Michael Köhlmeier schrieb zahlreiche Drehbücher, Hörspiele, Theaterstücke und Romane. 1988 erhielt er für seinen Roman “Spielplatz der Helden” den Johann-Peter-Hebel-Preis des Landes Baden-Würtenberg und für sein Gesamtwerk erhielt er 1994 den Manès-Sperber-Preis. 1977 wurde er mit dem Anton-Wildgans-Preis ausgezeichnet.
Sein neuester Roman “KALYPSO” erschien 1997.
Sein Roman “TELEMACH” wurde sogar zum Buch des Monats erklärt. (Kritik der “Neuen Züricher Zeitung”: “Mit selten gewordener Farbigkeit und gütigem Blick entfaltet Köhlmeier seine Telemachie aus dem Geist fabulierender Sinnlichkeit”)
Titel:
Telemach (oder Telemachos) ist in der griechischen Mythologie der Sohn des Odysseus und der Penelope. (Der Sohn des Königs von Itaka, der in den Krieg zog und für viele Jahre als verschollen galt.)
Sein Name bedeutet soviel wie “Der-in-der-Ferne-kämpft” oder auch “Der-den-Kampf-vollendet”.
Der Titel weist also auch auf die Aufgabe der Hauptgestalt hin, oder besser gesagt, auf das, was von ihm erwartet wird.
Thema:
Weiters wird die daraus entstehende Angst vor der Enttäuschung, daß der Vater womöglich diesem Bild nicht entspricht, behandelt.
Ein anderer Schwerpunkt liegt bei den Problemen einer Frau, dessen Mann vor langer Zeit in den Krieg zog und seit dem nie mehr zurückkehrte.
Ihre Sehnsucht nach ihrem Mann wird nicht gemindert, als viele Freier kommen, die es eigentlich auf den Besitz der Frau abgesehen haben.
Doch die Frau kann und will sich keinen neuen Mann aussuchen, da sie sich noch nicht als Witwe sieht. Sie wird aber mehr und mehr von den Werbern unter Druck gesetzt.
Ein weiteres Thema, das Michael Köhlmeier behandelt ist die griechische Sagen- und Mythenwelt und der Glaube der Menschen an diese Götter.
Fabel:
Gattung:
Der Stoff und die Handlung ist die ursprüngliche, jedoch haben Autos wie Corvette und Mercedes, Tankstellen, Dieseltraktoren, chemische Fabriken, Gibson E-Gitarren,…genauso ihren Platz in dieser Erzählung wie griechische Götter und Schwertkämpfe.
Man könnte dieses Werk von Michael Köhlmeier in etwa mit der Neuverfilmung von “Romeo und Julia” vergleichen
Der Autor verwendet auch häufig englische Ausdrücke, wie “a needful thing” oder “in the bull-shit of reality” und vermittelt so den Eindruck einer Gesellschaft des 20. Jahrhunderts.
Blick-winkel:
Er kann in die Menschen hineinblicken und weiß genau, was sie denken bzw. fühlen.
Der Autor vergleicht die Götter mit einem Kinopublikum, die sich das Treiben auf der Erde wie auf einer Kinoleinwand ansehen. Genau dieses Gefühl bekommt der Leser vermittelt.
Andererseits wechselt die Erzählposition in die eines Ich-Erzählers, der wie ein unsichtbarer Geist die Hauptgestalt begleitet und die Geschehnisse aus dieser Position beschreibt. Allerdings treten gelegentlich auch hier die Merkmale eines allwissenden Erzählers auf.
Charaktere:
Telemach war der Sohn der griechischen Sagengestalt Odysseus und seiner Frau Penelope und steht im Mittelpunkt dieser Erzählung. Er ist ziemlich groß und sehr schlank. Sein Gesicht ist lang und schmal und wirkt mit den nicht zu einem Mann passenden üppigen Lippen eher zart und weich. Sein dunkelbraunes Haar fällt in engen Spiralen bis auf die Schultern. Alles in allem hat Telemach nicht die Haltung eines Helden. Er sieht nicht aus wie ein tollkühner Kämpfer, wie ein Verteidiger der Ehre seines Vaters, sondern eher wie ein friedfertiger, gutmütiger und träumerischer junger Mann, dem alles egal ist, solange er keinen Schaden erleidet.
Telemach ist sehr intelligent und wißbegierig. Er liebt es mit seinem Lehrer Mentor zu philosophieren und kann ihm stundenlang zuhören. Einerseits scheint Telemach teilweise keine eigene Meinung zu haben. Jedenfalls läßt er sich vieles von anderen einreden und nimmt deren Meinungen an. Andererseits bekommt er regelrecht einen Zorn auf Pallas Athene, da sie einfach Beschlüsse machte und ihn damit überfällt und vor vollendete Tatsachen stellte.
Pallas Athene:
Sie spielt eine fast ebenso wichtige Rolle wie Telemach. Laut der griechischen Sage ist sie die Tochter von Metis (der Tochter des Titanen Okeanos) und Zeus. Gaia, die Erde, warnte Zeus, daß dieses Kind mächtiger werde als der Vater, und so verschlang Zeus seine schwangere Gattin. Das ungeborene Kind aber stieg in Zeus Körper empor bis in seinen Kopf, und als Hephaistos mit einer Axt Zeus` Haupt spaltete, trat unter furchtbarer Aufruhr Pallas Athene hervor. Sie ist Obrimopatre – die Tochter des Gewaltigen, Agoraia hyion – die Sammlerin der Söhne für den Krieg. (so schreibt M. Köhlmeier)
Athene ging nie als sie selbst in die Welt hinunter. Meistens nahm die Gestalt und Rolle eines wirklichen Menschen an. Die eines Lebenden und manchmal auch die eines Verstorbenen. Sie sieht die Menschen wie Maschinen, wie Generatoren, die Kraftstoff benötigen. Athene blickt mit ihren kalten blauen Augen eines Neugeborenen aus dem Menschen, in dem sie sich gerade befindet und bestimmt in einem gewissen Maße dessen Gedanken und Handlungen. Sie möchte Telemach kontrollieren und es scheint, als ob sie sich und den übrigen Göttern etwas beweisen möchte. Nämlich, daß sie imstande ist, aus einem träumerischen, gutmütigen jungen Mann einen erbarmungslosen Krieger zu machen.
Zeitspanne:
Orte: Ogygia (Insel der Kalypso), Grotte der Kalypso; Ithaka, Odysseus` Haus, Stadt Melite (dort Wohnt Mentor), Schiff, Elis (Stadt am Hafen), Pylos (Palast), Lake daimon, ….