Der Lehrling und Mustersohn Edgar Wibeau bricht die Lehre in seinem Heimatort Mittenberg ab. Eines seiner Motive, warum er von zu Hause weggeht, ist, "dass er nicht länger als lebender Beweis dafür rumlaufen will, dass man einen Jungen auch sehr gut ohne Vater erziehen kann". Edgar malt abstrakt, weil er laut eigener Aussage "nicht fähig ist, etwas so zu malen, dass man es wieder erkennt". Gemeinsam mit seinem Freund Willi geht er nach Berlin, um an der Kunsthochschule zu studieren. Die beiden werden jedoch nicht aufgenommen. Edgar findet Unterschlupf in einer abbruchreifen Laube und identifiziert sich in der Rolle eines verkannten, unterschätzten und leidenden Genies. Er fühlt sich von der Gesellschaft eingeengt und will nicht "40 Jahre in einem Kombinat arbeiten".
Wie können Charlie und Dieter beschrieben werden?
Charlie ist eine 20jährige Kindergärtnerin, die mit Dieter, einem Wehrdienstleistenden, verlobt ist. Dieter ist gerade bei der Armee, als Charlie Edgar kennen lernt. Sie empfindet große Sympathie für Edgar, fällt aber nicht auf seine "Verkanntes-Genie-Masche" herein.
Welche anderen Personen spielen eine Rolle im Leben Edgars?
Die Mutter hat Edgar alleine großgezogen. Nachdem Edgar von zu Hause weggelaufen ist, bricht für sie eine Welt zusammen. Die Mutter hat dem Vater den Kontakt zu seinem Sohn Edgar verboten.
Addi ist Vorarbeiter in der Malerkolonne. Er wird von Edgar dauernd gereizt und provoziert, was schließlich in einem "Rauswurf" für Edgar endet.
Wie ist der Roman aufgebaut?
Der Roman spielt auf drei Zeitebenen:
- Das Leben Edgars wird in der Rückblende erzählt.
- Aus dem "Jenseits" kommentiert Edgar die einzelnen Szenen.
- Gegenwart – Recherchen des Vaters
Wie können Erzählverfahren und Sprache beschrieben werden?
Der Roman wird in mehreren Zeitebenen erzählt, beginnend mit Zeitungsartikeln über Edgars Tod. Edgars Vater "recherchiert" bei Willi, Charlie und in der Malerkolonne, um seinen Sohn im Nachhinein "kennen zu lernen". Von Zeit zu Zeit "schaltet" sich der tote Edgar ein und kommentiert das Geschehen aus seiner Sicht.
Wenn Edgar Gefühlsregungen ausdrückt, sagt er z.B. "Ich glaub – denk – mich streift ein Bus" oder in brenzligen Situationen sieht er "ziemlich alt aus".
Man liest auch viele englische Ausdrücke, z.B. "high", "jumpte", hält eine "Speech" oder trägt seinen "Bluejeans-Song" vor.
Ist im Werk eine Kritik an der DDR erkennbar?
Dadurch, dass Edgar den "fortschrittlichen und sozial angehauchten" Zaremba als Vorbild sieht, finde ich, ist eine Kritik an der DDR erkennbar.
Welcher Bezug besteht zu Goethes "Werther"?
Edgar fühlt sich, genau wie Werther, von den Zwängen und Normen der Gesellschaft eingeengt und kann seine Fähigkeiten nicht entfalten. Werther schreibt einem fiktiven Freund (Wilhelm). Edgar spricht auf Tonbänder und schickt sie seinem Freund Willie. Edgar verliebt sich, ebenso wie Werther, in eine verheiratete Frau, nämlich Charlie. Nach und nach ziehen sich Edgar wie auch Werther in sich selbst zurück, weil sie mit der Gesellschaft nicht mehr "zu Rande" kommen. Am Ende sterben beide. Während Edgar auf Grund eines Unfalles stirbt, wählt Werther seinen Tod selbst.
Edgar verwendet oft Zitate aus Goethes "Werther".
Wie wirkt das Werk auf Sie persönlich? Wie würden Sie es deuten?
Ich finde den Roman sehr originell (Anlehnung an ein literarisch sehr bedeutendes Werk; verfasst in einer ausdrucksstarken jugendlichen Jargonsprache; bereits toter "Held" schaltet sich ein und kommentiert das Geschehen). Teilweise finde ich einzelne Kommentare Edgars witzig und erkenne eine gewisse Komik, z.B. "Old Werther" oder "Anschließend fühlte ich mich wie Robinson Crusoe und Satchmo auf einmal. Robinson Satchmo."
An Edgar "stört" mich eigentlich, dass er sich sehr schnell selbst bemitleidet und in der Folge in sich selbst zurückzieht.
Der Roman spiegelt die gesellschaftlichen Verhältnisse der damaligen DDR wider.
Ich denke, das Buch ist ein Aufruf bzw. ein Appell an die Jugendlichen, sich nicht durch ein kommunistisches Regime unterdrücken und manipulieren zu lassen.