Markus Werner, geboren am 27.12.1944 in Eschlikon (Schweiz), belegte nach seiner Matura im Jahre 1965 ein Studium der Germanistik, Philosophie und Psychologie an der Universität in Zürich. Später wurde er von 1985 bis 1990 Lehrbeauftragter am Gymnasium Schaffhausen, anschließend entschloss er sich, freier Autor zu werden.. Nun lebt er seit 1980 in Opfertshofen und ist Mitglied der „Schweizer Autorinnen-und Autoren .Gruppe“ Olten. Werner erlangte zahlreiche Förderpreise und Literaturpreise.
Werkverzeichnis:
- „Zündels Abgang“ Roman
- „Froschnacht“ Roman
- „Die kalte Schulter“ Roman
- „Bis bald“ Roman
- „Festland“ Roman
ZÜNDELS ABGANG von Markus Werner beschreibt Begegnungen, die das Schönste und das Schrecklichste vor Zündels Augen führen.
Ein Abgrund öffnet sich, in den Zündel fällt und fällt und fällt…- Der Mann, der einen Zahn verloren hat, verliert sich langsam selbst.
Konrad Zündel und seine Frau Magda beschließen den Sommerurlaub getrennt zu verbringen, doch muss Konrad nach dem Verlust eines Zahnes den Urlaub abbrechen und zu seiner Frau zurückkehren, die sich schon zuvor darauf eingestellt hat, ein paar Tage alleine zu verbringen, um ihrer Ehe neuen Durchblick zu gewähren. Daher verweigert sie ihm die erwartete Aufnahme und Zuwendung. Durch eine Reihe von nicht gelösten Konfliktsituationen beschließt Magda einige Tage getrennt von ihrem Mann bei einer Freundin zu verbringen. Ein Missverständnis veranlasst Zündel zu der falschen Annahme, seine Frau betrüge ihn, und er steigert sich so in seine Verletztheit hinein, dass er nicht einmal daran denkt, sich seines Verdachts zu vergewissern. Verwirrt und gekränkt flieht Konrad nach Genua, wo er während langer Streifzüge durch schmutzige Hotels und heruntergekommene Bars verwahrlost. Doch seine philosophischen Gedanken lassen ihn noch öfter zur Flasche greifen und so überdenkt er seine Beziehung zu seiner Mutter und zu seiner Frau.
„Mütterliche“ Besorgnis seiner Frau verhalfen Zündel nicht zur Genesung. Nach zwei Stunden Ausübung seines Lehrerberufes bricht er in seiner Verstörtheit zusammen. Nach von den Ärzten diagnostiziertem Krankheitsbild wird Konrad in eine psychiatrische Anstalt eingeliefert, aus der er ausbricht und nach einem kurzen Aufenthalt in einer Waldhütte wiederum verschwindet. Ein Paket, das Aufzeichnung Zündels enthält, ist die einzige Spur von ihm.
Einordnung der Textstelle:
(Kapitel 17, Seite 76 unten)
Die Textstelle mit den handelnden Personen Nounou und Zündel alias Pansoti passt insofern nicht in die Haupthandlung des Romans, da er sich nur für kurze Zeit ein Verhältnis mit Nounou anfängt und somit nur sehr wenig mit ihr zu tun hat, dabei spielt dieses Verhältnis keine große Rolle im Rahmen der restlichen Handlung. Dieses Gedankenspiel, wo er sich dieses Spiel aussucht, ist allerdings sehr typisch, da Zündel permanent durch das ganze Buch hindurch philosophiert und sich immer wieder an neuen Ideen bereichert.
Dieses Spiel ist auch charakterisierend für sein Denken, da er das ganze Leben nur als Spiel deutet, den Austausch von Dingen, Treue, Liebe und Hass.
Besonderheiten und Sprache:
Konrad führt während seiner Reise Tagebuch, das ihm mehr oder weniger klaren Kopf verschafft. Darin lässt er seine sämtlichen philosophischen Fähigkeiten und Gedanken aus und kommt somit auf neue Erkenntnisse.
Sowohl die Erzählung seines Freundes Viktors in der Ich-Perspektive, als auch die Notizen Zündels berichten in knapper, lakonischer Sprache von den Geschehnissen. Ihre Darstellung der ja eigentlich alltäglichen Erfahrungen Zündels, die erst durch ihre groteske Übersteigerung zur Tragödie werden, ist nicht weinerlich und schwermütig, sondern tragikomisch und humoristisch. Wichtige Erfahrungen Zündels an zentralen Stellen weisen auf die Sensibilität Zündels hin. Schmähungen werden von ihm in grotesker Vergrößerung wahrgenommen und ein weiteres Moment, das Zündels Verhalten begründet ist der Verlust seines Vaters, der die Familie verlassen hat und als verschollen gilt.
Dass der Vater ihn verlassen hat, erklärt auch Zündels Verlustangst hinsichtlich seiner Frau. Vor diesem Hintergrund wird die antizipierte Selbstenttäuschung- der eingebildete Ehebruch- zum eigentlichen Anlass für Zündels mehrfachen „Abgang“.
Oft verwendet er in seinen Aufzeichnungen ein Kraftwort, das sein erfolgloses Bemühen um die gültige Formulierung seines Dilemmas ironisiert: „Aufhören ist feig. Weitermachen ist feig. Aufhören ist tapfer. Weitermachen ist tapfer. Und das Leben ist eine Frage der Wortwahl.- Ach Scheißdreck.“
Der Sprachstil wechselt sich mit einer sehr ausgefeilten Sprache und einer Alltagssprache ab, was für die verlorene Identität Zündels spricht.
Zahlreich Wortspiele, sowie die Verschiebung der Satzstellungen ( S – P wird zu P – S) ist charakterisierend. Die Zeiten wechseln häufig von Erzählungen Viktors in der Mitvergangenheit zu Notizen Konrads im Präsens.
Persönliche Meinung:
Nachdem ich die Textstelle gelesen hatte, dachte ich mir, dass das gesamte Buch in solchen Diskussionen und Spielen über Philosophie aufgebaut sei, doch dem war nicht so. Allerdings war ich auch von jener Handlung im Buch begeistert, obwohl sich meine Konzentration nicht schwächen durfte. Gefallen hat mir dieses Buch manchmal nicht, da es sehr kompliziert und konfus geschrieben ist. Das Buch behandelt zwar die Gedanken Zündels, doch waren keine persönlichen Gefühle von ihm beschrieben. Genau diese Gefühle wie er sich wirklich fühlte wären sehr wichtig für das Verständnis gewesen, da er doch nur Schuldige für sein Dasein und seine Probleme suchte. Doch im großen und ganzem war ich doch sehr angetan von diesem Buch.