Die Gedichte „Die Beiden“ von Hugo von Hofmannsthal und „Sachliche Romanze“ von Erich Kästner beschäftigen sich beide mit dem Thema der Unfähigkeit von manchen Liebesbeziehungen.
Das Werk „Die Beiden“ von Hugo von Hofmannsthal handelt von zwei Verliebten, die ihre Unsicherheit hinter Souveränität verstecken wollen, was nicht funktioniert und sie somit nicht zusammenkommen.
Formal besitzt das Gedicht nicht die Gestalt eines klassischen Sonetts, ähnelt ihm aber sehr stark, da es aus zwei Quartetten zu je vier Versen und zwei Terzetten zu je drei Versen besteht. Jede Strophe dieses Gedichts hat ein unterschiedliches Reimschema. Die erste Strophe wurde im Paarreim geschrieben (aabb), wogegen die Zweite einen umschließenden Reim aufweist (acca). Die ersten beiden Verse der dritten Strophe bilden mit den letzten beiden Versen der vierten Strophe einen Kreuzreim (adad). Vers elf bildet mit Vers zwölf einen Paarreim. Die Kadenzen sind, mit Ausnahme der Verse sechs, zehn und vierzehn, männlich. Bei dem Metrum des Gedichtes handelt es sich um einen 4-hebigen Jambus.
Die sprachliche Gestalt des Werkes beinhaltet nicht sehr viele Stilmittel. Es finden sich nur einige Wortwiederholungen („Hand“: Ende von den Versen 1/4/9/13), eine Anapher mit „Und“ (Vers 7/14) und ein Vergleich in Vers 2 („Kinn und Mund glich seinem Rand“). Das Gedicht ist im Imperfekt verfasst.
Das Gedicht lässt sich in drei Teile, die sich großteils mit den Strophen decken, strukturieren. Im ersten Teil, der ersten Strophe, wird eine Frau und im zweiten Teil, zweite Strophe, ein Mann beschrieben. Der dritte Teil, der die dritte und vierte Strophe umfasst, wird das Aufeinandertreffen der beiden geschildert.
Die erste Strophe beinhaltet die Beschreibung einer Frau, die einen Becher trägt, und deren Mund und Kinn mit der Rundung des Becherrandes vergleichen werden. Sie geht so sicher mit dem vollen Becher, dass dieser nicht überschwappt.
Ein junger reitender Mann, der sein Pferd mit starker Hand zum Stehen bringt, wird in der zweiten Strophe geschrieben.
Die letzten beiden Strophen schildern, dass es für die beiden nicht möglich war den Becher zu tauschen ohne den Wein zu verschütten, da sie vor Nervosität zitterten.
Das Werk von Hofmannsthal beschreibt die Szenerie vom Treffen zweier Verliebter. Beide haben sich, um ihre Unsicherheit zu verstecken, eine Fassade gebaut, mit der sie Souveränität vortäuschen. Sie nehmen sich, wie es oftmals beim ersten Treffen der Fall ist, vor, sich lässig und selbstsicher zu geben, bringen es aber schließlich doch nicht zusammen. Als ihre Fassade zusammenbricht, sind sie so geschockt darüber, dass sie zu zittern beginnen, kein Wort herausbringen und es nicht einmal schaffen einen Becher zu tauschen ohne diesen fallen zu lassen. Da nun beide verunsichert sind, weil sie ihre Maske verloren haben, wagt keiner auf den anderen zuzugehen und so werden sie nie ans Ziel kommen und zusammenfinden. Sie können keine Beziehung aufbauen, weil sie es nicht schaffen ihre Unsicherheit zu überwinden.
Das Gedicht „Sachliche Romanze“ von Erich Kästner befasst sich mit dem Ende einer Liebe beziehungsweise Beziehung.
Die formale Gestalt des Werkes gliedert sich in vier Strophen. Die erste, zweite und dritte Strophe haben ja vier Verse, die letzte Strophe hat fünf.
Das Reimschema ist zweiteilig. Die ersten drei Strophen weisen einen Kreuzreim auf, wogegen die letzte Strophe ein nicht genau festlegbares Schema besitzt (ghggh). Das Metrum des Gedichtes ist ein 5-hebiger Jambus. Die Kadenzen der ersten, zweiten und dritten Strophe alliterieren. Die Kadenzen der letzten Strophe weisen abermals eine eigenwillige Reihenfolge auf (mwmmw).
Sprachlich ist das Werk nicht sehr reich an Stilmitteln. In den Versen drei und vier wird das Abhandenkommen der Liebe mit dem Abhandenkommen von Dingen verglichen, also ein Vergleich. Mit „Sie“ findet man in den Versen 13 und 16 eine Anapher.
Der Titel des Gedichtes ist selbst ein Oxymoron beziehungsweise ein Paradoxon, da es keine sachliche Romanze gibt. Eine Romanze ist das Gegenteil von sachlich. Sie ist intim und gefühlvoll.
Die Struktur des Gedichtes ist zweigeteilt. Der erste Teil umfasst die ersten beiden Strophen, exklusive des 8. Verses. Er beschreibt die Lage in der sich die Beziehung befindet und macht klar, dass die beiden Partner die Augen vor der Wahrheit verschließen. Der zweite Teil setzt ein, als sich die Frau das Verdrängen nicht mehr aushält und ihren Gefühlen freien Lauf lässt. Danach wird die Umgebung, der Ortswechsel des Paares und deren Verhalten beschrieben.
Der Inhalt der ersten Strophe ist das Bekanntgeben des Liebesverlustes zwischen einem Paar, das bereits acht Jahre zusammen war. Der Verlust wird mit dem Abhandenkommen von Gebrauchsgegenständen verglichen. Das Paar weiß, dass die Liebe fort ist, versucht es aber zu verdrängen und versucht sich zu küssen als ob nichts wäre. Doch insgeheim wissen sie nicht weiter und die Frau beginnt zu weinen ohne dass sie Trost vom Mann bekommt. Am Fenster fahren Schiffe vorbei und nebenan übt jemand Klavier. Der Mann meint schließlich es wäre Kaffeezeit und sie sollten wohin gehen und sich einen genehmigen. So gehen sie in ein kleines Kaffe und sitzen sich schweigend, in ihren Tassen rührend gegenüber. Dort sitzen sie still schweigend bis zum Abend und können den Verlust ihrer Liebe nicht fassen.
Der paradoxe Titel des Gedichtes, stellt in gewisser Weise die Fremdheit dar, die sich mit den Jahren in die Beziehung eingeschlichen hat. Das Paar kann auf eine lange Beziehung zurückblicken, während sie sich sehr genau kennen gelernt haben. Die beiden haben ihre Liebe sehr plötzlich verloren, wie andere Menschen einen sachlichen Gegenstand. Sie waren sich wohl dessen nicht gleich bewusst, doch im Hinterkopf keimte bereits der Gedanken der Wahrheit. Doch obwohl sie traurig waren, betrogen sie sich selbst und mimten die Glückseeligkeit. Ein Paar das sich liebt, hätte mit einander gesprochen und versucht der Beziehung wieder neuen Schwung zu geben, doch beide wussten intuitiv bereits, dass sie das eigentliche gar nicht mehr wollten. Sie hatten keine Ahnung was sie tun sollten –sie konnten weder vor noch zurück. Als die Frau die Augen nicht mehr vor der Wahrheit verschließen konnte und zu weinen begann, stand der Mann nur in der Gegend herum, anstatt sie zu trösten. Das ist ein Bild bei dem klar wird, dass sie sich nicht mehr lieben, denn sonst hätte der Mann die Frau getröstet, weil es ihm auch weh tut einen geliebten Menschen unglücklich zu sehen.
Die Schiffe denen man winken könnte, kann man in zweierlei Hinsicht betrachten. Einerseits können sie bedeuten, dass die beiden an einem Punkt in ihrem Leben angekommen sind an dem sie nicht mehr mitsegeln können, wenn sie nicht etwas verändern. Andererseits wäre es auch möglich, dass sie nur genannt werden, weil sie der Mann betrachtet um nicht das Leid der Frau sehen zu müssen. Der Klavier spielende Mann könnte mit dem Hinauf- und Hinunterspielen der Tonleiter, dieselbe Bedeutung haben. Als der Mann nun endlich das Schweigen bricht, sagt er nur Belangloses, dass es Zeit für einen Kaffee ist. Mit dem Vorschlag eines Ortswechsels will er wahrscheinlich nur bewirken, das bedrückende Zimmer zu verlassen, in der zu viele Erinnerungen wohnen. Möglicherweise hofft er auch, dass sich die Lage an einem neutralen Ort nicht so angespannt verhält. Doch als sie im Café sind, sitzen sie abermals nur still da, anstatt über ihre Probleme, Gefühle oder Zukunft zu reden. Wahrscheinlich wollen beide nicht in ihre bedrückende Wohnung zurück, da sie lange in dem Café bleiben. Ihr Problem, dass sie nicht verstehen und fassen können, löst sich aber nicht vom Davonlaufen oder Verschweigen. So werden sie vielleicht noch eine längere Zeit unglücklich nebeneinander leben, anstatt die Karten auf den Tisch zu legen.
Die Gedichte sind bezüglich ihrer Thematik gleich. Sie handeln beide von einer Liebe, die am Anfang, aber auch gleichzeitig schon am Ende ist. Die Aussagen der Texte sind ebenfalls sehr ähnlich. Im Gedicht „Die Beiden“ von Hugo von Hofmannsthal, kann sich die Liebe nicht entwickeln, weil die beiden nicht in der Lage sind gegenüberzutreten und über ihre Gefühle zu sprechen. Sie werden nie zusammenkommen und eine harmonische Beziehung führen können, wenn nicht einer der beiden den ersten Schritt auf den anderen zu macht. Eine Fassade aufzubauen und sich zu verstellen oder zu beschützen hilft nichts. Sie müssen die Probleme aus der Welt schaffen.
Auch im Werk Erich Kästners, „Sachliche Romanze“, spielen sich die Partner etwas vor. Sie wissen beide insgeheim, dass ihre Liebe am Ende ist. Die Liebe ist verschwunden. Obwohl sie für den Verlust nichts können, bringen sie es nicht fertig, die Karten auf den Tisch zu legen und der Wahrheit ins Auge zu sehen. Sie spielen sich gegenseitig die heile Welt vor bis sie nicht mehr können. Es wird kein einziges Wort über die jeweilige Gefühlslage verloren, im Gegenteil sie wird totgeschwiegen. Wenn keiner der beiden mutig genug ist und sich die Lage eingesteht und mit dem anderen darüber redet, werden sie noch mehr Zeit vertun und unglücklich nebeneinander her leben.
Ich würde von den zwei Gedichten „Sachliche Liebe“ von Erich Kästner für ein Lesebuch der achten Klasse auswählen, weil ich finde, dass man sich im Leben oft etwas vor macht und jeder schon einmal etwas nicht wahr haben wollte. Niemand wird sagen können, dass ihm noch nie etwas vollkommen Unerwartetes passiert ist, was man anfangs nicht für wahr ansehen konnte und es totzuschweigen versucht hat. Die Aussage von „Sachliche Romanze“, dass man über Probleme und Tatsachen sprechen und sie nicht verdrängen sollte, hat nicht nur für Liebende, sondern generell eine wichtige Bedeutung. Die Aussage sollte sich jeder Mensch zu Herzen nehmen. Ich bin der Meinung, dass diese Aussage wohl immer und in allen Lebensbereichen Geltung haben sollte.