Biographie:
Paulo Coelho wird 1947 in eine gutbürgerliche brasilianische Familie hineingeboren, sein Vater Pedro ist Ingenieur, seine Mutter Lygia Hausfrau.
Coelho hat keine besonders glückliche Kindheit. Erst muss er die Jesuitenschule San Ignacio in Rio de Janeiro besuchen, wo er sich eingeengt fühlt, jedoch aber den Wunsch entdeckt Schriftsteller zu werden. Seine Eltern haben allerdings ganz andere Pläne mit ihm und lassen ihn sogar zweimal in eine psychiatrische Anstallt einweisen, als sich Coelho gehen die Familie auflehnt.
Wenig später schließt sich Coelho einer Theatergruppe an und beginnt für Zeitungen zu schreiben. Entsetzt darüber brechen die Eltern ihr Versprechen und lassen ihn wieder einweisen. Coelho beginnt nun ein Jurastudium und obwohl es danach aussieht, als hättet seine Eltern gewonnen, bricht Coelho das Studium bald ab und kehrt zu Theater zurück.
In den sechziger Jahren bricht trotz der Militärdiktatur die Hippizeit in Brasilien aus, die Coelho voll und ganz auslebt. Er beginnt schließlich auch für eine Zeitschrift zu arbeiten, ist aber nicht besonders erfolgreich. In dieser Phase lädt ihn der Musiker und Komponist Raul Seixas ein, Songtexte für ihn zu schreiben. Sie sind sehr erfolgreich und Paolo verdient zum ersten mal sehr viel Geld.
In dieser Zeit entsteht die Comic-Serie Kring-ha, die für mehr Freiheit eintritt. Das Militärregime sieht darin eine Gefahr, läßt Seixas und Coelho verhaften und ins Gefängnis werfen. Nach diesen turbulenten Ereignissen beschließt Coelho mit 26 Jahren, dass er endlich ein „normales“ Leben führen möchte. Er bekommt eine Stelle bei der Plattenfirma Polygram und lernt dort die Frau kennen, mit der er später seine erste Ehe eingeht.
1977 siedelt er mit ihr nach London über, wo er ganz dem Schreiben widmet jedoch ohne große Erfolge. 1979 trifft er Christina Oiticica wieder, eine alte Freundin, die er später heiratet wird und mit der er bis heute zusammenlebt.
Die beiden bereisen weite Teile Europas, darunter auch Deutschland, wo sie das Konzentrationslager Dachau besuchen. Dort hat Coelho eine Vision, ihm erscheint die Gestalt eines Mannes, dem er zwei Monate später in einer Amsterdamer Cafeteria begegnet. Er spricht ihn an, und es kommt zu einem langen Gespräch zwischen ihnen. Der Mann, dessen Identität der Autor nie preisgegeben hat, rät ihm, zum Katholizismus zurückzukehren und nach Santiago de Compostela zu pilgern. Coelho beginnt die christliche Symbolsprache zu studieren und macht sich auf die Pilgerreise. Ein Jahr danach erzählt er seine Erlebnisse in seinem ersten Buch „Auf dem Jabkobsweg“.
In den nächsten Jahren ist Coelho- nach ein paar Rückschlägen- fast in jedem Land auf Platz eins und erhält viele bedeutende Preise.
Am 25. Juli 2002 wird Paulo Coelho in die altehrwürdige Académia Brasileira das Letras mit Sitz in Rio de Janeiro gewählt, deren Aufgabe die Pflege der portugiesischen Nationalsprache ist.

Inhalt:
Der Roman beginnt mit Veronikas missglückten Selbstmordversuch durch eine Überdosis Schlaftabletten. Sie wacht schließlich im berüchtigten Irrenhaus „Villete“ auf. Es wird ihr erklärt, dass sie aufgrund der viele Schlaftabletten einen Herzfehler hätte und nicht mehr lange zu leben hätte. Dieses Wartet auf den Tod erscheint Veronika noch schrecklicher als Selbstmord und so macht sie sich auf die Suche nach tödlichen Medikamenten. Dabei macht Veronika in den folgenden Tagen die Bekanntschaft verschiedener Patienten, durch deren Erfahrungen sie allmählich sich selbst zu erkennen lernt und zunehmend wieder Lebenswillen schöpft. Ihr Schicksal des bevorstehenden Todes und ihre daraus erweckte Lebensenergie regen auch die anderen Patienten dazu an, über ihr Leben nachzudenken, und wecken in Manchen sogar den Wunsch, die Anstalt zu verlassen. Außerdem verliebt sich Veronika kurz vor ihrem vorausgesagten Tod in den Schizophrenen Eduard, mit dem sie gemeinsam aus „Villete“ flieht und ihren Lebensabend verbringt. Doch auch am nächsten Tag lebt Veronika immer noch. Es stellt sich heraus, dass der Heimleiter Dr. Igor bei Veronika durch regelmäßige Spritzen Herzanfälle hervorrief, um sie an den drohenden Tod glauben zu lassen. Er erhoffte sich davon, einen Beleg für seine eigenen Studien über Geisteskrankheiten zu erhalten, welche von der Idee eines Gifts ausgehen, dem er den Namen „Vitriol“ gab und das nur mit dem Bewusstsein des Lebens (hervorgerufen durch Bewusstsein des Todes) bekämpft werden könne.

Personen:

Veronika:
Veronika ist die Protagonistin des Romans. Sie entscheidet sich, Selbstmord zu begehen, weil sie ihr Leben zu eintönig findet und befürchtet, mit zunehmendem Alter würde sich nichts ändern, außer dass sie mehr Leid ertragen müsse. Hinzu kommt ein Gefühl von Ohnmacht, das sie auf Grund des Leids auf der Welt empfand. Als Kind war Veronika eine begeisterte Klavierspielerin. Sie wünschte sich eine Karriere als Pianistin, doch ihre Eltern fanden das zu riskant und drängten sie zu einem Studium. Sie schaffte ihr Diplom, nahm aber eine schlecht bezahlte, dafür sichere Stelle in einer Bibliothek an. Bis zur Einlieferung in „Villete“ lebte Veronika in einem gemieteten Zimmer eines Klosters, da ihr die strengen Ausgangszeiten als Vorwand dienten, sich frühzeitig von ihren Liebhabern zu verabschieden. Männer hatte Veronika zwar einige, aber scheute stets tiefer gehende Beziehungen, da sie sich viele Gefühle nicht eingestehen konnte. Ihre Unternehmungen mit Freunden und die Abende in Bars und darauf folgend den Betten ihrer Liebhaber wurden somit zur Routine, die sie glaubte, nicht anders durchbrechen zu können als durch Selbstmord.

Dr. Igor:
Er ist der Vorstand er Irrenanstalt Villete. Er weiß, dass nicht alle in seiner Anstalt verrückt sind- soweit man überhaupt sagen konnte, dass die anderen normal seien- doch er lässt ihnen die Freiheit hier zu bleiben, damit sie so sein konnten, wie sie wollen. Es gab keine Regeln und keiner wurde für sein Verhalten verurteilt.

Seine größtes Interesse gilt seinem Buch, an dem er zur Zeit arbeitet: Wie man das Vitriol- also die Bitterkeit aus dem Menschen herausbringen kann. Als sein „Versuchsobjekt“ hatte er Veronika ausgewählt, die davon aber nichts wusste. Sie war der perfekte Kandidat, da das Vitriol sie zum Selbstmord getrieben hatte. Ihr ganzer Körper war voll damit, so dass es nicht leicht wurde sie zu heilen. Dr. Igor verabreichte ihr täglich Spritzen, die angeblich ihr Herzleiden verbessern sollten, in Wirklichkeit aber fiktive Herzanfälle hervor rufen, die Veronika an ihr baldiges Ende erinnern sollen. Dieses Bewusstsein des Todes, ruf gleichzeitig ein Bewusstsein des Lebens hervor und dass war die einzige Heilmethode der Verbitterung. Man könnte nun meinen, dass es vom Dr. Igor sehr selbstsüchtig und hinterhältig war, Veronika den baldigen Tod und diese Herzanfälle vorzutäuschen. Doch eigentlich hat er ihr geholfen ihrem Leben wieder einen Sinn zugeben und die Verbitterung vollständig aus ihrem Körper und ihrem Leben zu verbannen. Sie sieht nun jeden Tag wie ein Wunder und auch für die restlichen selbstmordgefährdeten und verbitterten Menschen gibt es nun eine Heilmethode.

Zedka:
In „Villete“ trifft Veronika als erstes auf Zedka. Zedka erklärt Veronika, dass Verrücktheit prinzipiell keine Krankheit sei und sie lohnenswert sein könne. Für ihre Zeit nach Villete wünscht sich Zedka, auch weiterhin verrückt zu bleiben, allein ihre Depressionen wünscht sie sich nicht wieder. Ihre Depressionen hatten sie in die Klinik gebracht und ihr scheinbar geregeltes Leben aus der Bahn geworfen. In ihrer Jugend verliebte sie sich in einen verheirateten Amerikaner, reiste ihm nach und ließ sich auf eine Affäre ein. Als der Kontakt abbrach, durchlebte sie ihr erstes großes Stimmungstief. Mit der Zeit kam sie darüber hinweg, fand Arbeit und heiratete. Doch eines Tages nahm sie die Statue des Dichters Prešeren wahr und fand ihren Kampf um die Liebe des Amerikaners in seinen Werken wieder, die er einer ebenfalls hoffnungslosen Liebe gewidmet hatte. Es folgte der unmögliche Versuch, ihre erste und einzig große Liebe wieder zu finden. Ihr Liebeskummer war noch schlimmer als der erste und schließlich erlitt sie einen Nervenzusammenbruch. Bald darauf wurde sie nach „Villete“ gebracht.

Eduard:
Am ausführlichsten wird die Geschichte Eduards erzählt. Er wurde wegen Schizophrenie eingeliefert und war außer für Mari für niemanden erreichbar, da er sich in seine eigene Welt zurückzog. Erst Veronika schafft es, ihn mit ihrer Musik zu erreichen und sie verlieben sich ineinander. Kurz vor Veronikas vermeintlichem Tod erzählt Eduard von seiner Jugend als Diplomatensohn in Brasilien, wo er dem nüchternen Leben der Politikerstadt Brasília nichts abgewinnen kann. Er zieht sich zurück, bis er ein Mädchen kennen lernt, das ihn mit Okkultismus in Berührung bringt. Nach einem schweren Fahrradunfall kommt er über das Buch eines Krankenpflegers auf die Idee, zu einem Heiligen zu werden, der seine Visionen vom Paradies der Menschheit mitteilt, und möchte daraufhin das Malen lernen. Als er aus dem Krankenhaus entlassen wird, schreibt er sich in einen Malkurs ein und kommt mit Künstlern zusammen. Seine Eltern machen ihm deutlich, dass sie für ihn eine Diplomatenkarriere vorgesehen haben und er im Namen ihrer Liebe die Malerei sein lassen soll. In der Zwickmühle zwischen Malerei und Elternliebe fängt Eduard an, sich aus der Realität zurückzuziehen. Die Ärzte diagnostizieren Schizophrenie, deren Ursache sie im Fahrradunfall vermuten. Als sein Vater wegen des Krieges in Jugoslawien als Botschafter zurückbeordert wird, sehen seine Eltern sich gezwungen, ihn nach „Villete“ zu bringen.

Mari:
Zedka erzählt von einer Gruppe in „Villete“, die sich „Die Bruderschaft“ nennt. Es sind Patienten, die bereits geheilt sind, aber aus ökonomischen Gründen noch geduldet werden. Sie schätzen die Freiheit, sich in der Anstalt verhalten zu können, wie sie wollen, ohne verurteilt zu werden, da sie ja schließlich verrückt seien. Eine von ihnen ist Mari. Sie wurde wegen Panikattacken eingeliefert. Ihren ersten Anfall hatte sie im Kino, darauf folgten immer häufiger stärkere und längere Anfälle. Ihr Partner der Anwaltskanzlei empfiehlt ihr sich in „Villete“ einweisen zu lassen. Um ihre Familie zu entlassen folgt sie diesem Rat, doch kaum war sie in dieser Anstalt eingeliefert worden, lies ihr Mann nach „Vilette“ seine Scheidungspapiere schicken und ihr Arbeitskollege lies ihr mitteilen, dass sie durch wen anderen ersetzt werden würde.

Hintergründe:
Paulo Coelho verwendet neben den Datumsangaben (11.11.1997- 18.2.1198) und dem Schauplatz (Slowenien) weitere Realitätsbezüge. Zum einen erwähnt er Schauplätze in Ljubljana oder den slowenischen Dichter Prešeren, zum anderen findet der Roman vor dem Hintergrund der Konflikte nach der Teilung Jugoslawiens statt. Es finden sich einige Verflechtungen der Charaktere mit den Folgen der Unabhängigkeitserklärung Sloweniens und der Krisen in den Nachbarländern. Das ganze Buch erweckt den Eindruck einer wahren Geschichte und Coelho scheut sich nicht einen Selbstbezug herzustellen. Tatsächlich verarbeitet Paulo Coelho nach eigenen Angaben seine Erfahrungen, drei mal von seinen Eltern in eine psychiatrische Klinik gebracht worden zu sein, weil sie seinen Wunsch, Künstler zu sein, nicht anerkannten. Dies ähnelt der Geschichte des Schizophrenen Eduard, welche dadurch einen besonders autobiographischen Zug erhält.

Quellen:

  • Paulo Coelho – Veronika beschließt zu sterben, Diogenes Verlag

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