Uraufführung: 1635 in Madrid
Autor:
Don Pedro Calderón de la Barca Barreda Gonzalez de Henao Ruiz de Blasco y Riano, wie sein vollständiger Name lautet, wurde am 17.1.1600 in Madrid geboren. Er entstammt einer alten Adelsfamilie aus dem Tal von Carriedo bei Burgos, wo auch Lope de Vega herkommt. Er besuchte eine Jesuitenschule in Madrid. Schon mit 14 Jahren verfasste er das Schauspiel “El caro del cielo”. Er studierte Jura, Mathematik, Philosophie und Theologie in Alacá und Salamanca. Er führte aber die geistliche Laufbahn nicht fort und kehrte nach Madrid zurück. Von seinem Freund Lope de Vega wird er anlässlich eines Dichterwettstreits öffentlich gelobt. Später zog er in den Krieg gegen die Niederlande. Nach Lopes Tod 1635 wurde er zum königlichen Theaterleiter und Festspieldichter ernannt. 1637 wird er in den Santiago-Ritterorden aufgenommen. 1640 zog er in den katalaunischen Krieg. Um 1646 wurde ihm ein unehelicher Sohn geboren. 1651 wurde er Priester und schrieb nur noch autos sacramentales (geistliche Festspiele). Später wurde er Vorsteher der Bruderschaft zum Hl. Petrus. Am 15.5 1681 stirbt er in Madrid.
Er soll über 400 Bühnenspiele verfasst haben, von denen 108 Stücke und 73 autos sacramentales erhalten. Genaue Datierung und stilistische Einteilung seiner Werke bereiten häufig Probeleme.
Zu seinen bedeutensten Werken zählen “Der Richter von Zalamea”, “Der Leben ein Traum”, “Der standhafte Prinz”, “Das große Welttheater” und “Der wundertätige Magus”.
Werk:
“Das Leben ein Traum” ist ein Schauspiel in 3 Akten. Die Verse sind großteils gereimt, aber das Schema ist nicht einheitlich.
Personen:
König Basilius von Polen
Er ist der Vater Sigismunds. Er ist ein großer Anhänger von Wissenschaften und Astrologie. Er hat seinen Sohn wegen schrecklicher Vorhersagen in einen Turm sperren lassen und von der übrigen Welt verborgen.
Kronprinz Sigismund
Sigismund wird von seinen Vater in einem Turm versteckt gehalten, weil bei seiner Geburt seine Mutter starb und Sterndeuter Schlimmes über ihn prophezeiten; er solle aufbrausend und grausam sein, das Volk unterdrücken und seinen Vater vom Thron stürzen. Trotz vieles Nachdenkens versteht er nicht, warum er sein Leben in Gefangenschaft verbringen muss.
Herzog Astolf von Moskau
Er ist der Neffe des Königs und möchte dessen Nachfolge antreten. Er verlässt seine Geliebte Rosaura, weil sie ihre Abstammung nicht kennt, und möchte Estrella wegen der Herrschaft über Polen heiraten.
Prinzessin Estrella
Sie ist die Nichte des Königs. Sie hat vor, Astolf zu heiraten und zusammen mit ihm die Thronfolge anzutreten.
Clotald
Clotald ist ein treuer Gefolgsmann des Königs und Aufseher Sigismunds. Er ist sogar bereit sein Kind aus Treue zum Fürsten zu opfern. Er weiß anfänglich nichts von seiner Tochter Rosaura.
Rosaura
Clarin
Er ist der Diener Rosauras. Sein persönlicher Vorteil ist ihm am wichtigsten, und deshalb geht er möglichst keine Risiken ein.
Inhalt:
Rosaura hat sich in Männerkleidern auf der Suche nach Astolf zusammen mit ihrem Diener Clarin verirrt und gelangt mitten in der Einöde zu einem Turm, in dem König Basilius seinen Sohn Sigismund gefangen hält. In einem Monolog enthüllt Sigismund den beiden das Wenige, was er von sich weiß. Er nimmt an, dass das Vergehen, für das er eingesperrt ist, sein Leben ist. Clotald, der Wächter des Turmes, entdeckt die beiden und führt sie vor den König, weil sie Sigismund gesehen haben. Dabei erkennt er das Schwert Rosauras. Er hat es seiner Geliebten geschenkt und deshalb hält er Rosaura für seinen Sohn, führt sie aber trotzdem dem König zur Bestrafung vor. Dieser hat vor, das Geheimnis um den Prinzen zu lüften. Er hat ihn nämlich wegen schrecklicher Vorhersagen fernab von jedem Menschen in einen Turm sperren lassen.
Problematik:
Sigismund muss seine Gefühle in verschiedener Hinsicht unterdrücken. Er bezwingt sein gewalttätiges Wesen, das man beim Versuch des Königs, ihn für einen Tag herrschen zu lassen, sieht. Er legt den Hass, den er seinen Vater und Clotald gegenüber verständlicherweise empfindet, ab. Außerdem überlässt er Rosaura Astolf als Frau, obwohl er sie selbst gerne heiraten würde. Am Anfang ist auch Clotald in einer schwierigen Situation: Er muss entscheiden, ob er sein Kind dem König ausliefert, was einem Todesurteil gleichkommt, und seinen Eid hält oder ob ihm sein Fleisch und Blut wichtiger ist.
Auch für den König muss es eines schwere Entscheidung gewesen sein, sein Kind einzusperren, da es scheinbar für das Volk besser ist. Und er geht dann auch noch das Risiko ein, ihn für einen Tag herrschen zu lassen.
Motive:
Der Vater lässt den Sohn in einem Kerker erziehen wegen einer unheilvollen Prophezeiung. Das ist ein häufiges Motiv. Es ähnelt in gewisser Weise auch der Ödipus-Sage; der Sohn wird ausgesetzt, weil der Vater sich fürchtet. Doch in diesem Fall ist Angst vor dem Sturz durch den Sohn nicht der alleinige Grund. Der König ist auch um das Wohlergehen des Volkes besorgt. Er überprüft aber die Wahrheit der Vorhersage, indem er den Sohn für einen Tag regieren lässt. Auch das kommt öfters in der Literatur vor: Ein gewalttätiger Mensch erwacht und ist für einen Tag Herrscher.
Hugo v. Hoffmannsthal schrieb das Drama “Der Turm”, jedoch ohne das Christliche im Hintergrund. Der Königssohn ist die passive Leitfigur der Aufrührer. Nachdem sie den König beseitigt haben, bringen sie auch ihn um.
Auch Franz Grillparzer schuf mit “Der Traum ein Leben” ein Werk, dass diesem ein wenig ähnelt. Rustan träumt von seinem Leben als Tyrann. Der Traum spiegelt das Unterbewusste wieder.
Quellenverzeichnis: