Wie die meisten Romantiker versucht sich Eichendorff in mehreren literarischen Gattungen. Er schrieb nicht nur Lyrik und Erzählungen, sondern auch Romane, Dramen und Versepen. Durch seine Lyrik wurde er der bekannteste deutsche Romantiker.

Inhalt

Eines Tages wird der Taugenichts von seinem Vater in die weite Welt geschickt, um etwas zu lernen. Unterwegs wird er von zwei adeligen Damen nach Wien mitgenommen, auf deren Schloss er zuerst als Gärtner und dann als Zolleinnehmer eingestellt wird. Es entwickelt sich dabei eine heimliche Liebe zu der jüngeren Schlossdame, die er „schöne gnädige Frau“ nennt.
Wegen der Unerreichbarkeit zu ihr setzt der Taugenichts seine Wanderung fort, die ihn nach Italien führt. Er wird Diener zweier Reiter, die wie sich später herausstellt der Maler Leonhard und dessen Gehilfe Guido sind. Wenig später verlassen sie ihn aber heimlich, und er fährt allein in der Postkutsche, wie ein „gnädiger Herr“, weiter. Die Postkutsche bringt ihn hierauf in ein Schloss, wo man ihn herrlich verpflegt. Eines Tages bekommt er einen Brief, der mit „Aurelie“ Unterzeichnet ist. In diesem Brief liest er, dass die „Aurelie“ ihn auffordert zu ihr zurückzukehren.

Da er seine „gnädige Gräfin“ für den Absender hält, flieht er nachts aus dem Schloss und gelangt nach Rom. Enttäuscht trifft er aber dort eine ganz andere Frau, und er erfährt nur, dass seine Angebetene längst wieder in der Heimat sei.
Er beschließt daher , dem falschen Italien auf ewig den Rücken zu kehren und wandert noch zur selbigen Stunde zum Tore hinaus.
Gemeinsam mit den Prager Studenten, die er auf seiner Odyssee kennenlernte, fahren sie die Donau abwärts zum Schloss der schönen Gräfin.

Dort trifft der Taugenichts auf den Maler Leonhard, auf die alte Gräfin
und eine junge Dame namens Flora, die sich damals als Maler Guido verkleidet hatte.
Leonhard, in Wirklichkeit ein benachbarter Graf hatte Flora aus einer Anstalt entführt, worauf sie verfolgt wurden, und er versuchte sie auf einen seiner Schlösser zu verstecken. Er nahm aber dann davon Abstand, und genau dort spielte der Taugenichts, ohne es zu ahnen, Floras Rolle. Den Brief, den er damals erhielt, war für Flora bestimmt gewesen.

Am Schluss trifft er seine „gnädige Frau“ und alles klärt sich auf.
Leonhard heiratet Flora, die Tochter der alten Gräfin. Die „gnädige Frau“ ist aber gar keine Gräfin, sie entpuppt sich als Nichte des Pförtners.
Beschenkt mit einem weißen Schlösschen, steht der Heimat nichts mehr im Weg.

Eichendorf vermittelt mit dieser Geschichte etwas Rätselhaftes und Geheimnisvolles. Er zeigt, dass die Wirklichkeit nicht so ist wie sie scheint. Die Geschichte ist traumhaft und nicht gesellschaftlich bestimmt. Der Taugenichts überlässt sich der Stimmung des Augenblicks und lebt in einer Phantasiewelt.

1. Nennen Sie in groben Zügen die wichtigsten inhaltlichen Abschnitte dieser Erzählung

  • Taugenichts, Sohn eines Müllers, begibt sich auf Wanderschaft, um etwas zu lernen
  • unterwegs nehmen ihn zwei Damen in einer Kutsche mit auf ein Schloss
  • dort wird er Gärtner und später Zolleinnehmer
  • er verliebt sich in eine der Damen, die er für die Gräfin hält
  • da er glaubt, dass die Gräfin einen anderen Mann liebt, wird der Taugenichts erneut von der Reiselust gepackt
  • er trifft auf zwei Reiter, die sich als die Maler Leonhard und Guido ausgeben
  • sie nehmen ihn als ihren Diener mit nach Italien und verlassen ihn später heimlich
  • er fährt allein in der Postkutsche weiter, die auf einem Schloss bei Rom anhält
  • dort wird er für das Schlossfräulein gehalten, das sich zum Schutz verkleiden musste, und wird großartig aufgenommen
  • nach einer Weile bekommt er einen Brief von Aurelie, der vermeintlichen Gräfin, mit der Aufforderung, zu ihr zurückzukehren
  • er folgt dieser Aufforderung und flieht aus dem Schloss
  • zunächst gelangt er nach Rom, wo er erfährt, dass die Gräfin und die beiden Maler selbst in Rom gewesen seien
  • er beschließt, auf das Schloss bei Wien zu „seiner“ Gräfin zurückzukehren
  • unterwegs begegnen ihm drei Prager Studenten, die ebenfalls zum Schloss wollen
  • dort angekommen, klärt sich das Verwirrspiel auf:
  • der Maler Leonhard ist in Wirklichkeit ein junger Graf, der mit seiner als „Guido“ verkleideten Braut Flora geflohen ist, um Zeit zu gewinnen, die Ehehindernisse aus dem Weg zu räumen
  • der Taugenichts und die vermeintliche Gräfin Aurelie, die, wie sich herausstellt, die Nichte des Pförtners ist, finden zueinander und „alles, alles ist gut“

2. Charakterisieren Sie den „Taugenichts“

Der „Taugenichts“ ist ein einfacher, unkomplizierter, lebensfroher, freiheitsliebender und naturverbundener Mensch, der abenteuerlustig ist, etwas erleben will und Fernweh hat. Er überlässt sich gerne der Stimmung des Augenblicks im süßen „Nichtstun“. Er lebt in der Welt der Phantasie. Er ist ein Träumer und eine „Künstlernatur“, der die Arbeit „nicht gerade erfunden hat“. Sobald ihn sein Vorgesetzter aus den Augen lässt, fröhnt er dem „Müßiggang“. Glück bedeutet für ihn Liebe, Spaß und Freude. Der „Taugenichts“ ist auch ein sehr sensibler und gefühlvoller Mensch, der keineswegs immer nur glücklich und sorglos ist. Manchmal weint er auch: “ … da konnt’ ich mich nicht länger halten, ich warf mich ins Gras und weinte bitterlich.“
Oftmals bemitleidet sich der „Taugenichts“ auch selbst, z.B. wenn er sagt: „Mir ist’s nirgends recht. Es ist, als hätte die ganze Welt gar nicht auf mich gerechnet.“

Mit seinen Volksliedern und seinem fröhlichen Geigenspiel „beglückt“ er so manche Leute, die ihm auf seiner Wanderschaft begegnen.

Der „Taugenichts“ will kein sesshaftes Leben eines „Philisters“ führen, indem er den ganzen Tag arbeitet und sein ehrgeiziges Streben allein der Anhäufung von Besitz dient. Er protestiert mit seiner Lebenseinstellung gegen das Spießbürgertum und gegen die Lebensauffassung des ängstlichen Kleinbürgers. Er plant nicht seine berufliche Karriere. Jedoch kommt er auch einmal in Versuchung, sein Leben total umzustellen, als er sich in das Amt des Zolleinnehmers einarbeitet. Ihm „droht“, Philister zu werden. Nach einiger Zeit begibt er sich aber wieder auf Wanderschaft.

3. Was kritisiert der „Taugenichts“ an der bürgerlichen Lebensauffassung?

Welche Vertreter des Spießbürgertums kommen vor?
Der „Taugenichts“ will sich nicht in das bürgerlich-sesshafte Leben „hineinpressen“ lassen. Er zieht seine persönliche Freiheit den bürgerlichen Zwängen vor. Ihm ist es überhaupt nicht wichtig, ehrgeizig nach Besitz und Ansehen zu streben und „es zu etwas bringen zu wollen“. Er kritisiert z.B. das Aussehen und „Funktionieren“ des Portiers, „…. ein großer Herr in Staatskleidern, ein breites Bandelier von Gold und Seide bis an die Hüften …“ und “ … Perpendikel einer Turmuhr ….“.

Der „Taugenichts“ kann die geistige Trägheit und das Unverständnis des Bürgertums für ein poetisches Lebensgefühl nicht verstehen.

Vertreter des Spießbürgertums:

  • der Müller, der seinen Sohn einen „Taugenichts“ nennt und ihn fortschickt, um sich selbst sein Brot zu erwerben.
  • der verstorbene Zolleinnehmer, der einen Schlafrock, eine Schlafmütze, Pantoffeln und eine Pfeife (= Symbole des Spießbürgertums) hinterließ
  • der Amtmann mit seiner Perücke (= Beamter)
  • der Portier, der einen „Nutzgarten“ statt schöner Blumen anlegt
  • der Gärtner, der von früh bis spät arbeitet

4. Welche Menschen trifft der Taugenichts, die eine ähnliche Lebenseinstellung wie er haben?
In Rom begegnet ihm ein deutscher Maler, der die Welt sehen will und „hinterher abmalt“.
Auf der Heimreise nach Wien trifft er drei Prager Studenten, die mit ihren Musikinstrumenten durch die Welt ziehen.

5. Wie würden Sie den Schluss deuten?

Werden der „Taugenichts“ und seine Frau eine Ehe nach bürgerlichen Vorstellungen führen?

Wahrscheinlich werden der Taugenichts und seine Frau keine Ehe nach bürgerlichen Vorstellungen führen, denn sie wollen ja nach der Hochzeit mit dem Portier und den drei Prager Studenten nach Rom aufbrechen.
Wenn sie Sehnsucht nach der Heimat haben, könnte ich mir vorstellen, dass sie für ein Weilchen in das kleine Schlösschen zurückkehren, das ihnen der Graf geschenkt hat. Sobald sie das Fernweh aber wieder ergreift, werden sie abermals in die Welt ziehen.

6. Welche Bezüge können zwischen Eichendorffs Leben und seinem „Taugenichts“ hergestellt werden?

Die Romantiker waren (und sind) der Ansicht, dass den Menschen nicht nur kühler Verstand und Vernunft auszeichnet, sondern auch Phantasie und Gefühl, und dass nicht nur Gebildete und Gelehrte etwas zu sagen haben, sondern auch das einfache Volk in seinen Liedern.

Der „Taugenichts“ steigt aus der kleinen, überschaubaren bürgerlichen Welt der Tüchtigkeit aus, und begibt sich in die große weite Welt der Abenteuer.

Eichendorff war über drei Jahrzehnte lang als Beamter im damaligen deutschen öffentlichen Dienst tätig. Er war in seinem alltäglichen Leben „festgefahren“ und konnte es sich aus Verantwortungsbewusstsein gegenüber seiner Familie und auch finanziell „nicht leisten“, aus seinem bürgerlichen Leben „auszusteigen“. Möglicherweise fehlte ihm auch der Mut dazu. Deshalb versuchte er vielleicht, mit solchen Erzählungen wie dem „Taugenichts“ seinem bürgerlichen Alltag zeitweilig zu „entfliehen“. Vielleicht war sein Werk „Aus dem Leben eines Taugenichts“ damals auch ein Appell an die bürgerlichen Leser, mehr Verständnis für eine derartige „Taugenichts-Lebenseinstellung“ aufzubringen bzw. selbst spontaner, phantasie- und gefühlvoller zu werden.

7. Was sind wichtige Themen (und Motive) der romantischen Literatur?

  • der Zauber und die Geheimnisse der Natur (Nacht, Mond, Wald…)
  • die Phantasien und Gefühlstimmungen der Menschen (Liebe, Sehnsucht, Wahnsinn)
  • die Gedankenwelt des einfachen Volkes (Volksglauben, Aberglauben)
  • Kritik phantasie- und gefühlloser Geschäftigkeit (Spießer)
  • Ausstieg oder die Flucht aus dem Alltag (Fernweh, Wanderlust, Traum)

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