Man muss sich von der Vorstellung befreien, dass Wörter an sich eine Bedeutung haben. Wörter sind nur Etiketten für Gedanken, damit wir besser mit ihnen zurechtkommen, damit wir sie anderen Menschen mitteilen können. Wie beschreibt man, wie etwas schmeckt? Abgesehen von sehr allgemeinen Begriffen wie „süß“ oder „sauer“ haben wir keine Wörter, die beispielsweise den Geschmack von Orangen, von extrascharfen Chips oder von Knoblauch wiedergeben. Wir sind daher auf Vergleiche angewiesen: „Es schmeckt wie…“, „Es ist so ähnlich wie…“ und andere Phrasen, denen die Annahme zugrunde liegt, dass die andere Person die gleichen Erfahrungen hat wie man selbst.
Wenn nun schon einfache Sinneseindrücke wie der Geschmack zu komplex sind, um sie mit Worten wirklich zu beschreiben, wie soll uns das dann bei Gedanken gelingen, bei Gefühlen? Wie oft habe ich schon sagen gehört: „Das kann ich nicht beschreiben!“ Wenn wir ehrlich sind, reduziert das Verteilen eines Gefühls auf einzelne Wörter – und seien sie noch so poetisch – dieses um einen nicht geringen Anteil. Und bei dem kleinen Rest, der dann übrig bleibt, kommt noch ein weiteres Problem hinzu. Wie schon Václav Havel schrieb: „Jedes Wort enthält auch die Person, die es ausspricht, die Situation, in der sie es ausspricht, und den Grund, warum sie es ausspricht.“ Dadurch ergeben sich unzählbare Deutungsmöglichkeiten und der Angesprochene (oder auch der Leser des Textes) sucht sich hiervon eine beliebige aus. Welche, das hängt nun wieder von dessen Erfahrungen ab, von der Situation, in der er damit konfrontiert wird und seiner Einstellung gegenüber dem Sprecher (dem Autor).
Wenn man sich all das einmal vor Augen führt, scheint es unmöglich, einem anderen etwas so zu vermitteln, wie man selbst es sieht.
Aber abgesehen davon, dass es in unserer heutigen Welt absolut notwendig ist, sich verständigen zu können, sind Menschen eben gesellig und möchten anderen ihre Gedanken und Gefühle mitteilen. Zudem ist es oft nicht einmal notwendig, etwas exakt zu übermitteln.
Mein Verhältnis zur Sprache? Ich weiß nicht, was Sie hören (bzw. eher lesen) möchten. Und auch wenn ich es wüsste – uns wurde beigebracht, dass es mit einer hohen Wahrscheinlichkeit doch nicht so ankommt wie gedacht. Außerdem bin ich der Meinung, solche Texte verlieren etwas, wenn man sie so schreibt, wie man glaubt, dass der andere sie so hören möchte.
Im Alltag – und dazu zähle ich auch die Schule – mache ich mir keine Gedanken über meinen Umgang mit Sprache. Ich formuliere die Dinge so, wie ich es denke, und bei den meisten Menschen klappt das so doch recht gut. Ohne Vorgaben und ohne Rahmen ist es schließlich gar nicht so schlimm, wenn der andere etwas missversteht. Will man jetzt aber einmal etwas mitteilen, genau so, wie man selbst es sieht, muss man sich genau überlegen, wie. Man muss darüber nachdenken, wie derjenige es aufnehmen könnte – was natürlich leichter wird, je besser man sich kennt. Dass man erst nachdenken soll, bevor man redet, hat durchaus seinen Sinn. Zumal man Menschen mit Worten verletzen oder beleidigen kann, ohne es zu merken.
Wenn man darüber nachdenkt, ist der richtige Umgang mit Sprache nicht immer so leicht, wie man ihn nimmt.