Ferdinand Raimund und Johann Nestroy als Antipoeten des Wiener Volkstheaters
Horvath, Kroetz, Turrine als Vertreter des Volksstückes im 20 Jhdt.
 
Volksstück = eine Form des Schauspiels für das Volk, damit zeigt sich daß echte Volksdramatik Alternativdramatik zum Bildungstheater ist.
 
Entstehung und Entwicklung:
  • Ende 16Jhdt: englische Wandertruppen kommen aufs Festland, ziehen von Ort zu Ort, typische Merkmale: Stegreifspiel, lustige Figur, spricht Mundart, wird oft als Diener in die Handlung eingebaut
  • Ital. Wandertruppen machen die ital. Commedia dell‘ arte bekannt, typische Merkmale: feststehende Typen mit Masken und Kostümen, groteske Mimik, Gestik, Stegreifspiel, teilw. Zaubereinlagen
  • Anfang 18 Jhdt. werden verschiedene Komödienhäuser für das Volk gebaut (Theater i.d. Leopoldstadt, Josefstadt)
    J. Stranitzky gilt als Begründer der Wiener Volkskomödie, führte Figur des Hanswurst ein, wurde abgelöst vom Kasperl, im Vormärz Staberl; typische Merkmale: nebeneinander von irdischer und überirdischer Welt, heitere und ernste Figuren, viele Bühneneffekte, aufwendige Dekorationen, Stegreifspiel, Liedeinlagen.
  • Bis ca. 1840 war das Volkstheater für die unterste Einkommensschicht da (günstige Preise), durch die steigenden Preise war es nur mehr für die großbürgerlichen Kreise zugänglich. Gegen Ende des 19 Jhdt. wurde das Deutsche Volkstheater und die Freie Volksbühne gegründet, getragen vom intellektuellen Bürgertum. Einerseits wollten sie neue Publikumsschichten gewinnen, andererseits auf die sozialen Probleme und Nöte des Arbeiterstandes aufmerksam machen. Neben diesen Bühnen gab es auch Volkstheater , die anspruchslose, rein unterhaltende Programme spielten.
  • Die Volkstücke trugen verschiedenste Bezeichnungen, z.B. Zauberposse (Raimund), Lustspiel, Posse (Nestroy), Schwank oder auch Operette.
    Mitte des 19 Jhdt. wurde das Volksstück eine eigene literarische Gattung
  • Neue Autoren (nach 1945) knüpften zum Teil an alte Traditionen, zum Teil probierten sie neue dramatische Formen. Volksstücke dienten zur Bewältigung der nationalsozialistischen Vergangenheit oder beschrieben die gegenwärtige soziale und politische Situation der unteren Schichten oder Randgruppen.
Vertreter:
Wiener Volksstück:
J. Nestroy – zu ebener Erd und erster Stock

Ferdinand Raimund:
  • will nichts wissen vom Volkstheater
  • Anerkennung als echter Dichter, wollte Originalstücke schreiben
  • Selten Probleme mit der Zensur è Texte sprechen von Verzicht und Selbstbescheidung
  • Schafft Allegorienspiele è bildliche Darstellung eines Begriffes, z.B. Jugend oder Alter werden als Personen dargestellt
  • Verbinden lokalen Dialekt und Hochsprache, Possenspiel und humanes Stück, Ernst und Komik ç macht ihn populär
  • Zauberpossen sind Reaktion auf Zensur, bietet die Möglichkeit über Gesellschaftliches zu schreiben ohne zensuriert zu werden
  • Spätere Stücke wie zB "Der Bauer als Millionär" rücken in die Nähe des Besserungsstückes
Der Verschwender:
Der reiche Edelmann Julius v. Flottwell hatte 17 Jahre eine Liebesbeziehung zu dem vermeindlichen Bauernmädchen Minna. Minna ist in Wirklichkeit Fee Cheristane die Flolttwell zu seinem Reichtum verholfen hat. Flottwell verschwendet seinen ganzen Reichtum, verliebt sich in die Tochter des Präsidenten von Klugheim, in Amalie. Er flieht mit ihr nach England und kehrt 20 J. später, total verarmt zurück. Sein ehem. Diener nimmt ihn wieder auf. Flottwell findet in der Ruine seines alten Schlosses einen großen Geldbetrag, den er vor Jahren einem Bettler geschenkt hat. Die Fee Cheristane kehrt kurz zurück und verheißt Flottwell ein Wiedersehen in der Liebe grenzenlosen Reich.
 
Neue Volksstück:
Ödön von Horváth:
Stücke spielen im Milieu der verarmten Handwerker, kleinen Beamten und Angestellen in der Zeit vor der nationalsozialistischen Diktatur. Hat kein politisches Programm, bietet keine Lösungen an. Setzt Sprache als Phänomen ein, wichtig ist nicht so sehr was die Personen sagen, sondern wie sie es sagen.
 
Anti-Volksstück:
Geschichten aus dem Wienerwald:
Marianne verliebt sich während eines Familienausfluges, bei dem ihre Verlobung mit Oskar gefeiert wird, in Alfred, einen Halodri. Ihr Vater verstößt sie. M. zieht mit A. in ein gemeinsames Zimmer. Sie bekommen ein Kind und A. lässt sie immer mehr alleine. Das Kind kommt zu Alfreds Mutter und Großmutter, wo es durch die Schuld der Großmutter zu Tode kommt. M. muß als Nackttänzerin arbeiten um Geld zu verdienen. Dort entdeckt ihr Vater sie und bekommt einen Schlaganfalll. Nach einer Versöhnung wollen sie ihren Sohn abholen. Zum Schluß will Oskar sie dann wieder zur Frau, da ja das Kind tot ist.
Thema: Frau als Opfer der bürgerlichen Gesellschaft; "Dummheit" der Menschen: keiner erkennt seine eigene Schuld, keiner lernt etwas aus der Tragödie; Scheinmoral der Kleinbürger
 
Weitere Autoren:
Franz Xaver Kroetz; "Oberösterreich"
Peter Turrini; Die "Mindestleister"

Wurde dir weitergeholfen? Hilf anderen Schülern!

Referate hochladen