Am Ende des 2. Weltkrieges sprach Winston Churchill von der Notwendigkeit, eine Art Vereinigten Staaten von Europa zu bilden, denn Europa ist mit seinen verschiedenen Kulturen und Völkern, die auf einem verhältnismäßig kleinen Territorium zusammen leben, mit einem immensen Konfliktpotential behaftet. Es war die Idee geboren, Koexistenz und gegenseitige Akzeptanz in Europa zu schaffen, ohne die Autonomie der einzelnen Völker und Staaten zu verletzen. Der lange Weg, den Europa bis heute gegangen ist und noch gehen wird, pflastern viele Meilensteine, die sich, vor allem in der Anfangszeit, sehr deutlich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner konzentrieren. Wirtschaftliche (Pariser Verträge, Röm. Verträge) und Militärische (EVG) Interessen, die alle Länder gemeinsam verfolgten, wurden kollektiv durchgeführt.
Bis zum heutigen Tag hat sich die Europäische Union/EG stark weiterentwickelt. Autonomie und Eigensinn sowie nationalstaatliche Bestrebungen wurden von den Mitgliedsstaaten bei Seite geräumt und ein Kollektivstrategie nach der Devise „gemeinsam sind Wir stark“ durchzieht den Kontinent auf der politischen und wirtschaftlichen Ebene. Nach dem Zerfall des Ostblocks musste eine neue Zielsetzung entstehen. Die EG diente nun nicht mehr als wirtschaftlicher und militärischer Schild der westlichen Welt gegen den “bösen“ Kommunisten, sondern setzte sich nun selbst neue Aufgaben. Heute zielen die Interessen der EU Mitgliedsstaaten auf ökonomische Hegemonie, vor allem gegenüber dem wirtschaftlich stärkste Land der Welt und somit den größten Konkurrenten: den Vereinigten Staaten von Amerika. Dieses Ziel schweißt Europa immer mehr zusammen. Seit den Maastricht-Vertrag, der eine engere Zusammenarbeit der europäischen Länder in vielen Bereichen beschloss, erkennt man deutlich, dass die Länder zur Durchsetzung des gesetzten Zieles bereit sind, Teile ihrer Autonomie aufzugeben. Der Euro ist ein weiteres Symbol für die Zusammenarbeit der Länder und vermittelt jedem Einwohner der EU, dass er sich in einem einheitlichen Wirtschaftsraum befindet, auf dessen stärke er stolz sein kann. Die europäische Familie wächst zusammen und schreitet gemeinsam ihrer Zukunft entgegen.
Persönlich glaube ich an das Haus Europa. Ein Kontinent, der früher zerstritten und zerklüftet war, arbeitet heute zusammen um ein gemeinsames und vor allem nicht militärisches Ziel zu verwirklichen, welches die bereitwillige Abgabe von Autonomie mit sich bringt. Dieser Vorgang, weitergedacht, führt meiner Meinung nach unweigerlich zu einer europäischen Föderation, in der das europäische Parlament Gesetze für all seine Einwohner beschließt. Dennoch bleibt meine Skepsis gegenüber einer solchen Entwicklung, da ich glaube, dass absolute Macht absolut korrumpiert und eine Entwicklung, ähnlich der in den USA, einsetzen könnte. Aber trotz aller Risiken denke ich, dass dieser Schritt getan werden muss, um eines Tages eine geeinte Welt zu schaffen, in der alle Menschen ein Recht auf Arbeit, auf gerechtes Arbeitsentgelt, ein Vereinigungsrecht, ein Recht auf Kollektivverhandlungen und einen Kinder- und Jugendschutz genießen können (gescheiterte Europäische Sozialcharta 1961).