(Einleitung)

Du lernst nicht für andere, sondern für dich selbst und das Leben. Ein Spruch aus Kindertagen, der je älter man wird auch mehr an Bedeutung gewinnt. Bereits in jungen Jahren trifft man die Entscheidung, den Schulweg fortzusetzen oder sich in der Berufswelt zu behaupten. Doch heutzutage ist es nicht mehr ausreichend, einen Beruf zu erlernen, darin all sein Können zu beweisen und bis zur Pension ein schönes Leben zu führen. Die Ansprüche in der heutigen Berufswelt sind größer geworden und somit der Aufwand, um diesen gerecht zu werden. Aus diesem Grund entschließen sich viele zu einem weiteren Bildungsweg und überlegen, die Matura in der Abendschule nachzuholen. Doch dies ist eine Entscheidung, die gut überlegt sein sollte, weil dieser Weg mit Strapazen und Entbehrung verbunden ist und sozusagen ein neues Leben beginnt

 

(Hauptteil)

Hat man diese Entscheidung getroffen, so überwiegt meist die Freude, einen neuen Lebensweg eingeschlagen und noch einmal eine Chance’ für seine Karriere bekommen zu haben. Meist schlägt dies aber schneller als gedacht in Frustration und Ernüchterung um. Erst jetzt merken viele, welche Vor- und Nachteile dieses neue Leben mit sich bringt. Die Zeit, die früher in einem Cafe verbracht wurde, verbringt man jetzt in einem Klassenzimmer, und man versucht, dem Unterricht mit höchster Aufmerksamkeit zu folgen. Doch schon bald lässt bei vielen die Motivation und Konzentration nach. Die Doppelbelastung durch Beruf und Schule steigert die nervliche Belastung und ruft oft Frustration und Unzufriedenheit hervor, wenn man Ziele, die man sich gesteckt hat, manchmal nicht erreicht. Auch wenn es manchmal den Anschein hat, steht man nicht alleine da. Familie und Freunde sind nicht nur eine mentale Unterstützung, nein, hin und wieder gibt es auch Themen, für die gemeinsam Lösungen für ein Problem gefunden werden können. Auch die Gemeinschaft der Klassenkameraden hilft einem die Strapazen und die geistigen Downs wieder auszugleichen. Diskussionen, Spaß und gemeinsame Aktivitäten lenken von dem meist trockenen Lehrstoff ab und lassen kleine Enttäuschungen schnell verblassen.

 

Doch bleibt es nicht aus, trotzdem einen Großteil seiner Freizeit zu investieren, um Formeln, Grammatik, Geschichtsabläufe oder Programmbefehle zu lernen. Karge Freizeit, Schlafmangel und schlechte Laune lassen auch die Arbeitsleistung darunter leiden. Manche haben das Glück, dass die Firma eine Weiterbildung begrüßt bzw. auch unterstützt, weil sich jeder Betrieb hoch qualifizierte Fachkräfte wünscht. Oft ist auch das Gegenteil der Fall, und die Firma bringt kein Verständnis für das neue Lebensziel auf – aus Angst vor fallender Arbeitsleistung und Flexibilität, fehlender Konzentration und Belastbarkeit. Doch damit nicht genug. Nicht selten wird man sogar als Konkurrent angesehen. Mit der umfangreichen Ausbildung sowohl in den allgemein bildenden Fächern als auch auf Spezialgebieten ist man zwar etwas teurer, aber dennoch besser für viele Stellen geeignet als die momentanen Besetzungen, im schlimmsten Fall der eigene Chef. Sind das nicht schon genug Probleme, kommt vielleicht auch noch eine feste Partnerschaft hinzu. Bereits bei der Entscheidung – Abendschule: ja oder nein? – fangen die ersten Probleme an, und man wird oft vor die Wahl gestellt: Schule oder ich? Ist diese Hürde überwunden, weil sich der Partner einsichtig zeigt, treten meist nach den ersten Monaten die ersten größeren Krisen auf.

 

Andauerndes Lernen und blank liegende Nerven lassen kaum Zeit, einmal einige Stunden in Ruhe zu zweit zu verbringen oder sich auf die auftretenden Unruhen zu konzentrieren. Meist dann, wenn die Beziehung nicht schon vor Beginn der Abendschule in Brüche gegangen ist, überstehen gerade einmal 2 von 5 Partnerschaften die ersten zwei Jahre. Bei diesem Gedanken beginnt man wieder den Sinn seiner Entscheidung zu hinterfragen. Doch mit dem Ende einer Beziehung endet ja nicht das Leben. Die Professoren einer Abendschule sind sich bewusst, dass das Leben eines Abendschülers nicht unbedingt ein Leben voller Sonnenschein ist und sehen manchmal über Kleinigkeiten hinweg und haben Verständnis. Ein anderer Grund für den Abendschulbesuch wäre, dass man für die HTL bis auf einen geringen Schulbuchbeitrag, etwas Kopiergeld und Spritkosten keine zusätzlichen Ausgaben für den Unterricht hat, die sonst bei jedem Wifi- oder Bfi-Kurs anfallen würden. Am Ende hält man nicht nur ein staatliches Dokument in den Händen und hat neue Stellen in Aussicht – nein, es ist mehr: Man ist selbstbewusster geworden und verfügt über hohe kommunikative Kompetenz. Dazu kommt noch die Freude, zu denen zu zählen, die es geschafft haben, denn nicht selten verlassen einige die Abendschule, weil sie dem ganzen Druck nicht mehr standhalten oder einfach nicht mehr die Zeit aufbringen können.

 

(Schluss)

Ob man sich nun für die Abendschule entscheidet oder nicht, sollte lange und gut überlegt sein. Wichtig ist abwägen zu können: Worauf kann ich verzichten, wo muss ich zurückstecken? Ist das überhaupt möglich? Will ich mir dieses neue Leben überhaupt antun? Selbst habe ich mir diese Frage erst dann gestellt, als ich schon mitten in dieser Misere steckte. Matura ja, das war für klar, doch nicht, wie schwierig es sein würde, Job, Schule, Lernen, Freunde, Freizeit etc. unter einen Hut zu bringen. Doch es ist machbar, haben es doch schon viele vorher geschafft. Auch wenn der Gedanke alles hinzuschmeißen sehr verlockend wirkt, triumphiert doch immer der Wille, es doch noch einmal zu versuchen, um seine hochgestochenen Ziele zu erreichen, für die es sich lohnt, einmal in den sauren Apfel zu beißen. Hier fragt man sich dann: Soll das hier wirklich mein neues Leben sein? Ich sage mir: Mein neues Leben beginnt erst dann, wenn ich dieses neue Leben überstanden habe.

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