Kurze Inhaltsangabe
Der 2002 von Mohammed Moulessehoul unter dem Pseudonym Yasmina Khadra veröffentlichte Roman "Die Schwalben von Kabul" beleuchtet das Schicksal zweier Paare in Kabul unter dem völlig entarteten Schreckensregime der Taliban zur Zeit der 90er Jahre, wie es uns Europäern nur schwer vorstellbar erscheint.
Mohsen Ramat und seine emanzipierte Frau Zunaira gehörten vor dem Umsturz zur gebildeten Oberschicht. Gefängniswärter Atiq Shaukat und seine todkranke Frau Mussarat sind einfache Leute. Beiden Paaren geht es primär darum, ihren Alltag bestmöglich zu überstehen.
Die Wege der Protagonisten sind schicksalhaft miteinander verknüpft. Über Zunaira wird auf Grund eines Unfalles, bei dem ihr Mann zu Tode kommt, ungerechter Weise die Todesstrafe verhängt.
Mussarat opfert sich anstelle Zunaira's freiwillig auf Grund ihrer Krankheit und der Liebe zu ihrem Mann. Atiq verliert den Verstand, vergeht sich unsittlich an fremden Frauen die er für die verlorene Zunaira hält und wird in den Straßen Kabuls grausam von den entehrten Männern erschlagen.
Persönliche Meinung
Meiner Meinung nach ist dieses Werk ungemein berührend und zeigt dem Leser, unter welchen Bedingungen Menschen teilweise Leben müssen. Die dargestellten menschlichen Abgründe sind grausam, aber realistisch geschildert. Ein sehr empfehlenswertes Buch, wenn auch etwas schwierig zu lesen, da jeder Satz eine Fülle an emotionalen Informationen enthält, die dem Leser viel Konzentration abverlangen und ihm keine Verschnaufpause gewähren. Als etwas störend empfand ich, dass im mittleren Teil des Romans die Handlung so gut wie gar nicht vorrangeht, worunter die Spannung und die Motivation weiterzulesen stark litt.
Zitat
"Außerdem lehne ich es ab, einen Tschadri zu tragen. Von allen Bürden ist er die erniedrigendste. […] aus mir eine Sache macht, mein Gesicht ausradiert und mir meine Identität nimmt." (64)