Das vorliegende einstrophige Gedicht „Reklame“ von Ingeborg Bachmanns mit 20 Versen, das kein Reimschema vorweist, beschreibt die Angst und Wut der Menschen. Die Angst besteht darin, dass die Menschen ihre Heimat die Stadt nicht verlieren wollen und die Wut, dass die „Reklame“ alles locker sieht und sorgenfrei ist.  Einerseits stellt das lyrische-Ich die Stadt schlecht da, andererseits sorgt es sich auch um diese. Das Gedicht weist zwar kein Reimschema vor, jedoch wirkt das Schriftbild sehr chaotisch. Denn im jeden zweiten Vers versucht das lyrische-Ich durch die „Reklame“, die den Menschen versucht zu beeinflussen und zu überzeugen, dass alles gut sei, das Leiden der Menschen zu kaschieren. Auch findet sich der unregelmäßige Jambus in dem chaotischen Schriftbild wieder.
Der Titel „Reklame“ wirkt erst nicht negativ auf den Leser, jedoch dient Reklame oder auch Werbung der gezielten und bewussten Beeinflussung des Menschen. Der Werbende spricht Bedürfnisse teils durch emotionale, teils informierende Werbebotschaften zum Zweck der Handlungsmotivation an.

 

Durch die rhetorische Frage im ersten Vers „wohin sollen wir?“, stellt das lyrische-Ich klar, dass es in die Stadt gehört und es keinen anderen Ort gibt an dem es sich sicher fühlt. In Vers zwei spricht dann wieder die „Reklame“: „sei ohne Sorge“, sie versucht den Menschen zu beruhigen. Das lyrische-Ich verwendet im zweiten Vers eine Litotes, um das Gegenteil von glücklich und zufrieden hervorzuheben „sei ohne Sorge“. Dadurch versucht die Reklame auch die Gedankenkette, die mit negativen Gefühlen einhergeht, zu unterbrechen. Auch hier passt wieder der unregelmäßige Jambus, die Menschen haben Angst, dann werden sie wieder beruhigt. Bei Ängsten schlägt das Herz schneller, wenn sie beruhigt werden, schlägt es wieder langsamer. Vers drei greift durch eine Akkumulation nun die Ängste der Menschen und des lyrischen-Ichs auf  wie Dunkelheit und Kälte. Auch lässt sich hier eine Metapher wieder finden, denn Dunkelheit und Kälte steht für die Einsamkeit und Trauer. Das lyrische-Ich fragt sich, wohin wenn die Stadt es geschafft hat, sich selbst zu zerstören durch Industrialisierung, Verschmutzung oder Ähnliches.

 

Wieder versucht das lyrische-Ich in Vers vier dies zu kaschieren, die Reklame sagt wieder „sei ohne Sorge“. Versucht die Stadt mit einem positiven Bild darzustellen, alles sei gut und wird nie schlechter. Im fünften Vers macht das lyrische-Ich nur durch ein einziges Wort „aber“ klar, dass es immer noch besorgt ist  und es nicht zufrieden gestellt ist. Es kreisen noch immer Vorstellungen und Fragen durch den Kopf. Im fünften Vers tritt wieder eine Metapher auf „mit Musik“. Musik die  Freude und Glücksgefühle in uns auslöst. Sie bewirkt genau das Gegenteil von dem, wie sich die Menschen fühlen. Wieder fühlt sich das lyrische-Ich in Vers sieben und neun ratlos, und weiß weder was es denken noch tun soll. Das wiederum bestärkt den ernst der Lage. Wenn man geschockt oder verzweifelt ist, weiß man weder was man tun noch denken soll.

 

Die „Reklame“ hingegen stellt wieder alles fröhlich und sorgenfrei dar, fügt nun noch „heiter“ in Vers acht und zehn hinzu. Die Metapher in Vers acht „heiter mit Musik“ verbildlicht wie alle Menschen harmonieren und lachen, denn Heiterkeit  ist eine insbesondere durch Lachen, Lächeln oder Schmunzeln sichtbar werdende, aufgelockerte Stimmung. Die „Reklame“ versucht den Menschen klar zu machen, dass durch die Musik alles besser wird. Vers zwölf spricht hier für ein Klimax, dass bereits in Vers drei anfängt. Die Verzweiflung, Angst und Wut wird immer größer. Erst fragt es sich wohin es gehen soll, wenn es einsam und verlassen ist. In Vers zwölf denkt es bereits schon an das Ende, wenn alles zu spät ist. Die Metonymie „Ende“ steht ebenfalls für den Tod, es geht nicht mehr weiter und das lyirsche-Ich vertieft sich immer mehr in die Situation. Doch die „Reklame“ versucht in Vers 13 diese Situation wieder zu besänftigen, dass mit Musik alle glücklich seien und es kein Grund zu Besorgnis gäbe. Vers 14 geht wieder auf die Gefühle der Menschen ein. Die Frage „wohin tragen wir“, in der auch eine Metapher steckt, verbildlicht die Körperhaltung der Menschen. Denn die ganzen Sorgen, wohin, was tun oder was denken, lasten auf ihnen. Sie laufen gebeugt, als ob ein ganzer Sack voll Sorgen auf ihnen lastet. Die Metapher „Schauer aller Jahre“ macht deutlich, dass diese Sorgen nicht erst seit heute auf ihnen Lasten, sondern schon seit mehreren Jahren. Schauer der Nässe und Kälte verbildlicht und diese wiederum für die Sorgen stehen, die mit Trauer und Angst verbunden sind.

 

Im 15. Vers spricht die Reklame von einer „Traumwäscherei“, einem Neologismus, der aussagt, dass man seinen Wünschen freien Lauf lassen soll. Jedoch sieht das lyrische-Ich dies als einen Alptraum und wird immer wütender und ist immer noch nicht zufrieden gestellt. Es fragt wieder, was aber nun geschieht wenn Totenstille eintritt. Bei der dritten Frage endet das im dritten Vers anfangende Klimax, denn schlimmeres kann nicht mehr werden, dafür verwendet das lyrische-Ich eine Hyperbel. In Totenstille steckt ebenfalls noch ein Pleonasmus, denn der Tod ist das Ende des Lebens und es kann kein Geräusch mehr erzeugt werden, und durch die Stille wird dies noch einmal betont. Zwischen Vers 17 und 19 formuliert das lyrische-Ich es so, dass eigentlich im Übernächsten Vers eine Antwort der „Reklame“ stehen müsste, wie es sonst eigentlich immer  vorgesehen war, dass die Reklame eine Antwort darauf weiß. Jedoch steht diese vorletzte Zeile leer, erscheint dem Leser erst paradox, doch will das lyrische-Ich nur bestärken, dass wenn Totenstille eintritt, die „Reklame“ nun niemanden mehr beeinflussen und niemanden mehr versuchen kann einzureden, dass alles gut sei, denn zu diesem Zeitpunkt ist alles schon zu spät.Auch übereinstimmt das Analysierte mit dem Titel, dass es um die Beeinflussung der Menschen durch Reklame ging

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