Schauplätze:
Hohen-Cremmen, Kessin, Berlin /Deutschland

Zeit:
um die Jahrhundertwende (Ende 19. Jahrhundert)

Zeitspanne:
ca. 10 – 12 Jahre

Inhalt:
Die 17-jährige Effi, Tochter des Ritterschaftsrats von Briest auf Hohen-Cremmen, heiratet auf  Bestreben ihrer Eltern hin den immerhin über 20 Jahre älteren Landrat Geert von Instetten, der früher ein Auge auf Effis Mutter Luise geworfen hatte.
Auf  Instettens Wohnsitz in Kessin angekommen soll nun das Eheleben beginnen, doch schon bald langweilt sich die sonst so lebhafte Effi tödlich und fühlt sich in dem düsteren Haus nicht besonders wohl, zumal sie häufig allein ist.

Sie vermisst kleine Aufmerksamkeiten und Zärtlichkeiten ihres Mannes und es fällt ihr schwer in ihrer neuen Heimat Anschluss zu finden und fühlt sich zunehmend einsam, worüber sie auch die Geburt ihrer Tochter Annie nicht hinwegtäuschen kann.
 
Da sie viel von ihrem Manne alleingelassen wird geht sie, fast gegen ihren eigenen Willen, eine Liebesbeziehung zu dem neuen, verheirateten Bezirkskommandanten Crampas ein, der sie schon zuvor lange umworben hatte und häufig zu Besuch kam, wobei er Effi über die „Erziehungsmethoden“ Instettens aufklärte. Effi liebt Crampas nicht, ist aber zu schwach die Beziehung selbst zu beenden und so kommt ihr die Versetzung ihres Mannes nach Berlin, gerade recht. Dort verlebt sie die nächsten Jahre glücklich mit Mann und Kind und sie scheint Crampas vergessen zu haben, bis Instetten durch Zufall alte Liebesbriefe Crampas´ an Effi entdeckt, während diese in einem Kurort weilt. Er fordert den Liebhaber zum Duell und erschießt ihn. Effi wird geschieden und sogar von ihren Eltern verstoßen; Annie bleibt bei Instetten. Allein mit ihrer treuen Dienerin Roswitha, die Effi einst bei sich aufgenommen hatte, lebt sie ein paar Jahre lang in einer kleinen Wohnung in Berlin bis sie aus gesundheitlichen Gründen in ihr Elternhaus zurückkehren darf, wo sie noch ein paar Wochen des Glücks erlebt und dort schließlich an ihrem Nervenleiden stirbt.

Personen:

Effi:
Effi wächst in einem behüteten Elternhaus auf  und verlebt bis zu ihrem siebzehnten Lebensjahr eine glückliche Kindheit. Sie ist ein lebhaftes Kind, genießt ihre Freiheit und will sich in ihren Grenzen nicht einschränken lassen. An eine baldige Heirat wagt sie gar nicht zu denken und will es eigentlich auch gar nicht, da sie sich noch     als zu jung dafür sieht und ihr Verhalten noch eher dem eines Kindes gleicht, als dem einer jungen Frau. Doch als der 20 Jahre ältere Baron von Instetten um ihre Hand anhält und die Eltern ihr zureden diese Verbindung einzugehen ist sie aus gesellschaftlichem Ehrgeiz dazu bereit diesen Mann zu heiraten, obwohl sie sich eher vor ihm fürchtet und zwischen Stolz, einen so gut gestellten und voraussichtlich erfolgreichen Gatten zu haben, und Zweifel, ob sie an seiner Seite denn glücklich werden könne, schwankt. Doch ihr Stolz gewinnt diese innerliche Auseinandersetzung und Effi sagt zu ihrer Mutter: „Liebe kommt zuerst, aber gleich hinterher kommt Glanz und Ehre […]“(Fontane, Theodor; Effi Briest. Wien 1951, Gildenbibliothek der Weltliteratur. S. 31) Doch es fällt ihr schwer sich zu öffnen und wirklich zu sagen, was sie fühlt. Sie hat einen ungestümen Charakter und will sich von nichts und niemandem einengen lassen. Doch genau das – Beherrschung und Einschränkung – erlebt sie in ihrer Ehe mit Instetten, der zwar ein Mann von Charakter und guten Sitten ist, doch kein Liebhaber ist, genau das, was Effi eigentlich brauchen würde in dieser Gesellschaft, in der es ihr, auf Grund ihrer jungen Jahre, schwer fällt Anschluss zu finden: „ Effi war, als der Zug vorbeijagte, von einer herzlichen Sehnsucht erfasst worden.
 
So gut es ihr ging, sie fühlte sich trotzdem wie in einer fremden Welt (a.a.O.; S. 90) „Es brach über sie herein, und sie fühlte, dass sie wie eine Gefangene sei und nicht mehr heraus könne. Sie litt schwer darunter und wollte sich befreien. Aber wiewohl sie starker Empfindungen fähig war, so war sie doch keine starke Natur.“ (a.a.O., S.173).Nur der Apotheker Gieshübler, der von Zeit zu Zeit auf Besuch kommt, schafft es ab und zu ihrem Leben ein paar Glanzlichter aufzusetzen: „ Instetten und mein guter Freund Gieshübler hatten alles aufgeboten, mir den Heiligen Abend so angenehm wie möglich zu machen, aber ich fühle mich doch ein wenig einsam und bangte nach Euch.[…]..ich kann das Gefühl des Alleinseins nicht ganz loswerden:“ (a.a.O., S. 100) schreibt sie in einem Brief an ihr Eltern, in dem deutlich hervorgeht, dass sie sich fremd und einsam fühlt obwohl sie alle darum bemühen, dass es ihr gut geht. Effi langweilt sich tödlich und das düstere Haus, in dem sie zusammen mit ihrem Mann und einigen Hausangestellten lebt flößt ihr Angst ein, da sie fest daran glaubt, dass es dort spukt, was mitunter ein Grund ist, dass  sie sich zunehmend unwohl fühl, wobei Instetten, anstatt sie zu beschwichtigen, ihr noch zusätzlich durch die unheimliche Geschichte über einen Chinesen, der einst dort gewohnt hat, Angst macht. So schreibt sie ebenfalls im Brief an ihre Eltern: „ […]denn das Haus, das wir bewohnen, ist…ist ein Spukhaus […] er wäre außer sich, wenn er erführe, dass ich Dir das geschrieben.“ (a.a.O., S.101) Erst später wird Effi klar, dass diese Spukerzählung nur dazu diente, sie einzuschüchtern und dadurch zu domestizieren.
Nach der Geburt ihrer Tochter Annie verbringt Effi eine lange Zeit in ihrem Elternhaus in Hohen-Cremmen, wo sie wieder auflebt und ihre Sorgen und die Probleme in ihrer Ehe fast vergisst. Doch zurück in Kessin, dem Wohnsitz Instettens,
 
holen sie all diese Dinge erneut ein und ihr Einsamkeitsgefühl kehrt zurück.
In ihrem Ehealltag vermisst Effi kleine Aufmerksamkeiten und Zärtlichkeiten und sie fühlt sich auch oft von ihrem Gatten alleingelassen: „[…]…, weil ihr, wenn auch unklar, dabei zum Bewusstsein kam, was ihr in ihrer Ehe eigentlich fehlt: Huldigungen, Anregungen, kleine Aufmerksamkeiten. Instetten war lieb und gut, aber ein Liebhaber war er nicht.“(a.a.O., S.104) All das führt dazu, dass sie mit dem verheirateten Bezirkskommandanten Crampas, den sie nach ihrer Rückkehr kennen gelernt hat und mit dem sie öfters schöne Stunden während dem Ausreiten erlebte, eher gegen ihren Willen eine Liebesbeziehung eingeht, da sie sich zerstreuen und über ihre innere Vereinsamung hinwegtäuschen will. Von nun an trifft sich Effi heimlich mit ihrem Geliebten, wobei ihr die Lügen und Vertuschungen eigentlich zuwider sind, da diese sie mehr belasten als der Ehebruch selbst. Diese Beziehung erweist sich als leidenschaftslos, da Effi von schweren Schuldgefühlen geplagt wird und Crampas nicht liebt, aber zu schwach ist um diese Affäre zu beenden.
Als Instetten nach Berlin versetzt wird ist Effi überglücklich, da sie nun die Gelegenheit erkennt mit Crampas Schluss zu machen und ihre Ehe durch einen Neuanfang wieder aufleben zu lassen. Um ihrem Liebhaber die Nachricht nicht
 
persönlich mitteilen zu müssen schreibt sie ihm einen Brief, den sie durch einen Diener überbringen lässt. Anschließend fährt sie nach Berlin, unter dem Vorwand dort eine Wohnung zu suchen, doch von Anfang an plant sie keine Rückkehr nach Kessin und täuscht sogar eine schwere Krankheit vor, als Instetten schon ungeduldig wird und wissen will, wann sie endlich zurückkommt. Sie schafft es den Aufenthalt dort solange hinauszuschieben, dass sie nicht mehr nach Kessin zurück muss.
In Berlin verbringt sie mit Mann und Kind sechs Jahre lang ein ruhiges und harmonisches Eheleben und es gelingt ihr beinahe, Crampas und die vergangene Affäre zu vergessen, doch immer wieder stößt sie auf Erinnerungen, so zum Beispiel während einer Reise mit Instetten, als man sie auf ein Dorf mit dem Namen Crampas verweist. Doch schließlich wird es dann doch besser und langsam kehrt wieder Ruhe in ihre Seele ein.
 
Während Effi sich auf Kur in Ems aufhält, findet Instetten durch Zufall alte Liebesbriefe von Crampas, die an Effi gerichtet sind und fort diesen zum Duell auf, wobei der Major stirbt. Er lässt sich von Effi scheiden und auch von ihren Eltern wird Effi nun verstoßen. Sie muss sogar ihr Kind verlassen, dass bei Instetten bleibt. Nur ihre treue Dienerin Roswitha, die Effi einst von der Straße geholt und bei sich aufgenommen hat, steht noch zu ihr und zieht gemeinsam mit Effi in eine kleine Berliner Wohnung. Sie ist gesellschaftlich isoliert und findet an Nichts mehr Freude. Die Zeit vertreibt sie sich mit Spaziergängen und eine Zeit lang versucht sie sich als Malerin. Die Sehnsucht nach ihrer Tochter Annie wird immer größer nachdem sie diese einmal auf dem Nachhauseweg von der Schule gesehen hat. Schließlich erzwingt sie sich ein Treffen mit ihr, doch der Besuch endet in einem Fiasko: Wie es scheint hat Instetten dem Mädchen die Phrase „O gewiss, wenn ich darf.“ eingeimpft, die Effi zur Weißglut treibt, sodass sie das Kind auf der Stelle wegschickt und zusammenbricht: „[…] aber das, das ist zuviel! Denn das hier, mit dem Kind, dass bist nicht du, Gott, der mich strafen will, das ist er, bloß er! […] ´O gewiss, wenn ich darf. ´ Du brauchst nicht zu dürfen; ich will euch nicht mehr, ich hass´ euch, auch mein eigen Kind. Was zu viel ist, ist zu viel! […], und ehe er das Kind schickt, richtet er´s ab wie einen Papagei und bringt ihm die Phrase bei ´wenn ich darf´. Mich ekelt, was ich getan; […] (a.a.O., S.281+282). Effi ist sowohl wütend auf Instetten, der ihr den Zugang zu ihrem Kind verwehren will, das sie doch so sehr liebt, als auch auf sich selbst, dass sie sich eingebildet hat, ihre Tochter würde noch so sein wie vor der Scheidung und das Treffen würde „normal“ verlaufen.
 
Doch als dem allen nicht so ist ärgert Effi sich umso mehr und gesteht sich ihren Fehler ein. Sie beschließt einen Schlussstrich unter ihre einstige Familie zu ziehen, da sie einsieht, dass sie diese nicht wieder zurückgewinnen kann und auch Annie eine andere geworden ist. Effi wird schwermütig und diese enorme Verschlechterung ihres sowieso schon bedenklichen gesundheitlichen Zustandes veranlasst den Doktor, an Effis Eltern zu appellieren und sie wieder bei sich aufzunehmen. Somit kehrt sie wieder in ihr Elternhaus zurück, das ihr immer der liebste Platz auf Erden war und wo sie noch einige schöne und unbeschwerte Monate verbringt. Doch ihre Krankheit schreitet unaufhaltsam voran und Effi weiß, dass sie nicht mehr lange zu leben hat; sie stirbt an ihrem Nervenleiden, hat sich jedoch vorher noch mit ihrem Schicksal ausgesöhnt und Instetten innerlich verziehen.

Instetten:
Instetten ist in seiner Heimat Kessin ein angesehener Mann von hoher Stellung. In  

seiner Jugendzeit war er ein Verehrer von Effi Mutter Luise, doch diese hat sich nicht für ihn entschieden sondern einen anderen geheiratet. Deshalb hält er einige Zeit später um die Hand ihrer Tochter Effi an, die 20 Jahre jünger ist als er selbst, und dieser Verbindung zustimmt. In Kessin wird er von allen anderen um seine junge Frau beneidet, die so manchen verheirateten Männern dort den Kopf verdreht. Doch er versucht dies zu übersehen und redet sich ein, dass sie ihm schon treu sein wird. Allerdings kümmert sich Instetten wenig um seine Gattin sondern ist häufig mit seiner Arbeit beschäftigt, wegen welcher er des Öfteren Geschäftsreisen
unternehmen muss. Er bemerkt jedoch nicht, wie sehr sich Effi dadurch allein gelassen fühlt und sie sich nach mehr Zärtlichkeiten und Aufmerksamkeiten sehnt, die er ihr nicht bietet. So sagt sie ihm einmal: […] Nur einen Kuss könntest du mir geben. Aber daran denkst du nicht. Auf dem ganzen weiten Weg nicht gerührt, frostig wie ein Schneemann. […]“. Doch darauf antwortet Instetten nur: „Lass, ich werde mich schon bessern […]“ (a.a.O., S.68) Das Haus erscheint ihr Spukhaus, doch als sie mit ihm darüber reden will, lacht er sie aus und schürt zusätzlich ihre Ängstlichkeit indem er ihr eine unheimliche Geschichte von einem Chinesen erzählt, der einst in diesem Haus gelebt hat.
 
Dies soll dazu dienen, Effi einzuschüchtern und sie sich hörig zu machen. Vor allem aber fürchtet sich Instetten um sein gutes Ansehen, das er verloren sieht, wenn seine Frau als naives Angsthäschen bekannt würde. So beklagt sich  Effi während eines Streites mit Instetten, als sie ihm gegenüber ihrer Furcht vor dem Haus freien Lauf lässt: „[…] Aber du sagst mir bloß, dass du nicht Lust hättest, dich lächerlich zu machen, nicht vor dem Fürsten und auch nicht vor der Stadt. Das ist ein geringer Trost. Ich finde es wenig, und umso weniger, als du dir schließlich auch noch widersprichst und nicht bloß persönlich an diese Dinge zu glauben scheinst, sondern auch noch einen adligen Spukstolz von mir forderst.“ (a.a.O., S. 81).
 
Nach dem Umzug nach Berlin verläuft ihr Eheleben glücklich, bis Instetten zufällig Crampas alte Briefe an Effi in einer Lade findet. Für ihn ist sein Lebensglück zerstört, nicht nur aufgrund verletzter Gefühle, sondern auch wegen seines vermeintlichen Ehrverlustes. Er ist schockiert von dem Ehebruch seiner Frau und ihm bleibt nichts anderes übrig als den Liebhaber zum Duell zu fordern, obwohl er innerlich eigentlich kein Rache- oder Hassgefühl gegen diesen verspürt. Die Pflicht, der Moralkodex seines Standes und die Gesellschaft gebieten ihm, gegen seinen Willen sich selbst und seine Familie zu ruinieren. Er will das Duell nicht, doch bringt er es nicht fertig sein Herz sprechen zu lassen, menschlich zu handeln. Der Major stirbt, Instetten lässt sich von seiner Frau scheiden und behält die gemeinsame Tochter Annie, der er zwar erlaubt, ihre Mutter zu besuchen, ihr aber die Phrase „O gewiss, wenn ich darf.“ eintrichtert um Effi zu verletzen. Sein Plan geht auf, Effi will mit den beiden nichts mehr zu tun haben und kehrt, an einer Nervenkrankheit leidend, in ihr Elternhaus zurück.
 
Obwohl er sich von Effi scheiden ließ, liebt er sie trotzdem noch und hat ihr innerlich schon vergeben. Er sieht ein, dass er mit der Trennung einen Fehler begangen hat und sein großes Glück nun verloren ist, was ihm schmerzlich bewusst wird, als er einen Brief aus Hohen-Cremmen von Roswitha erhält, die ihn bittet, Effi Rollo, den gemeinsamen Hund, zukommen zu lassen: „Als er ihn gelesen, fuhr er über seine Stirn und empfand schmerzlich, dass es ein Glück gebe, dass er es gehabt, aber dass er es nicht mehr habe und nicht mehr haben könne.“ (a.a.O., S.293)
Seit dem Duell mit Crampas findet Instetten keine Freude mehr am Leben, wurde trübsinniger und nachdenklicher und auch seine erneute Beförderung kann seine trübe Stimmung nicht heben:“ Denn was das Höherhinaufklimmen auf der Leiter anging, so war er seit dem Morgen in Kessin, wo Crampas mit einem Blick, den er immer vor Augen hatte, Abschied von ihm genommen, etwas kritisch gegen derlei Dinge geworden. Er maß seitdem mit anderem Maße, sah alles anders an. Auszeichnung, was war es am Ende?“ (a.a.O., S.292). Auch sein Gespräch mit dem Geheimrat Wüllersdorf beweist, dass er seit der Trennung von Effi immer unglücklicher geworden ist:“ Aber ich habe mich zu freuen verlernt. […] Sehen Sie sich hier um; wie leer und öde ist das alles!“(a.a.O., S.293), „[…]Es quält mich seit Jahr und Tag schon, und ich möchte aus dieser ganzen Geschichte heraus; nichts gefällt mir mehr; je mehr man mich auszeichnet, je mehr fühle ich, dass dies alles nichts ist. Mein Leben ist verpfuscht, […]“ (a.a.O., S.294)
Er erkennt, dass sein Ehrenkult ein Götzendienst ist und keineswegs ein Gottesgericht und versucht den konservativ gewordenen Begriff von Pflicht und Ehre aufrechtzuerhalten, indem er sein eigenes Glück dafür opfert.

Effis Eltern:
Herr und Frau von Briest stammen aus einer adligen Familie und wollen nur das Beste für ihre einzige Tochter Effi, die die beiden beinahe abgöttisch lieben und für die besonders die Mutter einen großen Stolz empfindet: „Es war ersichtlich, dass sie sich diesen absichtlich ein wenig ins Komische gezogenen Übungen mit ganz besonderer Liebe hingab, und wenn sie dann so dastand und, langsam die Arme hebend, die Handflächen hoch über dem Kopf zusammenlegte, so sah wohl die Mama von ihrer Handarbeit auf, aber immer nur flüchtig und verstohlen, weil sie nicht zeigen wollte, wie entzückend sie ihr eigenes Kind finde, zu welcher Regung mütterlichen Stolzes sie wohl berechtigt war.“ (a.a.O., S.6)  

Die Eltern wittern eine gute Partie in Geert von Instetten für Effi und drängen ihre Tochter beinahe den 20 Jahre älteren Baron zu heiraten, da sie von dessen gesellschaftlichem Ansehen sehr angetan sind. Außerdem spielt für die Mutter sicherlich auch der Aspekt mit, dass sie selbst einst von diesem Mann begehrt wurde, der nun ihre Tochter Effi zur Frau bekommen soll. Auch hier zeigt sie den mütterlichen Stolz, den sie für Effi empfindet, da diese noch vor ihren Freundinnen, von denen die meisten älter sind als Effi, verheiratet werden soll.
 
Die Freude der beiden ist immer groß, wenn Effi zu ihnen nach Hohen-Cremmen auf Besuch kommt und der Vater genießt die Spaziergänge, die er mit seiner Tochter unternimmt, doch als sie von Effis Ehebruch unterrichtet werden, haben sie nicht den Mut sich gegen die Gesellschaft zu stellen und erlauben ihr nicht ins elterliche Haus zurückzukehren, doch sie unterstützen ihr Effi finanziell, da diese nun niemanden mehr hat, der für sie sorgt. Aber diese Einstellung der Gesellschaft gegenüber geht mehr von der Mutter aus als vom Vater, der jedoch nicht widerspricht als seine Frau im Brief an Effi schreibt: „[…] Und das traurigste für uns und für Dich – auch das elterliche Haus wird Dir verschlossen sein; wir können Dir keinen stillen Platz in Hohen-Cremmen anbieten, keine Zuflucht in unserem Hause, denn es hieße das, dies Haus von aller Welt abschließen, und das zu tun sind wir entschieden nicht geneigt.[…] (a.a.O., S.261). Trotz des „wir“ kommen in diesem Absagebrief die mütterlichen Standpunkte deutlich zum Tragen und die väterliche Meinung lässt sich deshalb schwer erkennen. Doch trotzdem merkt man, dass der Vater die Einstellung der Mutter nicht wirklich teilt, da er alles daran setzt, seine Tochter, als diese schwerkrank in ihrer Wohnung in Berlin verweilt und der Arzt rät, sie nach Hohen-Cremmen zu bringen, wieder nach Hause holen will und in einer Diskussion mit der Mutter, die ihre Prinzipien nicht aufgeben will, sagt: „Ach Luise, […] komme mir nicht mit ´Gesellschaft´ […] Ich werde ganz einfach telegraphieren: ´Effi, komm`.“ (a.a.O., S.284)
 
Seine Frau ist zwar damit einverstanden, doch will ihm klar machen, dass sich ihr Leben ändern wird, wenn er seinen Entschluss geltend macht. Da Herr von Briest sehr an seiner lieben Effi hängt und sie auf keinen Fall im Stich lassen will, macht ihm dies nichts aus: „Ich kann´s aushalten. […] Und der Rotwein schmeckt mir noch. Und wenn ich das Kind erst wieder im Hause habe, dann schmeckt er mir noch besser… und nun will ich das Telegramm schicken.“ (a.a.O., S.284)
Gelang es Briest, Effi bis zu ihrer Ehe mit Instetten in der Geborgenheit vor den Ansprüchen einer gesellschaftlichen Realität zu bewahren, begnügt er sich damit, das ablaufende Drama dieser Verbindung nicht zu verhindern oder gar aufzuhalten und verhält sich durch die formelhafte Wendung vom „weiten Feld“ sogar etwas distanziert oder versucht, dadurch eine Stellungnahme zu umgehen. So übernimmt er erst wieder mit dem Telegramm die schützende Funktion und er ermöglicht es Effi, wieder unter die schützende Hülle Hohen-Cremmens zurückzuschlüpfen.
 
Nach Effis Tod wird auch die Mutter nachdenklich und stellt die Frage: „ Ob wir nicht doch vielleicht schuld sind? […] Ob wir sie nicht anders in Zucht hätten nehmen müssen? Gerade wir. […] Und dann, Briest, so leid es mir tut…deine beständigen Zweideutigkeiten … und zuletzt, womit ich mich selbst anklage, denn ich will nicht schuldlos ausgehen in dieser Sache, ob sie nicht doch vielleicht zu jung war?“(a.a.O., S.303). Doch ihr Mann antwortet wieder, wie üblich, mit: „Ach, Luise, lass…das ist ein zu weites Feld.“ (a.a.O., S.303) Uns bleibt die Frage, ob er die Problematik des
Geschehens ungelöst auf sich beruhen lassen will, oder er die gewonnenen Erkenntnisse bewusst nicht zum Ausdruck bringen möchte, um seine Frau vor den Selbstvorwürfen zu bewahren. Denn die ihrem gesellschaftlichem Ehrgeiz entsprungene Verheiratung der siebzehnjährigen Effi mit dem um 20 Jahre älteren, Karriere lebenden Baron Instetten leitet gleichsam das tragische Schicksal der Tochter ein.
Major Crampas: Major Crampas wird neuer Bezirkskommandant in Kessin, als Effi gerade wieder aus
Hohen-Cremmen zurückkommt. Er ist ein gut aussehender Offizier und ehemaliger Kamerad Instettens, der häufig bei ihnen zu Besuch kommt.
 
Er ist zwar verheiratet, aber doch als „Damenmann“ und berüchtigter Frauenheld bekannt. Von seiner Frau sehen die Leute nicht viel, da er immer versucht, sie aus allem herauszuhalten und sie zu keiner Einladung mitzunehmen. Man hat beinahe das Gefühl, als würde er sich seiner Frau schämen.
Bei den fast täglichen Reitausflügen macht er Effi den Hof, klärt die junge Frau über den „Erzieher“ Instetten auf  und stürzt sie damit zusehends in Verwirrung. Nach langem vergeblichem Bemühen lässt sich Effi auf eine Liebesbeziehung mit ihm ein, die für sie jedoch nicht mir wirklicher Liebe verbunden ist, sondern die sie eher aus Einsamkeit eingeht.
 
Als er von Instetten zum Duell gefordert wird, ist er zuerst fassungslos, doch dann stellt er sich ihm und seinem Schicksal und weiß, dass er aus dieser Sache nicht heil herauskommen wird. So erzählt Wüllersdorf, ein Freund Instettens, der mit ihm nach Kessin gefahren war: „Als ich ihren Namen nannte, wurde er totenblass und rang nach Fassung, und um seine Mundwinkel sah ich ein Zittern. Aber all das dauerte nur einen Augenblick, dann hatte er sich wieder gefasst, und von da ab war alles an ihm wehmütige Resignation.“ (a.a.O., S.245)
Als er in diesem Duell stürzt, will er sich noch mit Instetten aussprechen, doch bevor er noch etwas sagen kann, ereilt ihn der Tod.

Roswitha:
Roswitha wird von der hochschwangeren Effi am Straßenrand sitzend aufgelesen. Sie hat schon fast mit dem Leben abgeschlossen, da sie nach dem Tod ihrer letzten Herrin keine Stelle zu finden glaubt. Doch die großherzige Effi zeigt Erbarmen mit ihr und nimmt diese als Kindermädchen zu sich nach Hause. Dort erweist sich Roswitha stets als treue Dienerin Effis und steht ihr mit Rat und Tat zur Seite. Auch als Effi aufgrund ihrer Scheidung umziehen muss zögert Roswitha nicht, ihr dorthin zu folgen. Dies beweist, dass sie eine einen loyalen Charakter hat und in guten wie in schlechten Zeiten zu ihrer Herrin steht, die sie aus einer schwierigen Situation befreit hat und die ihr mehr eine Freundin als eine Vorgesetzte ist. Sie besaß sogar den Mut an Instetten zu schreiben um ihn um Rollo, den Hund, an dem Effi schon immer sehr hing und der ihr in der Zeit in Hohen-Cremmen, als ihre Krankheit sie am schlimmsten plagte, sehr fehlte und tatsächlich konnte der Brief Roswithas Instettens Herz erweichen, sodass er Effi den Hund überließ.

Problematik:
In seinem Roman „Effi Briest“ geht der Autor Theodor Fontane hauptsächlich auf das Thema Ehe, Ehebruch und Scheidung ein, das zur damalige Zeit sehr eng mit dem Ehrenstandpunkt der Männer, ob es möglich sei, mit der schuldig gewordenen Gattin weiterzuleben, verknüpft war. Effi und Instetten geraten in ein vermeintliches Dilemma, das hauptsächlich in den gesellschaftlichen Verhältnissen begründet ist und bei dem die Frage der Schuld offen bleibt. So entscheidet sich Instetten, als er von Effis vergangener Liebschaft mit Major Crampas erfährt, diesen zum Duell herauszufordern, obwohl er damit gegen seinen eigenen Willen handelt. Ehr- und Pflichtgefühl sind im in dieser Situation weitaus wichtiger, als sein eigenes Glück, das er durch seine Entscheidung nicht nur aufs Spiel setzt, sondern sogar verliert, da er sich auf Grund dessen danach von seiner Frau trennt.

 
Man kann hier nicht sagen ob er damit „richtig“ oder „falsch“ agiert hat. Wenn man sein Handeln aus Sicht der damaligen Gesellschaft betrachtet, hat Instetten sehr wohl recht damit getan, seinen „Gegner“ aus Ehre zum Duell aufzufordern, aber sieht man es von Instettens Standpunkt aus, so wird die Sache schon etwas komplizierter. Natürlich ist ihm, als ein so hohes Mitglied der adligen Gesellschaft, der Ehrbegriff ein sehr wichtiger und hätte er sich dazu entschlossen, die Sache auf sich beruhen zu lassen, wäre er bei seinen Verwandten, Freunden und der ganzen Gesellschaft in einem schlechten Licht erschienen, doch er selbst hätte glücklich mit Frau und Kind weiterleben können.
Daran sieht man, dass auch die Männer, die doch auf der einen Seite so viel mehr Freiheit besaßen als die Frauen, andererseits auch in den gesellschaftlichen Konventionen gefangen waren.
Der Mann hat Geradezustehen für den Namen seines Hauses, seiner Familie und seiner Frau. Selbst Instetten opfert da, wo er die Dinge zum Guten wenden könnte, sein Lebensglück der im Grunde angezweifelten Konvention.
 
Somit hat er sich mit der Duellforderung also so verhalten, wie es andere in seiner Situation zu der damaligen Zeit auch getan hätten und sogar Major Crampas, der alle Konventionen ablehnt, stellt sich dem Duell und zollt so der Gesellschaft den geforderten Tribut.
 Ein weiteres Problem, das vom Autor angeschnitten wird, ist die Rolle, die die Frauen in der Gesellschaft einnehmen. Die konservativen Ansichten, die vor allem im Adel und im höheren Bürgertum verwurzelt waren, zwängten die Frauen in ein gesellschaftliches Korsett und Effis Versuch, ihrem tristen Alltag zu entkommen und ein bisschen Lebensfreude zu spüren, wird mit lebenslanger Ächtung bestraft. Sie verliert ihre Familie aufgrund eines jahrelang zurückliegenden Vorfalls und lebt in vollkommener Isolation von der Gesellschaft, die sie wegen ihres Ehebruches verurteilt und nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen. Auch ihre Eltern, die sehr auf den gesellschaftlichen Status achten, wollen sie nicht aufnehmen und wenden sich von ihr ab, aber nicht, weil sie ihre Tochter nicht mehr lieben, sondern, weil es die Gesellschaft von ihnen verlangt.

Ehefrauen gehörten zum Inventar und waren vollkommen abhängig von ihrem Mann und Ernährer, da es ihnen untersagt wurde zu arbeiten oder auf andere Weise Geld zu verdienen. Von ihnen wurde die komplette Unterwerfung verlangt und es war unmöglich, sich dagegen aufzulehnen, da sie sonst verstoßen und geächtet würde, so wie im Fall Effi Briest, die nur versuchte, aus diesem goldenen Käfig auszubrechen. Auch die Bildung der Frau wurde in dieser Zeit sehr vernachlässigt, nur ein bisschen Klavierspielen, eventuell Gesang und das Vorstehen eines Haushaltes sowie das Überwachen des Personals wurde erwartet.
Die Frauen litten unter dem gewaltigen Druck des gesellschaftlichen Moralkodex voller Konventionen, in dem sie eingeschlossen waren und aus dem es schwer war zu entkommen.
 
In Effis Leben, sowie im Leben vieler anderer Frauen zur damaligen Zeit, herrschen eine grenzenlose Langeweile und sehnsüchtige Wünsche vor, die ihr niemand zu nehmen vermag. Die Damen, die in der ländlichen Einsamkeit lebten, da ihnen nur wenig Anregungen und Abwechslungen geboten wurde, hatten viel Zeit über ihr Leben nachzudenken. Effi hat den lieben langen Tag nichts anderes zu tun, als auf das Nachhausekommen ihres Mannes zu warten, über diverse Spukgeschichten über ihr Haus, den Chinesen, der darin einst wohnte, nachzugrübeln und sich vor Gespenstern zu fürchten.
Das Problem der Langeweile scheint ihr unüberwindbar, bis sie Major Crampas trifft, der ihr das Gefühl von Wichtigkeit und Anziehungskraft gibt, und sie für ein paar Stunden aus dieser Einsamkeit reißt.
Doch diese willkommene Abwechslung und der einmalige Versuch, sich gegen die Gesellschaft aufzulehnen und ein Stück vom Leben zu erhaschen, erweist sich später als ihr Verhängnis.

Form und Sprache:
Bei dem Werk „Effi Briest“ handelt es sich um einen Roman von Theodor Fontane, das in der Zeit des Realismus geschrieben ist. Daher schreibt er Autor in einfacher Sprache und vermeidet es sogenanntes Pathos zu verwenden, den Überschwang an Gefühlen zum Ausdruck zu bringen.

Der Roman ist in Prosa verfasst und es wird fast ausschließlich Hochdeutsch gesprochen, da die sich Handlung in adligen kreisen abspielt.
An wenigen Stellen wirft der Autor französische Begriffe ein und das Telegramm einer Bekannten Effis ist ebenfalls in französischer Sprache geschrieben.

Epoche:
Der Roman „Effi Briest“, dessen Verfasser der Autor Theodor Fontane ist, ist ein bedeutendes  Werk aus der Zeit der Realismus.

Schon in mittelalterlichen Dichtungen und lehrhaft-satirischen Dichtungen des 15. und 16. Jahrhunderts lassen sich schon realistische Züge nachweisen, doch trotzdem wurde der Realismus erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts zum Stilprogramm einer Generation.
Zunächst wandte sich die Kunstauffassung gegen die Klassik und Romantik, da der Realismus „das wirkliche Leben“ in seiner Vielfalt und zeitbedingten Veränderungen darstellen wollte und alles Idealistische ablehnte.
Der literarische Realismus war eine europäische Bewegung, die allerdings sehr unterschiedliche Ausformungen zeigte, deswegen unterscheidet man den deutschen poetischen (auch bürgerlichen) Realismus vom kritischen Realismus, wie er vor allem in Frankreich aufgetreten ist.
 
Der poetische Realismus will die erfahrbare Welt unparteiisch schildern, selbst die Meinung und das Gefühlt des Dichters sollen außerhalb der Darstellung bleiben. Die Realisten waren gegen jede verfälschende Tendenz und hassten das Pathos, den Ausdruck überschwänglicher Gefühle. Sie wollten den Mensch in seinem Alltag, sei seiner bürgerlichen Arbeit, in seiner Familie darstellen, eben so, wie er „wirklich“ ist. Da fast alle Realisten aus dem Bürgertum und Kleinbürgertum stammten, sahen sie vor allem diese ihre Welt und auf Grund dessen wurden das proletarisch Milieu und die damit verbundene soziale Problematik erst von den Naturalisten gegen Ende des Jahrhunderts thematisiert.
 
Die Handlung realistischer Erzählungen spielt in den Kleinstädten oder auf dem Land und die Figuren sind darum häufig Handwerker, Kaufleute oder Bauern und die kleine Welt des privaten soll den Hintergrund bilden.
Das bloße Abschildern von Realität hielten die deutschen Erzähler für einen „Irrweg und ein Verkennen des eigensten innersten Wesens der Kunst (Fontane).
Kennzeichnend für die Erzählung des Realismus ist die Rahmentechnik: Ein Erzähler erinnert sich an eine Begebenheit aus seinem Leben, in der die folgende Geschichte erzählt ist.
Als natürlichste Redeweise herrscht in realistischen Erzählungen die Prosaform vor, da der stil einfach ist und Extreme, wie Pathos und Ausbrüche vermeidet, nüchtern aber gefeilt ist.
Der ganze Realismus ist durch einen epischen Grundzug gekennzeichnet. Mit Behagen werden Milieu- und Zustandsschilderungen geboten.
Die Novelle ist die bevorzugte Gattungsform, die im Realismus den Höhepunkt ihrer Entwicklung in der deutschen Literatur erreicht.
 
Der Roman tritt im Realismus in verschiedenen Formen auf: als Entwicklungsroman, als historischer Roman und Zeitroman sowie als Gesellschafts- und Familienroman.
Auf das Drama wird weitgehend verzichtet, eine Ausnahme aber bildet Friedrich Hebbel, der allerdings nicht zu den Realisten im engeren Sinne gehört.
„Der große Umschwung, der dem Realismus zum Sieg verhalf“, wurde nach den Worten Theodor Fontanes durch die folgende, damals revolutionäre Zielsetzung herbeigeführt: Gegenwart, nicht Vergangenheit, Wirklichkeit, nicht Schein, Prosa, nicht Vers.
 
Das Motiv der Ehebrecherin ist von den Realisten häufig behandelt worden. In der Regel gehört die Ehebrecherin der „guten Gesellschaft“ an, weil diese auf einen solchen Fehltritt besonders heftig reagierte, was in dem Roman „Effi Briest“ nur allzu deutlich hervorgehoben wird.
Die Hauptvertreter des poetischen Realismus sind: Theodor Storm, Wilhelm Busch, Gottfried Keller, Conrad Ferdinand Meyer, Theodor Fontane und Wilhelm Raabe.
Marie von Ebner-Eschenbach, Ludwig Anzgruber, Ferdinand von Saar und Peter Rosegger gehören zu den österreichischen Spätrealisten.
 
Der kritische Realismus, der vor allem in Frankreich vorherrschte bemühte sich die unbedingte, ungerührte Objektivität, die notwendig zur Entdeckung des Hässlichen, beklemmenden und des Elends führte, darzustellen. Der realistische Erzähler berichtet wie ein neutraler, außenstehender Zuschauer. Dieses neutrale Erzählverhalten erweckt im Leser den Eindruck, das Geschehen spiele sich unmittelbar vor ihm ab, er sei selbst Zeuge und nicht abhängig von einem auktorialen Erzähler.
Ein wichtiger Vertreten dieser Form des Realismus ist der französische Autor Gustave Flaubert.

Wirkung auf den Leser:
Dieses Werk soll dem Leser das langweilige Leben der Frauen im 19. Jahrhundert verdeutlichen, das geprägt war von Konventionen und dem vorherrschenden Moralkodex des Adels von Ehr- und Pflichtgefühl. Der Leser kann sich sehr gut in Effis Rolle als Frau der Gesellschaft, die nur etwas Ablenkung von ihrem trüben Alltag haben will, etwas Aufmerksamkeit und Anerkennung und darum eine heimliche Liebesbeziehung mit Major Crampas anfängt, einfühlen. Von ihrem Mann wird sie vernachlässigt und sie fühlt sich einsam und verlassen. Deshalb möchte man ihr manchmal  einfach zurufen:“ Wehr dich doch, lass nicht alles mit dir geschehen, lass dich nicht wie einen Gegenstand herumschieben!“

 
Dem Leser wird ein lebhaftes Bild von der Gesellschaft und der damalige Zeit gezeichnet, und man empfindet Mitleid mit allen, denen ein Unglück widerfährt, vor allem aber mit der Protagonistin Effi, die nur selten schöne Momente in Kessin, der Heimat ihres Gatten, erlebt.
Auch über die Folgen, die ein Ehebruch in dieser Zeit nach sich zog, wird der Leser aufgeklärt und ist erstaunt, wie die betroffene Frau nur wegen dieses einen Vorfalles dermaßen isoliert von der Gesellschaft leben musste und geächtet wurde, was das Schicksal Effis noch um einiges erschwerte und Leser mehr und mehr das Gefühl hat, ihr helfen zu müssen.

Biografie:
Fontane wurde am 30. Dezember 1819 in Neuruppin geboren. Die glückliche Zeit nach dem Umzug der Familie nach Swinemünde 1827 schilderte er eindringlich in „Meine Kinderjahre“ (1894). Seiner Neigung zu Geschichte und Literatur zum Trotz absolvierte er zwischen 1836 und 1840 in Berlin eine Apothekerlehre und arbeitete danach als Apothekergehilfe in Magdeburg, Leipzig und Dresden. 1844 stieß er zur Autorenvereinigung Tunnel über der Spree. Fünf Jahre später wandte er sich endgültig dem Schreiben zu, wobei ihn seine später in „Von Zwanzig bis Dreißig“ (1898) ironisierte demokratisch-revolutionäre Grundhaltung in die Nähe der Schriftsteller des Jungen Deutschland rückte. Nach 1850 war Fontane längere Zeit als Journalist tätig, zunächst im Auftrag der preußischen Regierung, wo er als Korrespondent in London aus England berichtete (Ein Sommer in London, 1854; Jenseits des Tweed, 1860; Aus England, 1860). 1860, zu einer Zeit des radikalen Wandels vom Demokraten zum konservativen Denker, trat er in die Redaktion der Neuen Preußischen Zeitung bzw. der Berliner Kreuz-Zeitung ein.

 
Dort blieb er zehn Jahre lang, publizierte nebenbei aber auch in den Feuilletons verschiedener Zeitschriften und verfasste Theaterkritiken, von 1870 bis 1890 vor allem für die Vossische Zeitung, in denen er sich für den deutschen Naturalismus, namentlich für Gerhart Hauptmann, stark machte. Für das Feuilleton entstanden unter anderem die Reisebeschreibungen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ (4 Bde., 1862-1882, später überarbeitet), die reiches Material für das Lokalkolorit späterer Romane boten.
Im Deutsch-Französischen Krieg war Fontane als Kriegsberichterstatter tätig und geriet dabei kurzzeitig in französische Gefangenschaft (Kriegsgefangen, 1871; Aus den Tagen der Occupation, 1871). 1876 wurde er für nur drei Monate Sekretär der Berliner Akademie der Künste, bevor er um seine Entlassung bat. Angeregt durch die schottische Literatur, hatte er zunächst Balladen („Männer und Helden”, 1850; „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland”, 1889) und sentimentale Romanzen im Stil der Romantik verfasst („Von der schönen Rosamunde”, 1850); jetzt wandte er sich verstärkt dem Roman zu und demonstrierte in dieser Gattung von nun an seine Abkehr vom zeitgenössischen Preußentum des als repressiv empfundenen „Borussismus”.
 
Fontane starb am 20. September 1898 in Berlin. Seit 1935 existiert in Potsdam ein Theodor-Fontane-Archiv, das sich mit seinem 1965 gegründeten Publikationsorgan Fontane-Blätter dem Werk des Autors verschrieben hat. Des Weiteren ist ein deutscher Literaturpreis nach Fontane benannt. In seinem Romanepos Ein weites Feld (1995) setzte Günter Grass dem Vorbild nicht nur durch die Anspielung des Titelzitats, sondern dezidiert in der Gestalt des Zeitkritikers „Fonty” ein literarisches Denkmal.
(Quelle: Microsoft Encarta Enzyklopädie 2002)

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