Karl Renner wurde am 14. Dezember 1870 geboren und wuchs als eines von 16 Kindern einer Bauernfamilie in sehr armen Verhältnissen auf. Später studierte er in Wien Rechtswissenschaften, war an der Gründung der internationalen Naturfreundebewegung beteiligt und erhielt eine Anstellung in der Parlamentsbibliothek. Er war sehr engagiert und veröffentlichte ab 1899 jede Menge politische Schriften, wobei er allerdings Pseudonyme verwenden musste, da er Staatsbeamte war. Außerdem beschäftigte er sich mit der nationalen Frage und galt als Verfechter einer föderalistischen Neuordnung der österreichisch-ungarischen Monarchie. 1907 wurde Karl in den Reichsrat gewählt und nur vier Jahre später zum Verbandsobmann gewählt.

Als die Monarchie schlußendlich zusammenbrach, übernahm Karl Renner 1918 als Staatskanzler die Bildung der ersten Regierung der Republik Deutschösterreich. Er sah den Staat (im Gegensatz zu dem stellvertretenden Parteivorsitzenden Otto Bauer) als Gerüst aus Führungs-, Legislativ-, Exekutiv- und Verwaltungsorganen, das ein Zusammenleben von Menschen in einer größeren Gemeinschaft möglich mache. Außerdem stand er für die freie gesellschaftliche Demotratie.

Renner führte die Regierung bis zum Ende der Koalition im Jahr 1920. Danach war er bis 1923 und anschließend wieder von 1931 bis 1933 Präsident des Nationalrates, dem er von 1930 bis 1934 auch als Abgeordneter angehörte.
Im Februar 1934 wurde er wegen Anklage auf Hochverrat verhaftet und 100 Tage in Haft gehalten (die Anklage wurde wieder fallen gelassen).

Karl Renner hat nach dem Anschluss an Deutschland ein Interview gegeben mit der Überschrift „Ich stimme mit JA“, später wurde sein Verhalten allerdings oft damit begründet, dass er Robert Danneberg schützen wollte.
Renner verbrachte die Zeit der NS-Herrschaft unter Hausarrest in Gloggnitz. Er hatte allerdings jede Menge Freiheiten und durfte sogar weiterhin schreiben, unter anderem verfaßte er „Das Weltbild der Moderne“
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Karl Renner – nach langen Verhandlungen – erneut Staatskanzler. Er schaffte es, dass Ende November bereits landesweite demokratische Wahlen in ganz Österreich abgehalten werden konnten.
Im Dezember 1945 wurde Renner zum ersten Bundespräsidenten der Zweiten Republik gewählt. Er stand für Erhaltung der Demokratie, Achtung der Menschenrechte und Wiedererlangung der Souveränität ein.
Er starb im Dezember 1950.
Fakten:
  • 1918 – 1920: Staatskanzler
  • 1918 – 1919: Mitglied der provisorischen Nationalversammlung
  • 1919 – 1920: Mitglied der konstituierenden Nationalversammlung
  • 1920 – 1934: Abgeordneter vom Nationalra
  • 1931 – 1933: erster Präsident des Nationalrat
  • 1945 – 1950: Bundespräsident

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