Realistische Literatur versucht also eine Nachahmung des Lebens in all seinen Erscheinungen. Die griechischen Philosophen Platon und Aristoteles haben diese Art der Kunstdarstellung erfaßt. Bis heute gilt der Realismus als eines der wichtigsten Darstellungsprinzipien.
Anfang des 19. Jahrhunderts bekam der Realismus wieder einen bedeutenden "Aufschwung": Durch die politisch- gesellschaftlichen Umwälzungen und durch die technischen Entwicklungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts gewann die realistische Sichtweise zunächst in England und Frankreich eine neue, überragende Bedeutung.
Der Realismus, also die reale Wiedergabe des Lebens, wurde nicht länger als bloßes Stilmittel verstanden. Der Realismus forderte eine Konfrontation mit den Kräften heraus, die das Leben der Gesellschaft und des Einzelnen bestimmen.
Vorformen der realistischen Auffassung fanden sich in Deutschland vor allem bei den "Sturm-und-Drang"-Dichtern. Besonders zu nennen sei hierbei der "Sturm-und-Drang"-Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz.
Im Februar 1848 kam es in Paris zur ersten größeren Revolution. Anlaß für diesen Aufstand des Kleinbürgertums und der Arbeiter waren die Wirtschaftskrise und die Forderung nach einem Wahlrecht für alle; bis zu diesem galt in Frankreich das Zensuswahlrecht, welches nur den Adeligen und Wohlhabenden gestattete, an Wahlen teilzunehmen.
Im März 1848 kam es in Österreich zu einem Aufstand. Anlaß war hier, wie in Frankreich, daß ein Großteil der Bevölkerung kein Wahl- und Mitspracherecht hatte. Fürst von Metternich, der die Restaurationen durchführen sollte, war für diese untragbare politische Situation verantwortlich. Durch den Aufstand der Bürger gelang es, Fürst von Metternich im März 1848 zu stürzen. Kaiser Ferdinand richtete eine neue liberale Regierung ein, die eine neue Verfassung ausarbeiten sollte. Doch auch diese Verfassung schloß die "normalen" Bürger wieder von der Wahl aus (Zensuswahlrecht). Die neue Verfassung wurde nicht anerkannt.
Wegen der labilen innenpolitischen Lage stimmte Kaiser Ferdinand der Forderung der Bevölkerung nach Wahlrecht für alle Männer zu. Im Juli 1848 trat zum ersten mal der öffentlich gewählte Reichstag zusammen und beschloß umgehend einige Veränderungen: Alle Bürger haben ab sofort Anteil an der öffentlichen Verwaltung und Gesetzgebung. Es herrscht Pressefreiheit und eine verhältnismäßig gleiche Besteuerung der Stände.
Diese Ländereien wurden zwischen Österreich und Preußen aufgeteilt. Doch bald kam es zum ersten Konflikt zwischen den beiden Ländern: Bismarck wollte die alleinige Herrschaft über Schleswig und Holstein erlangen und ließ darum 1866 preußische Truppen in Böhmen (gehörte damals zu Österreich) einmarschieren. Es kam zur Schlacht bei Königgrätz, die die preußischen Truppen gewannen. Österreich akzeptierte diese Annektierung und so kam es kurz darauf zur Gründung des Norddeutschen Bundes, dessen erster Bundeskanzler Otto von Bismarck war.
Aber auch gegen Frankreich führte Deutschland Krieg (zwischen 1870-1871). Frankreich verlor den Krieg und mußte Elsaß und Lothringen an Deutschland abtreten. Bald war Deutschland zu einer Großmacht mit 41 Millionen Einwohnern geworden.
Die "Realisten" wandten sich vor allem gegen die Klassik und Romantik. Man wollte das Erfahrbare und Überprüfbare darstellen und ächtete die Phantasie. In der realistischen Dichtung sollen selbst die Gefühle und Meinungen des Dichters außerhalb der Darstellung bleiben. Man war daran interessiert, den Menschen in seinem alltäglichen Leben darzustellen.
Der Realist wollte illusionsloser Beobachter sein. Die Handlung der Werke fand meistens in kleinen Orten oder Dörfern am Lande statt. Die Figuren waren häufig Handwerker, Kaufleute und Bauern. Nicht die große Politik, sondern die kleine Welt des Privaten bildete den Hintergrund.
Kennzeichnend für die Erzählung des Realismus ist die Rahmentechnik: Ein Erzähler erinnert sich an eine Begebenheit aus seinem Leben oder an eine alte Chronik, in der die dann folgende Geschichte erzählt ist.
Die Erzählung bekommt durch die Rahmentechnik den Anstrich eines Berichtes über reales vergangenes Geschehen. Die bevorzugte literarische Form ist die Novelle, die im Realismus ihren Höhepunkt erreicht.
Der Roman tritt im Realismus in verschiedensten Formen auf: als Entwicklungsroman , als historischer Roman, als Zeitroman sowie als Gesellschafts- und Familienroman.
Auf das Drama wird weitgehend verzichtet.
Die realistischen Erzähler beziehen sich meist ganz konkret auf die Gegenwart, auf die Realität ihrer Zeit. Um in ihren Werken die ganze Wirklichkeit zu erfassen, beschäftigen sie sich vor allem mit dem ihnen gut bekannten einfachen Bürgertum.
Das Bemühen um unbedingte, unberührte Objektivität führte notwendig zur Entdeckung des Häßlichen, Beklemmenden, des Elends und der Kümmerlichkeit menschlichen Daseins.
Der realistische Erzähler möchte den Eindruck vermitteln, als stelle er ein Geschehen möglichst objektiv dar. Er berichtet wie ein neutraler außenstehender Zuschauer (neutrales Erzählverhalten). Dem Leser soll der Eindruck vermittelt werden, daß sich das Geschehen unmittelbar vor ihm abspielt, als sei er selbst Zeuge und nicht abhängig von einem auktorialen Erzähler.
Im kritischen Realismus galt es als vorrangig, daß naturwissenschaftliche Weltbild (Medizin, Biologie, Psychologie, Soziologie, …) als Grundlage zur Darstellung des Menschen zu nehmen.
Adalbert Stifter (1805 – 1868)
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"Die Mappe meines Urgroßvaters" (1841/42)
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"Bunte Steine" (1853)
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"Der Nachsommer" (1857)
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"Witiko" (1865-1867)
Friedrich Hebbel (1813 – 1863)
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"Maria Magdalena" (1844)
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"Herodes und Mariamne" (1850)
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"Agnes Bernauer" (1855)
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"Gyges und sein Ring" (1856)
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"Die Nibelungen" (1862)
Theodor Storm (1817 – 1888)
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"Immensee" (1850)
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"Pole Poppenpäler" (1874)
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"Aquis submersus" (1876)
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"Der Schimmelreiter" (1888)
Gottfried Keller (1819 – 1890)
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"Die Leute von Seldwyla" (1856-1874)
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"Sieben Legenden" (1872)
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"Züricher Novellen" (1876/77)
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"Das Sinngedicht" (1882)
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"Martin Salander" (1886).
Theodor Fontane (1819 – 1898)
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"Balladen" (1861)
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"Wanderung durch die Mark Brandenburg" (1862-1882)
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"Vor dem Sturm" (1878)
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"Die Brücke am Tay" (1879)
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"Schach von Wuthenow" (1883)
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"Cécile" (1887)
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"Irrungen Wirrungen" (1888)
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"Stine" (1890)
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"Frau Jenny Treibel" (1892)
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"Meine Kinderjahre" (1894)
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"Effi Briest" (1895)
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"Der Stechlin" (1898)
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"Von Zwanzig bis Dreißig" (1898).
Conrad Ferdinand Meyer (1825 – 1898)
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"Das Amulett" (1873)
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"Jürg Jenatsch" (1876)
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"Der Schuß von der Kanzel" (1877)
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"Gustav Adolfs Page" (1882)
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"Die Hochzeit des Mönchs" (1884)
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"Die Versuchung des Pescara" (1887).
Wilhelm Raabe (1831 – 1910)
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"Der Hungerpastor" (1864)
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"Abu Teflan" (1868)
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"Der Schüdderump" (1870)
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"Das Odfeld" (1889)
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"Stopfkuchen" (1891).