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Mediensucht eingestehen – der erste Weg zur Besserung |
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Die doppelte Sucht von Thorsten Blinkmann sei besonders, sagt Günter Mazur. Bei "reinen" Medienabhängigen sei es oft schwieriger, die Sucht zu erkennen. "Ich habe hier schon viele Fälle gehabt, in denen sich die Männer, meistens sind es junge Männer, die abhängig sind, Pornobilder runtergeladen haben – so viele, dass sie sie gar nicht mehr anschauen konnten." Irgendwann müsse der Mediensüchtige dann wie der Alkoholkranke die Dosis erhöhen. "Das ist in dem Fall so, dass manche sogar Kinderpornos runterladen, obwohl sie nach meiner Beobachtung nicht pädophil sind", sagt Mazur. Irgendwann ekele sich der PC-Süchtige dann vor sich selbst. "Der Leidensdruck muss so ansteigen, dass der Süchtige oder seine Umgebung Hilfe sucht", sagt Mazur. Erst dann, wenn sich der Abhängige seine Sucht eingestehe, könnten Therapeuten helfen – bei einer Krankheit, die es offiziell noch gar nicht gibt. "Therapie gegen Medienabhängigkeit kann man eigentlich gar nicht verschreiben – aber bisher hat noch jede Kasse die Behandlung bezahlt, anders als etwa zu der Zeit als die ersten Glücksspielsüchtigen auftauchten", sagt Günter Mazur. |
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In den letzten Jahren ist der Bedarf an Beratung von Betroffenen mit exzessivem bzw. süchtigem Video- und Computerspielverhalten und deren Angehörigen im Kindes- und Jugendalter stark angestiegen und spiegelt den hohen Bedarf an Aufklärung und Hilfemaßnahmen wieder. Dabei scheint insbesondere der Computerspielsucht – entgegen dem weiter gefassten Begriff der sogenannten "Internetabhängigkeit" oder "Online-Sucht" – eine besondere Rolle zuzukommen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass eine häufige Computer- oder Konsolennutzung nicht immer gleich eine krankhafte süchtige Nutzung ist. So müssen mindestens drei Merkmale bzw. Kriterien einer Abhängigkeitserkrankung in Bezug auf das Nutzungsverhalten über einen längeren Zeitraum hinweg zutreffen.
Zentrale Merkmale des Störungsbildes Video- und Computerspiel-Sucht sind:
Einengung des Verhaltensmusters
Durch die herausragende Bedeutung wird das Computerspielen zur wichtigsten Aktivität des Betroffenen und dominiert sein Denken (andauernde gedankliche Beschäftigung, auch verzerrte Wahrnehmung und Gedanken in Bezug auf das Computerspielen), seine Gefühle (unstillbares und unwiderstehliches Verlangen) und sein Verhalten (Vernachlässigung sozial erwünschter Verhaltensweisen).
Regulation von negativen Gefühlszuständen (Affekten)
Durch die beim Computerspielen verspürte Erregung (Kick- oder Flow-Erlebnisse) oder Entspannung ("Abtauchen") werden negative affektive Zustände im Sinne einer vermeidenden Stressbewältigungsstrategie verdrängt.
Toleranzentwicklung
Die gewünschte Wirkung durch das Computerspielen kann nur durch zunehmend häufigere oder längere Computerspielzeiten (möglicherweise auch durch immer extremere Spielinhalte) erzielt werden.
Entzugserscheinungen
Bei verhindertem oder reduziertem Computerspielen treten diese in Form von Nervosität, Unruhe und/oder vegetativer Symptomatik (Zittern, Schwitzen etc.) auf.
Kontrollverlust
Das Computerspielverhalten kann in Bezug auf zeitliche Begrenzung und Umfang nicht mehr kontrolliert werden • Rückfall Nach Zeiten der Abstinenz oder Phasen kontrollierten Computerspielverhaltens kommt es zu einer Wiederaufnahme des unkontrollierten, exzessiven Computerspielen
Schädliche Konsequenzen
Durch eindeutig schädliche Konsequenzen für Schule/Beruf, soziale Kontakte und Hobbys aufgrund des exzessiven Computerspielens kommt es zu innerpsychischen Problemen beim Betroffenen und zwischenmenschlichen Konflikten mit
der sozialen Umwelt.