S. 68 / J

Übersetzung

Zwei feindliche Heere versperren uns, das eine nach der Hauptstadt hin, das andere nach Gallien hin, den Weg. Länger in dieser Gegend zu bleiben verbietet uns, wenn wir es noch so sehr wünschten, der Mangel an Getreide und anderen Dingen. Wohin immer wir zu gehen beschließen, wir müssen uns den Weg mit der Waffe freikämpfen. Daher ermahne ich euch, starken und entschlossenen Mut zu beweisen und, sobald ihr in den Kampf geht, daran zu denken, dass Reichtum, Ehre, Ruhm, ja Freiheit und Vaterland in euren Händen liegen. Siegen wir, sind wir gerettet: Proviant im Überfluss, die Municipien und Kolonien werden uns offen stehen. Weichen wir furchtsam, wendet sich eben dies alles gegen uns: kein Ort, kein Freund wird den schützen, den seine Waffen nicht geschützt haben. Außerdem, Soldaten, bedrängt uns ein ganz anderer Zwang als jene: Wir kämpfen um Vaterland, um Freiheit, um Leben; jene drängt nichts, für die Macht einiger weniger zu kämpfen.

Greift deswegen um so mutiger an, denkt an eure altbewährte Tapferkeit! Es stand euch frei, in größter Schmach in der Verbannung zu leben; einige von euch hätten in Rom ihr Vermögen preisgeben und auf fremde Gaben warten können; weil euch das für schmählich und Männern unerträglich galt, habt ihr beschlossen, diesen Fahnen zu folgen. Wollt ihr sie verlassen, braucht ihr Mut: nur der Sieger vertauscht den Krieg mit dem Frieden. Denn in der Flucht seine Rettung zu erhoffen, wenn man die Waffen, die den Körper schützen, von den Feinden abwendet, das ist reiner Wahnwitz. Immer droht im Kampf denen die größte Gefahr, , die sich am meisten fürchten. Mut ist wie eine Schutzmauer.

Sehe ich auf euch, Soldaten, und wäge eure Taten ab, beseelt mich lebendige Hoffnung auf Sieg. Euer Denken, euer Alter, eure Tapferkeit stimmt mich hoffnungsvoll, zu dem eure verzweifelte Lage, die auch Ängstliche tapfer macht.

 

Originaltext

Exercitus hostium duo, unus ab urbe, alter a Gallia obstant; diutius in his locis esse, si maxume animus ferat, frumenti atque aliarum rerum egestas prohibet; quocumque ire placet, ferro iter aperiundum est. quapropter vos moneo, uti forti atque parato animo sitis et, quom proelium inibitis, memineritis vos divitias, decus, gloriam, praeterea libertatem atque patriam in dextris vostris portare. si vincimus, omnia nobis tuta erunt: conmeatus abunde, municipia atque coloniae patebunt; si metu cesserimus, eadem illa advorsa fient, neque locus neque amicus quisquam teget, quem arma non texerint. praeterea, milites, non eadem nobis et illis necessitudo inpendet: nos pro patria, pro libertate, pro vita certamus; illis supervacuaneum est pugnare pro potentia paucorum.

quo audacius adgredimini memores pristinae virtutis. licuit vobis cum summa turpitudine in exilio aetatem agere, potuistis nonnulli Romae amissis bonis alienas opes expectare: quia illa foeda atque intoleranda viris videbantur, haec sequi decrevistis. si haec relinquere voltis, audacia opus est: nemo nisi victor pace bellum mutavit. nam in fuga salutem sperare, quom arma, quibus corpus tegitur, ab hostibus avorteris, ea vero dementia est. semper in proelio iis maxumum est periculum, qui maxume timent: audacia pro muro habetur.

Quom vos considero, milites, et quom facta vostra aestumo, magna me spes victoriae tenet. animus, aetas, virtus vostra me hortantur, praeterea necessitudo, quae etiam timidos fortis facit.

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