Im deutschen Fernsehen tauchen seit mehreren Jahren immer öfter Sendungen auf, die nicht mehr auf die Unterhaltung der Zuschauer abzielen, sondern vielmehr die Sensationsgeilheit des Publikums stillen wollen. Es werden immer neue Shows ausgedacht: Mal werden Stars in einem Überlebenscamp gequält, mal kämpfen Menschen mithilfe von unmenschlichen Aufgaben gegen ihre größten Ängste an und mal machen sich Leute zum Lacher der Nation, weil sie glauben, dass Zeug zum Star zu haben.
Nun stelle ich mir die Frage, ob diese Sendungen wirklich sein müssen, ob sie nicht lieber verboten werden sollten um die Hirnverweichlichungsgefahr zu stoppen. Denn solche Sendungen haben weder einen Hintergrund noch einen Tiefergehenden Inhalt. Aber ist es wirklich nötig, dass ich mich zwingend bei jeder Tätigkeit weiterbilde? Oder kann ich mich auch einfach nur mal auf primitivstem Niveau den Vorteilen der privatisierten Sender bedienen? Mich einfach mal auf die Couch legen, Chips essen und nichts tun? Warum nicht, frage ich mich, da ist ja nichts Schlimmes dran. Doch warum sollte ich mich daran freuen, wie Menschen verzweifelt versuchen den verlorenen Ruhm wiederzuerlangen oder auch einfach nur mal wieder auf der ersten Seite der BILD zu gelangen? Daran ist für mich nichts Unterhaltsames zu finden.
Aber viele Deutsche sehen das anders, regelmäßig schalten sie den Fernseher ein und steigern so die Einschaltquoten der Privatsender, denn auf den rechtlich-öffentlich Sendern sind diese Sendungen noch nicht zu finden. Das Prinzip dieser Sendungen ist eigentlich ziemlich einfach, draußen sitzen Zuschauer, denen langweilig ist und die etwas geboten bekommen wollen. Hinter dem Fernseher, d.h. da wo das Programm herkommt, sitzt eine Redaktion eines Privatsenders, der Einschaltquoten braucht. Wenn man dann zwei und zwei zusammenzählt, erhält man ein Ergebnis zu dem auch die Redaktionen kommen: Wir brauchen Gänsehaut machende, actionreiche und Sensationslust stillende Shows.
Und genau das kriegt der Konsument geliefert. Ich bin der Meinung, dass genau das nicht sein muss, denn bevor ich mir ansehe, wie jemand gefesselt in einem Sarg mit Spinnen liegt und dort mit sich selbst ringt, nicht seiner Spinnenphobie zu unterliegen, verschaffe ich mir lieber einen Überblick, was in der Welt passiert. Erstens ist das genug Action, zweitens finde ich es wichtig zu wissen, was außerhalb des Wohnzimmers passiert und drittens geht dann die Batterie der Fernbedienung nicht so schnell alle. Diese Sendungen schaffen uns ein Idol, das nicht gut für uns ist, dass Angst zum Tabu wird und Härte zu Ideal, wie Robert Walter so treffend sagt. Sie verleiten uns geradezu faul herumzuliegen, die Welt außen herum zu vergessen und schließlich zu verdummen.