Erst kürzlich haben wir im Ethikunterricht das Thema Mobbing und Gewalt gegen Mitschüler behandelt. Da haben wir auch über einen Mobbingfall gesprochen, der im Mai 2004 ans Licht kam. Es wurde ein Jugendlicher über Monate von seinen Mitschülern fertiggemacht und geschlagen. Bei uns im Unterricht diskutierten wir dann auch über mögliche Maßnahmen.
Deshalb stellt sich mir die Frage, was Schüler dazu veranlasst, sich ihren Mitschülern gegenüber gewalttätig zu verhalten und wie man einem solchen Benehmen entgegenwirken kann. Ein ausschlaggebender Grund für Mobbing ist wohl die Intoleranz der meisten Jugendlichen heutzutage. Deshalb werden oft ausländische Schüler zu Mobbingopfern. Die Täter werden meistens von Bekannten oder auch den Medien gegen Ausländer aufgehetzt und bauen so Vorurteile auf. Wenn sie nun einen Mitschüler ausländischer Herkunft in ihrer Klasse haben, beleidigen sie ihn, behandeln ihn ungerecht oder werden sogar handgreiflich. Mir ist z.B. ein Fall bekannt, bei dem einem Jugendlichen 10€ in der Schule abhanden gekommen sind, doch anstatt noch einmal nach zu schauen oder es einem Lehrer zu sagen, ging der Schüler zu seinem polnischen Mitschüler. Er beschimpfte ihn als Dieb und drohte ihn zu schlagen, falls er nicht sofort seine 10€ wieder bekäme. Er hetzte auch unbeteiligte Schüler auf mitzumachen. Der Fall löste sich erst, als der polnische Jugendliche einen Lehrer einschaltete. Zu dem ist das ausgeprägte Markenbewusst sein bei manchen Jugendlichen ein Grund für Mobbing.
Nur die Schüler mit den neusten und teuersten Kleidungsstücken liegen im Trend. Dadurch bildet sich innerhalb einer Klasse automatische eine Gruppe von Jugendlichen, die sich Marken leisten können und andere, die dafür kein Geld haben, oder es einfach anders investieren, mobben. Schüler ohne Markenkleidung werden zum Außenseiter, und von anderen rücksichtslos gemobbt. Hinzu kommt noch, dass unbeteiligte Mitschüler die sich mit den Mobbingopfern relativ gut verstehen auch gemobbt werden. So werden sie dann z.B. gefragt: „Was findest du denn an ihr, die kann sich doch noch nicht mal eine Levisjeans leisten.“ oder „Mit dem kann man doch nicht reden, der zieht ja nur Sachen von Aldi an.“ Diese Aussagen treffen natürlich nicht auf alle Träger von Marken zu, aber leider auf viele. Der meiner Meinung nach bedeutendste Grund für Mobbing ist die Annerkennung, die sich die Mobbingtäter von Freunden und Mitschülern erhoffen. In dem sie gegen schwächere Jugendliche brutal vorgehen, wollen sie den anderen demonstrieren, wie stark und überlegen sie sind. Dies scheint für sie der einzigste Weg zu sein um ihre Stärke zu zeigen, da sie meistens keine besonders guten Noten haben oder sonstige Begabungen, die zu bewundern wären.
Zum Beispiel haben ich schon in einer Dokumentation gesehen, wie ein Jugendlicher von zwei anderen geschlagen und beleidigt wurde, keiner der Klassenkameraden ist eingegriffen sondern sie haben die beiden noch angefeuert, härter zu schlagen. Nachdem ich mögliche Gründe für Mobbing erörtert habe, möchte ich nun zu den notwendigen Gegenmaßnahmen bei Mobbing kommen. Für sehr wichtig halte ich, dass der betroffene Jugendliche seine Eltern oder einen Lehrer informiert. Wenn er dies getan hat, steht er dem Mobbing nicht mehr alleine gegenüber und kann sich so mit der informierten Person überlegen, was man gegen das Mobben tun kann. Sehr sinnvoll scheint mir, die Eltern der betroffenen Schüler mit dem Täter und dem Mobbingopfer zu einem Gespräch einzuladen. Dort erfahren dann die Eltern des Mobbingtäters die Wahrheit und können dann zu Hause ihrem Kind Strafen oder Verbote erteilen.
Zum Beispiel ist den Eltern in manchen Fällen gar nicht bekannt, was ihr Kind in der Schule macht und durch ein solches Gespräch und die Folgen bessert sich die Lage öfters und der Jugendliche lässt das Mobbing. Zudem können auch Mitschüler zum Stoppen des Mobbing beitragen, indem sie sich nicht heraushalten, sondern sich konkret auf die Seite der Opfer stellen und diese bei Beleidigungen oder Angriffen verteidigen. Wenn dies ein paar Mitschüler machen, bekommt der Mobbingtäter meistens Angst, dass er selbst irgendwann zum Opfer wird und er den Respekt und die Anerkennung der anderen verliert. Ich selbst konnte schon beobachten, wie auf dem Pausenhof eine Gruppe von Jugendlichen eine Schülerin herumschubsten, als sich dann zwei Mitschüler einmischten und der Jugendlichen halfen aufzustehen, hörten die anderen auf und als dann noch ein weiterer Schüler meinte, sie sollen das Mädchen in Ruhe lassen, gingen sie. Wenn sich mehr Mitschüler einmischen würden statt unbeteiligt daneben zu stehen, gäbe es auch weniger Mobbingfälle. Bei einem schweren Mobbingfall halte ich einen Schulverweis für eine notwendige Maßnahme.
Oft wird den Mobbingopfern geraten die Schule zuwechseln, das ist aber aus meiner Sicht falsch, da diese dann oft den Anschluss nicht finden und wieder zu Außenseitern werden, ohne eigentlich selbst daran Schuld zu sein. Daher halte ich es für richtig den Mobbingtäter der Schule zuverweisen. Diese Maßnahme wird ihn evtl. auch am ehesten dazu zubringen über sein Fehlverhalten nachzudenken. Zum Beispiel in dem schon kurz angesprochenen Mobbingfall im Mai wurden die beiden Haupttäter ebenfalls der Schule verwiesen. Dies trug auch zur Besserung des Klassenklimas bei.
Nachdem ich jetzt die Gründe und Gegenmaßnahmen bei einem Mobbingfall angesprochen habe, möchte ich nun von meinem Standpunkt aus einen Ausblick in die Zukunft geben. Ich denke, dass sich die Zahl der Mobbingfälle und Opfer in den nächsten Jahren weiterhin erhöhen wird, wenn sich nicht mehr darum gekümmert wird. Es wird oft von Schuldirektoren verleugnet, dass es auch an ihrer Schule Gewalt und Mobbing gibt. Wenn sich auch in der Gesellschaft allgemein nichts ändert, wird die Anzahl der Mobbingopfer nicht zurückgehen. Die Eltern selbst tragen auch Schuld, da sie in den nächsten Jahren ihre Kinder sich weiterhin selbst überlassen, anstatt sie richtig zu erziehen. Wenn sich in diesen Bereichen nichts ändert, werden wir auch in Zukunft immer öfter von immer härter und brutaleren Fällen von Mobbing an Schulen hören.