In diesem autobiographischen Bericht schildert Andersch einige Szenen aus seinem Leben als Kind, Jugendlicher und junger Mann. Diese Szenen stellen wichtige Situationen in seinem Leben dar und geben Aufschluss darüber, was er dachte, fühlte und wie er handelte. Der Bericht umfasst die Zeitspanne von 1919 bis 1944.
Seine Schilderungen beginnen mit seinem Erlebnis als Fünf-jähriger, als er vom Balkon seines Elternhauses aus eine Schlange von Gefangenen beobachtet, die erschossen werden sollen. Sein Vater nennt diese „Gesindel“, doch Andersch stellt sich eher die Frage, was ein Soldat fühlt, der in Kürze einen Menschen erschießen muss. Er fragt dies nicht, weil er Kritik üben will oder jemanden anklagen will; Er tut es aus reiner Neugier und aus Unverständnis.
 
Aus den Jahren seiner Kindheit ist ihm noch die Schule in Erinnerung geblieben, in der er widersprüchliche Noten schrieb. In einigen Fächer war er hervorragend, während er in anderen nur die schlechtesten Noten bekam. Die Lehrer waren der Meinung, dass er nur das lernte, was er wollte, doch in Wirklichkeit wollte er nicht „lernen“, sondern „schauen, fühlen und begreifen“(S. 12).
Außerdem erwähnt Andersch noch seine Konfirmation, die er mit einer Gleichgültigkeit, die seine ganze Kindheit beherrschte, hinnahm. Obwohl der den evangelischen Priester bewunderte, hat er später die lutherische Kirche verlassen und hat „seither kein Bekenntnis zu einer anderen christlichen Konfession abgelegt“ (S. 14).
Besonders die Situation seines Vaters bedrückte in sehr. Dieser kam als geschlagener und entehrter Held nach Deutschland zurück. Er fand nie eine gute Arbeit und die Familie lebte in Armut. Schnell schloss er sich wieder Verbänden an und fristete so sein Leben ab. Andersch schreibt: „Mein Vater hatte kein Geld, weil er die Niederlage Deutschlands zu seiner eigenen gemacht hatte.“ (S. 18).
 
Nach dem Tod seines Vaters 1929 trat er der kommunistischen Partei bei, wo er auch bald Organisationsleiter des kommunistischen Jugendverbandes in Südbayern wurde. Doch die Nazis wurden immer stärker und die Arbeit der Kommunisten immer schwieriger und gefährlicher. Bald wurde Andersch verhaftet und kam ins Konzentrationslager in Dachau. Er war noch zu unerfahren und naiv, dass er nicht begriff, was da eigentlich vor sich ging. Seine Mutter setzte sich, mit den Papieren des Vaters, für ihn ein und er kam nach ein paar Monaten wieder frei. Kurze Zeit später wurde er jedoch wieder verhaftet, da er sich auf der Liste einer Razzia befand. Als er nun auf sein Verhör warten musste, wurde ihm- auch durch andere- bewusst, wie gefährdet sein Leben ist. Wie durch ein Wunder kommt er frei und beschließt aus Angst vor dem Konzentrationslager die kommunistische Partei zu verlassen. Er bleibt Zeit seines Lebens parteilos.
In dieser Zeit antwortet Andersch „auf den totalen Staat mit der totalen Introversion“ (S. 46). Die Kunst hilft ihm dabei sich zusammeln und zu sich selbst zu finden.
 
Andersch möchte unter keinen Umständen in den Krieg, doch seine Versuche bleiben zwecklos und so muss er an die italienische Front. Andersch denkt oft an Flucht, denn er spricht immer von „ihr Gegner- nicht meiner“. Er findet er absurd, dass er die Waffe gegen Soldaten erheben soll, die vielleicht sein Leben ändern können.
Am 6. Juni findet sich in Vejano schließlich eine Gelegenheit, bei der er sich von seiner Truppe, die auf dem Weg zur Front ist, absetzten kann. Er täuscht eine Panne mit seinem Rad vor und gibt vor, nach der Reparatur nachzukommen. In Wirklichkeit desertiert er zu den Amerikaner, die ihn später aber gefangen nehmen.
Andersch Vorstellungen und Ansichten weichen von denen der Masse völlig ab, was bewundernswert ist, da persönliche Freiheit und Individualität unterdrückt wurden. Es herrschte eine „Vermassung“ der Menschen durch die Einflüsse des Nationalismus, Militarismus und kollektiven Denkens. Ziel des NS-Regimes war es, einen einheitlich denkenden Menschen zu schaffen, damit er besser in den Griff zu bekommen war und über ihn geherrscht werden konnte. Andersch wehrt sich dagegen und findet den Mut, sich gegen die Tyrannei zu stellen und einen eigenen Weg zu gehen.
 
In seinem Buch spricht er auch über die Freiheit – „Mein Buch hat nur eine Aufgabe: einen einzigen Augeblick der Freiheit zu beschreiben.“ (S. 84). Seiner Ansicht nach zeigt sich die Freiheit, in jenem Bruchteil der Sekunde, der der Entscheidung voran geht; „Nicht im Moment der Tat selbst ist der Mensch frei […] nur in dem einen flüchtigen Atemhauch zwischen Denken und Vollzug.“ (S. 84).
 
Diesen Augenblick der Freiheit wählt Andersch, als er sich vor den anrückenden Amerikaner für einen Moment in einer Mulde versteckte. Er fand dort einen Kirschbaum und er war sich sicher, dass ihm die Zeit solange gehöre, wie er die Kirschen esse- „die wilden Wüstenkirschen seiner Freiheit“ (S. 130). Nun ist es auch klar warum Andersch sein Werk „Die Kirschen der Freiheit“ genannt hat.

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