Big Brother trifft mit seinem Konzept den Nerv unserer Zeit. Ein einfaches Prinzip mit großer Wirkung. Man sperrt zehn Menschen für hundert Tage in einen Wohncontainer und überwacht sie mit 24 Kameras. Während dieser Zeit haben die Bewohner keinen Kontakt zur Außenwelt. Alle zwei Wochen muss ein Bewohner, der von den Zuschauern ausgewählt wird, das BB-Haus verlassen. So können die Zuschauer bestimmen, wer geht und wer bleibt. Am Ende der hundert Tage wählt das Publikum aus den drei noch vorhandenen Kandidaten seinen Favoriten. Dieser erhält dann als Belohnung 250.000 DM.
Dieses Konzept ist in Deutschland so beliebt, dass Ende Januar 2001 schon die dritte Big Brother-Staffel anläuft. Aber auch in anderen Ländern kommt die Endemol-Produktion gut an.
Deswegen stellt sich die Frage, was an Big Brother so phänomenal ist und was die Leute dazu bewegt einzuschalten.
Big Brother fasziniert die Menschen, weil aus "Nobodies" Stars werden. "Normale" Menschen gehen in das BB-Haus und kommen als Stars wieder heraus. Bestes Beispiel ist Zlatko. Bevor er in Haus kam, war er ein arbeitsloser Kfz-Mechaniker und jetzt ist er Millionär. Im Haus verblüffte er die Zuschauer mit seinen Sprüchen und seiner ehrlichen Art. Als er nach nur 4 Wochen das Haus verließ, war er bereits der Publikumsliebling 2000. Er hat bereits zwei Singles veröffentlicht, die beide auf Platz 1 der deutschen Charts landeten. Dies lag aber nicht an seiner überwältigenden Stimme, sondern an seiner Beliebtheit.
Fast jeder Big Brother-Kandidat hat eine Single aufgenommen, schon mal moderiert oder gemodelt. Das liegt meist an der richtigen Vermarktung der Bewohner. Jedoch zeigt es auch, dass jeder Starqualitäten hat.
Die Faszination von Big Brother besteht darin, dass das wahre Leben gezeigt wird. Im Vergleich mit anderen Shows hat Big Brother kein Drehbuch und keine Schauspieler. Was im Haus passiert, liegt an den Bewohnern. Wenn zehn Menschen auf engstem Raum miteinander leben müssen, kommt es oft zu Konflikten, wie im wahren Leben auch. Und genau das ist es, was diese Realityshow ausmacht. Es gibt Liebe, Streit. Lästerei und Freundschaft. Nichts von alledem ist gespielt, denn wer falsch spielt. wird durchschaut. Zudem weiß man nicht, was passieren wird, also bleibt Big Brother immer spannend. Zur Beschäftigung dient die Wochenaufgabe, mit der die Bewohner ihr Geld vermehren können. Sie müssen wie im richtigen Leben mit einem bestimmten Betrag auskommen. Sie müssen ihre Lebensmittel immer für eine Woche bestellen. Also zeigt uns dieses Projekt, dass die Situationen im BB-Haus auch im Leben auf Menschen zukommen können.
Big Brother ist so faszinierend, weil man sich mit den Bewohnern identifizieren kann. Man sieht, wie sich die Bewohner in bestimmten Situationen verhalten und reagieren. So dienen die Kandidaten als Leitbild. Man fühlt sich diesen Personen näher, wenn man die gleiche Meinung vertritt oder die gleichen Interessen hat. Unter den vielen verschiedenen Charakteren im Haus, findet jeder einen, den er am besten versteht oder der ihm ähnlich ist. So wird deutlich, welche Probleme dieser Charakter mit anderen hat. Wenn einige Probleme mit der offenen Art eines Bewohners haben, sieht man, wie sie mit dieser Problematik umgehen. Das hilft uns, wenn wir ähnliche Sorgen haben.
Das Projekt Big Brother hilft den Menschen , sich selbst zu finden und mit den Problemen ihrer Person umzugehen.
Das Big Brother-Konzept ist so erfolgreich, weil es uns das zeigt, was wir sehen wollen: Sich selbst sein und das offen zu zeigen, ist "in". Der Geist unserer Zeit ist die Wirklichkeit. Noch nie war das pure Leben so gefragt wie im Jahr 2000.
Ich denke, an den aufgeführten Argumenten kann man die positive Seite dieses Projekts sehen. Big Brother gibt den "Normalos" die Chance, jemand zu sein und etwas zu bewirken. Deswegen ist es vorteilhaft, dass Big Brother nicht verboten wurde.
Es war eine nützliche und interessante Erfahrung Big Brother mitzuverfolgen. Jedoch bin ich der Meinung, dass eine Staffel durchaus ausgereicht hätte. Denn so langsam kann man Big Brother nicht mehr sehen. Die Zuschauer sind von dem System übersättigt, was man an den sinkenden Einschaltquoten deutlich sehen kann.