(…) Der norwegische Psychologe und Aggressionsforscher Dan Olweus hat bei der Untersuchung von Täter/Opfer-Problemen unter norwegischen Schülern festgestellt, dass bei aggressiven Reaktionsmustern der Schüler Kindheitseinflüsse eine erhebliche Rolle spielen. In aller Kürze heißt das bei Olweus: Zu wenig Liebe und Fürsorge und zu viel "Freiheit", das heißt, die Unfähigkeit, Grenzen zu setzen, trägt erheblich zur Entwicklung von aggressivem Verhalten bei. Für Heranwachsende, so der Psychologe, der schon 1981 ein Gesetz gegen Mobbing an den Schulen forderte, sei überdies wichtig, dass die Eltern ihre außerschulischen Aktivitäten überprüfen und sich dafür interessieren, mit wem die Jugendlichen ihre Freizeit verbringen. Die jungen und sehr jungen Gewalttäter, die zündeln, prügeln und mobben sind meist Kinder, die von den Erwachsenen längst aufgeben worden sind.


Olweus hat ein Interventionsprogramm entwickelt, das mittlerweile an vielen Schulen in westlichen Ländern mit Erfolg eingesetzt wird. Wichtigste Voraussetzung für die Modifikation gewaltbereiten Verhaltens ist die Schaffung eines schulischen und häuslichen Umfelds, das zum einen durch Wärme und positives Interesse der Erwachsenen geprägt ist und andererseits durch feste Grenzen und Regeln gegenüber inakzeptablem Verhalten auffällt. Den Erwachsenen fällt in diesem Programm die Aufgabe zu, sich stets für die Gesamtsituation des Kindes verantwortlich zu fühlen. Das fängt bei der Überwachung der Kinder in den Schulpausen an. (1) Das Programm fordert die Lehrer nachgerade dazu auf, regelmäßig und nicht etwa sporadisch einzugreifen und laut und deutlich zu verkünden, was inakzeptabel ist. Das Programm sieht Maßnahmen auf Schul-, Klassen- und Individualebene vor. Klassengespräche, Schulkonferenzen, Aufstellung von Regeln, Täter/Opfer-Gespräche, Wiedereingliederung von Opfern wie Tätern gehören zum Inventar. Die Gewaltanwendung ging mit den Interventionsprogrammen in Norwegen und Schweden um mehr als die Hälfte zurück. Die Nebenwirkungen waren bessere Schuldisziplin, bessere Leistungen, weniger Diebstahl und Vandalismus. (2,3,4)


Das Programm, wie die meisten hausgemachten Programme, die es auch an einigen deutschen Schulen gibt, braucht kein erhöhtes Personal: Lehrer, Eltern, Schüler spielen die Hauptrolle. Schulpsychologen und Sozialarbeiter sind freilich stets willkommen. Interventionsprogramme wie die von Olweus oder der "Schule ohne Gewalt", das im Lahn-Dill-Kreis entwickelt wurde, zeigen, dass Intervention, die Eltern, Lehrer und Schüler gemeinsam einbindet, durchaus erfolgreich zur Gewaltabkehr beitragen kann, auch und gerade bei sehr jungen Kindern. Es wird in diesen Tagen um die Einführung des Schulfaches Ökonomie gestritten. Wichtiger als ein neues Fach mit seinen anhängigen Kosten an Zeit und Personal ist die Vorbereitung von Eltern und Lehrern auf ihre dauernde Verantwortung für die ihnen anvertrauten Kinder.


(…) Wegschauen und Dienst nach Vorschrift mag bequem und verständlich sein, verantwortungsvoll ist es nicht. Es ist an der Zeit, dass sich die Erwachsenen insgesamt wieder mehr um die Kinder kümmern. Autorität ausüben heißt nicht autoritär sein. Wer achselzuckend an einer Telefonzelle vorbeigeht, die gerade von zwei Zehnjährigen zerlegt wird, kann ein paar Jahre später von denselben Kindern im Park überfallen und zusammengetreten werden.

Aufgaben:
– Geben Sie den Hauptgedanken des Textes wieder
– Nehmen Sie Stellung zu den im Text vertretenen Argumenten und Prüfen Sie die Argumentation auf Ihre Vollständigkeit

Einige Punkte:

– (1): hier stellt sich die Frage, wie weit darf die Überwachung gehen? Wenn ein 13-jähriger in der Pause mit einem Mädchen in der Ecke küssend gesehen wird, darf der Lehrer dagegen etwas unternehmen? Wie weit darf er in die Privatsphäre der Schüler eindringen?
– (2): Bei diesem Programm wird zwar der Rahmen vorgegeben, aber auf die davor erwähnte, doch so wichtige Pflichten der Fürsorge wird keine Acht gegeben, bzw. von diesem Programm nicht berücksichtigt
Außerdem kann das Programm nicht für alle Schüler angewandt werden. So gibt es doch auch Schüler, die nie Verhaltensauffällig waren, immer ruhig und freundlich sind. Doch es kann sich Wut aufstauen und irgendwann greift er zur Waffe (wie wir es zu genüge aus den USA kennen) und läuft Amok. Dort bringt das ganze Programm dann auch nichts.
Doch es ist auch positiv, da Lehrer eingreifen MÜSSEN, d.h. sie können nicht einfach an einer Schlägerei im Schulhof vorbei gehen, als hätten sie diese nicht gesehen und einfach unbeachtet lassen. Sie müssen etwas unternehmen, die Schüler auseinander bringen, die Ursachen klären, Gespräche führen und auch Strafen verteilen.
– (3): Es muss eigentlich auch geklärt werden, inwiefern dieses Programm sinnvoll ist, denn gewalttätige Jugendliche werden meistens aufgrund der falschen Erziehung der Eltern gewalttätig und geraten auf die Schiefe Bahn
– (4): Das Programm überwacht nur die Pausen, aber was ist nach der Schule? Können die Kinder dort machen, was sie wollen?

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