Angabe
- Welche Werte soll die Schule deiner Meinung nach vermitteln?
- Kann das Unterrichtsfach ‚Religion’ SchülerInnen deiner Ansicht diese Werte vermitteln? Hat es deine Wertvorstellungen geprägt?
- Warum gehört der ‚Religionsunterricht’ (nicht) in eine öffentliche Schule?
- Wäre es sinnvoll, das Fach ‚Religion’ durch einen Ethikunterricht zu ersetzen? Welche Vor- bzw. Nachteile würdest du in einem Ethikunterricht sehen?
- Ist ein Unterrichtsfach, das sich mit ethischen und moralischen Wertvorstellungen auseinandersetzt, überhaupt wichtig? (Begründe deine Meinung)
In einigen Österreichischen Schulen wird derzeit ein Schulversuch durchgeführt, bei dem neben dem herkömmlichen Religionsunterricht auch das Fach Ethik angeboten wird. Die Diskussionen über eine Alternative zum allgemeinen Religionsunterricht sind schon längere Zeit im Gang. Einer der Gründe dafür könnte die Tendenz, dass sich Schüler vom Religionsunterricht abmelden, darstellen.
Angesichts des rasanten Fortschrittes in der Technik und der Medizin entstehen viele neue Fragen, über die es zu diskutieren gilt. Sind das Zusammenbauen des menschen im Reagenzglas ethisch vertretbar? Unser Schulsystem ist jedoch so unflexibel aufgebaut, dass es auf derartige Fragen und die damit verbundenen Werte- und Moralvorstellungen nur sehr wenig eingeht und bei diesem Thema ein großer Nachholbedarf seitens der Schule besteht.
Meiner Meinung nach sollte die Schule neben Werten wie Respekt und Toleranz, dem Schüler auch die Grundlage fr ein ethisch und moralisch korrektes Verhalten bieten. Ob das Fach Religion diese Werte ausreichend vermitteln kann, lässt sich meiner Meinung nach nicht pauschal beantworten, da – wie in den meisten Fächern – der jewilige Lehrer mehr EInfluss auf die Gestaltung des Unterrichtes nehmen kann, als irgendwelche Minister oder Stadtschulräte.
Ich könnnte mir vorstellen, dass der Religionsunterricht theoretisch durchaus das Potential hat, diese Werte zu vermitteln und für diesen Zweck auch herangezogen werden kann. Aus eigener Erfahrung kann ich jedoch berichten, dass der Unterricht meine Wertevorstellungen überhaupt nicht geprägt hat, was sich auf den bereits erläuterten Grund, dass die Qualität des Unterrichtes vom Lehrer abhängig ist, zurückführen lässt.
Viele Stimmen sagen, dass an Schulen überhaupt kein Religion unterrichtet werden sollte. Ich vertrete diese meinung überhaupt nicht, da ich überzeugt davon bin, dass Religion eine sehr wichtige Komponente der Allgemeinbildung darstellt und daher unbedingt an Schulen unterrichtet werden muss. Religion ist ein sehr wichtiger und großer Bestandteil unserer Gesellschaft und wird es auch in Zukunft bleiben. Ich sehe das Ziel der Schule darin, Jugendliche zu mündigen, kritisch denkenden und gebildeten Staatsbürgern zu erziehen. Durch die Abschaffung des Religionsunterrichtes wird dieses Ziel mit Sicherheit nicht erreicht werden können.
Daher halte ich es auch nicht für zielführend, den Religionsunterricht durch einen Ethikunterricht zu ersetzen. Ich könnte mir aber gut vorstellen, diese beiden ohnehin sehr ähnlichen Fächer miteinander zu verbinden, ähnlich wie Psychologie und Philosophie. Die beiden Fächer zusammenzufassen halte ich aber für problematisch, da Jugendliche mit unterschiedlichen religiösen Einstellungen andere Interessen haben. Der Vorteil eines allgemeinen Ethikunterrichtes an Stelle des herkömmlichen Religionsunterrichtes wäre zum Beispiel, dass die gesamte Klasse über interessante moralische und ethische Themen diskutieren kann. Auf viele Fragen gibt es keine richtige oder falsche Antwort. Jeder Mensch muss für sich entscheiden, ob er bestimmte Sachen gut oder schlecht findet. Das gemeinsame Behandeln solcher Themen im Rahmen des Ethukunterrichtes würde Jugendlichen dabei helfen, sich ihre eigene Meinung zu bilden.
Eine Abschaffung des Religionsunterrichtes könnte jedoch zur Folge haben, dass die Schüler nicht einmal wissen, wie die großen Weltreligionen heißen. Ich halte beide Fächer für extrem wichtig, auch wenn sie oft unterschätzt werden. Darum verstehe ich nicht, warum Ethik bis heute nicht in öffentlichen Schulen unterrichtet wird. Viele Menschen machen sich nur wenig oder sogar gar keine Gedanken über verschiedene Wertvorstellungen. Ein darauf bezogenes Schulfach könnte den nötigen geistigen Anstoß dafür liefern.
Ich vertrete die Meinung, dass in einem solchen Fach das reine Faktenwissen keine Rolle spielt, und daher auch nicht als Bewertungsgrundlage herangezogen werden kann. Stattdessen sollte es Schülern ein möglichst moralischen Weltbild vermitteln und sie zum kritischen Denken animieren. Denn wie Kampits bereits sagte: "Nur weil wir alles können, heißt das noch lange nicht, dass wir alles wollen sollen." In der Zukunft werden auf Grund der Entwicklung der Medizin, der Ökologie und der Wirtschaft immer mehr sehr schwierige Entscheidungen zu treffen sein, bei denen ein ethisch korrektes Verhalten von Nöten sein wird. Diese Entscheidungen werden irgendwann von der heute noch jungen Generation getroffen werden müssen. Wer weiß, in welche Richtung sich unsere Welt verändern wird, wenn wir die potenziellen Entscheidungsträger nicht darauf vorbereiten.
Daher hoffe ich, dass die zuständigen Personen diesen Zusammenhang auch bald erkennen werden und entsprechende Maßnahmen ergreifen, indem ein verpflichtender Ethikunterricht flächendeckend eingeführt wird – jedoch nicht auf Kosten des Religionsunterrichtes. Eine Koexistenz dieser beiden Gegenstände halte ich persönlich für den besten Weg.