Erich Hackl wurde am 26. Mai 1954 in Oberösterreich geboren. Er begann an den Universitäten Salzburg und Malaga Germanistik, Romanistik und Hispanistik zu studieren. 1977 bis 1979 war er Dozent an der Universität in Madrid, danach lehrte er in Wien. Hackl arbeitete auch als Drehbuchautor und Übersetzer. Seit 1976 veröffentlichte er regelmäßig Texte und Erzählungen in der Zeitschrift „Wiener Tagebuch“. Ferner veröffentlichte er auch Portraits latein-amerikanischer Schriftsteller in diversen Tageszeitungen. Indem Erich Hackl in seinen Werken die Ungerechtigkeiten dieser Welt aufzeigt, will er seinem Publikum die Augen öffnen. Seit 1983 arbeitet er freiberuflich als Schriftsteller. Derzeit lebt der Journalist. Übersetzer und Schriftsteller in Wien.
Werke:
Sein Werk „Abschied von Sidonie“ wurde sogar verfilmt. Aus-zeichnungen erhielt Hackl 1987 für sein Werk „Auroras Anlass“
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Auroras Anlass
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Abschied von Sidonie
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Sara und Simón
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In fester Umarmung
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Zugvögel seit jeher
Das im Jahre 1995 geschriebene Buch wird in der personalen Erzählhaltung aus der Sicht der Hauptperson, Sara Méndez, erzählt. Die Erzählung beruht auf einer wahren Begebenheit, die sich zwischen den Jahren 1970 und 1995 ereignete. Einige andere wichtige Personen sind Simón Riquelo, der Sohn von Sara Méndez und Mauricio Gatti, der Vater von Simón. Die Erzählung ist geprägt von großer Verzweiflung, aber auch von der unbeirrbaren Zielstrebigkeit von Sara.
Sara Méndez flüchtet im Jahr 1973 aus Uruguay nach Argentinien, da in Uruguay eine Diktatur herrscht, gegen die Sara sich widersetzt. Aus diesem Grund wird sie von den Streitkräften Uruguays gesucht. Sara lernt Mauricio Gatti kennen, der ebenfalls ein gesuchter Regimekritiker ist, von dem sie bald darauf schwanger wird. Sara lebt in ständiger Angst, gefunden zu werden, und bringt schließlich im Juli des Jahres 1976 ihren Sohn Simón zur Welt. Als dieser 20 Tage alt ist, tritt die Exekutive Saras Tür ein und nimmt sie gefangen. Die Frau wird gezwungen, ihr neugeborenes Baby zurückzulassen. Mauricio befindet sich zu diesem Zeitpunkt nicht in der Wohnung, und so bleibt er auf freiem Fuß. Das Schicksal Simóns ist jedoch ungewiss. Sara macht eine „Tour“ durch die grausamsten Gefängnisse des Landes, wo sie gefoltert und unter widrigen Umständen gefangen gehalten wird. Im Gefängnis führt sie Briefwechsel mit ihrem Lebensgefährten Mauricio, der inzwischen aus Argentinien nach Europa ausgewandert ist. Von Simón fehlt ihr aber jede Spur.
3. Figuren
Sara Méndez ist eine Frau voll Lebensgeist. Selbst in ihrer schweren Zeit im Gefängnis agiert sie sehr selbstlos und denkt nur an ihren Sohn Simón. Deshalb ist es auch verständlich, dass sie sofort nach ihrer Freilassung die Suche nach ihm mit einer beeindruckenden Zielstrebigkeit aufnimmt und nicht locker lässt, egal was passiert. Sie findet es sehr unverständnisvoll von Gerardos Eltern, dass sie die Blutprobe nicht zulassen, schließlich will sie ja nur wissen, ob Gerardo Simón ist oder nicht, damit sie gegebenenfalls die Such einstellen kann. Doch die Adoptiveltern weigern sich mit dem Argument, dass sie Gerardo auf legale Art und Weise adoptiert haben und dass daher niemand das Recht habe, ihnen „ihr“ Kind streitig zu machen. Doch Sara lässt sich nicht bremsen: noch zielstrebiger als zuvor geht sie gegen die Eltern von Gerardo vor, um sie zu einer Blutprobe zu zwingen. Durch ihre Vorgehensweise wirbelt sie ziemlich viel Staub auf, da auch die Medien an ihrem Fall interessiert sind und es kommt zu öffentlichen Protesten, die Sara den Rücken stärken.
Mauricio Gatti: Vater von Simón; immer um Sara besorgt; entkommt Geheimdienst durch Zufall; versteckt sich in Europa; hilft Sara nach seiner Rückkehr, Simón zu finden, was sein Herz aber nicht verkraftet; stirbt während „Kampf“ um Simón;
Raúl: trägt Spitznamen „El Flaco Ferroviario“; will niemand zu nahe treten; Vater von María Emilia (die nach Geburt stirbt); Geliebter und schließlich Ehemann von Sara;
Carlos Vázquez und Zully Morales: Adoptiveltern von Gerardo; lehnen jede Untersuchung über Simóns Abstammung ab; glauben, dass sie mit jener Aktion im Recht sind;
4. Interpretation
Am Beginn möchte ich sagen, dass mir dieses Buch überraschender-weise gut gefallen hat. Ich hatte mich eher auf ein zähes, fades Werk eingestellt, doch dieses übertraf meine Erwartungen bei weitem. Allein vom inhaltlichen Standpunkt aus gesehen trifft dieses Buch fast jeden, denn die Unterdrückung der Minderheiten ist jedem ein bekanntes Thema. Der Autor verwendet auch keine langen, verworrenen Sätze, sondern bringt das, was er sagen will, kurz und bündig auf den Punkt. Als zum Beispiel Saras zweites Kind stirbt, verliert er über den Tod nur zwei Sätze („María Emilia kam per Kaiserschnitt zur Welt. Sie starb während der folgenden Operation.“), und streckt dieses für die Handlung eigentlich irrelevante Ereignis nicht durch irgendwelche Gefühlsbeschreibungen in die Länge.
Ich glaube, dass dieses Buch auch deshalb so einfach zu lesen ist, da der Autor ein eher aktuelles Thema behandelt, von dem meiner Ansicht nach schon fast jeder zumindest im Geschichteunterricht gehört hat (Drittes Reich, Unterdrückung der Juden) und man daher schon etwas „vertraut“ mit dem Stoff ist.
Ich habe auch noch einen zweiten Kritikpunkt an diesem Werk: Ich finde es ebenfalls verwirrend, wenn bei direkten Reden keine Anführungszeichen stehen und auch die Satzzeichen völlig falsch sind. Das Lesen wird dadurch vor allem in Dialogen sehr erschwert („Beruhigen sie sich. Denken sie an Sara. Versetzen sie sich in ihre Lage. Wer versetzt sich in meine Lage. Wie war er denn, dein Simón. Gesund. Er war nicht gesund. Ausgehungert.“).
Abgesehen von den beiden Kritikpunkten finde ich, dass dieses Buch wirklich lesenswert ist.
5. Formale Analyse
Gattung:
Kap. 6-13: Suche nach Simón und Verhandlungen über die Abstammung Gerardos; kein auffallender Höhepunkt, außer vielleicht am Schluss, als sich die Verhandlungen zuspitzen;
Sprache: Alltagssprache, keine auffälligen Abweichungen vom normalen Sprachgebrauch, außer die vielen spanischen Namen (siehe Interpretation); jeder versteht die Sprache; Erzählhaltung meist neutral mit einem leichten hang ins Kritische gegenüber der Diktatur und dem Militär, sowie Gerardos Pflegeeltern;