Der Autor:
Friedrich Baron de la Motte Fouqué lebte von 1777 bis 1843. Er publizierte Gedichte, Erzählungen, Romane, Lesedramen und Übersetzungen.
1811 erschien die Undine in einer Zeitschrift Fouqués. Er wurde durch die Undine zum beliebtesten Dichter der Romantik und er war der einzige epische Dichter, dessen Werke das ganze Publikum ansprachen.
1816 komponierte E.T.A. Hoffmann eine Undinen – Oper, zu der Fouqué selbst die Texte schrieb. Es folgten später andere Fassungen der Undine v.a. von Ingeborg Bachmann. Schon zu Lebzeiten Fouqués gab es bereits eine Ballett – Fassung der Undine.

Inhalt:
Ritter Huldbrand von Ringstetten kommt auf den Wunsch Bertaldas, der Adoptivtochter eines deutschen Herzogs, in einen gespenstischen Wald, den er, um Bertaldas Gunst zu erlangen, erkunden will. Er wird von unheimlichen Erscheinungen in eine Richtung gedrängt. Dort wohnt ein altes Fischerehepaar mit einem angenommenen Kind, der schönen, elfischen Undine, das ihnen den Verlust der gleichaltrigen, eigenen Tochter, die ins Wasser fiel und darin verschwand, ersetzen soll. Durch das Wüsten der Elementargeister ist der Ritter gezwungen längere Zeit auf der abgelegenen Landzunge bei den Fischerleuten zu verbringen.
Undine und der Ritter verlieben sich ineinander und werden von Pater Heilmann, einem Priester, der vom Unwetter herangeschwemmt wird, getraut. Durch die Heirat wird aus dem launenhaften, ungebrochenen Naturgeschöpf eine liebende und leidende Frau. Schließlich verrät sie Huldbrand, dass sie eine seelenlose Undine aus dem Geschlecht der Wassergeister sei, aber durch die, von ihrem Vater, einem mächtigen Wasserfürsten, vorherbestimmte und manipulierte Heirat, mit Huldbrand nun eine Seele habe. Es war Undines Onkel Kühleborn, der in der Form des Baches dem Ritter den Rückweg abgeschnitten hatte. Kühleborn, der sich in alle möglichen Formen verwandeln kann, hat auch als Wassergeist die wirkliche Fischerstochter, die in Wahrheit Bertalda ist, gestohlen und Undine statt ihrer gebracht.
Undine und Huldbrand kehren in die Stadt zurück, wo Bertalda betrübt von der Heirat Huldbrands erfährt. Bertalda freundet sich aber schnell mit Undine, die ihr erzählt, dass sie, also Bertalda, die Tochter des Fischers ist, an und begleitet sie nach Schloß Ringstetten. Die seelenvolle, aber immer noch den Wassergeistern verwandte und zauberkräftige Undine, wird Huldbrand unheimlich und wendet sich Bertalda zu und Undine ab. Während dieser Zeit tritt Kühleborn oftmals vor Bertalda und Huldbrand, und erschreckt diese. Doch auch die restliche Burggesellschaft wird durch diese wunderlichen Spukereien verstört. Undine läßt, da ihr die mißfällt, einen Stein auf den Brunnen legen und schreibt seltsame Zeichen auf ihn. Dadurch kann weder Kühleborn, noch irgendein anderer Wassergeist das Schloß betreten. Trotzdem bittet Undine Huldbrand sie nie über einem Fluß oder Wasser zu schelten, da sie sonst von den verwandten Wassergeistern zurückgeholt würde und sie für immer verschwände. Huldbrand verspricht ihr dies, beschimpft sie jedoch bei einer gemeinsamen Fahrt mit Bertalda nach Wien. Undine verschwindet für immer als Welle in der Donau.
Nach einer Zeit heftiger Trauer nähert sich Huldbrand wieder bertalda. Sie beschließen zu heiraten und lassen Pater Heilmann herbeirufen, der sich jedoch weigert die beiden zu trauen, da ihm Undine seit mehreren Tagen in seinen Träumen warnt, dass Huldbrand, nach einem Gesetz des Wasserreiches sterben müsse, wenn er Bertalda heirate, weil Undine, zwar von ihm getrennt, aber noch immer lebe. Der Ritter läßt einen Mönch herbeiholen, der die beiden in wenigen Tagen trauen will. In dieser Zeit erscheint Undine ihm in einem Traum um ihn zu warnen. Sie müsse ihn töten, wenn er Bertalda heirate. Huldbrand heiratet aber dennoch Bertalda. Doch bevor Huldbrand zu Bertalda ins Hochzeitsgemach geht, kommt Undine zu ihm, da Bertalda den Stein vom Brunnen entfernen ließ, durch den alleine Undine das Schloß betreten kann. Huldbrand erstickt an Undine‘s Küssen und Tränen. Bei seiner Beerdigung erscheint Undine als weiß verschleierte Frau und quillt später als kleines Brünnlein an der Stelle, wo sie gekniet hatte. Am Schluß wird das ganze Geschehen noch zur Legende erklärt.
 
Form:
Die “Undine” ist ein Märchen und es besteht aus 19 Kapiteln. Das Geschehen wird aus der Sicht eines auktorialen, allwissenden Erzählers geschildert. Er tritt nur ab und zu merkbar auf und spricht dann den Leser direkt an. Er teilt dem Leser seine Meinung und seine Gefühle mit, und er macht auch Vorausdeutungen ( Zitat: “Wundert euch aber nur nicht, ihr Menschen, wenn es dann immer ganz anders kommt, als man gemeint hat.”).
 
Interpretation:
Undine entspricht im Grunde der männlichen Wunschvorstellung: einerseits ist sie eine züchtige Hausfrau, andererseits ist sie doch noch etwas vom Zauber und Charme der Nixe über und gerade dieses “Zauberhafte” entzieht sich der männlichen Dressur.
Bevor Undine zur Frau wird, durchbricht sie alle Regeln der herrschenden Minne, indem sie dem Ritter offenkundig ihre Liebe zeigt ( Bertalda schickt den Reiter in den dunkeln Wald und treibt ihn dadurch zu Höchstleistungen an. In diesem Minnespiel sind also Mann und Frau Objekt der ständischen Gesellschaft und ihren Regeln.).
Undine nimmt Huldbrand nicht als Ritter, sondern als Geliebten und obwohl ihr Liebes – und Leidesfähigkeit erst als “seelenvolle” Frau zugestanden wird, ist sie schon vorher liebesfähig, jedoch ohne die Rolle der demütigen, passiven und “zum Leiden geborenen” Frau.

 

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