Es war ein schöner Frühlingstag, die Sonne schien und keine Wolke war zu sehen. Heute ging er zum ersten Mal seit langem wieder auf die Straße hinaus. Er verachtete die meisten Menschen um ihn herum, seien es Bekannte, Freunde oder sonst irgendwelche Leute. Den einzigen Menschen den er schätzte war er selbst. Mit genau dieser Einstellung verließ er in der Früh sein Haus. Er ging in Richtung der Straßenbahnhaltestelle, mit einem Blick der verachtender nicht hätte seine können. Er ging an einer armen Frau vorbei, die ihn um ein wenig Geld gebeten hatte, doch er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Für die Leute die schon bei der Haltestelle standen wirkte es so als hätte er die Dame gar nicht mitbekommen.
Als er bei der Haltestelle stand merkte er wie ihm viele vorwurfsvolle Blicke zugeworfen wurden. Doch diese Blicke waren für ihn das höchste aller Gefühle, denn mit diesen Blicken, so dachte er sich, rechtfertige er seine Einstellung gegenüber allen anderen. Er bewegte nicht einmal einen Finger als ein vorbei joggender Mann genau vor ihm hinfiel. Das einzige was er machte war die Nase zu rümpfen und zu sagen: „Pass auf wo du hin läufst“. Dann räusperte er sich und brachte gleichzeitig die Worte: „Dummer Läufer“, heraus. Als die Straßenbahn kam begab er sich sofort in Position um einen guten Platz zu ergattern. Er schubste die Leute bei Seite und schob sich vorbei nur um der erste zu seinen. Doch zu seinem Pech funktionierte diese Tür nicht und so kam es das er zum Schluss als letzter einstieg. Nun hatte er keinen Platz und stand direkt hinter der Tür als noch eine Frau angelaufen kam, Doch er machte er nicht mehr auf. Das einzige was er tat war sich sein hämisches Grinsen zu verkneifen, doch dies schaffte er kaum. Als die Straßenbahn anrollte musste er einfach diese arme Frau fast schon auslachen. Ein Mann der dies beobachtet hatte stand auf und kam zu ihm hinüber und fragte: „Warum haben sie der Frau die Tür nicht aufgemacht?“ Er antwortete: „Oh das tut mir jetzt aber Leid ich habe diese Frau gar nicht gesehen“. Als er diese Worte aussprach musste er fast schon wieder lachen. Der Mann redete dann noch ein wenig auf ihn ein doch dies hatte bei ihm keinen Sinn.
So ging der Mann nach einiger Zeit fluchend und schimpfend wieder. Er hingegen hatte gar nicht zugehört was der Mann gesagt hatte. Als ein Platz frei wurde setzte er sich darauf und drückte sich dabei noch zwischen eine ältere Dame und den Sitz. Er verhielt sich wie ein riesiges Arschloch und versuchte während der Fahrt noch so viele Leute wie nur möglich zu verärgern Doch seiner Auffassung tat er nichts Falsches. Dies gelang ihm auch, im Endeffekt war die halbe Straßenbahn auf ihn angefressen. Als dann endlich die Endstation kam, sie war unterirdisch, stand er auf. Als die Straßenbahn in die Station einfuhr wurde es durch den Tunnel draußen Dunkel und die Scheiben begannen sich zu spiegeln. Er betrachtete sein Spiegelbild wie er stolz und hochnäsig da stand. Er sah auch die bösen Blicke der anderen Fahrgäste. Plötzlich sah er nicht mehr sein Spiegelbild sondern es war als würde er durch sich hindurch und alles was er sah war Leere in sich. Da erkannte er es plötzlich, es fiel ihm wie Schuppen von den Augen, was für ein Arsch er zu allen Menschen in der Vergangenheit war. Er war nun schon relativ alt und hatte Niemanden. Er blieb ganz starr vor Schreck für ein paar Sekunden wie angewurzelt stehen und dann wusste er was er machen musste:
SICH ENTSCHULDIGEN.