Autor:
Friedrich Schiller

Textgattung:
Es handelt sich um ein dramatisches Stück. (Tragödie).

Aufbau:
Das Werk ist in 5 Aufzüge die jeweils in Auftritte gegliedert sind. Da der Höhepunkt im 3. Aufzug ist, handelt es sich um einen symmetrischen Aufbau. Den Wendepunkt bildet die Situation als Johanna Lionel trifft und sich in ihn verliebt. In diesem Werk befindet sich auch ein Prolog (Vorspiel – Epilog – Schlusswort).

Ort der Handlung:
Das Stück spielt in Frankreich, genauer in Orleans, Reims (Mittel bzw. Nordfrankreich), Paris, Chinon, Dom Remi (Geburtsort Johannas).

Historischer Hintergrund:
Die Handlung spielt während des 100jährigen Kriegs (von 1339 – 1453), in dem die Engländer den Süden Frankreichs besetzten. Grundlage dafür war das Lehnsystem. Der englische König war Lehnsmann des französischen Königs, hatte jedoch mehr Land als der Einheimische selbst. Die Franzosen haben jedoch schließlich den Krieg gewonnen, da sie den Vorteil des Heimatlandes ausnutzen konnten (ortskundig).

Sprache:
/xx/xx/xx/xx/xx/ = Blankvers mit 5 Jamben

Aktueller Bezug:
Es gibt zahlreiche Menschen, die "bürgerlich" aufgewachsen sind und später die Geschichte beeinflusst haben, z.B. Freiheitskämpfer wie Martin Luther oder Nelson Mandela.

Personenkreise:
Franzosen:

·         Johanna
·         Thibaut (Johannas Vater)
·         Raimond (Johannas Verlobter)
·         Bertrand
·         Karl VIIDu Chatel
·         La Hire und Graf Dunois (Königliche Offiziere)
·         Agnes Sorel
·         Herzog von Burgund: Zuerst auf Seiten der Engländer dann bei den Franzosen
Engländer:
·         Heinrich VI (Sohn von Heinrich V und Isabeau)
·         Königin Isabeau
·         Lionel
·         Fastolf
·         Talbolt (englische Offiziere)


Personen:
Johanna:
Sie ist nicht emanzipiert sondern wird zu ihrer Tat von Gott berufen. Es war nicht ihr Wille. Obwohl sie im Kampf keine Emotionen zeigt und sich als kluge Strategin verhält, wird sie auch als Privatmensch, der Gefühle zeigt, dargestellt.

Karl VII:
Er ist ängstlich und somit kein guter König für sein Land. Erst mit dem Auftreten Johannas wächst seine Motivation.

Graf Dunois:
Er versuch Frankreich zu stärken, als der König seinem Land den Rücken zuwendet.

Agnes Sorel:
Ihre Position ist stark, da sie die Geliebte des Königs ist. Sie versucht ihn zu beeinflussen und bietet ihm sogar an, ihr Schloss zu verkaufen, um die Söldner zu finanzieren.

Königin Isabeau:
Sie wird als gekonnte Diplomatin dargestellt, doch auf der andern Seite ist sie auch eine geschickte Intregrantin. Für die damalige Zeit verrufen war auch ihre Lebensweise, da sie die Männer nach ihrem Gefallen wechselte.

Thibaut:
Er hat andere Lebensvorstellungen für seine Tochter. Sie soll heiraten und eine Familie gründen und eine "brave" Hausfrau werden. Man könnte seine Denkweisen als altmodisch bzw. spießbürgerlich oder engstirnig betrachten.
Inhalt:
Thibaut d´Arc übergibt seine Töchter drei jungen Schäfern. Margot wird Etienne zugeteilt, Louison soll Claude Maries Frau werden.
Thibaut klagt über die Verschlossenheit seiner Tochter Johanna gegenüber ihrem Freier Raimond. Johanna ist sehr ernst, sie meidet stets fröhliche Gesellschaften und bevorzugt die Berge. Thibaut erzählt auch über einen Traum, in dem er gesehen hat, wie sie über allen Königen, Fürsten, Grafen und Erzbischöfen steht. Er glaubt bei diesem Traum an eine Warnung vor einem tiefen Fall.
Während Orleans von den Engländern belagert wird, berichtet Bertrand, dass der Feind bereits zwei Schlachten gewonnen hat und alle Länder bis an die Loire belagert hat. Nun soll auch Orleans besetzt werden. Isabeau, Bayernfürstin und Mutter des Königs, kämpft gegen ihren eigenen Sohn. Salisbury, Lionel und Talbot führen das Heer an. Die französische Armee fürchtet sich, nur ein einziger Ritter führt zum Kampf an. Johanna setzt sich daraufhin einen Helm auf, sie will Frankreich verteidigen.
Johanna erzählt von der Befreiung der ersten Länder. Dunois spricht über die Not seines besetzten Landes.
 
König Karl ist bankrott. Obwohl er nichts mehr hat, feiert er aber immer noch große Feste. Du Chantel berichtet ihm, dass er besitzlos ist.
Die Ratsherrn bitten um Hilfe für das besetzte Land. Graf Rochepierre übergibt Land binnen 12 Tagen wenn kein Heer kommt, um es zu verteidigen. Saintrailles ist tot. Das schottische Heer will seinen Lohn, sie drohen mit dem Abzug. Du Chatel soll seinen gesamten Besitz verkaufen.
Agnes Sorel, Geliebte des Königs, gibt ihm all ihr Vermögen. König Karl ist gesagt worden, dass eine Frau ihn retten werde. Er hofft auf Hilfe von einem Vetter in Burgund.

5.Auftritt:
Da der Vater des Herzogs getötet worden ist und Du Chatel vom Vetter für den Mörder gehalten wird, versagt dieser dem König seine Hilfe. Karl will ein Duell und so kommt der Herzog in den nächsten Tagen nach Orleans. Während dessen ist in Paris Königskrönung. Karls Mutter krönt Heinrich. Die Pariser sind darüber erfreut und jubeln. Da ein Engländer zum neuen König gekrönt wurde und das Parlament Karl verwirft, will dieser Orleans verlassen und kapitulieren, weil er seinem Volk den Krieg ersparen will. Sorel stellt sich dagegen und auch Dunois will nicht aufgeben, doch Karl geht mit Du Chatel.
Du Chatel versucht Karl zu überreden, dass er bleibt und mit dem Herzog von Burgund Frieden schließt. Da der Herzog Du Chatels Kopf als Rache für den Tod seines Vaters rollen sehen will, geht Karl nicht auf das Friedensangebot ein.
Auch Sorel versucht ihn zu beseitigen. La Hire berichtet, dass er in der Schlacht gesiegt hat.
Der Erzbischof versöhnt Dunois und Karl. Raoul erzählt, eine Jungfrau habe sie in den Sieg bei Vermonton geführt. Als die Engländer sie erblickten seien sie geflohen und im Fluss ertrunken. Karl will nun testen, ob sie von Gott gesandt ist. Er vertauscht ihren mit Dunois Platz, doch Johanna bemerkt den Schwindel. Um zu beweisen, dass sie Gottes Gesandte ist, erzählt sie den Inhalt zwei der drei Gebete, die der König gesprochen hatte. Nun führt Johanna das Heer der Franzosen an.
Talbot, Lionel und der Herzog von Burgund streiten sich wegen der Niederlage, die ihnen von Johanna zugefügt wurde. Der Herzog beschließ daraufhin, seine Soldaten abzuziehen.
 
Als Isabeau von der bevorstehenden Trennung hört, versucht sie sofort Frieden zwischen den beiden Engländern und dem Herzog zu stiften, was ihr schließlich auch gelingt. Daraufhin wird Isabeau von allen drei gemeinsam aus dem Lager geschickt.
Talbot, Lionel und der Herzog planen einen Gegenschlag nach ihrer Niederlage.
Als diese zum Angriff überschreiten wollen, überfällt Johanna das Lager und steckt es in Brand. In der Schlacht trifft Montgomery auf Johanna und versucht sie zu besänftigen, was ihm nicht gelingt. Sie fordert ihn zu Kampf heraus, wo er schließlich fällt. Johanna trifft auch auf den Herzog von Burgund, der sie töten will. Durch geschickte Reden, die ihn besänftigen, gelingt es Johanna, Dunois und La Hire ihn wieder auf die Seite Frankreichs zu bringen.
 
Dunois hat sich in Johanna Verliebt und will sie zur Frau nehmen. Während auf dem Hoflager in Chalons Karl und die anderen auf den Herzog von Burgund warten. Chatillon unterbreitet dem König die Forderungen, dass Philipp kein Wort über des Vaters Mord hören will, dass ein Hostie geteilt werden soll und Du Chatel soll nicht in seiner Gegenwart sein. Schließlich kommt Philipp und der König stürzt in seine Arme, womit sich die beiden wieder versöhnen. Als Zeichen schenkt er Agnes ihre verpfändeten Juwelen wieder. Auch Johanna tritt auf, doch fehlt ihr Du Chatel. Auf eine Bitte von ihr versöhnt auch Philipp sich mit dem Mörder seines Vaters. Der erstaunte König nimmt Johanna in den Adel auf und will ihr einen Gemahl suchen. Dunois und La Hire bewerben sich für ihr Herz. Agnes bewahrt sie vor dem Ansturm und ersucht um eine Bedenkzeit. Doch Johanna weist alles von sich ab, denn nur die Jungfrau hat den Auftrag Gottes bekommen. Und wenn sie diesen erfüllt hat, wird sie sich zurückziehen. Als sie in Wut gerät, möchte sie wieder in den Krieg ziehen. Im selben Moment kommt ein Ritter und berichtet, dass der Feind über die Marne gegangen ist. Selbst der König bricht auf, um die Feinde zu schlagen.
Tabolt, der im Sterben liegt, erfährt nun von Lionel von der Versöhnung. Als er dort liegt, treten die Französischen Herrn von vorhin auf und Talbolt stirbt während auch Fastolf sich als Gefangener sich hingibt. Doch Karl lässt ihm seine Freiheit, auch Talbolt lässt er ehrenvoll begraben.

Johanna verfolgt währenddessen einen schwarzen Ritter, der sie vom Schlachtfeld lockt. Er warnt sie, nicht mehr in die Schlacht zu ziehen, doch Johanna widerspricht ihm. Er will sie aufhalten, nach Reims zu gehen und dort den König zu krönen. Als dieser gehen will und Johanna in aufhält, verschwindet er im Boden. Johanna deutet dies als Werk des Teufels und verliert ihren Mut nicht. Weiters trifft sie auf Lionel, den sie schließlich auch töten will, aber es nicht kann und ihn fliehen lassen will. Er jedoch möchte eher sterben, als ihre Großzügigkeit anzunehmen. Schließlich empfindet er Mitleid und will sie retten. Als aber die Franzosen nahen, flüchtet er mit Johannas Schwert, um sicher zu gehen, dass er sie wiedersieht. Die Franzosen finden sie ohnmächtig und mit einer kleinen Verletzung vor.
Während der König in Reims eingezogen ist und Feste feiert, kann Johanna ihr Handeln nicht begreifen. Agnes versucht sie zu überreden, die Rüstung abzulegen. Agnes will sich ihr nähern, doch Johanna fühlt sich als Verräterin und weist sie zurück.
Du Chantel und La Hire bringen Johanna die Fahnen, die sie neben dem König herantragen soll, doch sie schreckt in Trance vor ihr zurück. Sie drängen sie ihr auf. Auf dem Kathedraleplatz hat sich halb Frankreich versammelt, unter der Masse auch drei Freier und die Schwestern vom Anfang und sehen die Erfüllung des Vaters Traum. Doch dieser erkennt Johannas Wehmut und will sie retten, als die aus der Kirch stürmt. Als sie ihre Schwester sieht, blüht sie wieder auf. Johanna wollte das alles nur als Traum sehen. Schließlich will sie all den Ruhm verlassen und mit den ihren in das Heimatdorf zurückkehren.
 
Der König ist im Königsornat und lobt Johanna. Diese soll nun ihre Rüstung ablegen, als sie ihren Vater bemerkt. Dieser beschuldigt sie mit dem Teufel im Bund zu stehen und das sie nicht ohne Sünde ist. Alle warten darauf, dass Johanna sich der Unschuld bekennt, doch sie schweigt. Der König und sein Gefolge verlassen den unheimlichen Ort, außer Dunois, der an Johanna glaubt. Als sie ihn jedoch abweist, verlässt auch dieser den Ort. Raimond nimmt die Gelegenheit und führt Johanna weg.
Johanna wird als Hexe ausgerufen, was den Feind wieder siegessicher macht und ihn zu einem neuen Angriff überleiten lässt. Johanna und Raimond tauchen im Wald unter und finden bei zwei Köhlern Unterschlupf. Als diese bemerken wer sie ist, verstoßen sie die beiden.
Johanna gesteht, dass sie Unschuldig ist, dass es Gottes Fügung ist, dass sie verbannt worden ist. Raimond will sie überzeugen, dass sie dies dem König auch sagt, doch Johanna meint, dass nur Gott den Tag der Wahrheit bestimmen wird. Schließlich tritt Königin Isabeau mit dem englischen Heer auf und nimmt sie gefangen, um sie zu Lionel zu bringen.
Währenddessen bereuen die Franzosen ihre Tat. Raimond erzählt Dunois und den anderen von der Beichte Johannas und dass sie gefangen genommen worden ist. Sofort wollen sie sie retten.
 
Lionel richtet Johanna nicht hin, obwohl es das Volk verlangt. Sie versucht ihn zum Rückzug aufzufordern. Doch die Franzosen nahen und die Engländer ziehen in den Kampf. Johanna könnte ihr Leben retten, indem sie zu den Feinden übertritt, doch sie bleibt standhaft.
In der Schlacht scheinen die Engländer zu siegen. Dunois ist schwer verwundet und der König gefangen. Johanna betet zu dem Herren und löst ihre Ketten und eilte auf das Schlachtfeld. Johanna befreit den König und nimmt Fastolf gefangen und stürmt die Burg. Auch die Königin zählt zu den Gefangenen.
Johanna wird des Todes nahe von den Fürsten getragen. Noch einmal richtet sie sich auf, um die Wahrheit zu verkünden und ihre Fahne hoch zu heben. Dann stirbt sie.

Problematik:
Hier wird die Problematik des klassischen Werkes behandelt. Der Mensch schwankt zwischen Pflicht und Neigung. Geht er jedoch seiner Neigung nach, ist er zum Untergang verurteilt. Johanna stirbt jedoch mit Würde.

Andererseits wird auch der 100jährige Krieg zwischen England und Frankreich.
Es kommen auch romantische Elemente wie eine Hexe oder der schwarze Ritter vor. (Aberglaube, Hexenthematik).

Der "Johanna Stoff" in der Literatur:
Shakespeare greift dieses Thema auf und beschreibt die Jungfrau in einem Königsdrama (Heinrich VI)
Voltaire macht sich darüber lustig, dass nur diese Frau verantwortlich sei für den Sieg der Franzosen. ("La pucelle"). Der Aufklärer meint, dies sei nicht glaubwürdig.

Schiller schreibt sein Werk 1801 "Die Jungfrau von Orleans", das nicht historisch wahr ist. Er will lediglich die Deutschen im Kampf gegen Napoleon motivieren.
1928 greift Bertold Brecht diesen Stoff in seinem Werk " Die heilige Johanna der Schlachthöfe" auf.
1938/39 "Johanna auf dem Scheiterhaufen" wird von Paul Claudel verfasst. Johanna wird nicht als Heldin dargestellt, sondern es wird ihre Psyche begründet. Ihr Privatleben mit ihren Gedanken wird durchleuchtet.
Jean Anouille stellt Johanna idealistischer dar als der oben genannte, mehr heldenhafter und positiver.
Als letzter Schriftsteller tritt Max Mell (Ö) 1956 mit dem Werk "Jeanne d`Arc auf.

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