• Begriff des Biedermeiers
  • Buchmarkt und Zensur
Österreichische Autoren der Epoche (1 Autor zu Wahl)
Franz Grillparzer: Das einsame Ich
Adalbert Stifter: Das sanfte Gesetz
Das Junge Deutschland:
Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen
Literatur und Revolution: Georg Büchner: Der hessische Landbote
Woyzeckein offenes Drama; Merkmale der offenen Form des Dramas
 
Erklärung:
Mit dem Begriff Biedermeier assoziiert man den Rückzug in die unpolitische, konservative Privatheit, den Weg in die Idylle und die Abwendung von allen gesellschaftspolitischen Zeitfragen.
 
Name:
Epochenname stammt vom Parodisten Ludwig Eichroth – Spießertum der zurückliegenden Zeit wird kritisch betrachtet.
Seit 1900 wird der Begriff Biedermeier positiv verstanden
 
Wirtschaftliche Situation:
Zunehmende Industrialisierung Ô wirtschaftliche und soziale Umwältzungen
Viele Erfindungen Ô Eisenbahn, Dampfschiff, Telegraph, Papiermaschine
Große soziale Gegensätze Ô Verarmung der Handwerker
 
Politische Situation:
Nach Napoleons Sturz Ô absolutistische Regierung (Metternich)
Bürgertum und Arbeiter keine politischen Rechte
Gegner des Regimes wurden mit allen Mitteln unterdrückt Ô polizeiliche Schikanen, scharfe Zensur
Opposition wurde dennoch immer stärker Ô versch. Freiheitskämpfe, 1848 Revolution

Buchmarkt und Zensur:

Freie Schriftsteller scheiterten meist an der finanziellen Situation
Nach Wiener Kongreß kam es zu einer steigenden Buchproduktion Ô neuer Literaturmarkt
Große Gefahr sah Regime in der Literatur Ô durch Erfindung der Papiermaschine und der Schnellpresse Ô Zeitungswesen und Buchhandel sprunghafter Anwuchs.
Vorzensur wurde eingeführt, betroffen sind alle Publikationen unter 20 Bögen (Zeitschriften, Zeitungen, Flugblätter), Autoren versuchten durch Sammelbände und großen Schriften der Vorzensur zu umgehen.
Scharfe Zensur Ô Verbot und Beschlagnahmung (Goethes "Faust", Schillers "Tell")
 
Literatur:
Literatur des Biedermeiers wird als Erbe der Klassik und der Romantik verstanden. Jedoch auch als Rückgriff auf Tendenzen der Aufklärung und der Empfindsamkeit. Neben Drama und Lyrik findet man auch Skizzen, Stimmungsbilder, Märchen, Erzählungen, Novellen und Romane.
 
Zwei Großgruppen: in der Literatur des Vormärz (der Restauration)
  1. Biedermeierdichter sie resignierten, zogen sich zurück
  2. Politisch engagierten Dichter sie kritisierten das System, hofften auf eine bessere Zukunft
Dichter des Biedermeiers:
Keine Dichterkreise mit festem literarischen Programm
Dichter Einzelgänger, politisch zurückhaltend, ins Privatleben zurückgezogen
nicht die glücklichen, gemütlichen, zufriedenen Poeten die keinen Realitätsbezug kannten,
litten stark unter dem Zwangssystem, versuchten Zwiespalt zwischen Realität und Ideal zuzudecken.
Dichter waren schwermütig, melancholisch, verzweifelt und depressiv (Stifter und Raimund begingen Selbstmord)
 
Themen der Dichtung:
Keine großen Helden, keine großen Spannungen und Konflikte
Alles spielt sich im kleine Raum, im kleinen Alltag ab. Vorliebe für Einsame, Sonderlinge, Käuze, Handwerker, Bauern und Kleinbürgermilieu. Landschaftsschilderungen realistische und detaillierte Darstellung
Ideale ein ausgeglichenes, schlichtes, genügsames Leben, Bescheidenheit, Einfachheit, innerer Frieden, kleines Glück, Ordnung, Selbstbeherrschung, Zufriedenheit, Verzicht auf Ruhm und Reichtum
 
Autoren:
Adalbert Stifter – "Das sanfte Gesetz"
Nestroy und Raimund
 
Franz Grillparzer
  • studierte Jus, Beamter
  • erste Dramen wurden anerkannt, je eigenständiger der Stil wurde desto mehr Mißerfolg hatte er
  • Schwierigkeiten mit der Zensur
  • 1838 zieht er sich zurück, reicht keine Stücke mehr ein
  • letzten Lebensjahre werden Werke wieder anerkannt
  • typisch für Biedermeier è Unzufriedenheit mit Beruf, kein Glück, schwermütig, pessimistische Lebenseinstellung
  • Grillparzers Stil: lebendige Fakten, keine Ideen, menschliches Dasein (Probleme, Nöte der Menschen) Darstellung ist klar und sachlich, versteht psychologische Charakterdarstellungen sehr gut
"Das einsame Ich", Gedicht, Lit. 208/209 Das Gedicht heißt: "Entsagung" /nicht "das einsame Ich"
 
Interpretation:
Grillparzer will mit diesem Gedicht ausdrücken, daß Entsagung zwar ein hartes Los ist, aber nur wer entsagt erhält sich seine Eigenständigkeit, seine Persönlichkeit. Der Mensch kann nicht nur Rechte sondern Pflichten.
Irdische Werte, Güter vergehen; sie machen nicht das Lebensglück aus; weltlicher Besitz schränkt das Ich ein; durch Entsagung findet man das wahre Ich.
Werke: Der arme Spielmann (Novelle), Dramen: Libussa, König Ottokars Glück und Ende, Bruderzwist im Hause Habsburg
 
Das junge Deutschland
Schrieben gegen die Zensur und den Absolutismus.
Themen: Emanzipation, Bildung, Gleichheit, Freiheit
Ende 1835 wurden die gesamten Schriften des jungen Deutschlandes verboten.
Verbot wegen Zerstörung der Sittlichkeit, Zucht und Ordnung.
Heinrich Heine: Deutschland, Ein Wintermärchen
Tendenzdichter drückten ihren Unmut über politisches und kulturelles Klima aus, und zwar durch Ausrufe, politische Streit- u. Schmähschriften, lyrische Texte, die zu konkreten politischen Aktionen aufrufen.
Auf Kunst legen die Dichter wenig Wert, die Lyrik soll Mittel im politischen Emanzipationskampf sein.
In den Prosatexten findet die Situation des Arbeiterstandes zum ersten Mal anklang.
 
Georg Büchner (1813-1837)
  • geboren in Darmstadt
  • studierte Medizin und Naturwissenschaft in Straßburg und in Gießen
  • war begeistert von der Idee des franz. Sozialismus
  • gründete den Geheimbund "Gesellschaft für Menschenrechte"
  • mußte nach Straßburg fliehen
  • Dozent für Naturwissenschaften in Zürich
  • Starb mit 24 an Typhus
  • Schrieb in seinen letzten 2 Lebensjahren auch literarische Werke
  • (Aufgrund der Zensur und des Verein- und Versammlungsverbotes mussten viele Studenten, Schriftsteller und Intellektuelle ins Exil oder in den Untergrund gehen)
    veröffentlichte mit 20 Jahren die Flugschrift "der hessische Landbote" (darin prangerte er die sozialen Mißstände an, bringt Statistiken über Hunger und Armut, fordert zum offen Widerstand gegen die Machthaber auf)
    Zum hessischen Landboten:
    Gründung 1834, Friedrich Ludwig Weidig überarbeitet und redigierte den Text Büchners – er schwächte den Text ab, es wurden zw. 700 und 1000 Exemplare gedruckt, 1835 starb Weidig an den Folgen der Haft.
Woyzeck Außenseiterdrama – offenes Drama

Inhalt:
Im Mittelpunkt des unvollendeten sozialen Dramas steht ein einfacher macht- und sprachloser Mensch, der in seiner Verzweiflung und Auflehnung zum Mörder an seiner Geliebten und Mutter seines Kindes wird.
Der Dramatext basiert auf der Lebensgeschichte des J. Chr. Woyzeck, eines trunksüchtigen Soldaten und Friseurs, der seine Lebensgefährtin Christina Woost 1821 im Streit ersticht. Er wird nach dreijährigem Prozess – das Urteil verzögert sich, weil Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit des Täters auftraten – 1824 hingerichtet.

Neuer Menschentyp im Drama:

  • der tragische Held aus unterer Gesellschaftsschicht,
  • Woyzeck lebt in Armut, leidet an Wahnvorstellungen und Angstträumen
  • wird von seiner Umwelt unterdrückt
  • ist Sinnbild des wehrlosen, gequälten Menschen
materialistische Weltanschauung:
  • Mensch ist von Herkunft und Milieu abhängig
  • sein Handeln ist geprägt von der Umwelt
  • Woyzeck wird in seiner Ausweglosigkeit zum Verbrecher
Mitschuld am Mord haben:
  • Hauptmann (er vertritt die herrschenden Moralvorstellungen)
  • Marie und Tambourmajor (Maries Ehebruch wird durch Milieu und Armut beeinflußt, sucht Trost in der Bibel)
  • Doktor (Vertreter der experimentellen Naturwissenschaft, behandelt Menschen wie Tiere
Offene Dramenform: (Gegensatz zum klassischen – aristotelischen Drama)
  • Austauschbarkeit
  • Selbständigkeit der Szenen (4 Handschriften sind überliefert, jeweils mit unterschiedlicher Szenenfolge)
  • Keine geschlosse Form keine Einheit von Ort, Zeit, Handlung
  • Die Handlung verläuft nicht linear
  • 1 Thema wird von verschieden Seiten betrachtet
  • offener Schluß
  • keine Lösung wird angeboten

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