Erich Paul Remark = Erich Maria Remarque wurde am 22.August 1898 in Osnabrück geboren. Am 25. September 1970 starb er im schweizerischen Locarno, seinem Exil, in das er 1933 erstmals auf der Flucht vor den Nazis gegangen war. Entscheidend für sein Leben und für seine Laufbahn als Schriftsteller waren der Erste Weltkrieg und die Erfahrungen, die er unter den Nazis machte, als ständiger Emigrant in der Schweiz, später in Frankreich und in den USA. Für seinen Werdegang als Schriftsteller bekam er auch wichtige Impulse in seiner Kindheit und Jugend, in der spießigen Enge seines Elternhauses und der Bürgerlichkeit seiner Heimatstadt.
Erich Maria Remarque, der diesen Namen erst ab 1922 führte, wuchs mit zwei jüngeren Schwestern in bescheidenen Verhältnissen auf. Er wurde streng katholisch erzogen; seine Möglichkeiten sich zu entfalten waren sehr begrenzt. Er fühlte sich von den Schönheiten der Natur sehr angezogen, hatte Interesse an Kunst und war auffallend musikalisch. Am Klavier zeigte er mehr als eine durchschnittliche Begabung und verdiente sich bald mit Klavierunterricht sein Taschengeld. Seine Schulzeit absolvierte Remarque in katholischen Bildungseinrichtungen der Stadt. Es schien, als würde er entgegen seinen Neigungen zu Ungebundenheit und geistiger Freiheit einen gutbürgerlichen Beruf erlemen, als er mit 17 Jahren Lehramts­student am Katholischen Lehrerseminar der Stadt wurde.
 
Die ,Unschuld’ seiner Jugend verlor er jedoch erst beim Militär, für das er 1916 seine Einberufung erhielt. Nach einer knappen Ausbildungszeit wurde Remarque mit vielen Gleichaltrigen an die Westfrontgeschickt. Eine schwe­re Verwundung beendete nach kurzer Zeit im Juli 1917 seinen Einsatz an der Front. Er wurde nach Deutschland gebracht und im Duisburger St.Vincenz­-Hospital gesundgepflegt. Erst am 31. Oktober 1918 entließ man ihn in den Garnisonsdienst seiner Heimatstadt. Das Kriegsende im November 1918 verhinderte eine erneute Versetzung an die Front. So setzte Remarque – ­besser als nichts zu tun und womöglich keine Aussicht auf einen gesicherten Broterwerb in den unsicheren Nachkriegszeiten zu haben – die begonnene Lehrerausbildung fort. Seine Hoffnungen auf eine Pianisten-Laufbahn hatte er aufgeben müssen, nicht jedoch seinen Hang zu einem freien, unbürger­lichen Dasein.
 
Während seiner Genesungszeit hatte Remarque zu schreiben begonnen; zwar ernsthaft, dennoch ziellos. Sein erster Roman entstand. Aber weitaus mehr als durch ihn zog der angehende Schriftsteller durch seine nicht-bürgerlichen Beschaffenheit die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit in seiner Heimatstadt auf sich. Dennoch schloss er die Ausbildung am Lehrerseminar erfolgreich ab.
Rasch stellte sich heraus, dass der Beruf eines Lehrers seinem Drang nach einem unabhängigen Leben und seinen Künstlerideen im Wege stand. Nach drei Anstellungen als Aushilfslehrer gab Remarque diesen Beruf auf, obwohl ihm wiederholt bescheinigt worden war, als Lehrer nicht unbegabt zu sein.
 
In den beiden folgenden Jahren hielt er sich als ,Mann für viele Gelegenhei­ten’ über Wasser. Er arbeitete hier und da, machte wichtige Erfahrungen und erwarb vielfältige Kenntnisse, die ihm in seinem (späteren) Beruf als Schriftsteller sehr nützlich wurden.
Im Jahre 1922 fand er eine Anstellung bei der Reifenfirma "Continental" in Hannover. Dort konnte er als Testfahrer und Artikelschreiber seine abenteu­erlichen Neigungen ausleben, sogar seinen schriftstel­lerischen Leidenschaften konnte er nachgehen.
Drei Jahre später machte Remarque einen regelrechten Karrieresprung und war plötzlich mitten drin im Geschäft des Schreibens und der Literatur, dort, wo er immer sein wollte: das in Berlin erscheinende rechts-nationale Blatt "Sport im Bild" bot ihm einen Job an, und unter seiner Regie (als Herausgeber und Journalist) wandelte es sich zu einem der angesehensten Literatur-Magazine der Weimarer Zeit. In Fortsetzungen erschien hier sein zweiter Roman, „Station am Horizont" (1927/28), zu dem er, anders als zu seinem ersten Romanversuch, stehen konnte. Thema des Romans war das Leben der eleganten Gesellschaft der 20erJahre.
Inzwischen war Remarque auch junger Ehemann geworden. 1925 hatte er die Tänzerin J.I. Zambona geheiratet. Die Ehe scheiterte, noch ehe sie recht begonnen hatte – Scheidung bereits 1930. Remarque war alles andere als sesshaft; er lebte innerlich und nach außen in einem beständigen Aufbruch. Daran änderte sich während seines ganzen Lebens nichts, von kurzen krankheitsbedingten Ruhe­phasen im fortgeschrittenen Alter abgesehen.
 
Mit dem Roman "Im Westen nichts Neues" brachte Erich Maria Remarque im Jahr 1928 von dei stets verdrängten, in seinem Innern aber eingebrannten Schrecken seiner Fronterlebnisse. In dem Ro­man vereinigte Remarque all sein Denken und Fühlen gegen den Krieg. Das Buch geriet zu einem sensationellen Bestseller, zu dem Anti­-Kriegsroman überhaupt. Remarque hatte sein Thema gefunden; über Nacht waren Buch und Autor weltbekannt.
„Im Westen nichts Neues" wurde Remarques Schicksalsbuch. Nicht allein, weil schlagartig der Schriftsteller Remarque befreit war; auch nicht, weil das Buch – millionenfach verkauft – ihn zu einem wohlhabenden Mann machte. Das Buch trug ihm den Hass der Nazis ein, die ihn fortan verhetzten, verfolgten und nur vier Jahre später als ,entarteten Künstler’ bezeichneten. Seine Bücher wurden verbrannt. Es mag verwundernd sein, wenn man sich vorstellt, dass knapp 25 Jahre später ein anderes Buch des Autors, "Der Funke Leben", ebenfalls aus politischen Gründen in der Bundesrepublik Deutschland gleichermaßen unwillkommen war. Konnte sich Remarque auf der einen Seite im Erfolg seines Romans sonnen ( – das er auch in vollen Zügen tat – ), erfuhr sein Leben auf der anderen Seite durch die politischen Umstände der Zeit die entscheidende Wende. Mit vielen anderen Künstlern verließ Remarque Deutschland, um sich in der Schweiz niederzu­lassen. Der Hass der Nazis hat ihn stets verfolgt. Mehr als zehn Jahre führte der populäre Schriftsteller bis zum Ende des 2.Weltkrieges das Leben eines Flüchtlings, mit Vorteilen und Privilegien, in deren Genuss andere Menschen im Exil nicht gelangten. Remarque pendelte zwischen der Schweiz, Frankreich und den USA, wo erlängst ein umworbe­ner Star geworden war. 1938 wurde er offiziell aus Deutschland ausgebür­gert. Remarque ist nie wieder deutscher Staatsbürger geworden.
 
Die finantielle Sicherheit, die der erfolgreiche Schriftsteller durch weitere Romane und durch seine Filmerfolge besonders in den USA gewonnen hatte, rettete manchem Emigranten das Leben. Vielen von ihnen war er ein großzügiger und verlässlicher Freund, ohne sich dessen zu rühmen. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges war er in den Diensten der USA aufklärerisch gegen die Nazis tätig. Er gestand diese Tätigkeit seinem Gastgeberland nach einigem Überlegen zu, obwohl es gegen seine ursprüngliche Einstellung ging, sich politischen einsetzen zu lassen. Drei Jahre später, 1947, wurde er amerikanischer Staatsbürger.
Mit großer Beständigkeit und Disziplin schrieb Remarque weitere zum Teil sehr erfolgreiche Romane, von denen einige die Nachseiten des Lebens aufgrif­fen, die er selbst als Emigrant zwischen Europa und der Neuen Welt kennengelernt hatte. Daneben nahm er alte Gewohnheiten wieder auf; seinen Ruf als Schriftsteller konnten sie nur teilweise beschädigen. Bis zum Ende der 50erJahre vergrößerte sich Remarques Ruf als bedeutender deutschsprachiger Schriftsteller und er erreichte mit "Arc de Triomphe", "Der schwarze Obelisk" und "Die Nacht von Lissabon" den Höhepunkt seiner Karriere.
 
Als er 1958 die umschwärmte amerikanische Schauspielerin Paulette Goddard heiratete, zählten viele Berühmtheiten zu seinen Freunden, darun­ter Schauspieler, Regisseure, Schriftsteller und Politiker. In dem Dutzend Jahre, die ihm noch blieben, schränkten gesundheitliche Probleme das Feld seiner Betätigungen erheblich ein. Dennoch setzte der weltbekannte Schriftsteller seine Arbeit fort und schloss mit zwei sehr populär gewordenen Romanen, "Der Himmel kennt keine Günstlinge" und "Schatten im Paradies" sein künstlerisches Lebenswerk ab.
Bis zuletzt galt seine Liebe der Kunst und der Literatur, dort besonders den großen Franzosen Balzac, Flaubert, Proust und Stendhal. Als er starb, hinterließ er seiner Frau ein beträchtliches Vermögen, der Nachwelt ein umfangreiches Werk und viele Aussagen, die zu anhaltendem Nachdenken über ihn anstoßen, unter anderem auch über das, was ihm in seinem Leben am wichtigsten gewesen ist. Dazu schrieb Erich Maria Remarque: "Unabhängigkeit, Toleranz, Sinn für die schönste Eigenschaft, die nur beim Menschen zu finden ist und nur von ihm am schamlosesten brutalisiert wird, Gerechtigkeit und Humor, derbei einem selbst anfängt.“
In seinem Leben setzte Remarque davon mehr als nur ein Zeichen, und er schrieb, was er lebte nämlich die Auflehnung gegen die Unmenschlichkeit, deren entarteteste Äusserung der Krieg zu allen Zeiten darstellt.
 
Remarques Werke – Übersicht
1916/17           Unbedeutende Versuche (Gedichte, Erzählungen, Zeitschriften-Artikel)
1920               "Traumbude. Ein Künstlerroman"
1928                "Im Westen nichts Neues" – finanzielle Unabhängigkeit Remarques
1933                Remarques Bücher fallen den Nazi-Verfolgungen zum Opfer. Beginn seines Exillebens
1941                "Liebe deinen Nächsten", Roman aus dem Exil
1945                "Arc de Triomphe", einer der populärsten Romane
1952                "Der Funke Leben“ ; Roman um die Verbrechen in einem KZ
1953               "Zeit zu leben und Zeit zu sterben"   
1955                "Der letzte Akt", Drehbuch über Hitlers letzte Tage in der Reichskanzlei
1956                "Die letzte Station", Theaterstück überdas Berlin unmittelbar vor  der Kapitulation
1957                "Derschwarze Obelisk", Exil-Roman
1961                "Der Himmel kennt keine Günstlinge", Roman um die Liebe einer todkranken Sanatoriumspatientin und einen Rennfahrer
1962                "Die Nacht von Lissabon", Exil-Roman
1966                krankheitsbedingte (künstlerische) Einschränkungen         
 
1971/72           "SchattenimParadies",Exil-Roman, der die Chronik der im Jahre 1940 begonnenen Exiljahre beschließt (nach RemarquesTod veröffentlicht)
 
Der Roman "Im Westen nichts Neues"
Inhaltsübersicht:
Der Roman, dessen Handlung sich über einen Zeitraum von ca.2 Jahren erstreckt, umfasst 12 Kapitel. Im Mittelpunkt steht der Ich-Erzähler Paul Bäumer, mit dem Remarque seine Anti-Kriegsbotschaft darlegt. Erzählt wird der Untergang der 2.Kompanie, der Bäumer angehört, endend mit dem Tod des jungen Infanteriesoldaten im Oktober 1918 an der Westfront. Eine lange Liste von Verwundeten und Toten begleitet den Weg Bäumers, darunter viele ehemalige Klassenkameraden, denen in der Hei­mat der Krieg durch ihren Lehrer schmackhaft gemacht worden war.
Remarques Roman ist als "Schlüsselroman", "Stationenroman" und auch als "Bildungsroman" bezeichnet worden.
Man findet Zutreffendes in allen drei Zuweisungen (am wenigsten in seiner Kennzeichnung als "Bildungs­roman") und neigt dazu, ihn aufgrund der Fülle autobiographischer Bezugs­momente als einen "Schlüsselroman" zu verstehen.
 
Zusammenfassung der Kapitel:
Der 2.Kompanie wird eine Verschnaufpause gegönnt. Paul Bäumer mit seinen Kameraden Tjaden, Müller und Katczinsky genießt sie einige Kilometer hinter der Frontlinie. Siebzig Soldaten aus der 2.Kompanie sind inzwischen Opfer des Krieges geworden; die Überlebenden freuen sich ihres Glücks; sie rauchen, witzeln, kommen in den Genuss einer Zusatz­ration. lhre Reden sind rauh. – In der Post, die sie erhalten, ist auch ein Brief ihres ehemaligen Lehrers Kantorek. Paul macht ihn für den Tod eines Kameraden verantwortlich; zugleich wird an den Unteroffizier Himmelstoss erinnert, ihren Ausbilder, der sie auf dem Kasernenhof erbarmungslos geschliffen hat .
Abrupt wechselt die Szene zu einer Krankenstation über. Paul, Kropp und Müller besuchen ihren verwundeten Kameraden Kemmerich, dem man ein Bein amputieren musste, und der tapfer versucht, die Schmerzen zu unterdrücken. Müller redet auf denTodgeweihten ein, ihm die Stiefel zu vermachen, ehe sie in die Hände des Krankenhauspersonals übergehen. Die noch jungen Soldaten sehen ihren Kameraden sterben. ­
 
Die arg dezimierten Reihen werden durch frische Kräfte ersetzt. Teilweise sind sie älter, teilweise jünger als Paul. Katczinsky, "Kat" genannt, ein unverwüstlicherund erfahrerener Soldat, befasst sich mit den Neuankömm­lingen. Später, auf der Sonnenseite der Baracken sitzend oder liegend nehmen die jungen Soldaten ihre Gespräche über den Kasernenhofdrill wieder auf. Himmelstoss, so erfahren sie von dem hinzukommenden Tjaden, ist an die Front versetzt worden . Rachegelüste werden wach. Einen Tag, bevor sie erneut zum Fronteinsatz kommen, lauern sie Himmelstoss auf und fallen über ihn her, als er aus seiner Stammkneipe kommt. Er erhält seine Lektion. Bewundernd bezeichnet einer der Veteranen Paul und die übrigen als "Heldenjugend". Auf dem Weg zum Einsatzort werden sie von Munitionswagen-Koionnen überholt. Witze flie­gen hin und her. Die Front ist hörbar; auch die Engländer sind bereits aktiv; ihre Artillerie beschießt die deutschen Stellungen. Katvermutet,dass ihnen allen eine harte Nacht bevorsteht. Tatsächlich geraten sie unter schweren Beschuss. Dennoch halten sich die Verluste in Grenzen. Fünf Tote und eine Reihe Verwundete sind zu beklagen. Paul wird von einem Granatsplitter erwischt; zusammen mit Kat hilft er einem jungen Kameraden, dem es die Hüfte aufgerissen hat. Dessen Lage erscheint aussichtslos, so dass Kat erwägt, den Leidenden durch einen Pistolenschuss zu erlösen. Es kommt aber Hilfe. – Durch strömenden Regen schaukeln die Soldaten auf Lastwagen in ihr Lager zurück.
In der "freien" Zeit fangen die Soldaten Läuse und hängen im Gespräch Vorstellungen über ihre Zukuntt nach. Jeder hat auf seine Weise Sehnsucht nach dem ihm Vertrauten, aber auch Aktuelles drängt sich dazwischen: Himmelstoss. Tjaden hat nach wie vor die größte Wut auf ihn. Es kommt zu einem verbalen Zusammenstoß, in dem Himmelstoss die Beherrschung verliert und droht, Tjaden vor ein Kriegsgericht zu bringen.
 
Als Himmelstoss verschwunden ist, wendet sich die Gruppe um Paul und Kropp wieder anderen Themen zu. Scherzhaft zitieren Sie "Schullektionen" (frei nach Kantorek). Unvermittelt sind sie bei einer emüchtemden Bilanz: von den 20 Schülern der einstigen Klasse sind schon sieben gefallen, mehrere verwundet, und für die eigene Zukunft sehen die jungen Soldaten keine Perspektiven ( "Der Krieg hat uns für alles verdorben").
Wegen ihres Verhaltens gegenüber Himmelstoss wird Tjaden zu drei Tagen, Kropp zu einem Tag Mittelarrest in einem früheren Hühnerstall verurteilt, derjetzt als "Arrestlokal" dient. Leutnant Bertink hat vermittelnd eingegriffen, nicht ohne Himmelstoss deutlich anzumahnen, aberauch nicht ohne denjungen Soldaten ihr Fehlverhalten vorAugen geführt zu haben. Paul und Kat leisten den ,Einsitzenden’ Gesellschaft und "spielen bis in die Nacht Skat". ­Kat überredet Paul zu einer (erfolgreichen) Gänsejagd, um ihre schmale und eintönige Kost aufzubessern. Fast verhindert eine Dogge ihren Beutezug. Als Kat und Paul schließlich doch beim Gänsebraten zusammensitzen und die Köstlichkeit genießen, während sie hin und wieder den Gefechtslärm recht nahe wahrnehmen, fühlen sie sich wie Brüder. Sie vergessen aber auch ihre im Arrest sitzenden Kameraden nicht und überraschen sie mit einem Stück des Bratens. ­
Zwei Tage eher als ursprünglich vorgesehen, müssen sie wieder an die Front. Sie passieren eine zerschossene Schule, an deren Mauer an die hundert neue, noch nach Wald riechende Särge stehen – makaber genug: für sie, die 2.Kompanie. Die Engländer haben ihre Artillerie verstärkt; zu allem Überfluss geraten Paul und die anderen auch noch unter Beschuss aus den eigenen Reihen. Paul macht sich einmal mehr klar, wie zufällig ein Soldat am Leben bleibt, während ein andererstirbt.-Nun werden auch die Ratten, die sich an die Brotrationen machen, zu einer Plage und sogar zu einer Gefahr. Nervös und angespannt erwarten die Soldaten die Großoffensive, über die gemunkelt wurde. Aber es vergehen Tage, ohne dass etwas Entscheidendes geschieht. Mit derZeitstumpfen die Männerab, mit Kat wohl ahnend, dass ihnen noch etwas bevorsteht. Dann liegen sie unter massivem Feuer, für einige Zeit sogar von der Essenszufuhr abge­schnitten, so dass alle den Gürtel engerschnallen müssen. Unterdem anhaltenden Trommelfeuerverlieren die ganzjungen Soldaten die Nerven, zumal die Einschläge sehrdicht liegen. Auf beiden Seiten sind die Verluste hoch. Als das Artilleriefeuer zurückverlegt wird, setzt der Nahkampf ein, denn nun gilt es, die sich zurückziehenden Gegner, die sich nahe heran­gekämpft haben, abzuwehren und zum Rückzug zu zwingen. Nebenbei werden einige Konserven erbeutet.
 
Paul ist zum Wachdienst eingeteilt. In der Nacht, die nach dem Gefechtslärm schier friedlich ist, verlieren sich seine Gedanken in der Vergangenheit. GegenMorgen wird Paul abgelöst. Die Toten und Verwundeten sollen geborgen werden. Viele bleiben draußen liegen. Zwei Tage und Nächte hören sie das Rufen und Stöhnen eines offenbarschwerverwundeten, bewegungsunfähigen Solda­ten, dessen Position sie aber nicht ausmachen können. Nach einer längeren Pause setzt das Feuer wieder ein. Sehr viele derjungen, unerfah­renen Soldaten fallen. Himmelstoss will sich drücken und wird von Paul zurechtgestutzt. Mehr als die drastischen Beschimpfungen bewirken aber die wenigen Befehle eines Leutnants. Himmelstoss wird wieder der "schnei­dige Himmelstoss des Kasernenhofes".
Anhaltendes Feuer; das Bewusstsein für die Zeit schwindet. Dann wird Haie Westhus, einer aus dem engen Kameradenkreis schwer verwundet. Er wird nicht überleben. Als die Reste der 2.Kompanie zurückgenommen werden, sind von einhundert­undfünfzig Männern nur noch zweiunddreißig am Leben. ­
 
Ein paar ruhige Tage werden ihnen zum Auftanken gegönnt. Himmelstoss, der Küchenbulle geworden ist, versöhnt die ‘Gegner von einst’ , indem er sie bevorzugt behandelt.
Paul lässt die Toten aus ihrem engen Kameraden­kreis vor seinem inneren Auge Revue passieren. Er rettet sich in fatalisti­sche Gedanken.
Abwechslung ganz anderer Art tritt ein: sie machen die Bekanntschaft einiger Mädchen, die flüchtig ausgekostet wird. Paul erhält Heimaturlaub. In der Stadt seiner Kindheit findet er sich nicht mehr zurecht; sie selbst, die Dinge und die Menschen sind ihm fremd geworden. Paul belügt seine kranke Mutter, der er die Wahrheit über die Situation an der Front vorenthält, um sie, die an ihrer Krebserkrankung schwerträgt, nicht ganz mutlos zu machen.
Inzwischen sind die älteren Männer eingezogen worden, unter ihnen auch Pauls ehemaliger Lehrer Kantorek, der als "Landsturmmann" eine miserable Figur abgibt.
Paul hat seinen Dienst in den Baracken des Heidelagers in der Nähe seiner Heimatstadt mit "Kompanieexerzieren" aufgenommen. Die Tätigkeit ist entspannend, und so kann er oft Gedanken und Gefühlen nachhängen. Er lernt die russischen Kriegsgefangenen näher kennen, die in einem Lager unmittelbar neben den Baracken der Deutschen dahinvegetieren. In ihrer Armseligkeit rühren sie ihn an. Er beginnt sie mit anderen Augen zu sehen, hört gern ihrem Singen zu und nimmt innerlich teil an ihrem Elend, in dem sich das Elend des ganzen Krieges überdeutlich spiegelt. Ehe sich Paul wieder an die Front begibt, hat er ein Gespräch mit seinem Vater, der sich um seine kranke Frau und um die teure medizinische Versorgung Gedanken macht. Paul versucht ihn aufzuheitern. ­
Wieder bei seinen Kameraden, hat Paul ein schlechtes Gewissen, sie in einem erbärmlichen Zustand anzutreffen, während es ihm zu Hause gut ging. Er gibt ihnen die mitgebrachte Marmelade und die Kartoffenpuffer, fühlt aber, dass die Wochen seiner Abwesenheit einen Abstand zwischen ihn und den Kameraden gesetzt haben.
 
An der Front erscheint der KAISER persönlich und verteilt Eiserne Kreuze. Er hinterlässt keinen tiefen Eindruck.
Paul meldet sich für einen Patrouillengang, um an seinen Kameraden etwas gutzumachen. Er hat sich in einen "flachen Trichtel" gelegt, während um ihn herum Maschinengewehre hämmern. In der Nacht, als erdie Mulde längst verlassen hat,verliert er den Anschluss an seine Truppe und befindet sich allein in feindlichem Gebiet, "gekrümmt in einem großen Trichte" liegend, "die Beine im Wasser bis zum Bauch". Am frühen Morgen rutscht ein französischer Soldat, offenbar Deckungsuchend, zu ihm in den Trichter. Paul sticht auf ihn ein im Schrecken, in der Angst selbst getötet zu werden. Der Franzose stirbt langsam und qualvoll. Paul nimmt einige persönliche Dinge des Toten an sich und weiß, dass dieser mit seinem Leben verbunden ist .
Allmählich wird Paul ruhiger. Im Schutz der Dunkelheit, die nur von Leuchtraketen hin und wieder aufgebrochen wird, findet erzu den Kameraden zurück. Kat und Kropp kommen ihm bereits entgegen. Er ist in Sicherheit. Am nächsten Morgen erst spricht er mit ihnen über das Vorgefallene. Mit Verständnis, zugleich aber auch mit einer der Kriegsrealität angemessenen Nüchternheit machen sie ihm klar, dass er sich keine Vorwürfe zu machen brauche.
 
Einige Wochen geht es ihnen dann gut: sie haben ein verlassenes Dorf zu bewachen. Proviant gibt es reichlich, sogar überreichlich. Magen und Darm nehmen es ihnen übel . Obwohl sie unter Beschuss liegen, sind sie bester Stimmung, bis sie nach gut einer Woche abgezogen werden, um ein anderes Dorf zu evakuieren. Dabei werden Paul und Kropp verwundet. Mit Mühe und Glück erreichen sie einen Unterstand. Auf einem Leiterwa­gen, der mit Verwundeten an ihnen vorüberfährt, werden sie in ein Feld­lazarett gebracht. Sie werden ärztlich versorgt und sind aufgrund ihrer Verletzungen nicht mehr kriegsverwendungsfähig. Bald befinden sie sich in einem Zug in Richtung Heimat, über Herbesthal nach Köln. Mit einigen Tricks ist es Paul und Kropp gelungen, in dem katholischen Krankenhaus, in das man sie gebracht hat, zusammengelegt zu werden.
 
Kropp geht es zunehmend schlechter. Paul übersteht die Operation, die er über sich ergehen lassen muss. Albert muss ein Bein amputiertwerden. Viele Soldaten sterben im Kranken­haus; auch Kropp wird nicht überleben.
Paul macht sich seine Gedanken über den Unverstand der Menschheit, Kriege zu führen.
 Einer der Mitpatienten, Lewandowski, erwartet Besuch von seiner Frau, die er zwei Jahre nicht mehrgesehen hat. Sie bringt ihr gemeinsames Kind mit. Sie lieben sich im Beisein der anderen, die ihm das Zusammensein mit seiner Frau gönnen und helfen, dass die beiden von Schwestern und Ärzten ungestört bleiben.
Während Paul nach Hause fahren darf, sucht Kropp ein Institut auf, das auf Prothesenträger spezialisiert ist. Es ist ein Abschied für immer.
 
Es ist kurz vor Kriegsende. Paul ist wieder an der Front bei den verbliebenen Kameraden. Weitere Tote sind in ihren Reihen zu beklagen. Unter ihnen ist auch Leutnant Bertink. Auch Katczinsky erwischt es. Paul verbindet ihn, ohne zu ahnen, dass es seinen Kameraden schwergetroffen hat. Erbuckelt ihn zur Sanitätsstation. Kat ist tot, am Kopf getroffen von einem Splitter. Ohnmächtig bricht Paul zusammen.
Paul ist als einziger von allen aus seiner Klasse, die mit ihm in der 2. Kompanie waren, noch am Leben. Wieder ist er von einem Fronteinsatz zurückgekommen und krank geschrieben worden, weil er Gas geschluckt hat. Er darf sich vierzehn Tage erholen. Alles spricht von einem baldigen Ende des Krieges.
Pauls Gedanken richten sich auf eine Zukunft ohne Hoffnung und ohne jede Illusion. Der Krieg hat ihm alles genommen.
Im Oktober 1918 fällt auch er, ohne Oualen, wie es aussieht, als man ihn findet, "als wäre er beinahe zufrieden, daß es so gekommen war."
 
Verfilmungen von den Werken Remarques
Nahezu alle bekannten Werke Erich Maria Remarques wurden verfilmt. Nicht alle Verfilmungen jedoch fanden die Zustimmung der Kritik. Einige waren sogar regelrechte ,Flops’. Seit seinem legendären Romanerfolg mit "Im Westen nichts Neues" war der bis dahin namenlose deutsche Autor in den USA, zumal in Hollywood ein gefragter Mann. Er wurde rasch mit der amerikanischen Filmindustrie vertraut und kam mit vielen Größen der Leinwand zusammen, denen es ihrerseits eine Ehre war, den berühmten Schriftstellerin ihrem Kreis zu haben. Remarque machte sich als Drehbuch­autor bald einen guten Namen, und sogarals Schauspieler beeindruckte er Kollegen, Publikum und Kritik.
 
Natürlich trug seine Ehe mit der bewunderten Schauspielerin Paulette Goddard dazu bei, seinen Namen in der Filmwelt zu verewigen. Remarque war mehr als vier Jahrzehnte eng mit dem Film verbunden. Erstaunlicherweise hat er zu nur wenigen seinereigenen Bücher die Film­Scripts geschrieben. "Im Westen nichts Neues" zählt zu den erfolgreich­sten Filmen auf der Grundlage einer seiner Romane. Er wurde bereits 1930 in den USA gezeigt sehr hoch gelobt. In Deutschland hingegen sorgten Goebbels & Co, für eine vernichtende Abfuhr des Autors und seines Films, obwohl sich nicht wenige gestandene Künstler und Politiker für beide einsetzten. Erst 1952 konnte man den Film auch in Deutschland sehen. Eine neuere Version entstand 1979 in der damaligen CSSR. Die künstle­rische Qualität der Schwarz-Weiß-Verfilmung aus dem Jahre 1930 erreich­ten jedoch beide nicht. Auch "Drei Kameraden" wurde zu einem ansehnlichen Kino-Erfolg der frühen Jahre (1938).
 
Alle übrigen Verfilmungen, selbst die einzelner Bestseller aus späteren Jahren, konnten die Erfolge dieser Filme nicht wiederholen. So wurde die 1941 gezeigte Film-Fassung von "Liebe deinen Nächsten" trotz Starbeset­zung (Glenn Ford und Margaret Sullivan, die zuvor in "Drei Kameraden" sich hervorgetan hatte) nur zu einem mäßigen Erfolg ebenso wie die Verfilmung des populären Romans "Arc de Triomphe" aus dem Jahr 1948. Erst eine neuere Filmversion gewann 1985 sowohl das Publikum als auch die Kritik.
Weitere Filme zu Werken Remarques konnten mit wenigen Ausnahmen nicht recht überzeugen ("Zeit zu leben und Zeit zu sterben", 1958); "Der Himmel kennt keine Günstlinge", 1977). Selbst "Der letzte Akt", ein Film über das Hitler-­Finale in Berlin, zu dem Roman das Drehbuch nach M.A.Musmanno´s "Ten Days To Die" geschrieben hatte, fand nur wenig Anklang.
Sieht man von dem überragenden Erfolg des ersten Films "Im Westen nichts Neues" einmal ab, so wiederholt sich, was Remarque besonders in Deutsch­land generell widerfuhr : seine Themen wurden als nicht zeitgemäß empfunden.
 
Die Rolle des Schriftstellers sah Remarque deshalb als problematisch und unbedeutend (gemacht) an, wie er bereits 1946 in einem Gespräch deutlich machte: „ …da ist der Produzent, da ist der Regisseur, da sind ein halbes Dutzend anderer Leute, die ihm dreinreden und sein Manuskript verändern, Jeder weiß es besser als der Autor. Was soll da herauskommen? Selten ein guter Film…"
Remarques Filmarbeit ver­dient durchaus ernsthafte Aufmerksam­keit. Der Schriftsteller war ein sensibler Künstler, dem der Unterschied zwischen den beiden Medien und Ausdruckswelten, hier Buch – da Film, sehr wohl bewusst war, deren gemeinsame Möglichkeiten er aber hoch einschätzte. 1958 schrieb er, begleitend zu den Dreharbei­ten an "Zeit zu leben und Zeit zu sterben" über die ,Lebendigkeit', die der Film dem Buch stets voraus habe, und er setzte große Hoffnungen in eine erfolgreiche Umsetzung seines vielgelesenen Romans, die sich, wie schon er­wähnt, nur zum Teil erfüllte.
 
Inzwischen weiß man, wie selten Literaturverfilmungen wirklich gelingen. Damals war man in den Anfängen dieser Kunst. Heute wird zumindest nicht mehr übersehen, dass Remarque ihr wichtige Impulse gegeben hat. Als sachkundiger Berater hat er bei einem der ganz großen Kriegsfilme, bei "Der längste Tag" (1964), mitgewirkt.
 
Remarque und die Nachwelt
Die germanistische Zunft hadert immer noch mit Remarque. Es scheint ihr schwerzufallen, den, den weltbekannten und gern gelesenen Schriftsteller als ,seriös' einzustufen. In Deutschland scheint er für viele Germanisten nach wie vor ein Trivialist zu sein, dem überdies der Vorwurf mangelnden Engagements während der Nazizeit nachgeht ebenso wie sein schlechter Ruf als Liebhabervon Luxus, schönen Frauen und schönem Leben, worüber sich schon einer seiner damaligen Nachbarn in Ronco, Robert Neumann, mokiert hatte. Später rehabilitierte er ihn.
Hierzulande teilt Remarque die Geringschätzung seines literarischen Wer­kes mit ,Knittel & Co., während die USA ihm und seinem Werk anhalten­des Interesse, Neugier, Respekt und Anerkennung entgegenbringen. ­Remarques Bücher jedoch, auch ohne plakative Vermarktung, verkaufen sich gut, und es ist anzunehmen, dass das Jahr 1998 (hundertjähriger Geburtstag), die Verkaufszahlen noch einmal erhöhen wird, vielleicht auch ein breiteres und ernsthafteres Forschungsinteresse wecken kann. ­Nach RemarquesTod galt es einen riesigen literarischen und beträchtlichen sachgegenständlichen Nachlass zu verwalten. Dieser ging 1977 zu einem Teil in amerikanischen Besitz über (New York University). Nach dem Tode von Frau Paulette Remarque-Goddard (1990) gelangte ein weiterer, sehr wesentliche Teil der Hinterlassenschaften aus dem Hause Remarque ­Goddard in die USA. Zweifelsfrei wurde dadurch den Amerikanern die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Remarque zu einem frühen Zeitpunkt möglich gemacht.
 
Erst in den 80er Jahren begann in Deutschland die wissenschaftliche Remarque-Forschung. Dazu trugen nicht unerheblich private Forscherbei, so der Osnabrücker Hanns-Gerd Rabe, der mit Remarque bereits seit den 20er Jahren bekannt war und begonnen hatte, Remarque-Materialien zu sammeln und zu systematisieren, die erder Remarque-Dokumentations­stelle der literaturwissenschaftlichen Abteilung an der Universität Osna­brück zur Verfügung stellte. Diese trug in weitverzweigter Forschungsarbeit eine Fülle weiterer Remarque-Materialien zusammen, so dass 1988 das Remarque-Archiv der Stadt Osnabrück entstehen konnte. Inzwischen ist dort das weltweit umfangreichste Material mit internationaler Reputation zu Leben und Werk des Autors versammelt.
Durch großzügige Unterstützung aus dem Ausland, u.a. aus den USA, ferner durch private Schenkungen verfügt das Archiv heute nicht nur über einen sehrreichhaltigen Buchbestand, sondern auch über handschriftliche Origi­nale einzelner Werke, über Briefe, Filme und Fotos, überGemälde und über einige für die biographische Remarque-Forschung unersetzlich wichtige Konvolute, u.a. zu einem Teil der privaten und geschäftlichen Korrespon­denz Remarques. Daneben organisiert das Archiv wechselnde Ausstellun­gen und dokumentiert in einer eigenen Schriftenreihe den Niederschlag seiner Arbeit. Besonders zu erwähnen ist die dem Archiv angeschlossene Forschungsstelle "Krieg und Literatur", die durch Symposien und regelmä­ßige Publikationen einen unschätzbar wichtigen Beitrag zum Thema "Frie­den" leistet.
 
In einem Gespräch, ca. zehn Jahre vor seinem Tod, sagte Erich Maria Remarque zu den Motiven seines Schreibens: "Ich bin kein politischer Mensch.lch will meine Leser weder überzeugen, noch überreden noch erziehen. Ich beschreibe, was mich bewegt, und weil ich mich als normalen Menschen betrachte, weiß ich, daß auch andere durch das bewegtwerden, was mich bewegt.“
Diese Zurückgenommenheit und aufrichtige Bescheidenheit, die Selbstver­ständlichkeit, mit der Remarque nahm und gab, und die Wahrhaftigkeit, die sein literarisches Werk auszeichnet, machen ihn nicht zu einem großen Schriftsteller, gleichwohl zu einem, dessen Werk einen hohes gelebtes Ethos an die in das 21. Jahrhundert gehende Menschheit weitergibt: Huma­nität zum Gesetz des Handelns zu machen.

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