Autor:
Thomas Bernhard (1931-1989)

Entstehungszeit:
1975

Textsorte:
autobiografische Erzählung

Literarische Richtung:
Österr. Literatur nach 1945 (Sozialkritische und autobiografische Literatur von 1968-1980)

Sprachliche u. stilistische Merkmale:
Der Ich-Erzähler ist nicht einfach zu lesen. Bernhard schreibt sehr lange, verschachtelte Sätze mit vielen Gliedsätzen. An einigen Stellen ist man gezwungen, den Satz öfters zu lesen, damit man ihn versteht. Aber auch Wiederholungen und viele Fremdwörter machen es schwer, den Inhalt zu begreifen.

Weitere Werke:

·         Frost
·         Der Keller
·         Die Kälte
·         Das Kalkwerk
·         Der Atem
·         Heldenplatz
·         Die Korrektur
Biografie:
Thomas Bernhard wurde am 10. Februar 1931 in Holland geboren. Er wuchs als uneheliches Kind bei seinem Großvater dem österreichischen Schriftsteller Johannes Freumbichler auf. Bernhard kam in ein Heim für schwererziehbare Kinder. Später erzwang der großväterliche Ehrgeiz den weiteren Schulbesuch, den er aber vorzeitig abbrach. Eine Lungentuberkulose zwang ihn zu einem mehrjährigen Sanatoriumsaufenthalt.
1951-1957 studierte er in Wien, wo er gleichzeitig Hilfsarbeiter war, und am Mozarteum in Salzburg, Musik, Schauspiel und Dramaturgie. 1965 bekam er den Bremer Literaturpreis, 1968 den Großen Österreichischen Staatspreis und den Georg-Büchner-Preis 1970. Bernhards Rigorosität Institutionen und Personen öffentlichen Interesses gegenüber führte zu Prozessen und Skandalen, die zu noch größerer Publizität des Autors beitrugen. Er starb am 12. Februar 1989 in Gmunden.

Personen:

Grünkranz, "ein Musteroffizier und Muster-SA-Offizier":
Den meisten Personen steht er feindlich gegenüber, vor allem Grünkranz und Onkel Franz, aber auch seinen Eltern, die sich nicht um ihn kümmern. Seinen Vater hat er nicht ein einziges Mal gesehen. Nur seine Großeltern, die seine Eltern ,,ersetzt" haben, kritisiert er nicht. Sie sind aber nicht die einzigen positiven Bezugspersonen, denn er hat auch einen Freund vom Internat. Dieser ist körperlich behindert und gehört also auch zu den ,,Schwächeren". Eine Person, mit der er sich auch gut versteht, ist der Geografieprofessor Pittioni, der andauernd aufgrund seiner Hässlichkeit verspottet und gequält wird.

Inhalt:
Der Schriftsteller Thomas Bernhard hat schon zu seinen Lebzeiten für große Aufruhr um seine Person und sein Denken gesorgt. Seine Werke, die überwiegend autobiographisch sind, haben einen Hang zur Übertreibung und schockierten nicht nur deswegen die österreichische Bevölkerung, die sich stets als Opfer böswilliger Beschuldigungen sah. Thomas Bernhard nimmt auch in diesem Werk "Die Ursache. Eine Andeutung", das 1975 erschienen ist, kein Blatt vor den Mund und stellt die Stadt, in der er während der Kriegsjahre das Internat besuchte, in einem durch und durch negativen Bild dar.

Schon zu Beginn dieser Erzählung wird die Stadt Salzburg als "architektonisch-erzbischöflich-stumpfsinnig-nationalsozialistisch-katholische[r]Todesboden" bezeichnet. Ihre "krankmachenden Wetterverhältnisse" und die "schwachsinnigen Bewohner mit ihren gemeinen Gesetzen" hindern den Held daran, sich in dieser Stadt wohl zu fühlen.
Auch ihre "Natur (als Landschaft), die ein Wunder, und […] diese Architektur, die ein Kunstwerk ist" werden von Anfang an betont. Andererseits widerspricht er dieser Behauptung und schildert Salzburg als eine Stadt, die "gegen das Schöpferische" ist. Bei seinem Aufenthalt in Salzburg, während seiner Schulzeit, trifft der Ich-Erzähler auf zahlreiche Personen, die seine Sichtweise prägen. Allen voran ist dies Grünkranz, "ein Musteroffizier und Muster-SA-Offizier" , welcher das Internat mit seinen rauen und brutalen Erziehungsmethoden leitet.
Er ohrfeigt den Held mehrmals grundlos , was den jugendlichen Schüler zutiefst irritiert und verletzt. Diese Erlebnisse schüren Ängste in ihm und bringen ihn auf Suizidgedanken. Selbst als der Schüler die Laufdisziplin beim Sportfest, ein bedeutendes Ereignis während der nationalsozialistischen Diktatur, gewinnt ist dies "dem Grünkranz eher ein Dorn im Auge" . Allein seine Ehefrau war für ihn eine "mütterliche[] und, wo sie konnte, […] beschützende[] Frau" , die ihm als einzige im Internat Halt gab.
Grünkranz steht generell für den Nationalsozialismus und für dessen Erziehungsmethoden. "Noch waren wir der ganzen Strenge und Unverschämtheit und Unnachgiebigkeit des Grünkranz unterworfen und hatten eine sich ständig steigernde Angst vor diesem Menschen."
Der Ich-Erzähler kann es nicht fassen, dass ein solch brutales und menschenfeindliches Regime an der Macht ist und dies von der Bevölkerung sogar noch unterstützt wird.
Da der Held die größte Zeit seiner Jugend in Salzburg verbringt, sind diese Erlebnisse besonders einschneidend.
Das von Grünkranz beaufsichtigte Internat hat laut des Ich-Erzähler einen "staatlich-faschistisch-sadistischen Erziehungsplan" , dessen "faul gewordener Unterrichtsstoff" er "als Geisteskrankheit" bezeichnet. Führwahr beschreibt der Erzähler eine sehr abweisende Umgebung in dieser Bildungseinrichtung, die wie eine "katastrophale Verstümmelungsmaschinerie [… seines] Geistes" wirkt und nur zu seiner geistigen Vernichtung beiträgt. Die Aufgabe der Professoren, die "nichts anderes als Kranke" zu sein scheinen, ist den Schüler jeden Tag "auf die unverschämteste Weise den ganzen übelstinkenden Geschichtsunrat als sogenanntes Höheres Wissen wie einen unerschöpflichen Kübel über [… seinen] Kopf aus[zu]schütten" . Auch führen sie verschiedene Strafen aus, die oft grundlos sind und den Charakter des Schülers dauerhaft schädigen .
Dieser Zustand ist für ihn so grauenhaft, dass er sich oft in seinen einzigen Zufluchtsort, der Schuhkammer, versteckt. Dort kann er sich von den "vollkommen[d] erschöpfenden Erziehungsqualen im Internat" erholen und an die Ausführung seines Selbstmords denken.
Da seine Familie in der Nähe von Traunstein wohnt, hat der Ich-Erzähler auch Verwandte in Salzburg und kennt manche Einwohner, die vorherrschend für den Nationalsozialismus oder dem Katholizismus sind . Da er mit den Bedingungen im Internat nicht zurecht kommt, zieht er es einige Male in Betracht, zu den Verwandte zu flüchten. Dies würde für ihn aber keine Hilfe darstellen, da sie "nur auf ihren Besitz konzentriert und auf ihren Ruf bedacht und in katholischer oder nationalsozialistischer Stumpfsinnigkeit" ihr Leben führen.
Auch würde er bei ihnen auf "völlige Verständnislosigkeit []stoßen" und will sich nicht "ihrer fortwährenden zerstörerischen Neugierde aus[]setzen, [sowie] ihrem Argwohn"
Kurz vor Kriegsende setzen Bombenangriffe seitens der Amerikaner ein und zerstören so einen Großteil von Salzburg. In den darauf folgenden Monaten verschwindet der Nationalsozialismus oberflächlich und die Stadt wendet sich stark zum Katholizismus hin. "Die äußeren Spuren des Nationalsozialismus in Salzburg waren tatsächlich vollkommen ausgelöscht gewesen, als hätte es diese entsetzliche Zeit nie gegeben." Jedoch beschreibt er weiter, dass "aus dem sogenannten Tagraum, in welchem wir in Nationalsozialismus erzogen worden waren, […] jetzt eine Kapelle" stand und wo vor dem Kriegsende "das Hitlerbild an der Wand war, hing jetzt ein großes Kreuz" . "Es hatte alles nur einen anderen Anstrich und alles hatte nur andere Bezeichnungen, die Wirkungen und Auswirkungen waren die gleichen gewesen."
So übernimmt laut des Ich-Erzählers die Kirche und die Religion im allgemeinen die Rolle des Nationalsozialismus, was aber wenig an der Situation des Schülers ändert. "…als eine der größten Vernichterinnen, übernimmt die Kirche (übernehmen die Religionen) die Vernichtung der Seele des Menschen" . Ebenso waren die Erziehungsmethoden die gleichen (die "Methoden des Präfekten, die im Grunde nichts anderes als die Methoden des Grünkranz gewesen waren" ).
Dieser Präfekt "hatte auf katholische Weise das Erbe des nationalsozialistischen Grünkranz angetreten" und schlägt die Schüler mit der gleich Willkür.
Während des Lesens dieser Lektüre fällt oftmals Bernhards polemischer Ton auf. Dies kann als Aufarbeitungsversuch der Vergangenheit seitens des Autors gedeutet werden. Er versucht mit der Niederschrift seiner grausamen aber auch zugleich prägenden Erlebnisse sich von diesen zu befreien und sie endlich zu verarbeiten. Dies lässt aber keinen beschönigten Bericht zu. Goethes Werther wäre ein Beispiel in der deutschen Literaturgeschichte, dass dies durchaus hilfreich sein kann.
Auf der anderen Seite könnten die Bürger die Ursache für sein negative Salzburgbild sein. "Diese Leute als Bevölkerung haben aus der Erfahrung nichts gelernt, im Gegenteil. Über Nacht kann, den Katholizismus ablösend, hier wieder der Nationalsozialismus in beherrschende Erscheinung treten" . Dies und das verletzte Verhältnis zu seinen Verwandten hat seine Blickweise nachhaltig beeinflusst.
So ist Salzburg ein "tote[s] und verlogene[s] Schönheitsmuseum" , das jährlich zu den Festspielen "Universalität []heuchelt" .
Der Mann, den er als seinen einzigen richtigen Lehrer bezeichnet, wird das gewollte Begräbnis in Salzburg verwehrt. Der Grund dafür ist, dass sein Großvater, der für ihn stets ein Vaterersatz war, nicht kirchlich geheiratet hat. Dies trifft seitens des Helds auf größtes Unverständnis und ruft Hass gegen die Kirche hervor.
Der Ich-Erzähler hält noch sein Hilflosigkeit fest, die zeigt, dass er bis heute noch nicht die Schmerzen, die ihm von dieser Stadt zugefügt wurden, verkraftet hat. "Die Stadt der Kindheit (und Jugend) ist nicht erledigt, ich gehe noch immer mit einem schutzlosen, nicht zur geringsten Gegenwehr befähigten Kopf und mit einem vollkommen ausgelieferten Gemüt in sie hinein."
Diese Gründe würden auch sein bis zu seinem Todestag gespannten Verhältnis zu dieser Stadt erklären. Er hat unter anderem sogar testamentarisch bestimmt, dass seine Werke nicht mehr in Österreich aufgeführt und verkauft werden dürfen.
Die Stadt Salzburg hingegen setzt sich seit einigen Jahren mit dem Phänomen Thomas Bernhard kritisch auseinander. So wir unter anderem auch die Thomas-Bernhard-Stiftung finanziell unterstützt. Letztlich werden die Werke des Schriftstellers nachträglich honoriert, sodass sie einen höheren Stellenwert in der österreichischen Literatur einnehmen.
Wogegen richtet sich Bernhards Kritik und was sind die ,,Ursachen" dafür?
Die Kritik richtet sich besonders gegen seine Erziehung und das soziale Umfeld seiner Jugend, die sein Leben ,,vernichteten". Schuld daran sieht er im Nationalsozialismus als auch im Katholizismus, die er in Grünkranz und Onkel Franz verkörpert sieht. Aber auch das Schulsystem, die Gesellschaft, die Stadt Salzburg mit ihren vielen Selbstmorden sind Grund seiner Kritik.

Wieso wurden Bernhard und seine Werke angefeindet? Bezüge zur Vergangenheitsbewältigung!
Seine Werke wurden deshalb angefeindet, weil Bernhard die Probleme, Erfahrungen und Gefühle, die er in seiner Jugend gemacht hat, sehr wahrheitsgetreu wiedergibt und alles schonungslos niederschreibt. Drastisch beschimpft und beschuldigt er Mitmenschen, die seiner Meinung nach nicht aufgeklärt sind oder nationalistischem Gedankengut huldigen. Er vergleicht aber auch den Nationalismus mit dem Katholizismus hinsichtlich ihrer totalitären Strukturen, die er beide in gleicher unangenehmer Weise erfahren hat. Von beiden sieht er strenge und ungerechte Schatten über Österreich geworfen, mit denen er dann auch in seinen weiteren Werken abrechnet.

Erziehungsmodelle zwischen Internat und Großvater:
Direktor Grünkranz und später Onkel Franz Erziehungsmethode besteht darin, die Zöglinge mit eiserner Disziplin, Drohungen und Strafen aufzuziehen. Bernhards Großvater aber respektiert den Jungen, versucht ihn besser auszubilden als er dies selbst erfahren hat und zieht ihn wie seinen eigenen Sohn auf.


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