geländer“. Dennoch entsteht durch zahlreiche Symbole der Eindruck, als sei der Heimkehrer nicht willkommen. Das alte Gerät, das ihm den Zugang versperrt (Z. 3), ist ein Zeichen dafür, dass es nicht erwünscht ist, dass er kommt. Andernfalls wäre der Durchgang frei von Hindernissen. „Die Katze, die lauert (Z. 3)“, beobachtet ihn so wachsam, als hätte er etwas Verbotenes im Sinn oder als hätte er kein Recht hier zu sein. „Lauern“ drückt auch die Bereitschaft für einen Angriff aus, wie ein Jäger der seiner Beute auflauert. „Ein zerrissenes Tuch, im Spiel einmal um eine Stange gewunden“ (Z. 4) ist ein Vergleich. Das Tuch wurde, bevor er den Hof verließ, um die Stange gewickelt. Jetzt ist es zerrissen und damit zerstört. Genauso ist es mit ihm, dem Hof und dem Verhältnis zu seiner Familie. Bevor er den Hof verließ, war alles in Ordnung, jetzt ist das Verhältnis zerrissen wie das Tuch. Nachdem der Heimkehrer diese Dinge alle wahrgenommen hat, versichert er sich Zeile 5 „Ich bin angekommen“, als könnte er gar nicht glauben, dass dies der Hof seines Vaters und damit eigentlich auch sein Zuhause sei.
In Zeile 5 befindet sich der Wendepunkt des Textes. Nach der äußeren Heimkehr folgt nun die innere Heimkehr. Nachdem der Sohn sich umgeschaut und versichert hat angekommen zu sein, verändert sich die Struktur. Es wird ein innerer Monolog des Heimkehrers beschreiben. Von dieser Stelle an stehen sehr viele Fragen und statt einfachen Parataxen findet man hier komplizierte Hypotaxen. Die Fragen, die er sich selbst stellt, zeugen von der plötzlich auftauchenden Unsicherheit des Heimkehrers. Dies wird auch in Zeile 7 belegt: „ich bin mir unsicher“. Er zweifelt nun daran, ob er hier wirklich willkommen ist. Die Fragen „Wer wird mich empfangen? Wer wartet hinter der Tür der Küche?“ beweisen, dass der Sohn längere Zeit abwesend gewesen sein muss, da er nicht weiß, was aus seiner Familie geworden ist, und wer zu diesem Zeitpunkt alles in der Küche ist.
Die Küche und das Bauernhaus machen einen sehr idyllischen und heimischen Eindruck. Der Rauch aus dem Schornstein und der „Kaffee zum Abendessen“ sind Zeichen für ein zufriedenes, intaktes Familienleben ohne Probleme. Nachdem der Sohn alle diese Zeichen wahrgenommen hat, fragt er sich, ob er sich auch wirklich zu Hause fühlt: „Ist dir heimlich, fühlst du dich zu Hause?“ (Z. 6,7) Diese Frage lässt darauf schließen, dass er sich wahrscheinlich nicht heimisch fühlt, sonst würde er sie sich nicht stellen. Im nächsten Satz wird dies auch noch einmal belegt: „Ich weiß es nicht, ich bin mir sehr unsicher.“ (Z. 7). Das Haus und den Hof empfindet er als kalt, abweisend („kalt steht Stück neben Stück“ Z. 8) und in gewisser Weise wohl auch unbekannt, wie in Zeile 8 und 9 geschrieben wird: “jedes mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt, die ich teils vergessen habe, teils niemals kannte“. Anscheinend hat sich hier viel verändert, seit er das letzte mal hier war, weshalb er sich erneut vergewissert: „Meines Vaters altes Haus ist es“ (Z. 7) Erneut fragt sich der Heimkehrer, ob er wohl willkommen sei: „Was kann ich ihnen nützen, was bin ich ihnen und sei ich auch des Vaters, des alten Landwirts Sohn“. Der Heimkehrer wird von massiven Selbstzweifeln geplagt.
An dieser Stelle muss man sich fragen, wieso er solche Zweifel hat, ob die Familie ihn aufnehmen wird. Vermutlich kommt er sich als Verräter vor, weil er den Hof einst verlassen hat. Vielleicht hat er den Hof vor dem ersten Weltkrieg verlassen, und wird sich jetzt erst seiner Handlung und deren Auswirkungen bewusst. Vielleicht ist er entsetzt von der Zerstörung des Hofes (zerrissenes Tuch, altes, unbrauchbares Gerät Z. 3), die er jetzt so plötzlich wahrnimmt.
Auf jeden Fall sind seine Zweifel und seine Angst so groß, dass er es nicht wagt, and die Küchentür zu klopfen und den Bewohnern des Hofes, also seiner Familie entgegenzutreten. „Nur von der Ferne“ horcht er, in der Hoffnung mehr über die Bewohner und ihr Leben erfahren zu können. Er horcht aber nur aus sehr großer Entfernung, um nicht als Horcher überrascht werden zu können. Das ist noch ein Beweiß dafür, dass er sich vor den Bewohnern und davor, ihnen begegnen zu müssen fürchtet. Aus der großen Entfernung hört der Heimkehrer nichts, und erinnert sich stattdessen zurück an seine Kindheit: „Nur einen leichten Uhrenschlag höre ich, oder glaube ich ihn vielleicht nur zu hören, herüber aus den Kindertagen.“ Der Uhrenschlag ist ein Zeichen für Regelmäßigkeit und deutet darauf hin, dass er eine geordnete und schöne Kindheit auf dem Hof verbracht hatte.
Der Heimkehrer fühlt sich von den in der Küche Sitzenden ausgeschlossen und abgegrenzt. Dies wird an der folgenden Textstelle sehr deutlich: „Was sonst in der Küche geschieht, ist das Geheimnis der dort Sitzenden, dass sie vor mir wahren.“ Die Menschen in der Küche haben etwas für sich, an dem er nicht teilhaben kann.
Je länger der Heinkehrer vor der Tür zögert, desto fremder fühlt er sich. Daraus lässt sich schließen, dass er sein ursprüngliches Ziel, wirklich heimzukehren (Titel) längst nicht mehr anstrebt. Hier ist also eine Antithese zwischen Handlung und Titel. Mit dem Wort Heimkehr verbindet man positive Gefühle, und erwartet, in ein richtiges Zuhause zurückzukehren. Die Handlung jedoch verläuft vollkommen anders, als man es vom Titel ausgehend erwarten würde. Der Heimkehrer kehrt nämlich überhaupt nicht heim, da er ja nur vor der Tür stehen bleibt, anstatt die Küche zu betreten.
In der letzten Zeile fragt sich der Sohn, ob er nicht selbst einer wäre, „der sein Geheimnis wahren will“, „wenn jetzt jemand die Türe öffnete und mich etwas fragte.“ Mit dieser Überlegung endet die Parabel. Durch diesen Vergleich zeigt der Heimkehrer eine Gemeinsamkeit zwischen sich und den Menschen in der Küche. Sie drückt aus, dass er sich mit diesen Menschen doch irgendwie verbunden fühlt. Es wäre also durchaus möglich, dass er aufgrund dieser Feststellung seinen ganzen Mut zusammennimmt, an der Küchentür klopft und sich der Begegnung mit dem Menschen dahinter stellt.

Meine anfänglich aufgestellte Vermutung, dass der Heimkehrer aus dem ersten Weltkrieg heimkehrt, kann ich zum Schluss leider nicht eindeutig beweisen. Dennoch bin ich bei meiner Interpretation zu dem Ergebnis gekommen, dass in der Zeit, bis zur Heimkehr des Sohnes vieles vorgefallen sein muss, wobei dies nicht unbedingt ein Krieg sein muss.

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