Interpretation:
Wie reagieren der Direktor und der Lehrer darauf?
Im Faschismus hat die Schule die Aufgabe, die Jugend moralisch zum Krieg zu erziehen und alles von ihr fernzuhalten, was in irgendeiner Weise die zukünftigen militärischen Fähigkeiten beeinträchtigen könnte. Die Lehrer müssen sich an strenge pädagogische Regeln halten, um die Jugend nicht zu kritischem Denken anzuregen. Blinder Gehorsam und Ausführen von Befehlen ist der Jugend beizubringen. Durch Sport sollen kerngesunde Körper herangezüchtet werden. In den Zeltlagern wird versucht, den Individualismus der Jugend abzubauen und sie zu künftigen "Kampfmaschinen" auszubilden. Deutlich wird dies in der Aussage des Lehrers: "Sie wollen Maschinen sein, Schrauben, Räder, Kolben Riemen. Doch noch lieber wären sie Munition, Bomben, Granaten. Wie gerne würden sie krepieren auf irgendeinem Feld. Der Name auf einem Kriegsdenkmal ist der Traum ihrer Pubertät."
Der Lehrer findet ihn deshalb feige und charakterlos.
Wie kann der Lehrer charakterisiert werden? Warum bekommt er Schwierigkeiten?
Für welche Werte tritt er ein? Wodurch wird er schuldig? Welche religiöse Einstellung hat er?
Der Lehrer ist alleinstehend und 34 Jahre alt. Er ist in gewisser Weise ein Außenseiter, da er sich dieser aus Vorurteilen bestehenden Gesellschaft mit seinem Denken nicht anschließt. Er vertritt jedoch seine Einstellung nicht in der Öffentlichkeit und ordnet sich unter, da er weiß, dass dies Folgen für ihn haben kann.
Der Lehrer tritt für Toleranz, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Fairness ein.
Wie wird die Jugend dieser Zeit charakterisiert? Warum haben die Schüler keine Eigennamen?
Die Jugend wird als willensschwach, charakter- und gedankenlos sowie ohne Nächstenliebe charakterisiert. Auch das selbständige Denken fehlt. Außerdem kann die Jugend mit dem Begriff "Liebe" nichts anfangen, denn sie bekam ja nie Liebe und kann deshalb auch nicht wissen, was Liebe wirklich bedeutet.
Die Schüler wurden im Roman nur mit Buchstaben benannt. Ich glaube, dadurch soll verstärkt zum Ausdruck kommen, dass die Schüler keine eigene Individualität besitzen.
Was bedeutet die Formulierung "Zeitalter der Fische"?
Ein Fisch ist kalt, liegt starr und regungslos im Wasser und beobachtet alles ruhig. "Zeitalter der Fische" könnte bedeuten, dass sich der Großteil der Bevölkerung starr und regungslos gegenüber dem Regime verhält, aus Angst vor den Folgen keinen Widerstand leistet und die Machenschaften und Manipulationen hinnimmt.
Warum ermordet T den Schüler N? Was bedeuten die Fischaugen von T?
T ist sehr wissbegierig und neugierig. Er beobachtet alles sehr genau. In einem Gespräch gesteht T dem B, dass er einmal einen Sterbenden und eine Geburt sehen will. Deshalb erschlägt T den Schüler N mit einem Stein. Ich denke ein weiterer Grund seines Tötens liegt aber auch in der fehlenden Zuneigung seiner Eltern ihm gegenüber.
Die Fischaugen spiegeln die Kälte, Gefühllosigkeit und Leere in seinem Inneren wider.
Warum wird Eva Anführerin und wie verhält sie sich beim Prozess?
Da Eva das älteste der Kinder ist, wird sie zur Anführerin der Bande.
Zuerst nimmt der Schüler Z die Schuld des Mordes auf sich. Weil er Eva liebt, will er sie schützen, denn er glaubt, sie habe die Tat begangen. Erst als der Lehrer gesteht, dass er das Kästchen geöffnet hat, fällt der Mordverdacht auf Eva. Eva entlastet Z, indem sie von einem dritten Anwesenden, einem fremden Buben mit Fischaugen, in der Mordnacht berichtet. Weiters bekennt sie öffentlich, Z nie geliebt zu haben. Z ist dadurch sehr verletzt und wendet sich von ihr ab. Evas Gerichtsverhandlung wird in drei Monaten stattfinden.
Welche Schüler lehnen sich gegen den faschistischen Zeitgeist auf?
Schüler Z und Schüler B (= Robert). Sie gründen einen Klub und lesen zu Hause bei B verbotene Bücher und Zeitschriften. Später treten dem Klub noch ein Bäckerlehrling und ein Laufbursch bei. Der Klub unterstützt den Lehrer bei der Aufklärung des Mordes. Die Kinder beschatten T Tag und Nacht und berichten dem Lehrer schriftlich darüber.
Welche Rolle spielt Gott, die Religion in diesem Roman?
Gott wird in diesem Roman sehr oft genannt. Der Lehrer ist sich oft selbst nicht im Klaren, ob er an Gott glaubt oder nicht. In manchen Situationen glaubt er, Gott plötzlich vor sich zu sehen (z.B. erscheint ihm Gott als kleiner Bube im Lager, der die Wahrheit kennt).
Der Lehrer glaubt an Gott, aber er mag ihn nicht, weil er das ganze Elend zulässt.
In den Gesprächen mit dem Lehrer redet der Pfarrer von einem "strafenden" Gott, den der Lehrer aber ungerecht und nicht gut findet. Der Lehrer will nicht an Gott glauben und möchte Gott "einen Strich durch die Rechnung" machen.
Schließlich findet der Lehrer zu seinem Gott, als er beim Prozess die Wahrheit gesteht. Er hat keine Furcht mehr vor Gott. Der Lehrer sieht in den Augen Evas Gott und er wird an seine eigene Kindheit erinnert.
Wer ist "Julius Cäsar", wie verhält er sich dem Regime gegenüber?
Julius Cäsar ist ein ehemaliger Lehrer eines Mädchengymnasiums, der eine Weile im Gefängnis gewesen war, weil er sich mit einer minderjährigen Schülerin eingelassen hat. Er ist ca. 60 Jahre alt und um sich seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, zieht er von Haus zu Haus und verkauft Scherzartikel. In einer Bar begegnen sich der Lehrer und Julius Cäsar, die sich schon von früher her kennen. Der Lehrer erzählt Julius Cäsar vom Mordfall. Julius Cäsar will mit Hilfe einer Prostituierten den Schüler T in eine Falle locken und so dem Lehrer bei der Aufklärung des Mordes helfen.
Julius Cäsar ist dem Regime gegenüber kritisch eingestellt, versucht, seinen eigenen Vorteil daraus zu ziehen und betreibt seine Machenschaften heimlich im "Prostituierten-Milieu".
Wie können Sprache und Form des Romans beschrieben werden?
Der Roman "Jugend ohne Gott" gehört zur Dichtungsgattung der Epik. Er ist in Prosa geschrieben, in viele kurze Kapitel gegliedert und erzählt in der ICH-Form aus der Perspektive des Lehrers. Die Erzählzeit erstreckt sich ca. auf ein Jahr und der Roman ist chronologisch gegliedert. Zeitlich eingeordnet werden kann der Roman in die Zwischenkriegszeit. Ein beträchtlicher Teil spielt in einem Jugendlager. Das Werk ist in der Umgangssprache geschrieben, hat einen einfachen Satzbau und enthält sehr viele innere Monologe. Weiters werden auch viele Metaphern verwendet, z.B. "die Lüge tanzt mit der Gerechtigkeit – nur die Vernunft tanzt nicht mit".