Bild der Epoche; literarisches Leben, Programm und Formen des epischen Realismus
Gottfried Keller: Romeo und Julia auf dem Dorfe
Theodor Fontane: Effi Briest
Die österr. Autoren der Epochen:
  • Marie von Ebner-Eschenbach: Die Spitzin
  • Ferdinand von Saar: Die Steinklopfer
  • Ludwig Anzengruber

Politische und gesellschaftliche Situation:
  • beginnt mit dem Scheitern der bürgerlichen Revolution von 1848/49
  • endet in den 80er Jahren mit dem Vormarsch einer neuen Schriftstellergeneration
  • gebildete Bürgertum verzichtet weitgehend auf politische Macht und Mitsprache, überlässt dem Adel und Militär die politische Führung und erkauft sich so Wohlstand, soziale Ruhe und Ordnung
  • Vereinigung Deutschlands (1871) bringt enormen wirtschaftlichen Aufschwung
    Ô hoch entwickelter Industriestaat
  • Österreich-Ungarn wird das industrielle Wachstum aus Angst der Regierung vor sozialen Unruhen u. hohe militärische Ausgaben verhindert.
  • Soziale Folgen der Industrialisierung (Anwachsen der Städte, finanzielle Not und unwürdige Lebensbedingungen der Industriearbeiter)
  • Verdreifachung der Bevölkerung (1860-1890) durch Erfindung neuer Medikamente und Erfolge in der Behandlung des Kindbettfiebers
  • In den späten 80er Jahren werden Kinderarbeit, Krankenfürsorge, Arbeitszeit und Arbeitslosenfürsorge gesetzlich geregelt
  • Karl Marx’s Theorien kommen erst in den 90er
  • Für Dichter bedeutet dies, dass wahre Menschlichkeit nicht lebbar ist, in ihren Werken verweisen sie auf bestehende Traditionen und vermeiden radikale Darstellungen gesellschaftlicher und politischer Konflikte
Literarisches Leben:
Aufschwung der Literatur durch
  • drucktechnische Fortschritte
  • Verbilligung und Vereinfachung des Literaturversandes durch die rasche Entwicklung des Postwesens
  • Bessere Schulbildung und Verringerung der Analphabeten
  • Langsames Reduzieren der Arbeitszeit und Erhöhung der Einkommen bürgerlicher Schichten
  • Lockerung der Zensur
  • Leihbüchereien und Volksbibliotheken entstehen
  • Billige Kolportageliteratur (Hausierhandel) wird angeboten
  • Wochen-Zeitschriften entstehen (1853 „Gartenlaube“ Ô Grundstein für Massenpresse), diente zur Erziehung der Bürger zur Sitte und Moral
  • Ende des Jahrhunderts entwickelte sich die Illustrierte
  • Autoren müssen sich den Massenproduktionen und dem Geschmack des breiten Lesepublikums anpassen unterwerfen
Im Realismus herrscht grundsätzlich ein friedliches Nebeneinander von ästhetisch hochwertiger Literatur und Unterhaltungsliteratur, die vor gesellschaftspolitischen Zeitproblemen flüchtet, auch biedermeierliche Idyllen zeichnet oder exotische Abenteuer zum Thema hat z.B. Karl May.
 
Poetischer bzw. epischer Realismus:
Name stammt vom Dichter Otto Ludwig, er wendet sich gegen die Romantik u. Klassik (rücken Fantasie in den Vordergrund) und gegen tagespolitische Thematik des Vormärz.
Merkmale der Literatur: vorwiegend bürgerliches Milieu (kein Arbeitermilieu); möglichst realistische Beschreibungen; objektive Schreibweise, Erzähler hält sich mit Wertungen zurück; Vorliebe für Epik
 
Novelle: Priorität im bürgerlichen Realismus, soll ein bedeutungsvolles Ereignis aus dem Alltagsleben darstellen und Aufzeigen was Menschenleben überhaupt ist, die Novelle steht dem Drama näher als dem Roman
 
Roman: Gesellschaftsroman Ô größerer Ausschnitt aus der Gesellschaft, das gehobenen Bürgertum, der niedere und mittlere Adel stehen im Mittelpunkt
Bildungsroman Ô beschreibt Entwicklung einer Einzelgestalt innerhalb der besitzbürgerlichen Welt. Zentrale Person muß lernen sich in die Gesellschaft einzuordnen.
Historischer Roman Ô historisch-authentische Ereignisse und Personen, konfrontiert wichtige Abschnitte mit der Gegenwart
 
Drama: im Realismus am Tiefpunkt, nur F. Hebbel (lehnt das literarische Programm des Realismus ab) und L. Anzengruber (tritt Erbe Wiener Volksstück an) schreiben Dramen, die auch heute noch gespielt werden
 
Lyrik: knüpft an Romantik und Klassik an, besonders Erlebnislyrik von Goethe, liedhafte Text von Eichdorff, sind Vorbilder für die Gedichte der Epoche,
Inhalt der Gedichte Ô einfache Gefühle wie Liebe, Natur, Glück, Trauer usw.
 
Ballade: greift auf geschichtliche Begebenheiten und Heldenstoffe zurück oder setzt sich mit der modernen Technik auseinander.
 
Vertreter:
  
  
Gottfried Keller mit Romeo und Julia auf dem Dorfe, Wilhelm Raabe, Theodor Strom
Theodor Fontane (1819-1898)
Apotheker, Journalist, Kriegsberichterstatter, Theaterkritiker, schrieb Balladen und Reisebücher, Schöpfer des deutschen realistischen Gesellschaftsromans z.B. Effi Briest, der (in der) im Berliner Adel- und Großbürgermilieu als Unterhaltungsroman gelesen wurde, andererseits ist dieser Roman auch ein kunstvoll gebauter epischer Text Ô Der Roman beschreibt wie eine junge Frau tragisch scheitert und schließlich stirbt, weil die handelnden Personen an traditionell-moralischen Werthaltungen gebunden sind. Effi Briest heiratet 17jährig den um 21 Jahre älternen Baron von Instetten, ein Jugendfreund ihrer Mutter. Sie vereinsamt nach kurzer Ehe. Ihr Mann ist lieb und gut, aber kein guter Liebhaber, Sie geht eine kurze Liebschaft mir Major Crampas ein. Nach Jahren findet ihr Mann Liebesbriefe von Crampas, erschießt seinen Rivalen und läßt sich von Effi scheiden. Das gemeinsame Kind wird ihm zugesprochen. Effi darf nicht zurück in ihr Elternhaus, so lebt sie in ärmlichen Verhältnissen in Berlin. Nach einem Wiedersehen mit ihrer Tochter stirbt sie.
 
Österreichische Autoren dieser Zeit:
Marie von Ebner-Eschenbach mit „Die Spitzin“,
Ludwig Anzengruber, mit Großstadtdramen „Das vierte Gebot“ kräftigster Vorkämpfer des Naturalismus
Ferdinand von Saar (1833-1906):
Stammt aus adeliger Familie, Offizier, verließ mit 26 Jahren die Armee, schwere Krankheit, große finanzielle Probleme, Selbstmord,
beschreibt in seinen „Novellen aus Österreich“(1876) sowohl Angehörige des Adels als auch Menschen der unteren sozialen Randgruppe (Unterschied zu den deutschen und Schweizer Realisten!) Jede seiner Novellen ist ein Stück österreichische Zeitgeschichte.
Die Steinklopfer: Ô Der ehemalige Soldat und Steinbrucharbeiter Georg erschlägt aus Notwehr einen brutalen und gefühllosen Aufseher. Nach Verbüßung einer milden Haftstrafe findet er mit dessen Ziehtochter Tertschka ein spätes Glück.
Saar macht mit dieser Novelle die proletarische Arbeitswelt (Bau der Semmeringbahn) zum Thema.

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