Autor:
Helmut Qualtinger (1928-1987) und Carl Merz
Helmut Qualtinger (1928-1987) und Carl Merz
Entstehungszeit:
1961
Textsorte:
Einakter-Monolog (Ein-Mann-Szene)
Literarische Richtung:
Die Entwicklung des Dramas seit 1945
(österr. Literatur nach 1945)
Weitere Werke:
- Geisterbahn der Freiheit
- Unternehmen Kornmandl
- Die Hinrichtung
Biographie:
Helmut Qualtinger wurde am 8. Oktober 1928 in Wien geboren und starb am 29. September 1986 ebenda. Er machte sich als Schriftsteller, Kabarettist und Schauspieler einen Namen. Zusammen mit Carl Merz verfasste er eine Satire auf den typischen Durchschnittsösterreicher, die weltberühmt wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Qualtinger zunächst als Film-, Theater- und Literaturkritiker. 1947 kam er zum Kabarett und prägte von da an maßgeblich die Wiener Kabarettkultur der Nachkriegszeit. Mit dem Ein-Personen-Stück Der Herr Karl über einen unverbesserlichen Mitläufer, das er zusammen mit Carl Merz verfasste, wurde Qualtinger weltberühmt: So präsentierte er es in verschiedenen Städten Europas sowie in New York. Nach 1953 arbeitete Qualtinger auch als Theaterschauspieler u.a. in Dramen von Johann Nepomuk Nestroy und Ödön von Horváth. Darüber hinaus trat er in Film- und Fernsehproduktionen auf. Seine letzte Filmrolle war die des Pater Remigius in Der Name der Rose (1986, nach Umberto Eco).
Helmut Qualtinger wurde am 8. Oktober 1928 in Wien geboren und starb am 29. September 1986 ebenda. Er machte sich als Schriftsteller, Kabarettist und Schauspieler einen Namen. Zusammen mit Carl Merz verfasste er eine Satire auf den typischen Durchschnittsösterreicher, die weltberühmt wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Qualtinger zunächst als Film-, Theater- und Literaturkritiker. 1947 kam er zum Kabarett und prägte von da an maßgeblich die Wiener Kabarettkultur der Nachkriegszeit. Mit dem Ein-Personen-Stück Der Herr Karl über einen unverbesserlichen Mitläufer, das er zusammen mit Carl Merz verfasste, wurde Qualtinger weltberühmt: So präsentierte er es in verschiedenen Städten Europas sowie in New York. Nach 1953 arbeitete Qualtinger auch als Theaterschauspieler u.a. in Dramen von Johann Nepomuk Nestroy und Ödön von Horváth. Darüber hinaus trat er in Film- und Fernsehproduktionen auf. Seine letzte Filmrolle war die des Pater Remigius in Der Name der Rose (1986, nach Umberto Eco).
Hauptstationen von Karl:
- Brand des Justizpalastes 1927 (ähnlich Reichtagsbrand): Zeichen der wachsenden Spannung
- 1930er-Krise: Arbeitslosigkeit, bis 1934 war Karl Sozialist
- 1934 Rechtsrutsch bei den Wahlen, Karl wird brauner Anhänger
- arbeitslos; Witwe geheiratet, Wirtshaus // Auszug -> Sparverein, Sterbeverein, Volkswohlfahrt
- Zweiter Weltkrieg vorausgeträumt
- Hitler marschiert 1938 in Österreich ein (Stichwort: "Anschluss ans Reich")
- 1945 Kriegsende
- 1955 Staatsvertrag führt zum neutralen Österreich, wie wir es heute kennen
Karls Charakter
- Profiteur, Ausnützen der Leute, korrupt, skrupellos, rechtfertigend, selbstzufrieden
- Egoist, überheblich, überschätzt sich als "Mann von Welt"
- Anpaßer: Gehorsam gegen oben / Treten nach unten !
- Opportunist, Wendehals, schwimmt im Mainstream, dreht Fahne nach dem Wind
- Fassade der Gemütlichkeit, doch ein faschistoider Anpaßer (sehr gefährlicher Banause)
- emotional unterentwickelt, kalt, hartherzig, gemein
- Drückeberger, Parasit, "Der ewige Spießer"
Inhalt:
Der 1961 uraufgeführte Monolog ist eine brilliante Satire, die nicht ohne Bosheit, aber dennoch liebevoll den latenten Opportunismus des Kleinbürgers skizziert. Darüberhinaus bleibt er auch heute ein gültiger Spiegel der Zeitgeschichte, deren Phänomene sich offenbar in nur unerheblichen Variationen auch in jüngerer Vergangenheit bis heute wiederholen. "Der Herr Karl" ist Angestellter in einem Feinkostgeschäft und verbreitet einem imaginären Gesprächspartner gegenüber seine unreflektierten Gedanken über "Gott und die Welt".
Der 1961 uraufgeführte Monolog ist eine brilliante Satire, die nicht ohne Bosheit, aber dennoch liebevoll den latenten Opportunismus des Kleinbürgers skizziert. Darüberhinaus bleibt er auch heute ein gültiger Spiegel der Zeitgeschichte, deren Phänomene sich offenbar in nur unerheblichen Variationen auch in jüngerer Vergangenheit bis heute wiederholen. "Der Herr Karl" ist Angestellter in einem Feinkostgeschäft und verbreitet einem imaginären Gesprächspartner gegenüber seine unreflektierten Gedanken über "Gott und die Welt".
Der Text ist gratwanderisch zwischen Kabarett und Theater angesiedelt; es entsteht das kraftvolle Bild eines "kleinen Mannes", den der bekannte österreichische Regisseur und Publizist Hans Weigel schlicht als "menschlichen Zustand österreichischer Färbung" beschreibt. Weiterhin urteilt er: "Man wird über den Herrn Karl lachen und weinen, man wird ihn verdammen und bemitleiden, man wird ihn zitieren, man wird ihm – als höchste Bestätigung seiner Gültigkeit – auf Schritt und Tritt begegnen. Sein scheinbar zufälliges Gerede enthält in konzentrierter Form die Substanz eines Zeitromans oder eines Zeitstücks, ist zugleich Zeugnis einer Epoche, Enthüllung einer Haltung und Ergebnis souveräner literarischer Gestaltung, mit einem Wort: ein Stück Welt." (Hans Weigel)