-
- Zusammenfassung
Teil 1
– Schon seit Tagen fühlt er sich schwach, so schwach wie noch nie in seinem Leben, jede Bewegung kostet ihm Kraft. Michael Berg, ein 15-jähriger Junge, schämt sich so schwach zu sein. An einem Tag im Oktober auf dem Weg zur Schule muss er sich übergeben
– Eine Frau nimmt sich seiner an. Sie wäscht ihm das Gesicht und trocknet es mit dem Taschentuch ab
– Am selben Tag diagnostiziert der Arzt Gelbsucht. Die Krankheit zieht sich vom Herbst bis ins Frühjahr hin
– Mutter schickt Michael zu der Frau, um sich zu bedanken
– Mit einem Blumenstrauß in der Hand steht er unschlüssig vor der Haustür und den Klingeln. Nicht einmal den Namen der Frau weiss er. Ein Mann, der gerade aus dem Haus kommt, schickt ihn schlussendlich in den dritten Stock zu Frau Schmitz. Sie lebt in einer einfachen, kleinen Wohnung
– Er kann sich weder erinnern, wie er Frau Schmitz begrüsst hat, noch was sie in der Küche geredet haben. In der Küche bügelt sie, er sitzt auf einem Stuhl. Als sie ihre Unterwäsche bügelt, will er nicht hinschauen, kann aber auch nicht wegschauen
– Unmittelbar als er aufsteht und wieder gehen will, sagt sie ihm, dass sie auch los müsse und ein Stück mit ihm komme. Die Küchentür steht einen Spalt offen, während sie sich in der Küche umzieht. Er kann die Augen nicht von ihr lassen. Sie spürt seinen Blick, wendet sich zur Tür und sieht ihm in die Augen. Ihren Blick kann er nicht deuten. Augenblicklich stürzt er aus der Wohnung bis zur Haustür. Ruhigen Schrittes macht er sich auf den Weg nach Hause
– Er konnte die Augen nicht wegen ihrer Gestalt, sondern wegen ihrer Haltungen und Bewegungen willen nicht von ihr lassen.
– Von dieser Begegnung an entwickelt sich eine Beziehung zwischen der 36-jährigen Hanna Schmitz und dem 15-jährigen Michael Berg, welche sich hauptsächlich auf der sexuellen Ebene abspielt,. Der Ablauf ihrer Treffen formte sich allmählich zu einem Ritual. Vorlesen, duschen, lieben und noch ein bisschen beieinander liegen. Hanna legt je länger je mehr Priorität auf das Vorlesen von Michael.
– Der Sommer ist der Gleitflug ihrer Liebe. Seine Beziehung zu Hanna verschweigt er konsequent anderen Menschen gegenüber. Dadurch, dass er über Hanna schweigt, verrät er sie.
– Eines Sommernachmittags steht sie völlig unerwartet im Freibad, in dem auch er sich mit seinen Freunden tummelt. Als er sie sieht, springt er nicht auf, um zu ihr zu laufen. Am nächsten Tag ist sie weg
– Schlimmer als die körperliche Sehnsucht, ist das Gefühl der Schuld, sie verleugnet zu haben.
Teil 2
– Als Student im Seminar für Rechtswissenschaft besucht er einmal in der Woche einen Prozess. Jahre später sieht Michael Hanna als Angeklagte in einem KZ-Prozess wieder
– Ich erkannte sie, aber ich fühlte nichts. Sie war im zweiten Weltkrieg Aufseherin im KZ Auschwitz und im KZ Krakau gewesen. Dort war sie mit anderen Aufseherinnen zusammen für die Selektion der Menschen zuständig, welche nach Auschwitz gebracht wurden. Dies ist der Hauptanklagepunkt im Prozess. Zu Beginn des Prozesses ist die Beweislage für die angeklagten Aufseherinnen günstig. Die ganze Anklage stützt sich auf die Zeugenaussage einer überlebenden Mutter und ihrer Tochter. Er erschreckt, als er bemerkt, dass er Hannas Haft als natürlich und richtig empfindet
– Durch ihr bereitwilliges Zugeben belastet sich selber immer stärker. Sogar als ihr das Schreiben des gefälschten Berichtes zur Last gelegt wird, gibt sie ihr Eingeständnis, obwohl sie als Analphabetin in keiner Weise dafür in Frage kommen kann. Sie hat Angst, blossgestellt zu werden und erhält aus diesem Grund ihre Lebenslüge aufrecht. Das Urteil lautet lebenslänglich
– Michael merkt, wie sich die Betäubung, mit der er dem ganzen Prozess und den geschilderten Grausamkeiten gefolgt war, langsam legt
Teil3
– Im Sommer nach dem Prozess verbringt Michael die Zeit im Lesesaal, von morgens bis abends. Das intensive Lernen sorgt dafür, dass seine Gefühle und Gedanken zum Prozess betäubt bleiben
– In der Ehe mit Gertrud vergleicht er das Zusammensein immer mit dem mit Hanna. Sie lassen sich nach fünf Jahren Ehe scheiden, darunter leidet am meisten die fünfjährige Tochter
– Nach seinem Referendariat muss er sich einen neuen Beruf suchen, doch will er nicht als Jurist arbeiten. Dies könne er später noch tun. Er ergreift die Flucht vor der Herausforderung und Verantwortung des Lebens. Am liebsten ist ihm ein Leben, in dem ihn niemand braucht und niemand stört
– Nun beginnt er für Hanna Kassetten vorzulesen, er schickt die Kassetten allerdings erst mehrere Monate später ab. Auf seinen Kassetten ist jedoch nie ein persönlicher Kommentar, er legt auch keine Postkarte mit einem persönlichen Gruss bei. Im vierten Jahr ihres Kontakts bekommt Michael von Hanna eine Grusskarte, welche sie selbst geschrieben hat.
– Sie hat lesen und schreiben gelernt. Sie hat einen Schritt aus der Unmündigkeit in die Mündigkeit getan. Auf ihre Grusskarte hin schickt er aber nie eine Antwort
– er billigt Hanna nur eine Nische in seinem Leben zu. In der ganzen Zeit ihres Kontakts besucht er sie kein einziges Mal. Kurz vor ihrer Entlassung stattet er ihr den lange herausgeschobenen Besuch ab
– Am Tag ihrer Entlassung aus dem Gefängnis erhängt sich Hanna in ihrer Zelle. Als letzten Wunsch äussert sie, dass Michael das von ihr gesparte Geld an die hinterbliebene Tochter der Zeugin, die in Hannas Prozess gegen sie ausgesagt hatte, übergeben wird
-
- Gliederung
1.1.
– Roman in drei Teile gliedert
diese wiederum in Unterkapitel aufgeteilt (ca. 5 S.)
diese wiederum in Unterkapitel aufgeteilt (ca. 5 S.)
– Ereignisse in chronologischer Abfolge erzählt
– pro Kapitel immer nur ein thematischer Schwerpunkt behandelt
– am Anfang jedes Kapitels befindet sich ein kurzer Satz, der den Inhalt wiedergibt. Zum Beispiel: „Als ich fünfzehn war, hatte ich Gelbsucht.“ (S.5). „Am nächsten Tag war sie weg.“ (S.79). „Ich sah Hanna im Gerichtssaal wieder.“ (S.87)
– auf den folgenden Seiten wird diese Situation detailliert behandelt
– jeder der drei Hauptteile beginnt bei seiner Nummerierung wieder neu
àdeutliche Abgrenzung der drei Lebensabschnitte
àdeutliche Abgrenzung der drei Lebensabschnitte
Teil 1
– gegliedert in 17 Unterkapiteln
– konzentriert sich auf die Beschreibung der Liebesbeziehung von Michael zu Hanna
– beginnt mit der Erkrankung Michaels und der damit verbundenen zufälligen Begegnung mit der zu diesem Zeitpunkt 36-jährigen Hanna Schmitz
– er behandelt wichtige Ereignisse der Beziehung der beiden und schließt mit dem Ende derselben ab
– erzählter Zeitraum: Herbst 1958 bis Sommer 1959 (nur 3/4 Jahr)
obwohl er im Roman mit 80 Seiten den größten Raum einnimmt
obwohl er im Roman mit 80 Seiten den größten Raum einnimmt
– Handlung des Romans spielt sich im Raum Heidelberg ab, es lässt sich jedoch jedem Abschnitt ein zentraler Raum zuordnen
– wichtigsten Ereignisse finden in Hannas Wohnung in der Bahnhofstraße statt
– Nebenschauplätze: Michaels Zuhause in der Blumenstraße, das Schwimmbad und Michaels Schule
Teil 2
– der zweite Abschnitt behandelt den Prozess, in dem Michael mit der Vergangenheit seiner Geliebten konfrontiert wird
– im Zuge der Befragungen wird Hannas geheim gehaltene Vergangenheit im Nationalsozialismus aufgedeckt
– Michael erkennt jedoch auch den Grund für Hannas Entscheidung, KZ-Aufseherin zu werden, welcher nach langer Zeit auch die Erklärung für Hannas merkwürdiges Verhalten während ihrer Beziehung offenbart
– der zweite Teil umfasst die Jahre 1959 bis 1966
– obwohl der Anfang noch Michaels durch das Ende der Beziehung geprägten, zurückhaltenden Verhalten in der Schule und an der Universität gewidmet ist, konzentriert sich dieser Abschnitt klar auf den zirka 4 Monate dauernden Prozess gegen Hanna
– durch die Schilderung der Ereignisse während Hannas Dienst im Konzentrationslager entsteht eine zweite zeitliche Ebene, welche die chronologische Abhandlung der Geschehnisse unterbricht
– zentraler Ort des zweiten Teils: Gerichtsgebäude in 100km von Heidelberg gelegenen Stadt (evtl. Frankfurt am Main als Ort der großen Auschwitzprozesse in den Jahren 1963-1968
– Nebenschauplätze: Arbeitszimmer des Vater, das Arbeitszimmer des Richters sowie das KZ Struthof (Michael besucht in mehrtägigen Verhandlungspause)
Teil 3
– Leben nach dem Prozess
– von seiner Vergangenheit zu stark beeinflusst, scheitern seine Versuche, ein unauffälliges und glückliches Dasein zu führen
– Zeitraum: 18 Jahre, in welchem Michaels Ehe und Scheidung und sein Beruf als Rechtshistoriker geschildert werden
– auch hier bilden die Kommunikation mit Hanna über mit Literatur besprochene Kassetten und dem einmaligen Treffen im Gefängnis mit ihr das Zentrum des Geschehens
– zentraler Ort: die Vollzugsanstalt
– Hanna beginnt sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen, lernt lesen und beschäftigt sich mit Literatur über den Holocaust
– im letzten Kapitel kommt es nochmals zu einem Zeitsprung von zehn Jahren. In dieser Zeit hat der Erzähler beschlossen, sein von Hanna so stark beeinflusstes Leben niederzuschreiben
– Nach langen Jahren des Ringens hat er mit seiner Geschichte Frieden geschlossen. „…ich denke, dass sie stimmt…“
1.2
Obwohl der Autor im Roman mit präzisen Jahresangaben sehr sparsam umgeht, ist es möglich, den chronologischen Ablauf der relevanten Ereignisse zu rekonstruieren.
Hanna Schmidt
Datum
|
Ereignis
|
Oktober 1922
|
Geburt Hannas
|
1939/40
|
Arbeit bei Siemens in Berlin
|
Herbst 1943
|
Hanna geht zur SS, arbeitet in Auschwitz
|
bis Frühjahr 1944
|
Aufseherin in Auschwitz
|
1944/45
|
· Aufseherin in einem Lager bei Krakau
· Flucht der Aufseher mit den Gefangenen nach Westen
· Brand in der Kirche
|
seit 1945
|
· Wohnhaft in Kassel und anderen Orten
· Gelegenheitsjobs
|
1950
|
Strassenbahnschaffnerin in Michaels Stadt
|
Herbst 1958
|
Erste Begegnung mit Michael
|
Februar 1959
|
Beginn ihrer Beziehung zu Michael
|
April 1959
|
Fahrradtour mit Michael
|
Sommer 1959
|
Hanna verlässt die Stadt ohne Erklärung
|
Frühjahr 1966
|
Beginn des Prozesses
|
Juni 1966
|
Verurteilung Hannas zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe
|
1974
|
· Sendung der ersten Kassetten von Michael ins Gefängnis
· Hanna lernt Lesen und Schreiben
|
1978
|
erster kurzer Brief an Michael
|
1984
|
· Begnadigung
· Treffen mit Michael im Gefängnis
· Freitod am Tag der Haftentlassung
|
Michael Berg
Datum
|
Ereignis
|
Juli 1943
|
Geburt Michaels
|
Herbst 1958
|
Begin der Gelbsucht, erste Begegnung mit Hanna
|
Februar 1959
|
Besuch bei Hanna, Beginn des Verhältnisses mit ihr
|
April 1959
|
Fahrradtour mit Hanna
|
Sommer 1959
|
Ende der Beziehung zu Hanna
|
1962
|
Abschluss der Schule, Beginn des Jurastudiums
|
Frühjahr 1966
|
· Teilnahme als Jurastudent am Prozess
· Wiederbegegnung mit Hanna als Angeklagte
· Entdeckung des Analphabetismus’ Hannas
|
Winter 1967/68
|
Skiurlaub, Krankheit Michaels, Michael lernt Gertrud kennen
|
Sommer 1968
|
Beginn des Referendariats
|
1969
|
Heirat mit Gertrud, Geburt der Tochter Julia
|
1974
|
· Scheidung, wechselnde Verhältnisse zu anderen Frauen
· Beginn der Lesungen auf Kassette für Hanna
· eigene schriftstellerische Tätigkeit
|
1983
|
Brief der Gefängnisleiterin an Michael, Bitte um Besuch
|
1984
|
· Besuch im Gefängnis, Treffen mit Hanna
· nach deren Freitod Besuch ihrer Zelle
· Gespräch mit der Gefängnisleiterin
|
Herbst 1984
|
· Dienstreise in die USA, Besuch einer Überlebenden des Brands in New York, Vorstellung des Testaments
· Besuch an Hannas Grab
|
1994
|
Beendigung des Buches über Hanna und seine „Geschichte“
|
Stilanalyse Erzählperspektive
– die gesamte Handlung des Romans „Der Vorleser“ wird konsequent aus der Perspektive von Michael Berg erzählt
– in dieser Position kommentiert er auch sein früheres Verhalten, sodass ein klarer Unterschied zwischen dem erlebenden und erzählenden Ich erkennbar wird
– Bsp: Michael schildert, wie er sich aufgrund der schmerzhaften Trennung von Hanna seiner Umwelt gegenüber abweisend und arrogant verhält und seine Schulfreundin Sophie sowie den sterbenden Großvater zurückweist (vgl. S.84-85). Seine Gefühle bei diesen Begebenheiten schildert er folgender Maßen:
„…ich präsentierte mich als einen, den nichts berührt, erschüttert, verwirrt…Ich erinnere mich auch daran, dass ich angesichts kleiner Gesten liebevoller Zuwendung einen Kloß im Hals spürte,…Dieses Nebeneinander von Kaltschnäuzigkeit und Empfindsamkeit war mir selbst suspekt.“(S.84-85)
– an dieser Stelle wird ein „Einblick ins Innere des erlebenden Ichs“ gegeben. Anschließend kommentiert das erzählende Ich eben dieses Verhalten mit folgenden Worten:
„Dass ich mich nach solchem Verhalten damals gut gefühlt haben soll, ist mir schwer vorstellbar.“ (S.85)
– auf diese Weise produziert der Autor ein Spannungsfeld zwischen erlebendem und erzählenden Ich, in dem es zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten des Ich-Erzählers kommt
-
- Sprache
- Sprache
– Bernhard Schlink schreibt nicht für die Kritiker sondern für die Leser (vgl. Krause, 1999)
– er arbeitet mit einer einfachen, leicht verständlichen Sprache, die sich inhaltlich auf das Wesentliche konzentriert und niemals vom Thema abschweift
– auf diese Weise behandelt er diese an sich schwierige Thematik überaus fesselnd auf nur 200 Seiten und erreicht damit eine ungeahnt große Leserschaft
– durch die Erzählperspektive und die Einfachheit der Sprache wird der Leser in Michaels Rolle versetzt
àGemeinsam mit ihm erlebt man die Geschehnisse, sodass die Identifikation mit dem Protagonisten möglich wird
àGemeinsam mit ihm erlebt man die Geschehnisse, sodass die Identifikation mit dem Protagonisten möglich wird
-
- Stil
2.1.Erzeugen von Spannung
– der Roman folgt einer genau kalkulierten Strategie
der Steigerung folgend“ beginnt der Roman im privaten Ambiente von Michaels Jugend
der Steigerung folgend“ beginnt der Roman im privaten Ambiente von Michaels Jugend
– er folgt immer der Chronologie
Vorgriffe, Kommentierungen und Reflexionen sorgen für eine Atmosphäre, die Spannung erzeugt und den Leser ahnen lässt, dass diese Geschichte ein Geheimnis birgt, welches das Leben des Protagonisten grundlegend ändern wird
Vorgriffe, Kommentierungen und Reflexionen sorgen für eine Atmosphäre, die Spannung erzeugt und den Leser ahnen lässt, dass diese Geschichte ein Geheimnis birgt, welches das Leben des Protagonisten grundlegend ändern wird
– dabei erhält der Leser nie einen Wissensvorsprung gegenüber dem erlebenden Ich des Protagonisten, wodurch die Erwartungshaltung noch gesteigert wird
2.2 Stilmittel der Frage
– ist ein besonders auffallendes Stilmittel
er verwendet zahlreiche Fragesätze
er verwendet zahlreiche Fragesätze
– durch sie führt der Autor den Leser nahe an die jeweilige Situation heran und verdeutlicht die Unsicherheit des Protagonisten
– so werden die Gedankengänge des 15-jährigen Michaels in für ihn unverständlichen Situationen durch Fragestellungen offenbar, die jedoch zumeist unbeantwortet bleiben
– Bsp:
„Ich begriff die Situation nicht. War es ihr um mich zu tun? Oder um sich? Wenn meine Arbeit blöd ist, dann ist ihre erst recht blöd – hat sie das gekränkt?“ (S.37
– die gestellten Fragen vermitteln eine starke Dringlichkeit, die eine „drängende, keinen Abgründen ausweichende Selbstbetrachtung zulässt
– sie bilden den Kern von Schlinks Buch, treiben es voran, machen sein Wesen aus. Dabei findet Michael weder Lösung noch Erlösung
2.3 Stilmittel der Sestenzen (Verallgemeinerung)
– Ein weiteres charakteristisches Stilmittel bilden Sentenzen, in welchen Michaels Erlebnisse verallgemeinert darstellt werden und daraus Lebensweisheiten gezogen werden
– scheinbar einfache Begebenheiten werden dadurch in einen komplexen Zusammenhang gestellt und erhalten so eine philosophische Dimension
– Bsp:
„Weil die Wahrheit dessen, was man redet, das ist, was man tut, kann man das Reden auch lassen.“ (S.166)
„Und der Beziehung entzieht das Verleugnen ebenso den Boden wie die spektakulären Varianten des Verrats.“ (S.72)
2.4 Stilmittel der Ambivalenz
– Schlink scheint es ein besonderes Bedürfnis zu sein, das Denken in Kategorien von Gut und Böse kritisch zu hinterfragen
– er verurteilt die aus diesem Denken resultierende Schwarz-Weiß-Malerei und will dem Leser zu erkennen geben, dass das Thema Holocaust viel zu komplex und zu kompliziert ist, um sich ein unumstößlich richtiges Urteil bilden zu können
– um die Ambivalenz der Sachverhalte auszudrücken, beschreibt er seine Charaktere mit sich teilweise widersprechenden Attributen
– z.B. Michael präsentiert sich als arroganter Teenager, der sich durch nichts beeindrucken lässt, jedoch bei liebevollen Gesten einen Kloß in Hals spürt (vgl. S.84-85)
– Hanna ist einerseits eine liebevolle Liebhaberin, kann jedoch im nächsten Moment aggressiv werden (vgl. S.35)
– nach der Urteilsverkündung schaut sie mit hochmütigen, jedoch auch verletzten und verlorenen Blicken (vgl. S.156)
– der Vater ist sich zwar seiner Versäumnisse gegenüber seinen Kindern bewusst, trotzdem bleibt er unnahbar (vgl. S.136).
· Beruht das Buch auf einer wahren Begebenheit ?
· Wie sind sie auf die Idee gekommen?
· Warum musste Frau Schmitz einen 15-jährigen Jungen nehmen und nicht einen Mann in ihrem Alter ?
· War Bernhard Schlink der Junge? Wer war dann die Frau?
· Warum hat Hanna sich kurz vor der Entlassung umgebracht?