Geographie der Alpen
Die Alpen sind das höchste Gebirge Europas und bestehen als Faltengebirge aus schroffen Bergen und sanften Vorbergen. Sie ziehen sich vom Golf von Genua in großem Bogen nach N bis zum Genfersee, von dort aus nach O bis nach Wien, dh A, SLO, I, F, CH, LIE und D haben Anteil an den Alpen.
Die Grenzen: im W die Rhone, im N frz., schw. und dt. Alpenvorland, im O ungar. Tiefland und im S die Poebene.
Die Maße: etwa 1200 km lang und 150-250 km breit, Fläche 220.000 km², mittl. Höhe: 1400 m
Der höchste Berg ist der Montblanc 4807 m (F/I), weitere 4000er vorwiegend in CH und I. Die höchsten Berge in A: Großglockner 3798 m, Großvenediger 3666 m

Die Alpen sind Teil der Alpiden (=erdumspannender Faltengebirgsgürtel, der vor ca. 200 Mio. J. gebildet worden ist).
Westalpen
Grenze
Ostalpen
höherer Teil, mehr Gletscher
Mt. Blanc 4807 m
N-S-Richtung, stärker zertalt
feuchter
Bodensee – Comersee
niedriger, weniger Gletscher
Großglockner 3798 m
W-O-Richtung
trockener

Klima
  • große klimatische Unterschiede: im N feuchtes ozeanisches Klima, im S wintermildes, trockenes Mittelmeerklima
  • im Inneren zT niederschlagsarme Längstäler, Temperaturumkehr in Beckenlagen
  • Temperaturabnahme und Strahlungs- und Niederschlagszunahme mit der Höhe

Vegetation
  • Anbau- und Laubwaldzone in 800-1000
  • Nadelwald bis zur Waldgrenze bei etwa 1500-2200 m
  • Schneegrenze ab etwa 2500 bis max. 3000 m

Wirtschaftliche Nutzung der Alpen
LW in begünstigten Tälern, vor allem im S in großen und warmen Tälern mit N-S-Ausdehnung (nur 10 % können in A genutzt werden!): Wein, Obst, Gemüse, Mais, Weizen, Roggen, Hafer, Kartoffeln – im W und SW ist künstliche Bewässerung nötig
in Höhenlagen überwiegend Viehzucht
Forst- und Holzwirtschaft: ca. 40 % des gesamten Alpenareals ist Wald, in manchen Regionen sogar 70 – 80 %, vorwiegend Fichtenwald, der den Mischwald verdrängt hat, weil er schneller wächst und somit besser aufzuforsten ist
Holz-, Zellstoff- und Papierindustrie besonders in A, D und CH vertreten
Bergbau besonders in den O-Alpen, zB Salz (nördliche Kalkalpen), Blei und Zink (Südkärnten), Eisenerz, Kupfer, Magnesit etc
Industrieansiedlungen meist in verkehrsgünstigen Längs- & Quertälern
Wasserkraft: zunehmende Ausnutzung der Wasserkräfte durch Großkraftwerke zB Kapruner Tal (Salzburg)
Fremdenverkehr meist Haupteinnahmequelle (siehe unten)

Ökosystem Alpen
Die Alpen erfüllen lebenswichtige Funktionen für die Alpenländer und ganz Europa, denn sie sind ein Wasserreservoir für ganz Europa, ein wichtiges Erholungsgebiet, ein Lebensraum für Tiere und Pflanzen und ein vielfältiger Kulturraum. Die Alpen gelten als ökologisches „Frühwarnsystem“ in Europa, da Folgen von Fehlentwicklungen im sensiblen Berggebiet rascher auftreten als im Flachland. Die Vegetationszeit in den Alpen ist kurz und das Wachstum verlangsamt, weshalb Narben in der Landschaft ab bestimmten Höhenlagen erst nach Generationen verheilen und die Flora und Fauna der Alpen stören und sogar zer-stören. Die Standhaftigkeit der Bergwälder ist durch Luftverschmutzung, den Treibhauseffekt und das Ozonloch zunehmend gefährdet. Hinzu kommt der „harte“ Tourismus in den Wintertourismusgebieten und vom Menschen (mit)ausgelöste Katastrophen (Lawinen, Steinschläge, Muren) durch Waldsterben oder unbedachte Straßenbauten.

Probleme und Problemfaktoren
Die Hauptprobleme: die Schädigung der Bergwälder, der starke Verkehr, die Flächen-Inanspruchnahme durch Siedlungen, die weitere Erschließung mit Straßen und der weitere Ausbau des „harten Tourismus“.
Die Aufgaben des Waldes sind gehemmt, denn 60 % der Bäume sind geschädigt. Ursachen dafür sind besonders die hohen Schadstoffkonzentrationen in der Luft durch Industrie und Verkehr.
Der Bau von Forst- und Almwegen und das weitere Vordringen von Siedlungen in den Alpenraum bewirken eine Labilität der Berghänge und führen zu einer Erhöhung der Gefahr von Lawinen und Muren.
Die weltweite Erderwärmung verstärkt all diese angeführten Probleme.

Gletscherschwund gefährdet das Ökosystem Alpen
1996 zogen sich 14 Gletscher um mehr als 20 m zurück, dieser Trend setzte sich in den letzten Jahren weiter fort. Laut einem Bericht der UNO werden die Alpengletscher bis zum Jahr 2030 die Hälfte ihrer Masse verloren haben. Die Folgen der Klimaveränderungen werden vermehrte Bergstürze, eine Änderung des Wasserhaushaltes und eine veränderte Flora und Fauna sein.

Die Hauptursachen der Artengefährdung
Zerstörung und Veränderung der Lebensräume:
Straßenbau
Ausdehnung von Monokulturen in Land- und Forstwirtschaft
Geänderte Bewirtschaftungsmethoden in Land- und Forstwirtschaft
Chemische Belastungen:
allgemeine Schadstoffimmissionen
Pestizideinsatz in land- und forstwirtschaftlichen Bereichen und Düngung
Folgen der Technisierung:
Straßen- und Schienenverkehr
landwirtschaftlicher Geräteeinsatz
Stromleitungen, Seilbahnen, Zäune etc
Direkte Verfolgung durch den Menschen:
Jagd, Fallen
Sammlertum
Natürliche Bestandsschwankungen:
Natürliche Klimazyklen
Natürliche Katastrophenereignisse etc.

Diese Überzahl negativer Faktoren lässt Flora und Fauna nur wenige Möglichkeiten zur Anpassung. Die derzeit wesentlichste Ursache für die Gefährdung und Verarmung der Flora und Fauna in Mitteleuropa ist der Verlust an Lebensräumen.

Nationalparks in Österreich
Österreichs 6 Nationalparks erstrecken sich über 3 % der Landesfläche, drei davon befinden sich im Gebiet der Alpen, und zwar die OÖ-Kalkalpen, die Hohen Tauern und das Lechtal.

Tourismus
Über 50 % der Bevölkerung leben vom Tourismus. Immerhin gibt es pro Saison 8,5 Mio Wintersporturlauber in A.
Probleme:
  • Straßenbau
  • Bau von Freizeitanlagen
  • Anlegen von immer mehr Pisten und Skiliften -> Rodung des Waldes, Wegsprengen von störenden Felsen usw ->Erhöhung der Lawinen-, Muren-, Steinschlag-, Hangrutsch- und Hochwassergefahr für die Talregionen (Galtür)-> Teufelskreis: weniger Touristen aufgrund all dieser Gefahren
  • Schneekanonen als Sicherung -> etwa 35 % künstlich beschneit, besteht aus Wasser, Luft und Energie, enormer Energie- und Wasserverbrauch. Die Schneekanonen versprühen das Wasser durch Düsen mit einer großen Luftmenge in feinste Tröpfchen. Ein Teil des Wassers verdunstet und entzieht der Umgebungsluft die Wärme. So unterkühlt der größte Teil der Tröpfchen und gefriert. Kleine Eiskristalle und gefrorene Wasserkügelchen fallen als Kunstschnee zu Boden. Die restlichen Wassertröpfchen sickern durch die Kunstschneedecke und bilden dort sogenannte „Eislinsen“. Kunstschnee ist viel schwerer als Neuschnee. Er braucht doppelt solange zum Abschmelzen wie normaler Schnee.
  • Pistenraupen verdichten die Schneedecke noch mehr -> Flora erstickt darunter -> Schäden werden nach Ende der Saison sichtbar, Wiederbegrünung meist ohne Erfolg, da die Vegetationszeit in den alpinen Regionen kürzer ist und die durch Schifahrer und Pistenraupen verdichtete Schneedecke schmilzt noch langsamer und die Pflanzen in den Alpen langsamer wachsen
  • Bedrohung und Zerstörung der Flora und Fauna
  • Aufforsten von Fichtenwäldern -> einfacher, sie wurzeln aber flach und halten den Boden nicht so gut
 
Beschneiungszusätze/Pistenpräparation
Derzeit gelten noch 87 % der Skigebiete als schneesicher, in Jahre 2025 werden es vermutlich nur mehr 63 % sein. Deswegen kommen bereits jetzt oft Schneekanonen zum Einsatz. Um die Qualität des Kunstschnees auch bei höheren Temperaturen zu gewährleisten werden Zusätze verwendet zB Snowmax, das aus abgetöteten Zellen von Pseudomas syringae, einem in Nordamerika aus der Umwelt isolierten Bakterium, besteht. Und zwar befindet sich in dessen Membran ein Protein, das die Eiskristallisation auslöst.
Auswirkungen: teilweises Trockenfallen der Gewässer (besonders im Winter) durch Wasserentnahme aus Seen und Bächen der Umgebung, Beeinflussung des Pflanzenwachstums, Verkürzung der Vegetationszeit durch zu lange Schneebedeckung, Frostschäden an Pflanzen
Weitere Zusätze wie zB Schneezement, Ammoniumnitrat, Harnstoffe oder PTX 311 verstärkt.
Auswirkungen: Verschlammungsgefahr durch große Natriummengen, Pflanzengefährdung durch zu hohe Chlorid- und Ammoniumsalzmengen, Erhöhung des Ammonium-, Nitrat- und Chloridgehaltes im Grundwasser.
Der Tourismus bringt eine Zersiedlung durch Hotels, Pensionen, Ferien- und Zweitwohnungen und einen hohen Flächenverbrauch durch die touristische Infrastruktur mit sich.
Die Natur wird den Anforderungen des Tourismus angepasst und die natürlichen Grenzen der Belastbarkeit der Alpen werden so missachtet und überschritten.

Energie
Der gesamte Energieverbrauch hat in den letzten 20 Jahren um 19,7 % zugenommen. Österreich hat einen hohen Anteil an erneuerbaren Energieträgern wie zB Wasserkraft oder Solarenergie. Im EU-Vergleich liegt Österreich beim Einsatz erneuerbarer Energien an zweiter, beim Einsatz der Wasserkraft sogar an erster Stelle. 1994 entfielen bereits 26,4 % des Energieverbrauchs auf erneuerbare Energieträger. Ende 1996 waren Sonnenkollektoren mit einer österreichweiten Gesamtfläche von etwa 1,5 Mio m2 installiert. Knapp 2/3 der benötigten Energieträger werden von Österreich importiert, der Rest stammt aus dem Inland. Rund 3/4 der heimischen Energieerzeugung werden heute durch Biomasse und Wasserkraft gedeckt.

Verkehr
Im Grunde ist nur ein kleiner Teil der Fläche der Alpen für eine dauernde, intensive Nutzung durch den Menschen zugänglich. So sind zB in Tirol nur 12% der gesamten Fläche für Siedlungen, Industrieanlagen, Verkehrswege, Intensivkulturen usw geeignet. Die übrigen 88% sind Gebirge, Gletscher, Gewässer, Wälder und Almweiden.

Strassen- und Eisenbahnachsen durch die Alpen
1997 rollten mehr als 7 Mio LKW über die Alpen. Die meistbenutzte Strecke war dabei die Strecke über den Brennerpass von Österreich nach Italien; sie wurde von 1,2 Mio Lastwagen genutzt. Um die Alpenregion zu entlasten will man bis 2006 den Lötschbergtunnel und bis 2012 den Gotthardtunnel bauen (weiters: Mont Cenis und der Brenner). Langfristig sollte das auch zur Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene und somit zu geringeren Emissionen führen.

Die ökologischen Effekte des Flächenverbrauchs durch den Verkehr umfassen nicht nur die Belegung einer Fläche durch die Verkehrsinfrastruktur (wobei der Schienenverkehr der flächensparendste Verkehrsträger ist), sondern auch den Trenneffekt, der die Funktionsfähigkeit von Lebensräumen zusätzlich einschränkt. Dabei ist die Maschenweite des Verkehrsnetzes von entscheidender Bedeutung. Durch die hohe Dichte des Straßennetzes wirkt sich die Trennwirkung hier besonders stark aus. Problem: Die Transitrouten in den Tälern zerschneiden die traditionellen Querverbindungen im Tal. Darunter leiden nicht nur die sozialen Kontakte unter den Menschen, auch der Wechsel der Wildtiere wird durch die Sperrzäune eingeschränkt.

In den letzten fünfundzwanzig Jahren hat sich der alpenquerende Güterverkehr in den drei Alpenländern F, CH und A verdreifacht. Die Zuwächse fallen weitgehend auf die Strasse, während die Bahntransporte stagnierten.
Im Jahr 1994 haben 132,8 Millionen Tonnen Güter die Alpen zwischen Ventimiglia und Wien auf Strasse (63 %) und Schiene (37 %) durchquert.
Die EU rechnet mit weiteren Steigerungen des transalpinen Güterverkehrs um sogar 75 % bis 2010.

Lärm-/Abgasbelästigung
Empfindliche Gebiete, wo durch geografische Bedingungen die Umweltbelastungen verstärkt werden können, Korridore mit starkem Verkehrsaufkommen und -wachstum und Ballungsräume benötigen erhöhten Schutz. Denn in den Alpen breitet sich Lärm wegen der Trogform der Täler stärker aus als in der Ebene – Lärmpegel, der bei gleicher Verkehrsbelastung im Flachland 250 m neben der Autobahn gemessen wird, tritt in den Alpentälern noch in 1,2 bis 1,5 km Entfernung auf.
Dadurch werden ganze Talschaften als Lebens- und Erholungsraum entwertet. Kein Wunder, dass sich 60 % der Anwohner an Transitrouten durch den Verkehr in ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt fühlen, ist doch zB in Tirol die Belästigungsrate durch Verkehrslärm und Abgase etwa doppelt so hoch wie im Österreichdurchschnitt.

Alpentäler liegen oft in Inversionslagen und so treten dort Luftschadstoffe in hohen Konzentrationen auf. Durch die Auswirkungen der hohen Stickoxid- und Ozonbelastungen treten Schäden beim Menschen, bei den Tieren und den Pflanzen auf.
Auch die Landwirtschaft beklagt ozonbedingte Ernteverluste.
Der Gebirgswald ist geschwächt und kann seine Schutzfunktion gegen Lawinen, Muren und Steinschlag nur mehr beschränkt ausüben.

Österreichs Verkehrspolitik
Versäumnis Nr. 1 – Die Lückenschlüsse: Österreich hat dem Europas und besonders Deutschlands Bedarf nach mehr Strassen für den alpinen Transitverkehr völlig nachgegeben. Der Lückenschluss der Brennerautobahn hat zu einem Ansteigen des Straßenverkehrs und zu einem Stagnieren der Bahntransporte geführt.
Versäumnis Nr. 2 – Das Transitabkommen: Das Ökopunktesystem im Rahmen des Transitabkommens sollte die Quantität auf der Autobahn auf das Niveau von 1991 (+ max. 8%) einfrieren; gleichzeitig sollten die Abgase im Laufe der 12 Jahre der Vertragsdauer um 60% reduziert werden.
Versäumnis Nr. 3 – Das Nachtfahrverbot für LKW: Eine Chance zur Eindämmung des LKW-Transits war das Nachtfahrverbot für LKW zwischen 22:00 und 5:00 Uhr. Auch hier hat man sich auf zu sanfte Bedingungen eingelassen.
Versäumnis Nr. 4 – Der Schienenweg: Der Erfolg der Rollenden Landstrasse ist durch den ständig wachsenden Gütertransport relativ gering.
Versäumnis Nr. 5 – Die Gebühren: Bis zum EU-Beitritt gab es in Österreich einen Straßenverkehrsbeitrag, der durch die EU-Straßenbenützungsabgabe abgelöst wurde. So hat früher zB ein 38 t-LKW-Zug über den Brenner 900 öS bezahlt, heute sind es nur mehr 80 öS.

Alpenkonvention
Das „Übereinkommen zum Schutz der Alpen“, kurz: die Alpenkonvention, wurde 1991 von den Umweltministern der 7 Alpenstaaten und dem Umweltkomissär der EU unterzeichnet. Sie beinhaltet einzelne Protokolle zu LW, Naturschutz, Raumplanung, Tourismus, Verkehr, Bergwald, Bodenschutz und Energie und trat 1995 in Kraft.
Ziel: Die Konvention soll sowohl die Entwicklung zugunsten der Umwelt als auch des Tourismus fördern. Auch der Verkehr soll reguliert und die Belastung niedrig gehalten werden. Man will die hohe Umweltqualität im Alpenraum, eine gleichwertige Lebensqualität aller Alpenbewohner und die Erhaltung und Verbesserung der regionalen Vielfalt gewährleisten.
Aber besonders bei den Themen Verkehr, Energie und Bodenschutz gibt es Streitigkeiten zwischen den Mitgliedern, daher heißt es abzuwarten und zu sehen, was die Alpenkonvention wirklich bringt.

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