Ernst Jünger
Vor etwa einem Jahr starb Ernst Jünger (EJ) im biblischen Alter von fast 103 Jahren. Doch auch nach seinem Tod streiten sich die Gemüter weiter, ob er ungeachtet mancher Vorbehalte in den Kanon des nationalen Kulturerbes aufgenommen werden soll, oder ob EJ ein camouflierter Stratege und geheimer Wegbereiter der neuen Rechten war. Auch für viele postutopische Linke ist EJ zur Faszinations- und Identifikationsfigur geworden.
Am 29. März des Jahres 1895 wurde EJ in Heidelberg geboren. Zwischen den Jahren 1901 und 1912 wechselten seine Eltern fünfmal ihren Wohnort, zwei ihrer Wohnorte waren zum Beispiel Hannover und Braunschweig.
Auf Intervention seines Vaters wurde EJ nach sechs Wochen aus der Fremdenlegion entlassen, zu der er 1913 flüchtete.
Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete er sich als Kriegsfreiwilliger, sein erster Einsatz an der Front folgte kurz nachdem seine Einheit am 27. Dezember in die Champagne abrücken musste. Zwischen Anfang und Ende des Krieges erlitt EJ sieben zum Teil schwere Verletzungen, von denen er IN STAHLGEWITTERN viel berichtet. Den Orden „Pour le Mérite“ bekam er schließlich am 22. September 1918 verliehen.
Nach dem Krieg bleibt EJ bis zum 31. August 1923 bei der Reichswehr, wohnt in Hanover. 1920 erscheint erst im Selbstverlag, später im Berliner Verlag Mittler sein Kriegsroman IN STAHLGEWITTERN. Nachdem er seine Zeit bei der Reichswehr beendet hat zieht EJ 1923 nach Leipzig um, um dort mit seinem Zoologiestudium zu beginnen. Kurz vor der Geburt seines Sohnes Ernst heiratet EJ in Leipzig Greta von Jeinsen.
Nach der Veröffentlichung zahlreicher Romane wie zum Beispiel „Das Abenteuerliche Herz“ und „Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt“ siedelt er 1933 nach Goslar über, wo 1934 sein Sohn Alexander geboren wird.
Im Herbst 1939 erscheint „Auf den Marmorklippen“,noch im August 1939 wird er als Hauptmann zum Westwall einberufen.
Nach den Veröffentlichungen von „Gärten und Sraßen. Aus den Tagebüchern 1939-1940“ im Kriegsjahr 1942 wird für das Drucken von Jüngers Büchern kein Papier mehr bewilligt, am 15. Oktober des gleichen Jahres wird er in den Kaukasus abkommandiert.
Sein antifaschistischer Sohn Ernst wird im Februar 1944 wegen der Bildung eines „Widerstandskreises“ verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Nach der Kriegsgerichtsentscheidung auf „Frontbewährung“ fällt Ernst im November in Carrera/Italien.
Für Jüngers 1941 entworfene Friedensschrift wird 1945 in der englischen Besatzungszone ein Publikationsverbot erlassen.
Bis zum Jahr 1962 erscheinen noch fünfzehn Bücher, darunter „Der Friede. Ein Wort an die Jugend Europas und an die Jugend der Welt“ und „Der Weltstaat“.
Nach seiner zweiten Heirat mit Liselotte Lohrer, geb. Bäuerle im Jahr 1963 erscheint 1965 der letzte Band seiner ersten zehnbändigen Ausgabe „Werke“.
1974 wird er mit dem Schiller-Gedächtnis-Preis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Drei Jahre später stirbt sein Bruder Friedrich Georg in Überlingen.
Beim Besuch der Stadt Verdun 1979 wird er mit der „Médaille de la Paix“ ausgezeichnet, 1982 erhält er den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt.
Auf Einladung von Helmut Kohl und Francois Mitterand nimmt er in Verdun an der deutsch-fanzösischen Versöhnungsfeier teil.
Nach der Verleihung des „Großen Verdienstkreuzes“ mit Stern und Schulterband wird 1985 vom Land Baden-Württemberg der „Ernst-Jünger-Preis für Entomologie“ ins Leben gerufen, der Roman „Arbeiter.Herrschaft und Gestalt“ erscheint wieder beim Cotta-Verlag und EJ wird von Staatspräsident Mitterand und Bundeskanzler Helmut Kohl in Wilfingen besucht.
Die Verleihung von Preisen scheint kein Ende mehr zu nehmen. 1986 wird ihm der „Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst“ in München überreicht, 1987 übergibt ihm der italieneische Staatspräsident Cossiga im römischen Quirinal-Palast den internationalen „Teverre-Literaturpreis“.
Am 22. Januar 1988 reist EJ auf erneute Einladung von Helmut Kohl zu den Feierlichkeiten zum 25. Jahrestages des Deutsch-Französischen Vertrages nach Paris.
Etwa eineinhalb Jahre später gelangt er zur Ehrendoktorwürde der Universidad del Pais Vasco in Bilbao.
Die Welle an Auszeichnungen verlief nicht im Sand. Wieder sechs Monate später wurde er vom spanischen Ministerpräsidenten Gonzales besucht und erhielt nur wenige Wochen danach den „Oberschwäbischen Kunstpreis“.
Nach drei Jahren der relativen Ruhe überlebte er seinen Sohn Alexander und bekam in Venedig den „Gran Premio Punti Cardinali dell‘Arte“ verliehen.
Bei Aufenthalten in Bregenz, München und im Tessin vervollständigte er 1994 sein letztes Buch „Siebzig verweht IV“.
Vier Jahre Später starb EJ am 17.Februar in Riedlingen, am 19.Februar wurde er in Wilfingen beigesetzt.
Für EJ war der Erste Weltkrieg ein bildendes und glorreiches Erlebnis, zumal er den Orden „Pour le mérite“ vom Kaiser persönlich, und nicht etwa von Hindenburg überreicht bekam.
Da ihm von den vier Regierungssystemen das Kaiserreich am besten gefiel, half er Hitler mit Freuden bei der Zerschlagung der Weimarer Republik, doch er kritisierte diesen später, da er„unlogisch“ gehandelt habe, weil er zwecks Judenverfolgung dringend benötigte Waggons dem Heer entzog, und damit wichtige Mittel für den Kriegsgewinn nicht aufbrachte. Ein Nazi oder gar Antisemit war EJ nicht (vor der Progromnacht 1938 zwar schon, doch danach sah er die Dinge beträchtlich anders); er hielt sich von ihnen konzequent fern. Mit ihm sollte niemand paradieren können, die Annehmlichkeiten und Vorteile wollte er sich aber nur ungern entgehen lassen.
EJ kann eigentlich keiner politischen Richtung eindeutig zugeordnet werden, sein Verhalten aber könnte als nonkonform und antibürgerlich beschrieben werden, d.h. er widersetzte sich oft den gesellschaftlichen Regeln. So zum Beispiel wurden seine Schriften erst im Nazireich, später aber auch bei den Alliierten verboten. Obwohl EJ wie schon erwähnt keine politische Richtung vertrat, wird er häufig von meist rechtskonservativen Politikern als Vertreter ihrer Ansichten herangezogen.
Wenig war EJ der Bundesrepublik zugetan. Bei einem SPIEGEL-Gespräch befürchtete er „auf einem wackeligen Gefährt in den Tod zu müssen“.
Der Leptonychoides juengeri und die Cilosoma cingulatum juengeri, ein Schwarzkäfer und eine Schnecke, sind die Spuren, die sein Zoologiestudium hinterlassen hat, Entdeckungen, die er bei seinen vielen Reisen in andere Länder machte. Man kann sagen, dass EJ ein Suchender war, der sich für vieles interessierte und den vieles faszinierte, der vieles literarisch zu verarbeiten versuchte, sich aber nicht unbedingt damit identifizierte, er ist –oder war- Soldat, Ästhet, Romantiker, Essayist, Ideologe einer authoritären politischen Bewegung und ein in Taxonomie bewanderter Botaniker. Zu seinen besten Freunden zählte Albert Hofmann, Entdecker der Lysergsäure, mit dem er eine beträchtliche Anzahl an „Trips“ genommen haben soll.
Kommentar des Lehrers:
Hier sollte wesentlich ausführlicher dargestellt sein, wie Verlage und politische Öffentlichkeit mit Jüngers Büchern, vor allem den Stahlgewittern umgegangen sind.
Zusammenfassung
“In Stahlgewittern” beginnt mit der Ankunft in Bazancourt, wo EJ seinen ersten Kriegstag erlebte, und schon einige Eindrücke des Krieges beschreibt, zum Beispiel den Anblick eines durch eine Granate verstümmelten Soldaten.
Nachdem dieser erste Angriff “manchem die Kriegsbegeisterung bereits gedämpft hatte” berichtet EJ dennoch von einigen “schönen” Seiten des Krieges, etwa die Kameradschaftlichkeit unter den Soldaten während des Ausbaus der Gräben.
Nachdem EJ einige Wochen lang mit der Kompanie in einer Schule einquartiert war wurde er nach Recouvrence zu einem Ausbildungslehrgang geschickt, während dem er “mit allen Regeln der Kunst” zu einem Soldaten geschliffen wurde.
In Prény kommt es dann am 23.April zum ersten richtigen Gefecht, Eindrücke wie “Blutige Fleischfetzen” und “umherliegende Gedärme” kommen zur Sprache.
Nach einigen Schlachten erleidet EJ dann seine erste schmerzhafte Verwundung, ein Splitter schlägt in seinen linken Oberschenkel, wird aber noch durch seinen Geldbeutel abgeschwächt. Später kommt er dann nach einigen Tagen in einem Sanitätsunterstand zur Pflege in ein Krankenhaus nach Heidelberg.
Nachdem er sich als Fahnenjunker wieder gemeldet hat wird EJ durch das Regiment zu einem weiteren Ausbildungskurs nach Döberitz geschickt.
Zurück, mitten im Krieg, schreibt EJ dann, wie sich das Leben in den Gräben abspielt, wie die Gräben im einzelnen gebaut und gesichert sind, und wie die Soldaten sich während eines Feindbeschusses verhalten. Jedoch berichtet EJ, dass diese Grabenatmosphäre nicht “allzu romantisch” ist, sondern dass “vielmehr eine gewisse Schläfrigkeit herrscht”.
Die nachfolgenden Berichte über den alltäglichen Stellungskampf werden durch lange Berichte über Angriffe der Engländer und die nächtlichen Patroullien über das Kampfgelände bestimmt. Doch auch vom Zeitvertreib während der stilleren Zeit wird erzählt.
Es folgen dann noch einige als sehr grauenvoll beschriebene Gefechte, als dann etwas eher Unglaubliches geschieht. Die Besatzungen der beiden eigentlich verfeindeten Gräben sitzen beisammen, rauchen Zigarren und trinken Schnaps, bis der Befehl kommt, dass sie sich erneut “den Krieg erklären sollen”.
Später folgen Berichte über Weihnachten und Sylvester. Im Januar wird der Kampf beschrieben, dennoch berichtet EJ andauernd in einer leichten Art und Weise von den schlimmsten Verwundungen.
In ähnlichem Stil geht es dann weiter bis fast zum Ende des Buches, nicht einmal seine eigenen Verwundungen, Auszeichnungen und Beförderungen sind herausgehoben.
Nachdem EJ mit einer seiner Kompanien, die während des Krieges andauernd wechseln, nochmals in Flandern gekämpft hat, wird er an den Cojeul-Bach versetzt, wo sich seine Kompanie die Formen des Stellungs- und Bewegungs-
Krieges aneignet.
In der nachfolgenden “Grossen Schlacht” geht es schlieslich nurn noch um das Heldentum des deutschen Soldaten, aber auch die Fastunbesiegbarkeit des Feindes mit seinen Panzern.
Am 4.Juni 1918 beginnen schließlich die englischen Vorstöße, die erst nach einigen Erzählungen von unmenschlichen Schlachten und sehr vielen tödlichen Verletzungen doch noch mit einem Rückzug von englischen Truppen enden.
Das vorletzte Kapitel “Mein letzter Sturm” beginnt mit Berichten über das Leben vor dem Angriff in einem Ruhequartier, das von Engländer beschossen wird. Nach einigen Tagen setzt die Ausbildung ein, doch wird meist nur von der Freizeit und den Vergnügungen erzählt.
Als es dann zum letzten Sturm geht, lässt EJ seine letzten Kämpfe nocheinmal revue passieren, doch dann kommt der gegnerische Angriff und der “Tod greift fester und deutlicher zu” als sonst, EJ wird schwer verletzt und muss, nachdem der Engländer den Graben fast eingenommen hat, den Befehl geben, dass sich seine Kompanie ergeben soll, er selber versucht aber trotz seiner Verletzung zu flüchten. Nachdem mehrere Versuche ihn zu retten fehlschlagen gelingt es einem Soldaten doch noch ihn in einen Verbandsunterstand zu tragen.
Die letzte Seite endet mit dem Telegramm, durch das er mitgeteilt bekommt, dass ihm der Orden “Pour le Mérite” verliehen wurde.
Gedanken zum Buch
Der Erste Weltkrieg war die meiste Zeit ein Stellungskrieg, bei dem sich die Fronten kaum verändert haben. Für die Soldaten war es brutaler und harter Krieg, da sich die feindlichen Stellungen oft nur mehrere hundert Meter vor den eigenen befanden. Auch bestand andauernd die Gefahr von den feindlichen Kanonen getroffen zu werden. In den Bergen war es schwierig und gefährlich den Nachschub zu sichern. Jede Kanonenkugel, jeder Schuß mußte mühsamst an die Front geschafft werden. Auch der Abtransport der Verwundeten war nicht immer gesichert und so mußte man oft zusehen, wie Kameraden verbluteten oder qualvoll starben.
EJ beschreibt in seinem Buch auf anschauliche, zum Teil reale und auch schauerliche Weise den Krieg, wie er ihn hautnah miterlebt und mitgefühlt hat. Seine Augenzeugenberichte sind ausgesprochen real und lebhaft formuliert, man fühlt sich direkt in das Szenario hineinversetzt, hat aber auch manchmal den Eindruck, als ob es für EJ nichts Schöneres gäbe als den Krieg.
Bei der Lektüre des Buches bekommt man immer das Bild des heldenhaften, mutigen, überlegenen, liebenswürdigen, individualistischen deutschen Soldaten vermittelt, gegenüber der trottelige, ängstliche aber doch überlegene Engländer.
Bei genauerem Hinschauen bemerkt man auch, wie leicht und unbekümmert EJ von den grausamsten Arten des Todes berichtet, zum Beispiel erzahlt EJ erst, wie ein Geschoss „einem guten Freund den Hinterkopf zerschmetterte. Lange grosse Stücke des Schädelbeins lagen herum“. Nur wenige Zeilen später folgen weitere sehr blutige Verletzungen. Falls man nun denkt, eine eher traurige Stimmung müsste aufkommen, irrt amn sich gewaltig. Fast im gleichen Moment schwärmt EJ von der „anfangs guten Feldküche“.
Auch fällt auf, dass ein grosser Teil des Buches von allerlei Vergnügungen handelt, zum Beispiel wird lang und ausführlich von den „langen Latrinensit-
zungen“, die nur durch „meistens sehr störende Maschinengewehrserien“ gestört werden.
Trotz der meistens als lächerlich angedeuteten Beschreibung der Feinde schreibt er, dass er „nie niedrig von Ihm gedacht“ habe. Doch schreibt in einigen Szenen, dass die Engländer „wie Hasen hin- und hergesprungen sind“, als sie unter Maschinengewehrfeuer genommen wurden, es aber „ein Jammer sei, solche mutigen Kerle totschießen zu müssen“.
Ab und zu kommt der Gedanke auf, dass EJ glücklich über den Stellungskrieg war, besonders, wenn es kein Vorankommen gab. Dann nämlich konnten sich die Soldaten feste, verschalte Unterstände bauen, die Stollen vertiefen, grosse Schächte in den Boden schlagen und „fast friedensmäßige Gewohnheiten“ an-
nehmen.
Nur Gasangriffe werden als „wirklich gefährlich“ angesehen, aber trotzdem bestaunten die Soldaten die „Spuren, die das Gas hinterlassen hatte.“ Doch anstatt dann von den leidenden Soldaten zu berichten folgt, dass „ein Großteil aller Pflanzen verwelkt“ waren und „Schnecken und Maulwürfe tot umherlagen“.
Doch auch ab und zu berichtet EJ über die grausame Seite des Krieges, doch auch hier „rauchte und aß er trotz der Umgebung mit gutem Appetit. Nur die Witzworte wurden immer seltener. Schließlich verstummte auch der Verwegenste“.
Die deutsche Kühnheit wird mehrmals zum Ausdruck gebracht, fällt aber besonders auf, wenn „hunderte khakifarbene Gestalten“ durch den Graben „unbekümmert und unter Hilfe der Artillerie heraneilten, wir aber mutig und trotz der bezeichnenden Ungleichheit der Mittel dagegenhielten“ und „kurz darauf den Angriff abgewehrt“ hatten.
„Die Kameraden lagen im Tode wie friedliche Schläfer vereint“ nachdem eine Infanteriegruppe durch einen Volltreffer einer krepierenden Granate zum Opfer gefallen war.
EJ‘s Zeilen zu den Lazaretten sind besonders unbekümmert zu lesen. So „verließ Tag für Tag unter dumpfem Trommelschlag ein Leichenzug das
grosse Portal“ oder „hier wurde ein Glied abgeteilt, dort ein Schädel aufgemeisselt“. Nachdem sich seine Wunden nach 14 Tagen „halbwegs
geschlossen“ haben, kehrt EJ sofort zu seiner Truppe zurück, schließlich fühlt er sich „zu ihnen verbunden“ als ob es seine „Kinder wären“.
Als ärgerlichste Todesursache im Krieg zählt EJ nicht etwa, wenn ein Soldat von hinten erschossen wird, sondern die „tödlichen Verletzungen durch un-
vorsichtigen Waffengebrauch“. Der Krieg ist für EJ sogar so faszinierend, er konnte sich in einer gefährlichen
Situation „trotz der Gefahr nicht vom Dachfenster seines Hauses“ trennen, „denn es war ein spannender Anblick“.
Aber auch EJ gibt sich schließlich nachdenklich über sein Tun: „Man war müde geworden und an das Gesicht des Krieges gewöhnt. Man wurde nicht mehr so
geblendet durch die Gewalt der Erscheinung. Auch merkte man, dass der Sinn, mit den man ausgezogen war, sich verzerrt hatte und nicht mehr
zureichte“. Anschließend kommt EJ richtig ins Grübeln: „Der Krieg wirft seine tieferen Rätsel auf. Es ist eine seltsame Zeit“. „Schließlich“, schrieb EJ, hat sich dann im Herbst 1918 „wohl bei allen die Erkenntnis herausgebildet, dass wir uns auf abschüssiger Bahn befanden“. „Jeder wusste, dass wir nicht mehr siegen konnten. Aber wir würden standhalten.“ Über seine Eigene Heldenhaftigkeit lässt er keine Zweifel zu. Selbst als er in aussichtsloser Lage seinen Kameraden befiehlt sich zu ergeben, schlägt er sich trotz Lungendurchschuss zu den deutschen Linien durch: „Ich hielt dem nächsten die Pistole vor den Leib und drückte ab“.
Meiner Meinung nach sollte jeder dieses Buch gelesen haben, wenn auch immer zwischen den Zeilen lesend, da sonst ein Bild des Krieges vermittelt wird, wie es in den Rambo-Filmen zu sehen ist. Wahrscheinlich ist es am besten zu lesen, wenn man zuvor „Im Westen nichts Neues“ gelesen hat, da dort ein abscheuliches Bild vom Krieg hervorgerufen wird, bei EJ aber eher die Faszination der Kameradschaft unter den Soldaten zum Vorschein gebracht wird.
Trotz der Verherrlichung des Tötens und des Sterbens ist dieses Buch sehr einfach zu lesen und reisst den Leser mit, immer weiter zu lesen. Mit der benötigten Objektivität lässt sich diesem Roman sehr viel Gutes abgewinnen, einem Grundschüler sollte man es aber genausowenig wie einen Stallone-Film in die Hände geben.
Quellenverzeichnis:
- „Hundert Jahre-Und: Jünger“ Verlag Klett-Cotta zum 100. Geburtstag EJ‘s
- „Was mache ich hier“ von Bruce Chatwin
- „Im geistigen Minenfeld“ DIE ZEIT #42, 8.Oktober 1998
- „Das Selbst als Inneres“ DER SPIEGEL #09/1998
- „Ernst Jünger-In Stahlgewittern“