Inhaltsangabe:
Das Lustspiel „Der fröhliche Weinberg“ von Carl Zuckmayer spielt in Rheinhessen im Herbst des Jahres 1921. Es handelt von einem verwitweten Weingutsbesitzer, Jean Baptiste Gunderloch, und seiner Tochter Klärchen, die mit einem Mann namens Knuzius verlobt ist, ihn aber eigentlich gar nicht heiraten will.
Gunderloch hat vor, die Hälfte seiner Weinberge und Kellereibestände zu verkaufen, da er sich zur Ruhe setzen will. Die andere Hälfte soll Klärchen als Mitgift erhalten. Er zeigt seinen Besitz den Weinhändlern Rindsfuss, Vogelsberger und Stenz sowie den Weinreisenden Hahnesand und Löbche Bär, beide jüdischer Abstammung. Bei der Besichtigung anwesend sind ebenfalls Frau Rindsfuss, das Fräulein Stenz, Herr Knuzius und ein Standesbeamter namens Kurrle. Knuzius bittet Gunderloch, endlich seinen vollen Segen für die Verlobung von ihm und Klärchen zu geben, doch dieser stellt als Bedingung auf, dass seine Tochter erst schwanger werden soll, bevor sie heiratet.
Die ganze Gesellschaft bewegt sich in Richtung Gunderlochs Weinkeller, wo sie von Annemarie Most, einer Freundin der Familie Gunderloch empfangen wird. Sie redet mit Gunderloch über seinen Entschluss, sich zur Ruhe zu setzten und fragt ihn, ob er denn nicht noch einmal heiraten wolle. Dieser kann sich jedoch nicht vorstellen, dass eine hübsche, junge Frau ihn heiraten würde und eine andere will er nicht. Als die beiden gehen, kommen Klärchen und Babettchen Eismeyer, Tochter vom Landskronenwirt Eismeyer und Freundin von Klärchen, in den Weinberg zur Lese. Klärchen gesteht Babettchen, dass sie Knuzius gar nicht liebt und nur beeindruckt war, dass er studiert hat und so modern ist. Ihr ist der Schiffer Jochen Most, Bruder von Annemarie, viel lieber, aber sie fühlt sich Knuzius verpflichtet. Als Jochen den Weinberg hochkommt, lässt Babettchen sie alleine und er flirtet mit Klärchen. Annemarie kommt vorbei und erzählt von der baldigen Verlobung Klärchens. Sie weiß nichts von Klärchens Zwiespalt. Jochen wird wütend und verlässt den Weinberg. Klärchen ist unglücklich und vertraut sich Annemarie an. Sie klagt, dass er sie die ganze Zeit verfolgt, da ja ohne die Schwangerschaft keine Verlobung zustande kommt. Annemarie hat eine Idee, wie Klärchen sich ihn für eine Weile fernhalten kann. Sie schlägt vor, ihm eine Schwangerschaft vorzutäuschen. Klärchen ist unsicher, willigt aber letztendlich ein.
Die Besichtigungsgäste kommen von der Weinprobe aus Gunderlochs Weinkeller zurück. Sie sprechen über den Preis für die Weinberge und die Qualität der Trauben und versuchen mit Gunderloch zu handeln. Hahnesand gibt schließlich bekannt, dass er einen Teil der Berge kaufen will. Gunderloch lädt alle zum Abendessen in die Landskrone ein. Ein Veteranenmarsch zieht vorüber in Richtung der Gaststätte. Gunderloch erklärt, dass diese jedes Jahr vom reichsten Winzer zur Lese kostenlosen Most erhalten. Die Gesellschaft folgt den Veteranen nach, nur Klärchen und Knuzius bleiben zurück. Sie erzählt ihm getreu dem Plan sie sei schwanger. Knuzius ist außer sich vor Freude und rennt sofort zu Gunderloch um es ihm zu erzählen.
Am Abend in der Landskrone will Gunderloch die Nachricht der Verlobung verkünden. Annemarie kommt Klärchen zur Hilfe und verweist auf die hohen Kosten die dadurch entstehen würden, wenn er es jetzt bekanntgibt, da er dann für alle Anwesenden, auch die Veteranen, Getränke ausgeben müsste. Klärchen ist ihr dankbar, Knuzius hingegen ist wütend. Der Wirt gibt bekannt, dass am nächsten Morgen seine beste Sau geschlachtet wird. Hahnesand fordert Fräulein Stenz zum Tanz auf. Als dieser vorbei ist, wollen die Männer anstoßen. Die Veteranen kommen in die Stube herein und Hahnesand und Löbche Bär machen sich über sie lustig. Diese werden böse und tätigen judenfeindliche Äußerungen. Gunderloch unterbricht sie und es kehrt wieder Ruhe ein. Jochen betritt die Stube. Klärchen fühlt sich dadurch unwohl, Knuzius merkt davon aber nichts. Jochen setzt sich an den Tisch des Paares und schaut Knuzius böse an. Um diesen Blicken zu entgehen fordert Knuzius Babettchen zum Tanz auf. Gunderloch und Annemarie, Hahnesand und Fräulein Stenz sowie Stenz und Frau Rindsfuss gehen ebenfalls tanzen. Klärchen versucht Jochen alles zu erklären, doch dieser stellt sich stur und verlässt den Tisch. Als die Tänzer wiederkommen, fangen Jochen und Knuzius einen Streit an, der ebenfalls von Gunderloch unterbrochen wird. Klärchen geht nach Hause. Knuzius ergreift die Gelegenheit und flirtet mit Babettchen, während Annemarie Jochen zur Vernunft bringen will. Die Männer fangen an zu singen. Kurz darauf werden sie von den Veteranen unterbrochen. Gunderloch wird böse und ein Streit beginnt. Dieser heizt sich so weit auf, bis schließlich jeder gegen jeden kämpft. Jochen und Knuzius geraten bei dieser Gelegenheit aus aneinander. Am Ende wirft Gunderloch alle aus der Stube hinaus.
Draußen versucht Annemarie erneut Jochen zu beruhigen, doch als Klärchen auftaucht rennt er weg. Gunderloch tritt hinaus und spricht mit Annemarie. Es entsteht eine starke Spannung zwischen ihnen und letztendlich gestehen sie sich ihre Liebe. Sie verschwinden gemeinsam in der Ligusterlaube. Klärchen taucht wieder auf und stößt mit Jochen zusammen, der nach Hause gehen will. Diesmal rennt sie vor ihm weg. Knuzius erscheint betrunken mit Babettchen und will sie verführen, doch diese gibt ihm den Laufpass solange er noch mit Klärchen verlobt ist. Er schläft auf dem Misthaufen ein. Gunderloch und Annemarie haben die Szene mitbekommen und verurteilen Knuzius scharf. Sie verschwinden wieder. Klärchen und Jochen kommen angerannt, er packt und küsst sie und sie hat endlich die Gelegenheit alles aufzuklären. Das Paar geht ebenfalls in die Ligusterlaube. Hahnesand und Fräulein Stenz treten aus der Wirtschaft hinaus und gestehen sich ebenfalls ihre Liebe. Sie verschwinden in der Scheune. Als der Hahn kräht, erscheint der Wirt Eismayer, um mit dem Schlachten zu beginnen.
Knechte und Mägde gehen in die Scheune. Dort entdecken sie Hahnesand und Fräulein Stenz, denen die Sache sehr peinlich ist. Kurz darauf kommen die beiden anderen Paare aus dem Garten. Klärchen läuft zu ihrem Vater und Annemarie zu Jochen. Sie erzählen sich gegenseitig von den Hochzeitsplänen und amüsieren sich über die daraus entstehenden Familienverhältnisse. Annemarie soll zu Gunderloch auf das Weingut ziehen und Klärchen zu Jochen auf seinen Kahn. Knuzius erwacht auf dem Misthaufen und ist verwirrt. Es erscheint ein Photograph, der eigentlich die Sau vor dem Schlachten fotografieren soll. Er wird von Gunderloch gebeten, ein Bild von den beiden Paaren zu schießen. Alle Gäste des vorigen Abends treten aus der Scheune und sind erstaunt über die vier. Löbche Bär ist enttäuscht, weil Gunderloch jetzt doch nicht seinen Besitz verkauft. Darum lädt Gunderloch alle zur Doppelhochzeit ein. Hahnesand stürzt auf Stenz zu und hält um die Hand von Fräulein Stenz an. Dieser ist einverstanden. Letztendlich macht Knuzius noch Babettchen einen Heiratsantrag, den sie annimmt, so dass es insgesamt vier neue Pärchen gibt. Die Veteranen erscheinen und möchten sich versöhnen. Gunderloch nimmt die Entschuldigung und die Glückwünsche an und alle beginnen zu singen und zu tanzen.
Charakterisierung Gunderlochs:
Der Weingutsbesitzer Jean Baptiste Gunderloch ist in zweierlei Hinsicht ein reicher Mann. Zum einen gründet sich sein Reichtum auf dem materiellen Besitz. Die Weinberge ermöglichen ihm ein angenehmes Leben und dass er sich unbesorgt zur Ruhe setzten kann. Dennoch wirkt er keinesfalls überheblich, da er sich seinen Reichtum selbst erwirtschaftet hat. Durch seinen sozialen Status kann er sich es leisten, seine Meinung zu sagen ohne schief angesehen zu werden. Er verleiht ihm Selbstsicherheit. Gunderloch erscheint als von Grund auf ehrlicher und direkter Mann. Doch nicht nur der soziale Status ist Ursache für das alles. Gunderloch hat von Natur aus ein gesundes Selbstvertrauen, was man auch als (ideelles) Reichtum bezeichnen kann. Immer wenn es ihm zu bunt wird, schreitet er ein, sei es gegenüber Knuzius oder im Kampf in der Wirtschaft. Ohne dieses Selbstvertrauen könnte er Annemarie auch nicht heiraten, denn es ist schon etwas Besonderes eine um viele Jahre jüngere Frau zu haben. Vor allem in der Zeit in der das Stück spielt war es wichtig, soziale Korrektheit an den Tag zu legen.
Gunderloch wird das Aufsehen allerdings nicht viel ausmachen. Er wirkt wie ein Fels in der Brandung. Dies bewirkt der dritte markante Zug seiner Persönlichkeit: Gunderloch ist trotz seines nicht geringen Alters sehr fit. Körperlich sieht man ihm die Jahre nicht an, was Annemarie auch bewundernd sagt, und geistig ist er zwar weise aber dennoch jung und frisch geblieben. Bemerkenswert ist ebenfalls, dass er, obwohl er ein bewegtes und nicht immer positives Eheleben hatte, nicht verbittert ist. Seine erste Frau war unfruchtbar, deshalb hat er sie mit einem Schiffermädchen betrogen. Aus dieser Affäre ist Klärchen entstanden, die er dann adoptiert hat. Seine Frau hat die darauffolgenden Streitereien nicht verkraftet und ist früh gestorben. Dass ihn dieser Schicksalsschlag nicht umgeworfen hat, zeigt wie stark er psychisch ist. Diese Stärke lässt ihn auch großzügig erscheinen. Er benimmt sich Knuzius gegenüber noch recht höflich, obwohl er ihn nicht besonders leiden kann. Seiner Tochter lässt er in dieser Hinsicht die Freiheit selbst zu entscheiden, wen sie heiraten will. Materiell gesehen ist er jedoch ein wenig sparsam. Den Besichtigungsgästen bietet er zur Weinprobe nur Käsebrötchen an, wie Löbche Bär es anmerkt, und in der Gaststube verzichtet er ebenfalls aus finanziellen Gründen darauf, die Verlobung bekanntzugeben. Ein weiteres Manko seines Charakters ist, dass er ab und zu ziemlich grob sein kann. So führt die oben genannte Ehrlichkeit manchmal zu weit und sensiblere Menschen fühlen sich schnell auf den Schlips getreten. Dennoch kann man Gunderloch nicht dafür verurteilen, denn diese Züge sind ein wichtiger Teil seines robusten und herzhaften Wesens.
Charakterisierung Knuzius:
Gustav Knuzius ist ein angesehener Mann aus gutem Hause, der zudem noch studiert hat. Er ist der potenzielle Verlobte Klärchens. Auf Frauen wirkt er im ersten Augenblick anziehend, vor allem durch sein weltmännisches Wesen und seine moderne Art. Später stellt sich jedoch heraus, dass er doch kein Traumprinz ist. Das erfährt Klärchen am eigenen Leib. Knuzius ist sehr ungeduldig und ungestüm. Wenn er etwas sieht, das er will, so erscheint ihm kein Hindernis zu hoch. Er bearbeitet oft Klärchens Vater und drängt auf die Verlobung hin. Jedesmal, wenn er zurückgewiesen wird, reagiert er wütend, sei es Klärchen gegenüber oder zu Gunderloch. Jedoch besitzt er nicht genügend Mut, letzterem persönlich seine Meinung zu sagen. Im Kampf mit Jochen versucht er ebenfalls zu kneifen, doch dieser nimmt ihn hart dran. Knuzius ist das nicht gewöhnt, er ist das was man im Volksmund ein „Weichei“ nennt. Mit der Moral steht es bei ihm auch nicht allzu gut. Viele sind der Meinung, dass er Klärchen nur wegen ihrem Reichtum heiraten will und nicht aus Liebe. Deshalb versucht er auch Babettchen zu verführen, obwohl er ja eigentlich verlobt ist. Sein Verhalten wird durch den konsumierten Alkohol sehr peinlich, es zeigt sein wahres Ich. Knuzius wird beleidigend, aggressiv und grob. Das passt nicht zu seiner sonst so weißen Weste. Letztendlich kann er sein Ansehen wieder etwas reparieren, als er Babettchen einen Heiratsantrag macht und somit den unmoralischen Bereich verlässt.
Quellenangabe:
Carl Zuckmayer, „Der fröhliche Weinberg; Theaterstücke 1917 – 1925“ aus der Reihe „Gesammelte Werke in Einzelbänden“, S. Fischer Verlag GmbH, 1995