Der Begriff Frauenliteratur ist sehr unklar. Mit dieser Bezeichnung sind nicht nur Geschichten gemeint, die die gängigen Klischees von weiblicher Identität fördern und festigen, sondern auch um die feministische Kampfliteratur. Es sind Bücher, in denen Autorinnen über Frauenschicksale schreiben.

Streiflichter einer Frauenliteraturgeschichte

In der europäischen Frauenliteraturgeschichte lässt sich ein langsamer Emanzipations- und Befreiungsprozess der Autorinnen feststellen. Im 19. Jahrhundert schreiben viele Frauen erfolgreich Prosa, aber unter männlichem Pseudonym. In der Romantik stehen die Frauen völlig im Schatten der Männer. Trotzdem haben einige von ihnen durch ihr literarisches Schaffen Einfluss auf das kulturelle Leben. Einige Dichterinnen sind zum Beispiel: Karoline von Günderode, Marie von Ebner-Eschenbach, Clara Viebig, Helene Böhlau, Else Lasker-Schüler, Christa Wolf, u.a.

Feminismus

Bereits im 19. Jahrhundert engagierten sich Frauen für die Durchsetzung des Frauenwahlrechts. 1967/68 nimmt der neue Feminismus seinen Anfang in den USA und gibt Impulse für einen internationalen Befreiungsversuch. Frauenbewegungen entstehen, vor allem gegen die Diskriminierung der Frau. Die feministische Bewegung tritt einerseits für einen Strukturwandel der ganzen Gesellschaft und andererseits für die Verbesserung der Situation privilegierter Frauen ein. Radikale Feministinnen ziehen sich aus der Politik zurück. Viele positive Errungenschaften entstanden durch diese Bewegungen. Der Feminismus nimmt die Frau als Frau ernst, er will ihre Befreiung um ihrer selbst willen durchsetzen. Er will dem männlich dominierten System einen Gegenentwurf entgegenstellen. Texte werden geschrieben, die den Frauen helfen sollen, ihre Situation gründlicher zu erfassen. Als Standardwerk gilt Simone de Beauvoirs "Das andere Geschlecht".

Feminismus und Literatur

In den 70-er Jahren spricht man von einer neuen "Gefühlskultur", man setzt Emotionalität gegen Vernunft. Auffallend ist auch die Tendenz zur Autobiografie. Die Grundstimmung ist meist schwermütig, erwartungslos, künstlich und oft verkrampft, wenn sich Autorinnen in ihren Büchern gegen die Diskriminierung der Frau wehren. Verschwiegen werden darf jedoch nicht, dass einige Autorinnen ihre Werke nur als künstlerische Umsetzung ihrer weiblichen Erfahrungen sehen und nicht als Umsetzung feministischer Themen. Viele Autorinnen greifen auch auf "männliche Literatur" zurück, weil es ja kaum weibliche Vorbilder gibt.

Ingeborg Bachmann

Ihre Lyrik erfährt durch die Literaturkritik uneingeschränktes Lob. Ihre Prosa versucht man an der Lyrik zu messen. Ihre Themen sind meist Liebe, Tod, Abschied. Ihre Romane sind Der Fall Franza, Malina und Fanny Goldmann, wobei nur Malina vollendet wurde. Es geht in allen dreien um weibliche Liebesfähigkeit und männliche Vernunft, Frauen werden von Männern zur Abtreibung gezwungen, als Fall für die Wissenschaft verwendet, u.a.
 
Christa Wolf: Kassandra
Kassandra ist laut einer griechischen Sage eine Frau, die mit der Sehergabe ausgestattet war, der aber durch einen Fluch niemand geglaubt hat. Christa Wolf verändert diese Sage leicht, indem sie auch noch eine Liebesgeschichte einbringt. Wolf sieht die Aufgabe der Dichtung darin, Angst und Trauer zu bewahren.

Brigitte Schwaiger

Ihr Werk Wie kommt das Salz ins Meer gehörte zu den meistverkauften Büchern im deutschsprachigen Raum. Schwaiger schreibt aus eigenen Erfahrungen, für sie ist Schreiben Therapie. In diesem Buch geht es um eine junge Frau, die sich aus einer unglücklichen Ehe lösen will und erst ihrer Scheidung und dem Tod des Vaters zu ihrer Identität findet.

Elfriede Jelinek

Jelinek bietet eine traurige Analyse der Konsumgesellschaft: Kinder sind da, um die Heirat zu erzwingen, werden zu Vorzeigestücken einer intakten Ehe. Jelinek macht die Benachteiligung der Frau im Berufsleben deutlich. Sie verkörpert den Extremtypus einer Schriftstellerin, die mit "männlichen" Mitteln der männlich dominierten Gesellschaft zu Leibe rückt.
 
Beispiele für Frauenliteratur in Lateinamerika, in Großbritannien, in den USA und in Kanada
Isabel Allende: Das Geisterhaus
Ihr Buch ist die Chronik einer Familie aus der chilenischen Oberschicht. Lebendnotizen aus dem traditionellen weiblichen Lebensraum der Familie bilden den Roman. Die geschilderte Generationenfolge der Frauen zeigt das erwachende Vertrauen in die eigenen Kräfte. Von der Großmutter Clara, die magische Kräfte besitzt, bis zur Enkelin Alba als Opfer der Diktatur zeigt die Geschichte, das radikale, feministische Ziele hier keinen Platz haben.

Doris Lessing

Sie lebt in England und erzielte mit ihrem Buch Afrikanische Tragödie Erfolge in den USA und in England. Es handelt sich in dem Buch um weiße Farmerfrau, die in einen tödlichen Zweikampf mit ihrem schwarzen Diener gerät. Lessing engagierte sich in der Kommunistischen Partei Rhodesiens, distanzierte sich aber von ihr nach einem Aufstand in Ungarn. Das goldene Notizbuch gilt als ihre dichterische Meisterleistung.

Joyce Carol Oates

Sie wuchs am Land bei ihren Großeltern auf, studierte an verschiedenen Universitäten und unterrichtet seit 1962 an verschiedenen Universitäten in den USA und in Kanada. Ihre Lieblingsform ist die Kurzgeschichte, von denen sie über 300 verfasste.

Margret Atwood

Sie verbrachte mit ihren insektenforschenden Vater ihre Kindheit in der Wildnis. Sie studierte die englische Sprache und ist an verschiedenen Universitäten tätig. Sie schreibt sowie Romane als auch Lyrik. Die essbare Frau ist ein Produkt des amerikanischen Feminismus. In Katzenauge wendet sie sich Kindheitserinnerungen zu.
 
Ein Mann sieht eine Frau
Christoph Hein: Drachenblut
Erzählt wird das Leben einer Ärztin, die kaltblütig und eiskalt durchs Leben geht. Nichts scheint sie zu berühren. Sie bemüht sich um Kälte, Gefühllosigkeit, Lieblosigkeit und Gleichgültigkeit, weil sie sich nur so schützen kann.
 
Horns Ende
Der Roman spielt in der ehemaligen DDR und ist ein Enthüllungsroman. Ein Bürger aus dem heruntergekommenen Kurort Guldenberg ist Tod und fast alle Beteiligten sind mitschuldig an seinem Ende.

Max Frisch: Homo Faber

Faber erfährt, dass seine Jugendgeliebte Hanna seinen Jugendfreund Joachim geheiratet hat. Er sucht Joachim und findet ihn tot. Er geht mit Hanna nach New York, flieht aber bald mit einem Schiff nach Europa, wo er sich in Sabeth verliebt, von der er zunächst nicht weiß, dass sie seine Tochter ist. Sabeth stirbt in Griechenland. Faber will jetzt Hanna heiraten, stirbt aber infolge einer Magenkrankheit.

Markus Werner: Zündels Abgang

Das Buch beschreibt einen Lehrer, der aus Frust über sein Leben, seine Frau und seinem Job immer mehr verwahrlost, in eine Psychiatrie eingewiesen wird, sich in eine einsame Hütte zurückzieht und schließlich verschwindet, offenbar in Kanada auf der Suche nach seinem Vater.

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