Lehenswesen und Grundherrschaft
Das Lehenswesen des Frankenreiches (der Karolinger) mit der Kirche:
Chlodwigs planmäßig vorbereiteter und öffentlichkeitswirksam gestalteter Übertritt zum katholischen Glauben sicherte die Unterstützung der keltoromanischen Restbevölkerung. Karolinger Pippin (der Mittlere, 751 von den Franken zum König gewählt) und sein Sohn Karl Martell beschnitten den Adel. Karl Martell wendete die Bedrohung von den Arabern ausgehend ab (Schlacht von Poitiers, 732). Es gab ein Bündnis zwischen Pippin und dem Papst. Die Kirche gab Hilfe und Unterstützung gegen Feinde von außen. Auseinander- setzungen zwischen weltlicher und geistlicher Macht. Die Langobarden wurden besiegt. Es erfolgte eine Übergabe von Rom, Ravenna und Gebiete in Mittelitalien, welche die Städte verbanden, an den Papst (Pippinische Schenkung) – es wurde ein Kirchenstaat gegründet (Bestand bis 1870). Kirchenaufgabe: Einrichtung möglichst flächendeckender Grafschaften zur Reichsverwaltung.
Die Politik Karl des Großen: Mission – Grafschaften – Wirtschaft und Kultur:
Nach Pippin erstieg sein Sohn Karl den fränkischen Thron (768 – 814). Machtvolle Ausweitung des Reiches und politisch bedeutsame Beziehungen mit der Kirche. In 60 Feldzüge eroberte er die Langobarden, Baiern, Sachsen, Awaren und slawische Fürstentümer und dehnte sein Reich über die Enns bis Karantanien, Pannonien und Adria aus. Der politischen Eingliederung der eroberten Völker folgte die Missionierung. Am Weihnachtstag des Jahres 800 wurde Karl von Papst Leo III. zum Kaiser gekrönt. Karolingische Eroberungspolitik: Kriege zu führen um Beute zu erringen oder Unterworfene tributpflichtig zu machen. Die Gliederung des Reiches erfolgte mit über 200 Grafschaften als Verwaltungseinheiten.
Aufgaben der Grafen: Rekrutierung und Führung militärischer Verbände, Straßen-, Brücken- und Marktaufsicht, Einhebung der Zölle und Steuern, Vorsitz bei Gericht als Stellvertreter des Königs (Erbfolge), Privilegien und Förderung der Bistümer und Klöster (z.B. durch Schenkungen). Es kam die sogenannte Dreifelderwirtschaft auf (seit 8 Jh., Dreijahresrhythmus). Da es keine geregelte Vorratswirtschaft gab, entstanden Hungersnöte. Das Münzsystem (Silbermünze) wurde reformiert. Es entstand ein einheitliches Maß- und Gewichtssystem. Förderung des Handels, der Märkte und Kultur. Der Fränkische Königshof wurde Zentrum der geistigen Erneuerung. Es gab erste Reformen der Sprache und Schrift.
Christentum – Buchreligion, Karolingischer Minuskel – Vereinheitlichung der Schrift; Abschriften sicherten den Fortbestand der lateinischen Literatur im Abendland für die nächsten Jahrhunderte. Baukunst: Pfalzkapelle in Aachen.
Erklären Sie das Wesen des Feudalismus:
Der Feudalismus (Lehenswesen) Grundlage des Hochmittelalters. Wichtige Voraussetzung war die Anerkennung der Macht der Könige seitens ihrer Gefolgsleute. Der König war die Spitze im System des mittelalterlichen Staatswesens. Ein tragender Unterbau bildete eine auf ihn ausgerichtete Gefolgschaft, verpflichtet durch Geschenke, Ausrüstung, Beute und vor allem Land. Der Vasall war ein Mann, der sich in ein Abhängigkeits- und Schutzverhältnis zu einem mächtigen Herrn begeben hatte. Dieser verpflichtete sich zu lebenslänglichem Dienst und Gehorsam (Waffenhilfe und Beisitz vor Gericht). Für seine Dienste erhielt der Vasall meist ein Lehen (Land, später auch Ämter, Rechte und Stellen bei Hofe). Anfangs zog der König als oberster Landesherr die Lehen nach dem Tod der Vasallen wieder ein. Nachdem aber die Erblichkeit durchgesetzt werden konnte, verliehen die Könige ihre Lehensgüter an die Bischöfe (Bistümer) und Äbten (Klöster). Da es hier keine Erben gab, fiel das Lehen wieder an die Krone zurück.
Was bedeutet die Grundherrschaft für den Bauern:
Grundherrschaft heißt Herrschaft über Land und die darauf lebenden Menschen. Der größte Teil des Landes wurde an die Bauern zur Bewirtschaftung und Nutzung vergeben (Grunduntertänigkeit der Bauern). Die Bauern hatten als Gegenleistung Abgaben in Form von Ernte- und Viehertrag zu erbringen, bzw. einen sogenannten Frondienst zu erbringen. Durch den Verzicht auf die Wehrfähigkeit verlor der Bauer den rechtlichen Schutz und war somit vogelfrei. Das Abhängigkeitsverhältnis zum Grundherrn war ein sozialer Abstieg. Ab dem 12. Jh. wurden Naturalleistungen durch Geldbeträge und Frondienste abgelöst.
Das Leben des Adels im Mittelalter:
Der fürstliche Adel stand in der Rangfolge direkt unter dem König – darunter der niedere Adel (frei) – Ministerialen (unfrei). Im 13 Jh. bestand der Adel zu 80 % aus Ministerialen. Seit 12. Jh. Ritter – weltliche Adelige. Die Adeligen hatten ein sogenanntes Herrenleben – Grundherrschaft, selbst frei von landwirtschaftlicher Arbeit. sie lebten von den Erzeugnissen ihrer abhängigen Bauern. Ihre "Arbeit" war der Krieg. Die Adeligen schützten sich selbst durch befestigte Stützpunkte (Erdwall, Wassergraben – Burg). Es wurden Feste und Turniere veranstaltet. Die Kirche bemühte sich die streitsüchtigen Ritter zu mäßigen, ihre Raubzüge zu stoppen und ihre Fehden zu beenden, indem Landfriedensordnungen erlassen wurden. Nur den Adeligen war das Tragen von langem Haar vorbehalten. Man ernährte sich u.a. von Weißbrot, Wild- und Rindfleisch. Es gab diesbezüglich keine Notzeiten.
Mönchstum und Reichskirche
Das Mönchtum, die Klöster und ihre Bedeutung:
Ab dem 5. Jh. gab es immer mehr klösterliche Gemeinschaften, da die Menschen sich durch Naturgewalten, Missernten, Krankheiten, sowie räuberische Überfälle bedroht fühlten. Ordensregel des hl. Benedikt (529): Novizen wurden nur im Kloster aufgenommen, wenn die Familie eine Mitgift darlegte – sogenannte Adelsklöster. Nichtadelige lebten dort als minderberechtigte Laienbrüder und waren reine Arbeitskräfte. Klerus und Mönche waren Adelige. Bischöfe, Äbte und Äbtissinen entstammten den mächtigen Familien des Reiches. Die Klöster deckten ihren Eigenbedarf an Nahrungsmittel, Überschüsse wurden auf den Markt gebracht – Musterbetriebe. Es wurde die Dreifelderwirtschaft verbreitet und es gab Verbesserungen hinsichtlich der Pflug- und Spanntechnik.
Es entstanden somit neue Berufe – es bildeten sich Spezialisten heraus. Das Handwerk und die Technik wurden gefördert – Kunst, Wissenschaft, Philosophie. Dome und theologische Systeme wurden errichtet. Dem Volk wurde Bildung und Moral vermittelt. Entwicklung von Wasserenergie für Mühlen und Werkstätten, Wasserleitungen – Fortschritt! Die Aufgaben der Klöster beinhalteten z.B. Nächstenliebe, Arme verköstigen, einkleiden, Alte versorgen, Kranke pflegen, usw.
Reichskirchensystem und Reformbewegung:
Der Verfall des klösterlichen Lebens, sowie die Lockerung der religiösen Sitten brachte gewissen Unmut in die Bevölkerung. Von der Abtei in Cluny gingen in der zweiten Hälfte des 10. Jh. Reformen aus. Die Reformer wollten die volkstümlich gewordene Religion wieder verchristlichen. An der Wende vom 09. zum 10. Jh. verfällt das Papsttum – es ging die päpstliche Autorität verloren. Die Kaiser bemühten sich immer wieder um die Reform des Papsttumes (von Otto dem Großen, 936-973 – bis Heinrich III, 1039-1056). Im Reich selbst bedienten sich die Könige der Bischöfe und Äbte. Dort vertraten und unterstützten sie in der Regel die politischen Vorstellungen des Königs und führten die geistliche und weltliche Aufsicht (Reichskirchensystem). Eigenkirchenrecht – König wählt Bischöfe, Äbte und Priester aus. Bischöfe und Äbte folgten dem König und somit verlor das Papsttum zunehmend an Bedeutung. Die Vergaben der geistlichen Würden erfolgten nur gegen Geldzahlungen (Simonie). Es sollten Ehelosigkeit der Priester (Zölibat) und Zucht in den Klöstern durchgesetzt werden – Reformpartei.
Der Investiturstreit:
Mit dem Papstwahldekret von 1059 setzte Papst Nikolaus II einen maßgeblichen Schritt zur Wahl des Papstes durch das Kardinalskollegium. Papst Gregor VII. (1073-1085) verbannte simonistische Bischöfe. 1075 gab es ein Dekret gegen die Einmischung des deutschen Königs Heinrich IV in Angelegenheiten der Kirche. Der Papst war innerhalb der Kirche der Gesetzgeber (ohne ihn gab es kein Konzil). Gegenangriff Heinrich IV: Mit Zustimmung von 24 deutschen und 2 italienischen Bischöfen wurde der Papst für abgesetzt erklärt.
Folge: Investiturstreit zwischen König und Papst. Fürsten und Bischöfe fielen vom König ab und bedrohten sein Königtum. Nach 3 Tagen Buße nahm der Papst den König vor der Burg von Canossa (1077) wieder in die Kirche auf. Es gab jedoch noch weiterhin Kämpfe zwischen Königtum und Papsttum. Wormser Konkordat von 1122, Ausgleich: Die Wahl der Reichsbischöfe sollte in Gegenwart des Königs oder seines Stellvertreters erfolgen. Es entstanden erneute Auseinandersetzungen zwischen Papsttum Innozenz III. (1198-1216), welcher einen Anspruch der Kirche auf die Weltherrschaft erhob.
Ketzer und Bettelorden:
Die Lage der religiösen Individualisten und Eiferer spitzte sich mit dem Auftreten der Katharer in Westeuropa in der zweiten Hälfte des 12. Jh. dramatisch zu (Ketzer). Ihrer Meinung nach, konnten nur Menschen das Seelenheil erlangen, welche sich bereits im irdischen Leben von allem Materiellen und Fleischlichen, von allen Gelüsten und Begierden freihielten. Sie verwarfen die Amtskirche mit ihrer Verflochtenheit in weltliche Angelegenheiten und ihrem Reichtum. Glaubensabweichungen – Christus und Maria seien hohe Engel. Die Amtskirche wollte die Ketzer gewaltsam unterwerfen – Inquisation (Untersuchung mit Folter).
Franz von Assisi (1181-1226) gründete einen Orden der minderen Brüder (Minoriten), sie zogen predigend umher (Gemeinschaft sollte arm und besitzlos leben). Der Orden war Mitte des 13. Jh. über ganz Europa verbreitet.
Der Bettelorden der Dominikaner (hl. Dominikus, 1170-1221) wollte den Katharern den Alleinanspruch auf das apostolische Leben entreißen. Erstes Ziel war die Predigt. Sie waren sogenannte Männer der Schule – Gelehrte und Prediger (Predigerorden).
Demgegenüber riefen die Franziskaner zu Mitgefühl auf, betonten die Freude und rührten solcherart direkt an die Empfindsamkeit der einfachen Menschen.
Es wurde der Orden der Klarissen (Vorbild der Franziskaner) und der Orden der Dominikanerinnen gegründet.
Jetzt wurde mönchisches Leben mit seelsorgerischer Betätigung verbunden.
Die Kreuzzüge – Motive und Folgen:
Für die Menschen des Mittelalters beinhaltete die Wallfahrt Sündentilgung. Ab dem 11. Jh. verstand das aufstrebende Rittertum die Wallfahrt zunehmend mehr als Kriegsdienst für Christus. In der zweiten Hälfte des 11. Jh. fielen die Seldschuken (Moslem) in Kleinasien ein. Das Papsttum wollte die Eindringlinge aus den uralten christlichen Gebieten (Jerusalem) vertreiben – Papst Urban II. hielt im Freien eine Predigt (Synode von Clermont, 27.11.1095).
Kreuzzugsprediger warben für bewaffnete Wallfahrten. In 7 Kreuzzügen waren ungeheure Massen gegen das heilige Land in Bewegung.
Weitere Motive: Überbevölkerung, Missernten, Aussicht auf Beute, usw.
- Kreuzzug: Eroberung von Jerusalem (vorderer Orient war beherrscht von Europäern!)
- Kreuzzug: Eroberung von Konstantinopel – Byzanz wird vernichtet (1204)
Es folgten auch Kinderkreuzzüge!
Ergebnis: Ausweitung der Macht, Wissenschaft nach Europa, Städte des Mittelmeeres blühten auf;
Basisdatum 800: Kaiserkrönung Karl des Großen
Gegen Papst Leo III. erfolgte im Jahr 799 in Rom ein Putsch. Er floh über die Alpen zu Karl. Durch Fränkische Heerhilfe wurde der Papst wieder nach Rom zurückgebracht. Er würdigte nun die Verdienste Karls und krönte ihn am Weihnachtstag des Jahres 800 zum Kaiser.