Das absolutistische System am Beispiel Frankreichs
Der Absolutismus als prägende Kraft:
Unter Absolutismus wird jene (historische) Regierungsform verstanden, die den Landesfürsten zum alleinigen Inhaber von Recht und Macht erhob und auf diese Weise die Mitregierung der Stände vollkommen auszuschalten versuchte.
Viele Städte Europas besitzen den Charakter fürstlicher Residenzen (Schlösser, Theater, Parkanlagen, Staatsorchester) und ist vielfach Erbe des Absolutismus.
In allen europäischen Staaten war die Durchsetzung moderner Staatsstrukturen mit vier grundlegenden Vorgängen verbunden:

Bürokratisierung:
Alle wichtigen Entscheidungen vielen in der näheren Umgebung des Fürsten. Von der Zentrale bestellte und besoldete Beamte übernahmen die Aufgabe, die Ausführung dieser Entscheidungen zu überwachen. Dies bedeutete die Bildung eines großen und hierarchisch gegliederten Beamtenapparates.

Militarisierung:
Um in Auseinandersetzungen bestehen zu können, schufen die Fürsten ein „stehendes“ Heer aus Berufssoldaten, das auch in Friedenszeiten unterhalten wurde.

Disziplinierung der Untertanen:
Darunter ist die beginnende Auflösung der mittelalterlichen Ständegesellschaft zu verstehen. Alles wurde der Staatsnotwendigkeit (Staatsräson) untergeordnet.

Eingriffe des Staates in die Wirtschaft:
Das stehende Heer die Besoldung der zahlreichen Beamten und der ausschweifende Luxus bei Hofe steigerten den Geldbedarf des Staates enorm, daher ständige Erhöhung der Steuern.

Das Herrschaftssystem Ludwigs XIV.
Ludwig XIV. = Der Sonnenkönig, Machtübernahme 1661;
Er fühlte sich als Zentrum der Verwaltung und des Staates, das hoch und erhaben über allen Mitmenschen stand.
Das Herrschaftssystem Ludwigs XIV.:
Der König regiert absolut über die Untertanen:
  • Position des obersten Richters und Gesetzgebers 
  • Entscheidung über Krieg und Frieden
  • Ernennung von Beamten und Ministern
  • Entscheidung über Ausgaben
  • Einfluss auf Wirtschaft
  • Entscheidung über Einnahmen, Steuergesetzgebung

Inwiefern standen Hof, Verwaltung, Wirtschaft, Armee, Religion und Kunst im Dienste des Königs?
Der Hof:
Viele Adelige überließen ihre Güter Verwaltern und zogen nach Versailles. Hier wurden sie mit klangvollen Ämtern betraut, besaßen aber keine politische Macht. Sie bildeten den neuen Stand des Hofadels, der immer mehr – auch finanziell – vom König abhängig wurde.
Das gesamte Leben am Hof war durch eine strenge Etikette geordnet. Jeder Einzelne erhielt einen festen Platz und eine bestimmte Rolle zugewiesen. Auch dies diente dem Ausbau und der Sicherung der Vorrangstellung des Königs.

Die Verwaltung:

An die Spitze der Verwaltung berief Ludwig XIV. bewährte Beamte bürgerlicher Herkunft als Minister. Der wichtigste dieser Amtsträger war Jean-Baptiste Colbert. Die bedeutendste Rolle in der zentralistischen Verwaltung spielte aber die Gruppe der Intendanten, sie waren meist juristisch gebildet und wurden zum persönlichen Beauftragten des Königs ernannt.
König – Hoher Rat (1. Kontrolleur der Finanzen, 2. Staatssekretär für Auswärtiges, 3. Staatssekretär für Kriegswesen) – Intendanten (königliche, besoldete Beamte in den einzelnen Landesteilen) überwachen – Regionale Parlamente (vorwiegend Adelige) und Gouverneure der Provinzen – Ausführung der königlichen Entscheidungen;

Wirtschaft:

Merkantilismus; Ausgangspunkt der merkantilistischen Wirtschaftslehren war die Annahme, dass die vorhandene Produktionsmöglichkeiten zu wenig genützt würden – daher Steigerung der Produktion und des Handels. Erwünscht war die Einfuhr von Rohstoffen, die im Inland zu Fertigwaren verarbeitet wurden und mit Gewinn exportiert werden konnten. Andererseits durften im Inland vorkommende Rohstoffe auf keinen Fall ausgeführt werden. In diesem Zusammenhang befürworteten die Merkantilisten auch den Erwerb von Kolonien, die als Lieferanten billiger Rohstoffe und als Abnehmer teurer Fertigwaren dienen sollten.

Strengere Zollpolitik gegenüber Ausland (Import-Schutzzoll) – Inland niedrigeres Lohnniveau – Wettbewerbsfähigkeit der Exportgüter international gesichert – rasches Wachstum der Bevölkerung – ständig hohes Angebot von Arbeitskräften – niedrige Löhne;
Zur Ankurbelung des Handels im Inland wurde die Abschaffung der Binnenzölle und die Verbesserung der Verkehrswege (Straßen, Kanäle) gefordert. Der Herrscher förderte die Einwanderung durch Privilegien und die Gewährung von Subventionen (Steuerfrei, Religionsfreiheit, Monopolstellung, usw.).

Armee:

Die Erfolge der merkantilistischen Wirtschaftspolitik und die damit verbundenen gesteigerten Einnahmen des Staates ermöglichten Ludwig XIV. eine kriegerische und expansive Außenpolitik. Die meiste Zeit seiner langen Regierung befand sich Frankreich im Kriegszustand mit den Nachbarn (Spanien, Holland, der Habsburgermonarchie und dem Deutschen Reich, und auch England) – sog. Kabinettskriege. Die Durchführung der Kriege oblag Söldnerheeren.
Anfänglich große Erfolge – vor 1700 schlossen immer mehr Fürsten Bündnisse gegen Frankreich.

Religion:

Glaubenszwang und Bekennernot;
Ludwig XIV. wollte auch in religiösen Angelegenheiten Einheitlichkeit durchsetzen und widerrief das Edikt von Nantes. Die Angehörigen der „R.P.R.“ (= angeblich reformierte Religion) feierten Gottesdienst geheim. Dies galt als schweres Verbrechen – Verurteilung zum Galeerenruderer. Als wirksames Druckmittel wurden ferner Soldateneinquartierungen (Dragonaden“) bei den Angehörigen der „angeblich reformierten Religion“ eingesetzt, dabei mussten für die Soldaten nicht nur das Quartier, sondern auch die Verpflegung bereitgestellt werden. Dieser Umstand trieb manche in den Ruin und es kam daher zu massenhaften Glaubensübertritten. Viele Franzosen entzogen sich der Repression durch die Flucht ins Ausland (Schätzungen bis ca. 1 Mio. Glaubensflüchtlinge aus Frankreich!).

Kunst:

Ludwig XIV. scheute weder Kosten noch Mühen seiner Untertanen, wenn es darum ging, die absolute Monarchie oder seine Person zu glorifizieren. Lobhudelnde Schriftsteller erhielten vom König reiche Geschenke oder sogar Gehälter. Aus Italien holte er die angesehensten Künstler, welche zur Ausbildung des Barock in Frankreich wesentlich beitrugen.

Das System des Merkantilismus:

Ausgangspunkt der merkantilistischen Wirtschaftslehren war die Annahme, dass die vorhandene Produktionsmöglichkeiten zu wenig genützt würden – daher Steigerung der Produktion und des Handels.
Die staatlich gelenkte Wirtschaft hatte das Ziel einer aktiven Handelsbilanz, d.h. mehr Exporte (bei Fertigwaren) als Importe (Rohstoffe aus den Kolonien – Schutzzollpolitik):
Steigerung der einheimischen Produktion durch:
  • Errichtung von Staatsbetrieben
  • Staatliche Kredite
  • Billige Erzeugung durch niedrige Transportkosten, niedrige Arbeitslöhne, niedrige Getreide- und Viehpreise und durch die Aufhebung von Binnenzölle und Ausbau von Straßen und Kanälen
Die Anhäufung von Bargeld im eigenen Land ermöglicht eine kostspielige Hofhaltung, sowie den Ausbau des Heeres.

Die Aufklärung – Ideen verändern die Welt
Wie definiert Kant „Aufklärung“?
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
Die Aufklärung: Weltanschauung des gebildeten Bürgertums im 18. Jh.:
  • Glaube an die Macht der Vernunft
  • Kampf gegen die Kirche und Absolutismus
  • Gegen geistige und politische Bevormundung

Was bedeuten Empirismus und Rationalismus?
Empirismus:
Der Engländer Francis Bacon vertrat die Ansicht, dass die Erfahrung (Empirie) die einzig verlässliche Quelle der Erkenntnis sei und lehnte jede Übernahme unüberprüften und unüberprüfbaren Wissens ab. Beobachtung und Experiment seien deshalb die einzigen zulässigen wissenschaftlichen Methoden.

Rationalismus:

In Frankreich schuf René Descartes den Rationalismus. Auch er weigerte sich, traditionelle Lehrsätze zu übernehmen; alles wurde von ihm systematisch in Zweifel gezogen. Als einzige Gewissheit verblieb ihm dabei die Erkenntnis: „Ich denke, also bin ich“ (cogito ergo sum).
Von da ausgehend entwickelte er eine Weltanschauung, die durch den Glauben an die Fähigkeit der Vernunft und die Gewissheit der wissenschaftlichen Erkenntnis geprägt ist. Diese Wissenschaftsgläubigkeit und die damit verbundene Naturbeherrschung durch den Menschen reicht bis in die Gegenwart.
Seine analytische Denkmethode wurde zu einem wesentlichen Merkmal des modernen wissenschaftlichen Denkens. Descartes Auffassung, wonach das materielle Universum eine Maschine sei, die ausschließlich nach mechanischen Gesetzen funktioniere, wurde zur beherrschenden Vorstellung der Naturwissenschaften.

Was sind die Forderungen der Aufklärung?

  1. Unterwerfung der Kirche unter dem Staat
  2. Religiöse Toleranz
  3. Redefreiheit
  4. Bildung und Wohlfahrt der breiten Massen
  5. Freier wirtschaftlicher Wettbewerb
  6. Lehre von der Volkssouveränität

Welche Auswirkungen hatte die Aufklärung auf den Staat und die Gesellschaft auf das Recht und Wirtschaft?
Vernunft auch im Aufbau des Staates:
Der Engländer John Locke entwickelte eine Staatslehre. Die wichtigste Aufgabe des Staates liege im Schutz des Eigentums seiner Bürger. Locke sah im Volk die höchste Autorität im Staat und begründete damit den Grundsatz der Volkssouveränität. Auf dieser Grundlage forderte Locke eine konstitutionelle Regierung, das Recht auf Widerstand sowie die Trennung der Staatsgewalten in Gesetzgebung und Regierung (Legislative, Exekutive).
Diese Ideen wurden später auch von den Franzosen Montesquieu und Rousseau aufgegriffen.
Der Volksbegriff wandelte sich entscheidend. War im Mittelalter nur der Adel das Volk, zur Zeit des Absolutismus die Stände, so erklärte nun Rousseau in seinem Hauptwerk „Contract social“ (Gesellschaftsvertrag, 1762) die abhängige Bevölkerung zum Volk. Der Herrscher hat die Pflicht, das Wohl seiner Untertanen zu sichern. Ist er dazu nicht imstande, kann ihn das Volk absetzen.

Aufklärung und Gesellschaft:

Die Aufklärer verstanden den Menschen als ein zur Freiheit berechtigtes und von Natur dazu bestimmtes Wesen. Soziale Ungleichheiten hielten sie für ungerecht und bekämpften sie in ihren Schriften (Hörigkeit, Leibeigenschaft) – sie setzten sich für Emanzipation der Juden, der Bauern und der Sklaven ein.
Sie bekämpften vielfältige Bildungsprivilegien ihrer Zeit und vertraten die Idee einer allgemeinen Volksbildung.
(So wurde in Österreich unter Maria Theresia eine Volksschule vom Staat eingerichtet)
In der Aufklärungsepoche wird die Frau weiter in den häuslichen Bereich zurückgedrängt. Die Mädchen sollten daheim auf den „wahren“ Beruf der Frau vorbereitet werden: „Vorsteherinnen des Hauswesens“.

Änderungen im Recht:

Der Glaube der Aufklärer an die unbegrenzte Verbesserungsfähigkeit des Menschen durch Erziehung und Unterricht führte auch Veränderungen auf dem Gebiet des Strafrechts und seines Vollzugs. Große Bedeutung erlangte dabei das Werk „Von den Verbrechern und Strafen“ des Italieners Cesare de Baccaria. Darin wandte er sich vor allem gegen Folter (kein taugliches Mittel zur Wahrheitsfindung) und Todesstrafe. Die Aburteilung von Gesetzesbrechern sollte nicht mehr unter den Vorzeichen von Vergeltung und Rache stehen; vielmehr diene sie einerseits dem Schutz der Bevölkerung und andererseits habe sie eine erzieherische Aufgabe.

Der Physiokratismus:

Wie die Pädagogik möglichst vielen Menschen eine grundlegende Bildung verschaffen sollte, so erwartete man sich von einer neuen Wissenschaft, der Volkswirtschaftslehre, die Garantie für das Glück möglichst vieler Staatsbürger.
Als Gegenbewegung zur staatlich gelenkten Wirtschaft des Merkantilismus wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jh. die Lehre der Physiokraten entwickelt. Einer ihrer wichtigsten Vertreter – Quesnay (Leibarzt von Ludwig XIV.) – forderte in seinen Schriften die Herstellung der natürlichen Ordnung in einer Wirtschaft ohne staatliche Eingriffe. Er meinte, dass sich der Wohlstand bei individueller Freiheit und Selbstverantwortung am besten entwickle. Dieser Grundsatz solle auch zwischen den Staaten gelten, deshalb forderte er Freihandel und die Abschaffung der Schutzzölle.
Quesnay bezeichnete die Landwirtschaft als „Quelle aller Reichtümer des Staates“:

Weitere Forderungen:

  • Förderung der Innenkolonisation
  • Förderung der Landwirtschaft
  • Bauernbefreiung (Abschaffung der Leibeigenschaft usw.)
  • Bodenreform (von ihnen bebautes Land als freies Eigentum besitzen)
  • Freie, natürliche Wirtschaftsordnung ohne Einmischung des Staates.
So enthielt der Physiokratismus viele Forderungen der Aufklärung und wurde mit seinem Bestreben, die Einflussnahme des Staates zurückzudrängen, zu einer wichtigen Grundlage des Wirtschaftsliberalismus im nachfolgenden Industriezeitalter.

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