Trumble, ein Gefängnis in Florida, ähnelt eher einem Feriencamp als einem Hochsicherheitstrakt. Ein Gefängnis ohne Maschendrahtzäune, Stacheldraht oder Wachtürme. Kleinkriminelle, Steuersünder und Wallstreet-Gauner sitzen dort ihre Strafe ab, aber auch drei ehemals angesehene Richter: Spicer, Yarber und Beech, besser bekannt als „Bruderschaft“, tagen einmal wöchentlich in der Cafeteria von Trumble und schlichten kleine Uneinigkeiten innerhalb der Gefängnismauern. Früher war Joe Roy Spicer ordnungsgemäss gewählter Friedensrichter in Mississippi gewesen, bis die Bundespolizei festgestellt hatte, dass er Gelder aus den Bingoeinnahmen eines örtlichen Casinos veruntreute. Finn Yarber, früher Oberrichter aus dem Obersten Gericht des Staates Kalifornien, war wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Hatlee Beech war der dritte Richter. Er verbrachte die meiste Zeit in der Krankenstation, wegen Hämorrhoiden, Kopfschmerzen oder geschwollenen Drüsen. Obwohl er mit 56 Jahren der jüngste der drei war, war er überzeugt, dass er im Gefängnis sterben würde. Früher war er Bundesrichter in Ost-Texas gewesen, hatte politische Ambitionen, eine nette Familie aber leider auch Alkoholprobleme, von denen niemand etwas erfahren hatte, bis er zwei Wanderer überfuhr. Beide waren ihren Verletzungen erlegen. Das hatte ihm 12 Jahre eingebracht.
Aaron Lake, Witwer und seit 14 Jahren Abgeordneter, lebte zurückgezogen und versuchte so gut wie möglich, seine Privatsphäre zu wahren. Kein Chauffeur, keine grosse Limousine wie seine Freunde im Vorsitz eines Komitees. Er selbst war Vorsitzender des Verteidigungskomitees. „Mr. Maynard erwartet Sie“, wurde ihm gesagt, als er auf dem Parkplatz des CIA-Hauptgebäudes stand. Teddy Maynard, der CIA-Direktor, hatte nach ihm geschickt. Teddy erklärte Lake, dass Russland dabei sei, aufzurüsten. Natli Tschenkow, ehemaliger General, errichte eine riesige Armee mit Hilfe von allen möglichen zwielichtigen Beziehungen. Er gibt jeden Cent für die Rüstungsindustrie aus und wäre bereit, einen dritten Weltkrieg zu riskieren. Die Amerikaner hingegen rüsten laufend ab. Der jetzige Zustand der amerikanischen Streitkräfte würde nicht ausreichen, um einem Schlag der Russen standzuhalten. Doch der Krieg könnte verhindert werden. Teddy hatte vor, Lake zum Präsidenten der Vereinigten Staaten zu machen; die CIA hatte vor, die Präsidentschaftswahlen zu manipulieren und mit Hilfe Lakes die Armee auf vorderman zu bringen; Teddy wollte eine Verdoppelung der Rüstungsausgaben. Die Leute würden Lake für verrückt halten, doch Teddy würde Szenarios inszenieren, die das Volk schocken werden und Lake den Wahlsieg sichern würden.
In der Abteilung für juristische Fachliteratur hatte sich die Bruderschaft ein kleines Büro eingerichtet. Eigentlich stand die Bibliothek allen Gefangenen zur Verfügung, doch ein ungeschriebenes Gesetz besagte, dass man die Erlaubnis der drei Richter brauchte, um sich in dieser Abteilung aufzuhalten. Die Richter verbrachten sechs bis acht Stunden am Tag in der juristischen Abteilung. Sie prüften, selbstverständlich gegen Bezahlung, das Strafmass der Neuankömmlinge und schindeten so manchmal ein paar Jahre zu Gunsten der Sträflinge heraus. Das Honorar überwiesen sie über ihren Anwalt in Neptune Beach auf ein geheimes Konto auf den Bahamas. Doch den grösste Teil des dort befindlichen Geldes hatten die drei alles andere als ehrlich verdient. Der grösste Teil es Geldes stammte aus Erpressungen. Am hinteren Ende der juristischen Bibliothek befand sich ein kleines Besprechungszimmer, das vom Hauptsaal aus nicht zu sehen war. In diesen Raum zogen sich die Richter zurück, wenn sie vertrauliche Dinge zu besprechen hatten. Von dort aus steuerten sie ihr schmutziges Geschäft. Das sah in etwa so aus: Sie inserierten jeweils auf den letzten Seiten eines Schwulenmagazins eine kleine, unauffällige Annonce:
Attr. Mann, weiss, Mitte 20, sucht Brieffreundschaft mit liebevollem, diskretem Herrn, Anf. 40 bis Ende 50
Diese einzige, klein gedruckte Anzeige hatte 60 Antworten gebracht, die sie dann nach reichen Opfern durchsiebten. Sie selber gaben sich in den Briefen als „Ricky“ aus, einem jungen Mann in einer teuren Drogenklinik, die sein reicher Onkel bezahlt. Ricky ist völlig geheilt, aber die bösen Leute wollen ihn nicht rauslassen, weil sein Onkel 20'000 Dollar pro Monat bezahlt, damit sie ihn hinter Schloss und Riegel halten. Durch diese Masche standen sie inzwischen mit rund einem Dutzend potentieller Opfer in Briefkontakt. Die Briefe wurden durch ihren Anwalt, Travor, aus dem Gefängnis geschmuggelt, der die Richter auffällig häufig besuchte. Kaum ein Anwalt kümmerte sich in Trumble je so einfühlend um seine Klienten; hatte es jedenfalls den Schein.
Lake wurde abermals in Teddys „Bunker“ der CIA zitiert, wo sie die Grundlagen für den Wahlkampf besprachen. Teddy versicherte Lake, Geld würde kein Problem sein. Und je länger er über seinen Plan nachdachte, desto sicherer war er sich, dass der nächste Präsident Aaron Lake heissen würde.
Vince Trevor, der Anwalt der Bruderschaft, war eigentlich nichts anderes als ein Kurier für ihre schmutzigen Geschäfte. Als anwaltliche Dokumente deklariert, die nicht kontrolliert werden durften, schmuggelte Trevor die Briefe in und aus Trumble heraus. Für diese einfache Tätigkeit strich er ein Drittel aus den Einnahmen der Erpressungen ein, und da er ziemlich faul und ihm sein Anwaltsberuf ziemlich egal war, war ihm das nur allzu recht. Er war Stammgast in „Pete’s Bar and Grill“, wo er sich regelmässig besäuft. Sein Traum war es, eine Segeljacht zu kaufen und mit ihr in den unendlichen weiten des Ozeans zu schwimmen, fernab jeglicher Zivilisation. Doch für diesen Traum brauchte er Geld, doch durch die Erpressungen der Bruderschaft rückte dieser immer näher.
Lake wurde unterdessen der Öffentlichkeit vorgestellt. Seine erste Rede hielt er in den Hallen einer Rüstungsfabrik vor 4'000 jubelnden Arbeiter. Teddy hatte den ersten Wahlkampfwerbespot entwerfen lassen, der das amerikanische Volk schocken sollte: Die Bösewichte dieser Welt flimmerten über den Bildschirm, als sie gerade Militärparaden abnahmen. Riesige Armeen marschierten. Panzerbrigaden rollten über den Asphalt. Teddy war überzeugt, der Werbespot würde die Wähler vor Angst an die Urnen treiben und sie würden Lake wählen, dessen war er sich sicher.
Quince Garbe, einer der vielen, der den Fehler gemacht hatte und auf das kleine Inserat der Bruderschaft geantwortet hatte, schloss am 3. Februar fast mit seinem Leben ab, als er den Brief von Ricky las. Die Richter hatten beschlossen, die Bombe platzen zu lassen und Quince über die wahren Umstände ihres Briefwechsels aufzuklären: Sie forderten 100'000 Dollar. Durch den Briefwechsel haben sie erfahren, dass Quince der Sohn eines reichen Bankiers ist. Allerdings konnte Quince trotzdem nur mit Mühe die 100'000 Dollar auftreiben, da er selber nicht annähernd so reich war wie sein Vater, doch schliesslich überwies er das Geld mit der Bitte, die Bruderschaft solle doch nun von ihm ablassen.
Lakes Wahlkampf war inzwischen in vollem Gange, sie hatten schon über 20 Millionen Dollar gesammelt – in nur zwei Wochen. Seine Gegner beschimpften ihn mit Sprüchen wie: „Das ist schmutziges Geld, kein ehrlicher Kandidat kann in so kurzer Zeit so viel Geld auftreiben“. In Wirklichkeit hatten sie selber alle Mühe, ihren Wahlkampf zu finanzieren.
Die Bruderschaft sass in der wöchentlichen Verhandlung in der Cafeteria und da es ziemlich langweilig war, den Streithähnen im „Gerichtssaal“ zuzuhören, schrieb Beech einen nächsten Brief an ein potentielles Opfer, Curtis in Dallas, und ersuchten ihn darin probeweise um 5'000 Dollar.
Teddy sass in seinem Bunker und erfuhr von seinem Botschafter aus dem Nahen Osten, dass ein Anschlag auf die Amerikanische Botschaft in Kairo unmittelbar bevor stehe. Doch Teddy unternahm nichts. So ein Anschlag würde die Stimmen, die für die Aufrüstung sprachen, schüren, und Aaron Lake würde bestätigt werden. Das Volk sollte erfahren, wie gefährlich die Welt wirklich war. Fast gleichzeitig stellte Teddy den neusten Wahlkampfwerbespot vor; blutiger als je zuvor.
Trevor überlegte gerade, ob er ein oder zwei Schuss Amaretto in seinen Kaffee geben sollte, als der Anruf von den Bahamas kam. Quince hatte bezahlt: 100'000 Dollar waren auf dem geheimen Konto der Bruderschaft eingegangen, und ein Drittel davon gehörte ihm. In seiner ganzen Anwaltskarriere hatte er noch nie ein Gehalt von 33'000 Dollar bekommen. Er gab einen grosszügigen Schuss Amaretto in seinen Kaffee und lächelte die Wand an. Kurz darauf flog er auf die Bahamas und fuhr danach nach Trumble, um den Richtern die freudige Nachricht zu überbringen. Spicer freute sich zwar über das Geld, doch Trevor war ihm immer mehr ein Dorn im Auge, erst recht jetzt, wo die Sache ins Rollen kam. Er kassierte einen Drittel der Einnahmen; mehr als die Bruderschaft, die eigentlich die Arbeit machte. Doch ohne einen Kontaktmann funktionierte die Sache nicht, und Trevor hatte sich bisher als zuverlässig erwiesen. Trotzdem überlegte Spicer, wie man die Sache ohne Trevor am Leben halten konnte, und es raubte ihm den Schlaf.
Der Interesseverband der Rüstungsindustrie – IVR, wie Lakes Wahlkampfpartei bald nur noch überall genannt wurde, wuchs und wuchs. Das Geld floss ihnen nur so zu – vorwiegend aus israelischen Quellen – doch das behielt die CIA lieber für sich. Teddy Maynard wusste, welches Risiko er einging, wenn er zuliess, dass ein Haufen reicher Juden offen Lakes Wahlkampf finanzierte. Diese waren aber überzeugt, dass nur ein starkes Amerika den Frieden im Nahen Osten sichern könne. Bald schon hatte der IVR 3800 Quadratmeter Bürofläche gemietet, welche sie mit modernster Datenverabeitungs- und Kommunikationstechnik ausrüsteten. Gegen eine Anzahlung von 500'000 Dollar gewann der IVR die erfolgreichste Lobbyistin Washingtons für sich, Elaine Tyner, welche darauf sofort 20 Angestellte ihrer Firma nach dem IVR entsandte. Weiter überzeugte der IVR durch grosszügige Geldgeschenke zahlreiche Abgeordnete davon, Lake zu unterstützen. Tausende Arbeiter der Rüstungsindustrie wurden um Geld ersucht und selbiges floss in Strömen Richtung IVR. Man konnte fast sagen, der IVR verfügte über unbegrenzte Mittel.
Um 20 nach zehn wurde die Bombe von einem Terroristen, der auf der gegenüberliegenden Strassenseite stand, durch ein Funksignal gezündet. Die Explosion zerstörte einige tragenden Pfeiler der Amerikanischen Botschaft, Trümmer flogen einen ganzen Block weit durch die Luft. Im Umkreis von 400 Metern zerbrachen Fensterscheiben. Sechs Minuten nach der Explosion fiel die Elektrizität im ganzen Viertel aus. Nur der orangefarbene Feuerschein der Botschaft leuchtete in der Dunkelheit. Teddy rief Lake an, der gerade an Board seines schönen neuen Flugzeugs nach Atlanta flog und berichtete ihm von dem Anschlag. Die Presse werde in Atlanta über ihn herfallen, er solle sich eine Erklärung vorbereiten, hatte Teddy gesagt. Lakes Fernsehwerbespots hatten sich in Prophezeiungen verwandelt. Bis zu den Vorwahlen blieb noch eine Woche Zeit, um den Amerikanern Angst und Schrecken einzujagen.
Quince Garbe fuhr durch dichtes Schneegestöber nichtsahnend zum Postamt, doch als er wieder einen Brief von der Bruderschaft in seinem Postfach entdeckte, stockte ihm der Atem. „Ihr verdammten Bastarde, ich habe euch doch bereits 100'000 Dollar geschickt, was wollt ihr noch von mir“, dachte er zähneknirschend und sein Herz wurde von Schritt zu Schritt schwerer, als er das Postamt verliess. Er schloss sich zuhause im Schlafzimmer ein und als er las, dass Ricky weitere 50'000 Dollar Schweigegeld von ihm verlangte, brach er innerlich zusammen. Er rannte ins Badezimmer und schluckte zwei Valiumtabletten. Er konnte keine 50'000 Dollar mehr aufbringen, es war im völlig unmöglich. Nach langem überlegen dachte er daran, Ricky einen Kompromiss vorzuschlagen: Er würde ihm 10'000 Dollar anbieten und erklären, das sei alles, was bei ihm noch zu holen sein. Ansonsten müsse er zur Polizei gehen und sie, Ricky und er, würden gemeinsam untergehn. Er fand die Idee brilliant, aber wahrscheinlich lag das an der Wirkung des Valiums.
Die zweite Bombe lies die Bruderschaft bei Curtis aus Dallas platzen. In Wirklichkeit hiess Curtis Vann Gates und war ein reicher Juwelier, oberflächlich glücklich verheiratet, doch seine wahre Neigung hielt er, wie alle anderen Opfer, versteckt. Den Brief an Ricky aus der Drogenklinik war der erste Schritt, den er in diese Richtung gewagt hatte; und nun war alles vorbei. Die Bruderschaft forderte 100'000 Dollar und damit war der Ausbruchsversuch aus dem Gefängnis, dass seine Frau und seine Familie für ihn war, kläglich gescheitert. Der einzige Fluchtweg wurde ihm gerade verstellt, und zwar von einem kaltblütigen Erpresser.
Nach einem überraschenden Sieg in den Vorwahlen übertrumpfte Lake seine Mitstreiter um längen. Keiner hatte in so kurzer Zeit so viel erreicht. Seit sechs Tagen fuhr er wieder mal zu sich nach Hause. Er wünschte keine Agenten des Secret Service in seinem Haus. Um sechs Uhr morgens wurde Teddy geweckt. Man sagte ihm, Lake sei verschwunden. Er habe durch das Kellerfenster das Haus verlassen und sei zu „Mailbox Amerika“ gefahren, um seine Post abzuholen. Anscheinend erwarte er einen Brief. Er hatte sich unter dem Pseudonym Al Konyers registriert. Die CIA beobachtete nun täglich auf Teddys Befehl das Postfach.
Trevor wachte mit einem schlimmen Kater auf und als er ein paar Mandanten abgewimmelt hatte, rief ihn die Bank auf den Bahamas an. Ein gewisser Curtis aus Dallas habe 100'000 Dollar überwiesen. Er jettete auf die Insel und lies es sich einige Tage gut gehen. Danach fuhr er wieder nach Trumble. Zuerst war Spicer wütend, weil Trevor einige Tage nicht mehr aufgetaucht war. Doch als er von dem Geld erfuhr, besserte sich seine Laune merklich und es verlieh auf seinen Kollegen zu neuem Schwung. Trevors zunehmende Besuche waren unterdessen Gegenstand von Besprechungen des Gefängnisdirektors.
Die CIA hatte inzwischen den Brief von „Ricky“ an Lake gefunden. Im Hauptquartier war nur noch vom „Lake-Schlamassel“ die Rede. Da man die Briefe nun abfing, schrieb die CIA selber einen Brief an Ricky, im scheinbar altgewohnten Stil. Aaron Lakes Haus wurde abermals nach weiteren Briefen durchsucht, man war auch auf der Suche nach weiteren geheimen Postfächern. Sie falteten einen Minisender in den Briefumschlag, der drei Tage lang ein Signal sendete. Dies führte die CIA schliesslich zu Trevors, der ja die Briefe ins Gefängnis schmuggelte. Sieben CIA-Agenten sahen zu, wie Trevor das Postamt mit vier Briefen von potentiellen Opfern verliess und bald darauf seine Kanzlei betrat. Wenig später fand die CIA heraus, dass Trevor Carson der rechtliche Vertreter der Bruderschaft war. Als Trevor später am Abend betrunken nach Hause torkelte, hatte die CIA Travors Kanzlei komplett verwanzt und mit Kameras ausgestattet. Von nun an würden sie alles über ihn erfahren.
Als die Bruderschaft den zweiten Brief von Al Konyers las waren sie sehr überrascht, dass er ihnen noch schrieb, ihren letzten Brief hatte er einfach ignoriert. Sie entschieden sich, nochmals einen Brief an Al zu schreiben. Was hatten sie schon zu verlieren?
Das CIA beobachtete Travor nun auf Schritt und Tritt. Jeder ein- oder ausgehende Brief wurde geöffnet, kopiert, verschlossen und wieder an seinen ursprünglichen Ort zurückgelegt. Graphologen, die die Briefe untersuchten, fanden heraus, dass die Briefe von Pery in Wirklichkeit vom ehemaligen Richter Finn Yarber geschrieben worden waren.
Bei seinem nächsten Besuch im CIA-Hauptquartier wurde Lake von Teddy Gratulationen und der guten Nachricht begrüsst, dass er für die nächsten Vorwahlen in jedem Staat vorne liege.
Die CIA köderte Travor mit zwei reichen Klienten, um ihn schlussendlich auf ihre Seite zu bringen. Doch die Klienten waren Agenten der CIA, die auch nach und nach neben der „Theaterrolle“ als reiche Klienten die Opfer der Bruderschaft besuchten, um etwas über die Richter zu erfahren. Als erstes befragten sie Quince aus Bakers, Iowa. Als Wes und Chap gaben sie sich als Inspektoren der Bundesbank aus. Quince schien zunächst nicht geneigt, die beiden Männer zu empfangen, doch nach 40 Minuten öffnete sich die Tür wenigstens einen spaltbreit. Quince sah aus, als hatte er geweint. Der letzte Brief der Bruderschaft mit der Forderung von 25'000 Dollar hatte ihm den Rest gegeben. Nach langen Erklärungen von Wes und Chap war Quince schliesslich überzeugt davon, das sie gegen die Bruderschaft arbeiten und nur die Absicht hätten, ihren Klienten zu schützen. Er wusste ohnehin nicht mehr, was er glauben sollte. Wes und Chap versicherten ihm, dass sie ihm helfen würden, sollte er mit ihnen zusammenarbeiten. So zeigte Quince ihnen alle Kopien des Briefwechsels zwischen ihm und Ricky. Als Wes und Chap dem CIA Bericht erstattete, veranlasste Teddy eine Beobachtung von einem in Trumble eingeschleusten Agenten. Dort regelte man unterdessen als Reaktion auf die zu häufigen Besuche von Trevor die Besuchszeiten für Anwälte strenger. Nach erneutem Briefaustausch zwischen Travor und den Richtern hatten sie offenbar einen neuen dicken Fisch an der Angel, der etwas erleben wollte. Spicer liess Trevor eine halbe Stunde warten und gab ihm gleich den frisch geschriebenen Antwortsbrief mit. Den grossen Vorwahltag, den Super Tuesday, hatte Lake mit 43 zu 29 Prozent gewonnen.
Die Spezialisten der CIA präparierten einen weiteren Brief mit einer Kassette an Al Konyers, ausgestattet mit einem Sender. Damit erhofften sie sein Versteck für die anderen Briefe zu finden. Allerdings stellte sich heraus, dass er jegliche Briefe und sonstige Beweismittel sofort vernichtete. Die Kassette von „Ricky“ machte Lake nervös. Er beschloss, einen letzten Brief an ihn zu schreiben; wenigstens vorerst der Letzte.
Nach einer der wöchentlichen Verhandlungen in der Cafeteria blieb nur ein junger Mann im „Gerichtssaal“; man nannte ihn Buster und es schien, er sei den Tränen nahe. Er brauche Hilfe, hat er zu den Richtern gesagt. Er habe erfahren, dass die Bruderschaft gegen Entgelt Berufungen ausarbeitete. Als er sagte, er sei wegen eines Drogendeliktes verurteilt worden, wollte die Bruderschaft am liebsten gleich wieder zu ihren Briefen. Doch als sie erfuhren, dass er 48 Jahre kassiert hatte, waren die Briefe fürs Erste vergessen. Buster beteuerte seine Unschuld und die Richter glaubten ihm. Er hatte zwar kein Geld, aber eventuell könnte er der Bruderschaft mit den Erpressungen behilflich sein. „Wir werden uns deinen Fall vornehmen“, sagte Yarber zu Buster.
Das neuste Opfer der Bruderschaft war offenbar steinreich und schien keine Hemmungen zu haben. Auf den Foto war er mit seinem Privatjet zu sehn. Sie entschieden sich, bereits nach dem zweiten Brief 500'000 Dollar zu fordern. Ausserdem hatten sie vor, Trevors Honorar zu kürzen.
Als Trevor zwei Tage später noch halb betrunken in Trumble aufkreuzte, gab Spicer ihm die Briefe und teilte ihm mit, dass er von nun an einen Viertel der erpressten Summen bekommen würde. Nach einer Weile schliesslich akzeptierte Travor, sein Kater war zu schlimm um sich mit Spicer zu streiten. Auf dem Rückweg dachte er darüber nach, das Geld der geheimen Konten zu stehlen. Was sollten die Richter schon unternehmen? Wenn sie aus dem Gefängnis kamen, würde er zwischen Inseln segeln, deren Namen sie noch nie gehört hatten. Doch schliesslich schlug er sich diese Idee wieder aus dem Kopf.
Als die CIA vernahm, dass Trevor einen Anwalt vor Ort anheuerte, um die wahre Identität der Opfer hinter den Adressen ihrer Postfächer herauszufinden, hatten sie das letzte Puzzelstück gefunden. Sie dachten darüber nach, Trevor zu kaufen, damit er auf ihrer Seite arbeitete. Es würde sich als ziemlich einfach erweisen.
Der Wahlkampf war so gut wie entschieden, sollte nicht noch eine unvorhergesehene Katastrophe eintreffen. Die letzten Vorwahlen hatte Lake mit überwältigender Mehrheit gewonnen.
Da es wenig Hoffnung für eine Aufhebung von Busters Urteil gab, fingen die Richter und er an, seine Flucht aus Trumble zu planen. Eigentlich war es ganz einfach. Da das Gefängnis nicht verschlossen war, konnte man einfach losmarschieren. Man durfte sich einfach nicht erwischen lassen und sich draussen zurückziehen, bis Gras über die Sache gewachsen sei.
Lake entging nur knapp einer Flugzeugkatastrophe. Kurz nach der Notlandung ging die Maschine in Flammen auf. Ein paar Minuten länger in der Luft, dachte Lake, und sie wären allesamt tot gewesen. Bevor das Flugzeug in Not geraten war, hatte Lake seinen Abschiedsbrief an Ricky und einige Dankensbriefe für die erfolgreiche Debatte geschrieben. Als der Strom im Flugzeug ausfiel, wollte er diese Briefe unbedingt noch in die zugehörigen Umschläge stecken; der Brief an Ricky kam so schlussendlich bei einer Wahlkampfhelferin und der Dankesbrief an sie bei der Bruderschaft an. So langsam realisierten die Richter, dass der mittlerweile berühmteste Politiker des Landes in ihre Falle getappt war.
Die Agenten Wes und Chap statteten Trevor in seiner Kanzlei einen Besuch ab, um ihn auf ihre Seite zu bringen. Nach einigen Überredungskünsten und einer Million Dollar war Trevor schliesslich einverstanden und arbeitete mit dem CIA zusammen. Das Geld wurde ihm in einem Aktenkoffer übergeben. Trevor klappte ihn zu und wechselte die Seiten. Doch bei seinem nächsten Besuch bei der Bruderschaft wurde er von ihnen gefeuert. Da dies die CIA nicht erfahren durfte, flüchtete er. Die CIA bemerkte seine Flucht erst am nächsten morgen, als Trevor längst verschwunden war. Er flog mit einem gecharterten Flug auf die Bahamas und transferierte das Geld von seinem „schwarzen“ Konto auf ein anderes. Teddy wurde inzwischen Bericht erstattet, dass sich Trevor auf den Bahamas befinde. Sein Pass befand sich nun auf der Fahndungsliste.
Wilson Argrow, ein Häftling, der eine Verlegung nach Trumble beantragt hatte, in Wirklichkeit aber ein Agent der CIA war, traf in einem grünem Kleinbus im Bundesgefängnis ein. Sein Zellengenosse führte ihn später durch den Komplex; dieser interessierte sich allerdings wenig für die juristische Abteilung der Bibliothek. Also ging er später nochmals zurück. Joe Roy Spicer blickte von seiner Zeitschrift auf und sah einen Mann, der ihm noch nie begegnet war. Nach einem kurzen Wortwechsel kehrte Argrow in seine Zelle zurück; der erste Kontakt zur Bruderschaft war hergestellt.
Die Bruderschaft hatte Buster, der inzwischen geflüchtet war, einen letzten Brief an Al Konyers mitgegeben. Teddy erhielt Kopien des Briefs und noch bevor er zu lesen begann wusste er, dass es ernsthafte Probleme gab. Die Richter wollten Geld; und sie wollten ihre sofortige Begnadigung, damit die Bruderschaft Lakes kleines Geheimnis für sich behielt.
Am nächsten Tag lasen die Richter in der örtlichen Zeitung, ein Rechtsanwalt aus Neptune Beach namens Trevor tot vor einem Hotel in Kingston aufgefunden worden. Diese Nachricht brachte die Bruderschaft erneut in auffuhr. Sie nahmen an, entweder sei er betrunken im falschen Stadtviertel rummarschiert oder einer von Lakes Leuten hatte ihn umgebracht. Sie wussten es nicht. Argrow befand sich in der juristischen Abteilung der Bibliothek, als Spicer dorthin zurückkehrte. Er fragte Spicer, ob sie ein Berufungsverfahren für ihn bearbeiten könnten. Als Spicer erfuhr, das Argrow wegen Geldwäsche einsass, war er auf einmal ganz Ohr. Er hatte zwar kein Geld um die Berufung zu finanzieren, doch die Bruderschaft hatte Interesse an seinen Fähigkeiten als Geldwäscher. Um ihn zu testen, und herauszufinden, ob ihr Geld auf den Bahamas noch vorhanden war oder ob Trevor es hat mitlaufen lassen, boten sie ihm an, den Berufungsantrag umsonst zumachen, wenn er den Kontostand von ihrem geheimen Konto herausfindet. Nach einer Stunden und ein paar Anrufen, die in Wirklichkeit zu dem Einsatzwagen der CIA vor Trumble führten, erschien Argrow wieder, mit der Erklärung, er müsse in einer Stunde nochmals telefonieren. Inzwischen assen die vier zu Mittag.
Jayne, Aaron Lakes persönliche Assistentin, hielt sich genau an die Anweisungen und holte die Post aus „Mailbox America“ ab und kündete den Vertrag für das Postfach; ohne Nachsendeadresse. Ausser Reklamesendungen war nichts in dem Postfach.
Nach weiteren zwei Stunden am Telefon kam Argrow mit der glücklichen Nachricht aus dem Besprechungszimmer, das Geld sei noch auf den Bahamas. Er transferierte es weiter nach Panama, mit der Ausrede, es sei dort sicherer.
Nach langem überlegen wurde der CIA klar, dass sie auf die Forderungen der Bruderschaft eingehen mussten, um Lakes Wahlkampf nicht zu gefährden. Also bat Teddy den Präsidenten um die Begnadigung von Spicer, Yarber und Beech.
Nach Verhandlungen mit der CIA wurden die Richter schliesslich begnadigt und es wurde jedem von ihnen zwei Millionen Dollar überwiesen, mit einer Bedingung: Sie mussten das Land sofort und für mindestens zwei Jahre verlassen. Sie würden neue Identitäten kriegen mit Kreditkarten und allem drum und dran. Um 11 Uhr 15 wurden sie in die Freiheit entlassen. Sie bekamen ihre neuen Pässe und liessen das Geld auf ein beliebiges Konto überweisen. Als Gegenzug händigten sie dem CIA sämtliche Unterlagen über die Erpressungen aus.
Die Richter reisten nun ein bisschen in der Welt umher und genossen ihre Freiheit, erlebten mit, wie Aaron Lake zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde und waren glücklich. Sie konnten es immer noch nicht richtig fassen, dass sie wirklich frei waren.
An dieser Stelle endet das Buch. Man erfährt noch, dass die Richter in der Freiheit wieder angefangen haben, Erpresserbriefe zu schreiben, und sie wurden auch vom CIA darauf aufmerksam gemacht. Wieso sie aber wieder zu schreiben beginnen erfährt man im Buch nicht mehr.