Inzwischen stellt sich nicht mehr die Frage, ob der Computer in den Unterricht zu integrieren ist, sondern wie die Integration sinnvoll zu leisten ist.
Das Zauberwort „Laptop“ hat inzwischen seinen Glanz aber auch seinen Schrecken verloren. Einige Schüler waren schon vor Einführung des Laptops absolute Profis, während andere zunächst noch völlig „uncool“ ein Heft verwendeten , um dann daheim das Geschriebene nochmals „schön“ am Computer zu schreiben.
Die ersten Monate waren geprägt von verschiedensten „Störeinflüssen“, teils weil die Schüler mit dem „Kistl“ auf Kriegsfuß standen, bzw. weil die Bedienung und die Mucken des Laptops nicht rasch genug behoben werden konnten.Das Hauptproblem fast aller war jedoch die permanente Versuchung ,anstatt aufzupassen ,den Laptop zum Spielen, e – mail Schreiben, die Homepage der Lieblingsband zu suchen, Sportereignisse sofort zu sehen, das günstigste Handyangebot zu eruieren, zu chatten…, d.h. der Lehrer war, wenn er seinenUnterricht irgendwie ans Volk und den Laptop bringen wollte, primär als Dompteur beschäftigt, die Selbstdisziplin der Schüler einzufordern.
Ein weiteres Problem bot sich ab dem Zeitpunkt von Prüfungen und Tests: Sehr viele Schüler waren nicht oder nur schwer in der Lage direkt vom Computer den Stoff zu erlernen. (Die Intelligenten von ihnen kamen auf die Idee, sich den Lernstoff auszudrucken:; ein weiterer Vorteil ausgedruckter Unterlagen: man kann Abbildungen, Arbeitblätter, nachträgliche Informationen an die richtige Stelle heften ). Besorgte Mütter baten am Sprechtag, ich möge doch ein Heft verlangen, mit den Argumenten. „was ist wenn am Tag vor der Prüfung der Computer streikt?“, oder „ich kann gar nicht mehr den Stoff kontrollieren“. (ich war fast gerührt, ob solcher Obsorge). Nur darf ich überhaupt in der Oberstufe auf ein Heft bestehen?!
Mit dem Einzug des Internets wurde allerdings der Unterricht wesentlich verbessert.
Vorneweg: Die Zeiten, dass Lehrer nicht merken, dass das Referat komplett aus dem Internet heruntergeladen ist dürften vorbei sein – dazu sind die Suchmaschinen viel zu leistungsfähig.
Aber warum nicht das Internet als Informationsquelle nutzen, sowie schon seit Jahrhunderten Bibliotheken genutzt wurden.
Mein erster Internetversuch mit einer Computerklasse war das Thema „Osmose – Diffusion“.
Nach ca. 10 Minuten gabs Dank der Suchmaschinen eine unübersichtliche Fülle von Adressen und nun galt es die beste heauszufinden. . Da dieser Biologielehrer sich aber gewissenhaft vorbereitet, konnte ich ihnen diese bekanntgeben.: Mit Videoexperimenten, Lückentext und Quizfragen war dies ein durchaus gelungenes Experiment
Das Pro:
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Die Lernprozesse wurden individualisiert und dem Lerntempo angepasst
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Begriffe wie e-learning, Edutainment signalisiern Spaß und Spiel
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Tutorielle Programme (Video-Clips, Filme, Quiz, Lückentexte) untestützen den Lehrer_
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Das Internet ermöglicht Zugang zu aktuellen Daten und Informationen
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Hohes Maß an Eigenständigkeit
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Besondere Anschaulichkeit der Experimente (ohne Gefahr und Aufwand)
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Auch für den Lehrer entzifferbare Unterlagen
Das Contra:
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Das Grundproblem bei der Suche nach bestimmten Informationen im Internet ist das Finden der genau richtigen Information Die Suche auf derzeit rund 800 Millionen Webseiten (Stand: WS 99/2000) gestaltet sich wie die Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen. (Spezialisten wären gefordert, anstatt das 34-ste Schulbuch zu approbieren).
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Man muß sich erst an die Logik des vorhandenen Programmes anpassen
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Man kommt teils erst dann weiter, wenn die richtige Antwort gegeben ist; manchmal waren auch alle Antworten falsch
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Die Auskünfte und Informationen sind nicht immer richtig. Wer weist die Schüler beim Selbststudium darauf hin? (z,B, die Harnröhre ist eben nicht gleich dem Harnleiter!)
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Programme können nur in engen Grenzen Antworten als richtig oder falsch beurteilen. „Im Prinzip“ richtige Antworten bleiben unberücksichtigt
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Schüler sitzen stundenlang vor dem Computer
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Reales Erleben und Handeln reduzieren sich auf Maus und Tastatur.
Technische und infrastrukturelle Probleme
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Häufige Überlastung und Zusammenbruch (Was macht nun dieser Schüler ?)
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Mangel an geeigneter Software
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Mangel an Information für geeignete Software
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Und die Schule hat wie so oft kein Geld
Schüler werden in ihrer Ausbildung viel autonomer, weil sie Werkzeuge besitzen ,die weitaus flexibler geeignet sind,die Interessen der einzelnen zu fördern. Sie müssen allerdings lernen, wie sie den Computer als Werkzeug und zur Wissensaneignung nutzen können. Zweck der Schule ist es schließlich meines Erachtens, sich Wissen und Fähigkeiten anzueignen und nicht nur eine „gute Show“ zu erleben.
PS.: Die zügige Erschließung von Informationsquellen ist besonders für Schulen zwingend erforderlich, da eine Schulstunde nur 50 Minuten umfaßt (oder bald nur mehr 45)?!
Mit den angedrohten Stundenkürzungen bei gleichem oder erweitertem Stoff, ( denn gerade die Naturwissenschaften sind rasant im Neuentdecken ) kann ich mir allerdings einen aktuellen, interessanten Biologieunterricht, trotz all der tollen ,medialen Möglichkeiten, nicht vorstellen!